Der Rheinsteig lässt Wanderherzen höherschlagen: auf dem perfekt beschilderten Rheinsteig genießt man das berühmte Rheintal von oben. Dutzende spektakulärer Aussichtspunkte erlauben den Blick auf den Fluss und eine Vielzahl von Schlössern, Burgen und Festungen. Versprochen: Hinterher weiß jeder, warum das Rheintal so beliebt ist. Vorbei an Burgen und durch Weinberge folgt der Rheinsteig mal mehr, mal weniger direkt oberhalb des Flusses. Abends geht es meist wieder an den Rhein hinunter. Malerische Fachwerkstädtchen locken mit Gastlichkeit und dem in der Gegend allgegenwärtige Wein.
Der Rheinsteig verläuft 320 Kilometer lang rechtsrheinisch von Bonn nach Wiesbaden und erschließt vier Regionen: das Siebengebirge, das Untere und das Obere Mittelrheintal sowie den Rheingau. So vielfältig wie die Regionen zeigt sich die Landschaft, die man entlang des Rheinsteigs entdecken kann. Einsame Wälder, tiefe Täler, schroffe Felsen und malerische Weinhänge können Wanderer auf dem Rheinsteig passieren. Der Rheinsteig ist ein Fernwanderweg der Superlative.
Trotz seiner genussvollen Etappen und der reizvollen Landschaft darf der gesamte Verlauf des Rheinsteig nicht unterschätzt werden: Wer ihn komplett gehen will, braucht Zeit und Ausdauer. Über 10.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg stecken demjenigen in den Waden, der die gesamten 320 Kilometer des Rheinsteigs bewältigt hat.
Wer nicht gleich mit 320 km am Stück starten möchte, für den gilt für den Rheinsteig wie für alle Fernwanderwege: Man muss ja nicht gleich den gesamten Fernwanderweg schaffen. Wer nur ein paar Tage in den Rheinsteig reinschnuppern will, für den bieten die Etappen zwischen St. Goarshausen und Rüdesheim Wandergenuss pur. Die Etappen dieses Rheinsteig-Abschnitts sind zwischen 14 und 22 Kilometer lang und führen durch eines der romantischsten Stücke des Rheintals und auf die bekannte Loreley. Unzählige Schlösser und Burgen säumen die Rheinsteig-Etappen. Der Rheinburgenweg eignet sich für alle Wanderer, die das Ganze noch mal von der anderen Flussseite sehen wollen. Oder lieber doch einen anderen der Toptrails? Langweilig wird es Wanderern auf dem Rheinsteig so schnell nicht.
Unsere 3 Lieblingsetappen
1. Von Rüdesheim nach Lorch
Die erste Etappe liefert eine gute Eingewöhnung in das stete Auf und Ab auf dem Rheinsteig. Der Weg ist, wie die anderen Etappen auch, so gut ausgeschildert, dass man sich ganz aufs Wandern und die Aussichten konzentrieren kann. Weinberge, Wälder und herrliche Panoramablicke auf den Rhein begleiten den Wanderer auf dem Weg nach Lorch. Der einzige nennenswerte Anstieg führt vom Rotwein-Örtchen Assmannshausen auf den angrenzenden Höllenberg. Von da an geht es auf stimmungsvollen Höhenwegen vorbei an Schieferfelsen und durch Laubwälder. Unterwegs trifft man auf Sehenswürdigkeiten wie die Zauberhöhle, ein Wildgehege, die Ruine Rossel oder den Drei-Burgen-Blick. Nach diesem ersten Tag hat man einen guten Eindruck davon, was einen auf der weiteren Strecke erwartet.
2. Von Lorch nach Kaub
Auf diesem Abschnitt geht es einige Male kräftig bergauf – so ist gleich zu Beginn der felsige Anstieg zur Ruine Nollig zu bewältigen. Zwischen Kilometer sechs und sieben erreicht man im Wald den »Grenzvogt« – ein saisonal geöffneter Freiluft-Ausschank mit vielen Sitzplätzen, die zu einer Rast laden. Anschließend führt der Weg über die Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz, und es steht der anspruchvollste Anstieg des Tages an: Der »Paul-Claus-Pfad« leitet in einer Serpentine steil bergauf. Oben wartet dafür eine malerische Aussicht auf die Inselburg Pfalzgrafenstein. Schließlich über Waldwege bis nach Kaub, ihres Zeichens kleinste Gemeinde (860 Einwohner) in Rheinland-Pfalz. Wer noch Energie hat, besichtigt dort das Blüchermuseum oder schlendert einfach noch etwas durch die historischen Gassen.
