St. Pauli beim HSV

Für Flum wäre im Derby „noch mehr drin gewesen“

Von Werner Langmaack
Veröffentlicht am 01.10.2018Lesedauer: 3 Minuten
Johannes Flum nach dem Schlusspfiff. Zufrieden war er nicht mit der Leistung
Johannes Flum nach dem Schlusspfiff. Zufrieden war er nicht mit der LeistungQuelle: picture alliance /

Der FC St. Pauli besinnt sich im Derby gegen den Hamburger SV auf seine Tugenden und bleibt der „amtierende Stadtmeister“. Die Kiezkicker holen insgesamt sieben Punkte aus der englischen Woche.

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Als Zeichen wohlgefälliger Zufriedenheit genehmigte Markus Kauczinski seinen Schützlingen einen Kurzurlaub: zwei Tage zum Lohn für eine ertragreiche englische Woche. Stolze sieben Punkte erlöste die Kieztruppe aus drei Partien und findet sich auf Tabellenplatz sechs wieder, in Gefilden, wo es sich gut leben lässt. Da jedoch erst ein knappes Viertel der Saison absolviert ist, handelt es sich in der Tat nur um eine Momentaufnahme.

Zurücklehnen dürfen sich die Profis nur für einen kurzen Augenblick, dann sind die Sinne wieder zu schärfen. Am kommenden Sonntag gastiert der SV Sandhausen am Millerntor, ein Verein, gegen den die Hamburger sich regelmäßig schwertun. Die letzten drei Heimspiele gegen die Baden-Württemberger, die als Fleisch gewordene fußballerische Zweitklassigkeit gelten, konnten sie jedenfalls nicht gewinnen.

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In gewisser Weise handelt sich also um das Kontrastprogramm zu dem bundesweit beachteten Duell mit dem HSV, das sportlich weit unter den Erwartungen blieb, für die Braun-Weißen aber mit einem akzeptablen torlosen Remis endete. Statistische Spieldaten sind zwar mit Vorsicht zu genießen, mitunter aber liefern sie Deutungsansätze.

Die Kiezkicker entschieden laut dieser Aufzeichnungen mehr als 55 Prozent der Zweikämpfe für sich, die Abwehrspieler Jeremy Dudziak und Philipp Ziereis, der sich offenbar auf der Rückkehr zu früherer Stabilität befindet, gewannen jeweils fast 75 Prozent ihrer Duelle. Diese Bissigkeit gepaart mit mustergültigen Ausdauerleistungen der Mittelfeldakteure ergab einen nicht zu knackenden Defensivriegel.

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Back to the Roots

Womit auch schon der zentrale Grund für St. Paulis Lauf genannt ist. Back to the Roots, zurück zu dem, was die Mannschaft schon in der Vergangenheit stark machte und was gleichsam zur DNA des Klubs gehört: Kampfgeist und Überlebenswille. Dabei bleiben künstlerische Elemente halt auf der Strecke, wie auch Kapitän Johannes Flum anmerkte: „Hinten hat bei uns die Null hat gestanden, das war das Positive. Geärgert hat mich aber, dass wir die Räume nicht optimal genutzt und zu ungenau abgespielt haben. Insgesamt hätten wir vielleicht etwas mutiger nach vorn spielen sollen, dann wäre noch mehr drin gewesen.“

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Das ist die zentrale Frage, vor der die sportliche Führung steht: Sollen sie dem eigenen Gusto folgen und angriffslustigere, aber zugleich waghalsigere Strategien anwenden oder so weitermachen, dass Flum häufiger hinterher sagen wird: „Ich glaube, für die Fans war es ein ziemlich langweiliges Spiel.“

Was zumindest der St.-Pauli-Anhang sich nicht anmerken ließ. Gleich nach dem Schlusspfiff feierten sie ihr Team als „amtierenden Stadtmeister“ und trotzten dem konkreten Tabellenbild mit der Songzeile: „Die Nummer eins der Stadt sind wir!“

Immer ans Maximum gehen

Realistisch betrachtet ist der Kiezklub davon noch ein gutes Stück entfernt. Denn in keiner der drei Partien der englischen Woche vermochte die Mannschaft restlos zu überzeugen. Gegen Ingolstadt und Paderborn profitierte sie von Platzverweisen zulasten der Konkurrenz, und spielerisch ist noch reichlich Luft nach oben.

So abgedroschen das Prinzip, „von Spiel zu Spiel“ zu denken, klingt, so ratsam ist dessen Anwendung für die Elf vom Millerntor. Denn in jedem einzelnen Zweitligamatch muss die Kiezelf das Maximum abrufen. Andernfalls geht es verloren. Die Saison fühlt sich für den FC St. Pauli momentan flauschig an, kann aber schnell auch wieder ätzend werden.


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