Formel 1

Ross Brawn kehrt nicht zu Ferrari zurück

Von Burkhard Nuppeney
Veröffentlicht am 12.11.2007Lesedauer: 4 Minuten
Ross Brawn
Wurde sich mit Ferrari nicht einig und wird künftig einen anderen Overall tragen: Ross BrawnQuelle: picture-alliance

Der Formel-1-Stratege und ehemalige Technikchef von Michael Schuhmacher schließt sich nach seiner einjährigen Auszeit dem Rennstall Honda an: "Die Scuderia hat bewiesen, dass sie auch ohne mich zu Höchstleistungen fähig ist. Ich suche die Herausforderung."

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Die Rückkehr von Formel-1-“Superhirn“ Ross Brawn zu Ferrari ist zumindest vorerst geplatzt. Der 53-Jährige Engländer wird stattdessen neuer Teamchef bei Honda. Das gaben die Japaner am Montag offiziell bekannt. Brawn hatte sich nach der WM-Saison 2006 und dem Rücktritt des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher eine einjährige Auszeit genommen. Der bisherige Teamchef Nick Fry wird bei Honda künftig als Geschäftsführer fungieren. Brawn tritt sein neues Amt am 26. November in Brackley nahe der Rennstrecke in Silverstone an.

"Für mich ist es eine fantastische neue Aufgabe, dem Team zu helfen und das ganze Potenzial herauszukitzeln“, sagte Ross Brawn zu seinem neuen Job. Er trägt künftig die volle Verantwortung für das Design, die Herstellung und den Einsatz der Rennautos.

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Ferrari kam nicht in Frage

Brawn gab persönliche an, weshalb eine Rückkher zu Ferrari nicht in seine Planung gepasst hätte: „Ich habe jetzt ein Jahr in England eng mit meiner Familie gelebt und mich dabei sehr wohl gefühlt. Diese neue Geborgenheit wieder aufzugeben und erneut nach Maranello umzusiedeln wäre mir sehr schwer gefallen, ja fast unmöglich gewesen“, sagte der Vater von zwei Töchtern.

Im Übrigen sei für sein Comeback in der Formel 1 sein alter Arbeitgeber Ferrari aus nachvollziehbaren Gründen kein Thema mehr gewesen. Brawn: „Die Scuderia hat in dieser Saison mit dem Gewinn der WM bei den Konstrukteuren und bei den Fahrern eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie auch ohne mich zu absoluten Höchstleistungen fähig ist. Wäre ich nach Maranello zurückgekehrt, wäre das so gewesen, als ob ich mir einen maßgeschneiderten Handschuh angezogen hätte. Das wäre für mich wenig spannend gewesen. Bei Honda dagegen reizt mich die Herausforderung, künftig Ferrari zu besiegen.“

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Diese Aufgabe dürfte allerdings selbst für Brawn, Multigenie auf den Arbeitsfeldern Strategie, Personalorganisation und Technik, alles andere als einfach werden. Der bisherige Auftritt der beiden japanischen Formel-1-Teams Honda und Toyota im Grand-Prix-Geschäft gestaltete sich trotz millionenschwerer Budgets als maximale Enttäuschung.

Ross ist Siege gewohnt, Honda nicht

Ross Brawn war als gewiefter Taktiker entscheidend an den Erfolgen von Ferrari in der Ära Michael Schumacher beteiligt. Unter seiner technischen Regie gewann Ferrari 106 WM-Läufe sowie jeweils sechsmal die Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Zudem feierte das Duo Brawn/Schumacher 1995 bei Benetton einmal das Double. Formel-1- Erfahrung hat das englische Strategie-Genie seit 1976 in verschiedenen Funktionen bei Teams wie March, Williams oder Arrows gesammelt. Für Jaguar konstruierte er unter anderem das Auto, das 1991 die Sportwagen-WM gewann.

Für Honda war die vergangene WM-Saison extrem enttäuschend verlaufen. In der Konstrukteurswertung belegte der Rennstall mit nur sechs Punkten den achten Platz unter zehn Teams. Nur zwei Zähler weniger hatte das „B-Team“ von Aguri-Honda. Von den beiden Honda-Fahrern schaffte es nur der Brite Jenson Button in die Punkteränge. Der Brasilianer Rubens Barricchello, früherer Teamkollege von Michael Schumacher bei Ferrari, ging völlig leer aus. „Dieses Auto war eine Katastrophe. Ich habe kein Interesse daran, so einen Wagen noch einmal zu fahren“, hatte sich Button jüngst beklagt und mit seinem Abgang gedroht. Selbst der entmachtete Teamchef Fry begrüßte die Verpflichtung: „Ich habe darum gebetet, dass wir Ross verpflichten. Seine Zeit bei Ferrari hat gezeigt: Er ist auf seinem Gebiet der Beste. Und Honda braucht die Besten.“

Ferrari benennt Nachfolger für Jean Todt

Mit der Personalie Brawn löst sich gleichzeitig eine bei Ferrari. Dass dessen Verpflichtung durch Honda vorher abgestimmt war, wurde deutlich, als kurz nach der offiziellen Bekanntgabe auch Ferrari die lange erwartete Personalfrage um Ferrari-Chef Jean Todt bekannt gab. Nachfolger des Franzosen als Teamchef wird demnach nicht ganz überraschend der bisherige Teammanager und Sportchef Stefano Domenicalli. Der aus Imola stammende Italiener wird ab sofort die Rolle von Todt übernehmen und dabei von einem schon 2006 installierten dreiköpfigen Direktorium unterstützt. Mario Almondo wird sich um wirtschaftliche und Verwaltungsaufgaben kümmern, Aldo Costa um Technik und Design und Gilles Simon um die Formel-1-Motorenabteilung.

Die Zukunft von Jean Todt bleibt dennoch weiter offen. Ob der Franzose gegen Jahresende Ferrari endgültig verlässt oder als CEO und Chef der Straßenfahrzeuge erhalten bleibt, ist ungeklärt. Ferrari-intern gilt eher als wahrscheinlich, dass Fiat-Chef Luca di Montezemolo von Turin als Ferrari-Präsident nach Maranello zurückkehrt und dort wieder der oberste Entscheidungsträger wird.


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