3. Von St. Goarshausen nach Kaub
Die Königsetappe beginnt mit einem anfangs steilen, langen Anstieg von drei Kilometern. Doch danach wartet schon das erste Highlight der Etappe: Der Rheinsteig leitet durch die Dörscheider Heide mit ihren schönen, weitläufigen Magerwiesen. Es folgt ein steiles Felsenstück, das durch Seile gesichert ist, die man gut gebrauchen kann. Nach dem Abstieg bis ins Tal einen kleinen Bach queren, um anschließend wieder sehr steil anzusteigen, der Beschilderung »Loreley« folgend. Damit ist das Gröbste überstanden. Weiter geht es auf einem Höhenweg über die Felsenkanzel mit sensationellem Ausblick bis zum sagenumwobenen Loreley-Felsen. Dass so viele Schiffe an der Loreley verunglückten, liegt übrigens daran, dass sich der Rhein an der Loreley verengt und schneller strömt, eine zusätzliche Gefahr stellten früher Felsenriffe dar, die inzwischen gesprengt wurden. Ein steiniger Geröllweg bringt den Wanderer schließlich nach unten an sein Ziel St. Goarshausen.
Die Etappen des Rheinsteigs
Etappen Siebengebirge:
- Bonn – Königswinter (Länge: 22 km)
- Königswinter – Bad Honnef (Länge: 13,5 km)
- Bad Honnef – Linz (Länge: 18 km)
Etappen Unteres Mittelrheintal:
- Linz – Bad Hönningen (Länge: 14 km)
- Bad Hönningen – Leutesdorf (Länge: 16,5 km)
- Leutesdorf – Rengsdorf (Länge: 19 km)
- Rengsdorf – Sayn (Länge: 13 km)
- Sayn – Vallendar (Länge: 13 km)
- Vallendar – Koblenz-Ehrenbreitstein (Länge: 9 km)
Etappen Oberes Mittelrheintal
- Koblenz-Ehrenbreitstein – Niederlahnstein (Länge: 13,5 km)
- Niederlahnstein – Braubach (Länge: 8,5 km)
- Braubach – Kamp-Bornhofen (Länge: 16,5 km)
- Kamp-Bornhofen – Kestert (Länge: 12 km)
- Kestert – St. Goarshausen (Länge: 12 km)
- St. Goarshausen – Kaub (Länge: 22 km)
- Kaub – Lorch (Länge: 13,5 km)
- Lorch – Rüdesheim (Länge: 20 km)
Etappen Rheingau
- Rüdesheim – Johannisberg (Länge: 13 km)
- Johannisberg – Kiedrich (Länge: 14,5 km)
- Kiedrich – Schlangenbad (Länge: 9,5 km)
- Schlangenbad – Wiesbaden-Biebrich (Länge: 16,5 km)
Rheinsteig – Lage
Der Rheinsteig passiert gleich vier Regionen: das Siebengebirge, das Untere und das Obere Mittelrheintal sowie den Rheingau. Zwischen Taunus und Hunsrück hat der Fluss ein enges, malerisches Tal aus dem Rheinischen Schiefergebirge gewaschen, dessen Seiten von Weinbergen, Burgen und Schlössern gesäumt sind.
Rheinsteig – Anfahrt
Jede Ortschaft am Rheinsteig verfügt über einen ÖPNV-Anschluss. Wer nur einzelne Etappen wandern will, kommt bequem ohne Auto aus. Die gute Verkehrsanbindung ermöglicht das Einteilen der Etappen nach Lust und Laune oder nach Kondition: Wanderer gelangen einfach zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
outdoor-Tipp: per Schiff über den Rhein zurück zum Startort der Etappe.
Rheinsteig – Beste Reisezeit
Der Rheinsteig ist ganzjährig begehbar, am schönsten im Frühling oder Herbst.
