Schleswig-Holstein will Umstieg auf Linux vorantreiben
Mit ihrer Strategie für "Open Innovation und Open Source" plant die schleswig-holsteinische Regierung etwa den Umstieg auf "+1.Linux" und ODF.
Die schleswig-holsteinische Regierung arbeitet weiter an der Umsetzung ihres Anspruchs, "die digitale Souveränität ganzheitlich zu betrachten" und flächendeckend in der Verwaltung auf freie Software umzustellen. Sie hat dazu am Montag eine Strategie für "Open Innovation und Open Source" veröffentlicht. Den Startschuss gab die schwarz-grüne Koalition mit dem Wechsel auf LibreOffice als Standard-Lösung für Bürosoftware für die rund 25.000 IT-Plätze im April. Die neue Strategie beschreibt nun die weiteren Maßnahmen hin zum anvisierten "digital souveränen IT-Arbeitsplatz". Dazu gehört demnach der Umstieg auf das Betriebssystem +1.Linux auf den Rechnern. Dabei handle es sich um eine "für den Behördeneinsatz geeignete und professionell unterstützte" Distribution mit moderner, leicht anpassbarer Bedienoberfläche.
Als weitere Maßnahmen beschreibt die Regierung in dem Papier die Umstellung auf den offenen Standard ODF (Open Document Format), auf eine offene Kollaborationsplattform auf Basis von Nextcloud sowie auf die Groupware Open Xchange mit E-Mail, Kalender und Adressbuch. Dazu kommen dem Plan nach "digital souveräne Basisdienste, Fachverfahren" und ein dazu passendes Telefoniesystem namens Oskar (Open-Source-Kommunikationsarchitektur).
"So reibungslos wie möglich"
Microsoft Windows, Office, Teams & Co. sollen dann der Vergangenheit angehören. "Voraussetzung für den flächendeckenden Einsatz von Open-Source-Produkten ist, dass die gewohnten Funktionalitäten mindestens in gleicher Qualität verlässlich funktionieren", betont Digitalminister Dirk Schrödter (CDU). "Wir werden den Umstieg für die Mitarbeitenden so reibungslos wie möglich gestalten und den gut geplanten Migrationsprozess durch Schulungen unterstützen."
"Ohne reibungslos funktionierende, digitale Systeme wäre die öffentliche Verwaltung heutzutage nicht arbeitsfähig", wirbt Schrödter für die Migration. Behörden benötigten "verlässliche IT-Komponenten, deren Anschaffung Wahlfreiheit, Anpassungsmöglichkeiten, Wettbewerb und die Kontrolle über die eigene digitale Infrastruktur garantiert". Die Gewährleistung der digitalen Souveränität sei "mindestens so wichtig wie die Energiesouveränität". Zudem gelte es, die starken Abhängigkeiten von proprietären Anbietern zu vermeiden.
"Grundlegender Wandel der Arbeitskultur"
Die Landesregierung verspricht sich auch eine verbesserte IT-Sicherheit, geringere Kosten, mehr Datenschutz und ein einfacheres Zusammenspiel unterschiedlicher Systeme. Die schwarz-grün-gelbe Vorgängerregierung hatte sich 2017 eine "vollständige Ablösung" von Microsoft & Co. als Ziel gesetzt. Schwarz-Grün steckte 2022 etwas zurück, hielt aber prinzipiell an dem Plan fest.
Die Voraussetzungen für einen Umstieg könnten jetzt kaum besser sein, meint Schrödter: "Der klare Trend hin zum kollaborativen ortsunabhängigen Zusammenarbeiten in der Cloud bietet die einmalige Chance, den Weg in die digitale Souveränität zu einem Zeitpunkt zu gehen, zu dem ein grundlegender Wandel in der Arbeitskultur ohnehin ansteht."
Die Förderung der regionalen Digitalwirtschaft versteht Schleswig-Holstein als moderne Form der Industriepolitik. "Anstatt unsere IT-Finanzmittel in Lizenzgebühren zu stecken, setzen wir sie ein, um Entwicklungs- und Supportverträge zu finanzieren", führt Schrödter aus. Dies stärke insgesamt den Standort Schleswig-Holstein.
Weitere Handlungsfelder sind der Aufbau eines Open Source Programm Offices (OSPO) in der Landesverwaltung, eine Stärkung des DigitalHub.SH, der Ämter und Unternehmen verbinden soll, sowie ein stärkerer Fokus auf mehr Partizipation via Open Government mit unabhängig überprüfbarer Hard- und Software. Das Land will sich zudem an der Deutschen Verwaltungscloud beteiligen, um dem Zentrum Digitale Souveränität (Zendis) beizutreten. Darüber treibt der Bund die eigene quelloffene Office-Suite openDesk voran.
(vbr)