Nach der lebensverändernden Diagnose stand Elizabeth Sandbothe vor einer ungewissen Zukunft. Genau das aber weckte ihren Kampfgeist.
"Meine Ärzte sagten, es sei unwahrscheinlich, dass ich je wieder spielen könne", erinnert sich die US-amerikanische Volleyballerin. Doch anstatt aufzugeben, nahm sie die Herausforderung an und arbeitete sich zurück.
Mittlerweile steht sie wieder in der Bundesliga für Schwarz-Weiss Erfurt auf der Platte - obwohl sie bis zum heutigen Tag ihre Fingerspitzen nicht spürt. "Ich würde sagen, dass ich mich bis heute erhole und heile", sagte die 25-Jährige im "SID"-Gespräch.
Bei einer Auswärtsfahrt nach Aachen vor drei Jahren bemerkte Sandbothe, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmte. Im Oktober 2021 die Schock-Diagnose: Guillain-Barr-Syndrom. Eine Nervenerkrankung, die zu schwersten Schäden des Nervensystems führen kann. So auch bei ihr.
Innerhalb weniger Wochen verschlimmerten sich die Symptome rasant: Was mit einem Kribbeln und Juckreiz unter der Haut begann, endete in starken Rücken- und Bauchschmerzen, bis Sandbothe schließlich im Rollstuhl saß – paralysiert und unfähig, sich selbst zu ernähren.
Auf die rapide Verschlimmerung ihrer Symptome folgte ein dreiwöchiger Reha-Aufenthalt in Bad Liebenstein und die Rückkehr in ihre Heimat Missouri, um vollständig zu genesen. Ob dies überhaupt möglich sei, stand lange in den Sternen.
Volleyball: Sturheit hilft Sandbothe bei Comeback
"Aber das Gehirn ist mächtig, und man lernt, damit zu leben", sagt die US-Amerikanerin, die seit 2021 in Erfurt unter Vertrag steht: "Ich bin stur und wollte unbedingt wieder spielen. Ich vermisste das Spiel, die Wettbewerbe, das Team und das Mentoring eines Trainers. Die kleinen wunderbaren Dinge, die eine Teamsportart mit sich bringt."
In Deutschland fand sie auch ihre große Liebe, den deutschen Volleyball-Nationalspieler Ruben Schott. "Wir haben uns eines Abends in Berlin mit Freunden getroffen. Meine Teamkollegin in Erfurt kannte einen seiner Teamkollegen in Berlin. Es war eine dieser Begegnungen, bei der wir nach dem ersten Treffen wussten, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen wollten", sagte Sandbothe.
Ihren Freund unterstützte sie im vergangenen Sommer auch bei den Olympischen Spielen. "Paris diesen Sommer war wunderbar, es war ehrlich gesagt ein Traum, ihn dabei zu sehen, wie er seinen Traum verwirklicht. Es war immer sein Traum, auf diesem Niveau zu konkurrieren und Teil von etwas Historischem für sein Land zu sein. Das zu beobachten, war unglaublich."
Sie selbst will sich mit Aufsteiger Erfurt im Volleyball-Oberhaus etablieren. "Unser Fokus liegt darauf, Punkte in der Bundesliga zu sammeln, unsere besten Spiele zu spielen und auch im Pokal erfolgreich zu sein."
Dieser Plan ging nicht auf - im Pokal sind die Erfurter Volleyballerinnen am vergangenen Wochenende ausgeschieden. In der Liga warten nun hochkarätige Spiele gegen den MTV Stuttgart (30.11./Dyn), beim Dresdner SC (04.12/Dyn) und beim SC Potsdam (14.12/Dyn).