Rheinsteig – Unterkunft
Eine Reihe Hotels und Pensionen laden entlang des Rheinsteigs für eine Übernachtung ein. Auf der Suche nach dem passenden Nachtquartier werden Wanderer auf der Webseite des Rheinsteigs fündig. Ansonsten auch hier:
- Lorch: www.stadt-lorch-rheingau.de
- Kaub: www.stadt-kaub.de und www.tal-der-loreley.de
- St. Goarshausen: www.loreley-touristik.de
- Campingplatz: Tel. 06771/802697, www.loreley-camping.de
- Jugendherberge: Tel. 06771/2619, www.loreley-herberge.de
- Kestert: Fremdenverkehrsverein Kestert, Tel. 06773/7102
Rheinsteig – Bücher und Karten
- Abenteuer Rheinsteig, W. Blum, H. Braun, G. Stephan-Kaselow, FloH-Verlag/Görres Verlag 2005, 12,80 Euro
- WanderTOUREN Rheinsteig, R.O.Goebel, Ideemedia-Verlag 2005, 12,95 Euro.
- Buchtipp: Komplettpaket Rheinsteig-Buch/–karte, 20,95 Euro zzgl. Versand, Bezug über www.rheinsteig.de
- LVA Rheinland-Pfalz (+ Projektbüro Rheinsteig), Rheinsteig, 1:50000, 9,50 Euro
- Hessisches Landesamt für Boden + Geo., Rheingau 1, 1:25000, 9,50 Euro;
- Landesamt für Vermessung + Geobasisinfo. Rheinl.-Pfalz, Oberes Mittelrheintal, 1:25000, 6,80 Euro.
Rheinsteig – Infos
Die übersichtliche Website des Rheinsteigs www.rheinsteig.de zeigt alle Etappen mit ihren Eckdaten – eine gute Grundlage für die Tourenplanung (Info-Paket für 5 Euro).
Unser Reisebericht vom Rheinsteig 2020:
Dass sich »Wein« auf »Rhein« reimt, scheint mit Blick auf die Landschaftsgestaltung des Oberen Mittelrheintals mehr als folgerichtig. Während unserer Tour bleibt der Rebensaft jedenfalls stets präsent, so viel kann ich schon mal verraten. In drei Etappen soll es von Rüdesheim bis zur Loreley-Stadt St. Goarshausen gehen – das Herzstück des insgesamt 320 Kilometer langen Rheinsteigs, der sich von Wiesbaden aus über felsige Pfade und durch dichte Wälder bis nach Koblenz schlängelt. Der Touristenmagnet Rüdesheim schmiegt sich unterhalb des imposanten Niederwalddenkmals (aka Wacht am Rhein) direkt an den Fluss. Weil weder Janine noch ich den Mut besitzen, einen echten Rüdesheimer Kaffee (jede Menge Zucker, Sahne, Kaffee und Asbach Uralt) zu probieren, brechen wir gleich auf: per Seilbahn. Die zehnminütige Fahrt wird uns unter dem Titel »Schweben über Reben« angepriesen, was durchaus nicht gelogen ist. Oben angekommen, hebt die zwölf Meter hohe Figur der Germania von ihrem Sockel herab höflich das Krönchen: auf eine gute Tour, die Herrschaften. Von jetzt an wird uns als offizielles Rheinsteig-Symbol ein blaues »R« den Weg weisen, für heute bis ins Örtchen Lorch, auf 21 Kilometern Strecke mit 680 Höhenmetern.
Auf so einer Distanz kann etwas Abwechslung nicht schaden, und für die hat gleich zum Auftakt im Niederwald Graf Karl Maximilian von Oststein gesorgt, mit einigen Kuriositäten. Der Erbe des Mainzer Kurfürsten hat zum Beispiel die Ruine Rossel errichtet, anno 1787. Ganz recht: eine Ruine, keine Burg – einfach nur, weil ihm leicht verfallene Gebäude so gut gefallen haben. Heute führt der Rheinsteig mitten hindurch, an der höchsten Stelle des Waldes. Danach folgen mit Zauberhöhle, Rittersaal und Jagdschloss noch weitere Bauwerke des gebürtigen Russen, die uns den Weg sehr unterhaltsam gestalten. »Ein bisschen verrückt war der schon, oder?«, raunt Janine. Stimmt. »Aber irgendwie auch ganz sympathisch.«
Auf den Sessellift hinunter nach Assmannshausen verzichten wir und gehen zu Fuß. Weinkenner rühmen den kleinen Ort im Tal für seinen Rotwein vom Höllenberg. In der »Alten Bauernschänke« überprüfen wir, ob da was dran ist. Es ist, mehr jedenfalls als am Namen »Höllenberg«, den es anschließend auf der anderen Seite hinaufgeht – ein Anstieg, der sich auch nach einem Viertel Spätburgunder leicht verkraften lässt. Auf der Höhe lockt an der »Rotweinlaube« – man ahnt es – noch mehr Wein. Den gibt es dort in einem kleinen Selbstbedienungsverschlag, bezahlt wird dank QR-Code einfach mit dem Smartphone. Allerdings sollte man nicht der Versuchung erliegen, sich durch alle angebotenen Sorten zu probieren. Nicht, weil der Wein schlecht wäre, sondern, weil weiter hinten eine felsige, seilgesicherte Passage wartet, die volle Einsatzbereitschaft des Gleichgewichtssinnes voraussetzt.
Die Füße laufen wie von alleine
Danach: Entspannung. Auf breiten Höhenwegen windet sich der Weg durch Wälder und Wiesen. Immer wieder gibt das Grün Blicke auf den Rhein und die flankierenden Ortschaften frei, während landeinwärts Schiefersplitter die Hänge teilweise aussehen lassen, als seien sie eine Fotomontage. Auch unser Tagesziel, das Städtchen Lorch an der Mündung der Wisper, taucht immer wieder am Horizont auf. Unsere Füße laufen wie von alleine, wir genießen die Blicke. Irgendwann markiert ein gelbes Rheinsteig-Symbol den Zuweg nach unten. Dass wir unser Nachtlager im Gästezimmer eines Weinguts aufschlagen, versteht sich irgendwie von selbst, oder? »Und morgen wird es dann gemütlicher«, sagen wir uns.
Denn auf dem Papier scheint es, als diene die zweite Etappe der Regeneration. Mit 14 Kilometern fällt sie vergleichsweise kurz aus, und 460 Höhenmeter klingen auch nicht nach körperlicher Grenzerfahrung. Doch der Weg bis nach Kaub hat es in sich. Schon die ersten zwei Kilometer wecken die Lebensgeister: Am Rande der Ortschaft führt ein felsiges Stück hinauf zur Burgruine Nollig. Eine von vielen Burgen und Ruinen übrigens, die sich entlang des Rheins in Privatbesitz befinden und nicht besichtigt werden können. Stört uns nicht weiter, denn der Ausblick auf eine Sehenswürdigkeit steht dem Blick in eine Sehenswürdigkeit häufig kaum in etwas nach. Den Titel des malerischsten Ausblicks sichert sich an diesem Tag aber die fast schon kitschig auf einem bewaldeten Felsvorsprung platzierte Clemenskapelle.
Dass unsere Rucksäcke heute mehr wiegen als gestern, liegt am zusätzlichen Proviant. Denn am Weg bietet sich heute nur eine Möglichkeit zur Einkehr, und zwar eine sehr spezielle: An der Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz wartet der »Grenzvogt« mitten im Wald auf Gäste. Heute allerdings sind wir es, die warten – und zwar vergeblich. Anscheinend bleiben die Läden der Mischung aus Imbiss und Ausschank an diesem Tag geschlossen. Rasten lässt es sich hier freilich trotzdem. Eine weise Entscheidung, denn der anschließende Anstieg auf einem schmalen Trampelpfad scheint sämtliche Höhenmeter des Tages auf sich vereinen zu wollen. Da fühlt man sich weiter oben fast versucht, direkt die Abkürzung nach Kaub zu nehmen. Machen wir aber nicht, denn sonst würde uns ein schöner Wanderweg durch Laubwälder und vorbei an Felsen mit toller Aussicht entgehen, der selbst über das leicht regnerische Oktoberwetter hinwegtröstet. Immer wieder geben die Bäume den Blick von weit oben auf den sich stets verändernden Rhein frei. Ein besonderer Hingucker ist die Burg Pfalzgrafenstein, die auf einer Sandbank mitten im Fluss thront.
Hier kommen wir noch mal her
Ein absolutes Muss ist es, in Kaub mindestens das Dinner im Hotel zum Turm einzunehmen, wenn nicht gleich die Nacht dort zu verbringen – ein Hotel alter Schule mit nie verflogenem Charme und einer Küche, die ihresgleichen sucht. Das gilt übrigens auch für das Frühstück, das Corona-konform als Etagere am Tisch serviert wird. Zwei Tütchen gibt es mit dazu – Proviant für Etappe Nummer drei. Wie nett. Wir verlassen die mit 860 Einwohnern kleinste Gemeinde in Rheinland-Pfalz mit dem Schwur: Hier kommen wir noch mal her. Und sei es nur fürein Abendessen. Wer möchte, kann im Ort aber auch etwas über den Freistaat Flaschenhals lernen. Tatsächlich hat der nichts mit Wein zu tun. Es geht um eine Lücke im Aufteilungsplan der Besatzungsmächte nach dem Ersten Weltkrieg: Auf der Landkarte sieht diese kurzzeitig besatzungsfreie Zone aus wie, naja, ein Flaschenhals eben.
Für uns steht statt Historie allerdings die »Königsetappe« auf dem Tableau. Zwanzig anspruchsvolle Kilometer führen bis nach St. Goarshausen, und heute haben wir auch richtiges Glück mit dem Wetter, denn es ist neblig und wolkenverhangen. Doch, richtig gelesen: Die Witterung erinnert ans schottische Hochland und verleiht der Dörscheider Heide, die es erst zu erklimmen und dann zu durchqueren gilt, eine gespenstische Atmosphäre. Struppige Gewächse ragen aus dem Magerrasen, der Blick reicht keine zehn Meter weit. Neben dem Genuss von Federweißem ist das wechselhafte Klima das wohl beste Argument für eine Rheinsteig-Tour im Herbst. Und es geht sich ruhiger. Außerhalb der Ortschaften treffen wir nur sporadisch auf Wandergenossen, sofern sich keine Sehenswürdigkeit in der Nähe befindet.
Warum der Weg nach St. Goarshausen als Königsetappe des immerhin 320 Kilometer langen Rheinsteigs gilt, deutet sich im ersten Abstieg an. »Da brauchst du ja ne Kletterausrüstung«, entfährt es Janine. Jedenfalls sind wir beide recht dankbar für die Seile am Rand der felsigen Steilpassage. Und während wir uns munter über Stock und Stein ins Tal vorarbeiten, manifestiert sich ein Gedanke zur Erkenntnis: Alles was du runterläufst, musst du auch wieder rauf. Und so kommt es auch: An einen steilen Anstieg schließt ein noch steilerer Anstieg an. Pünktlich zu dieser Leibesertüchtigung hat sich der Nebel verzogen, sodass die Sonne unsere schwitzenden Gesichter gut ausleuchten kann. Danke dafür.
Aber der Weg ist jeden Schweißtropfen wert. Mal geht es über lichtdurchflutete Pfade in Nadelwäldern, mal entlang an scharfen Klippen. Stetiger
Begleiter ist der Rhein, den wir seit der Verabschiedung aus dem grauen Niesel nun wieder häufiger zu Gesicht bekommen. Schließlich baut sich die wohl berühmteste Formation auf: die Loreley. Ein langer Weg führt bis an die Felsspitze, die über die Flussenge ragt und in beide Richtungen einen weiten und beeindruckenden Blick freigibt. Längst ist Heinrich Heine mit seinem Loreley- Lied allgegenwärtig. Auf Tafeln, aus Lautsprechern, auf Souvenirs. Die wilde Natur haben wir verlassen, hier herrscht der Tourismus. Deshalb verweilen wir nicht allzu lange und machen uns auf den Weg hinunter nach St. Goarshausen. Den letzten Abend lassen wir bei einem Fläschchen Wein ausklingen, nehmen wir uns vor. Hier wird’s ja irgendwo welchen geben, oder?
Weitere Rheinsteig-Impressionen gibt es hier: