„Völkischer Beobachter“ – Versionsunterschied

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Der '''Völkische Beobachter''' (VB) war von Dezember 1920 bis zum 30. April 1945 das publizistische [[Parteizeitung|Parteiorgan]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. In scharfer Abgrenzung zu bürgerlichen [[Zeitung|Zeitungen]] bezeichnete sich der VB als „Kampfblatt“ und war programmatisch mehr an Agitation als an Information interessiert.<ref name="Mendelssohn-309">Peter de Mendelssohn: ''Zeitungsstadt Berlin''. Berlin 1959, S. 309</ref> Pressehistoriker nannten den ''VB'' daher „plakathaft“ und seinen Stil „mehr gesprochen als geschrieben“.<ref>Sonja Noller, Hildegard von Kotze: ''Facsimile-Querschnitt durch den Völkischen Beobachter''. München/Bern/Wien, 1967</ref> Zunächst erschien der VB zweimal wöchentlich, ab dem 8. Februar 1923 täglich im [[Franz-Eher-Verlag]] in [[München]]. Er wurde nach den Anfangsjahren reichsweit [[Vertrieb|vertrieben]].
Der '''Völkische Beobachter''' (VB) war von Dezember 1920 bis zum 30. April 1945 das publizistische [[Parteizeitung|Parteiorgan]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. In scharfer Abgrenzung zu bürgerlichen [[Zeitung]]en bezeichnete sich der VB als „Kampfblatt“ und war programmatisch mehr an Agitation als an Information interessiert.<ref name="Mendelssohn-309">Peter de Mendelssohn: ''Zeitungsstadt Berlin''. Berlin 1959, S. 309.</ref> Pressehistoriker nannten den ''VB'' daher „plakathaft“ und seinen Stil „mehr gesprochen als geschrieben“.<ref>Sonja Noller, Hildegard von Kotze: ''Facsimile-Querschnitt durch den Völkischen Beobachter''. München/Bern/Wien, 1967</ref> Zunächst erschien der VB zweimal wöchentlich, ab dem 8. Februar 1923 täglich im [[Franz-Eher-Verlag]] in [[München]]. Er wurde nach den Anfangsjahren reichsweit [[Vertrieb|vertrieben]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==

[[Datei:Voelkischer Beobachter Impressum.jpg|mini|hochkant|Impressum 1933]]
[[Datei:Thierschstr11 Muenchen-01.JPG|mini|links|Thierschstraße 11 in München;<br>
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Das „Kampfblatt der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Bewegung [[Deutsches Reich 1933 bis 1945#Großdeutsches Reich|Großdeutschlands“]] ging aus dem am 2. Januar 1887 mit einem Umfang von vier Seiten gegründeten Vorstadtblatt ''Münchener Beobachter'' hervor, das 1900 vom Verleger [[Franz Eher]] übernommen wurde, allerdings politisch unbedeutend blieb.<ref name="Spiegel-15/1967">{{Der Spiegel |ID=46437602 |Titel=Völkischer Beobachter: Mehr gesprochen |Jahr=1967 |Nr=15 |Seiten=}}</ref> Verlagssitz war ein dreistöckiges Gebäude in der Thierschstraße 11 nahe dem Münchener Isartorplatz.<ref>Cris Whetton: ''Hitlers Fortune''. London 2004, S. 40.</ref>

1918 ging das Blatt in den Besitz der [[Thule-Gesellschaft]] über, nachdem Eher am 22.&nbsp;Juni 1918 gestorben war. Der „[[Völkische Bewegung|völkische]]“ Antisemit [[Rudolf von Sebottendorf]] erwarb von dessen Witwe Friederike Eher für 5.000 [[Reichsmark]] die Herausgeberlizenz für die Zeitung und übernahm ab Juli 1918 auch die [[Chefredakteur|Schriftleitung]]. Die Zeitung behielt zunächst ihren Titel, ergänzt um den Untertitel ''Sportblatt''. Am 14. September 1918 wurde Sebottendorffs vermögende Freundin [[Käthe Bierbaumer]] aus [[Freiburg im Breisgau]] als Eigentümerin des Verlags [[Franz-Eher-Verlag|Franz Eher Nachf.]] ins Handelsregister eingetragen. Am 30. September 1919 wurde daraus die „Franz Eher Nachfolger GmbH“.<ref>[https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/M%C3%BCnchener_Beobachter historisches-lexikon-bayerns.de]</ref> Gesellschafterinnen waren Käthe Bierbaumer und Sebottendorffs Schwester Dora Kunze. Im August 1919 folgte die Umbenennung in ''Völkischer Beobachter''. Bei einer Auflage von etwa 7.000 Exemplaren häufte das Blatt bis Ende 1920 Schulden in Höhe von 250.000 Mark an und stand vor der Insolvenz.<ref name="Spiegel-15/1967" />

[[Datei:Vöklischer Beobachter vom 10. März 1920.jpg|mini|Völkischer Beobachter (Titelseite) vom 10. März 1920]]

[[Datei:Ausgabe des Völkischen Beobachters.JPG|mini|Ausgabe des Völkischen Beobachters in Mauthausen]]
[[Datei:Ausgabe des Völkischen Beobachters.JPG|mini|Ausgabe des Völkischen Beobachters in Mauthausen]]
Das „Kampfblatt der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Bewegung [[Deutsches Reich 1933 bis 1945#Großdeutsches Reich|Großdeutschlands“]] ging aus dem am 2. Januar 1887 mit einem Umfang von vier Seiten gegründeten Vorstadtblatt ''Münchener Beobachter'' hervor, das 1900 vom Verleger [[Franz Eher]] übernommen wurde, allerdings politisch unbedeutend blieb.<ref name="Spiegel-15/1967">{{Der Spiegel |ID=46437602 |Titel=Völkischer Beobachter: Mehr gesprochen |Jahr=1967 |Nr=15 |Seiten=}}</ref> Verlagssitz war ein wenig repräsentatives, dreistöckiges Gebäude in der Thierschstraße 11 nahe dem Münchener Isartorplatz.<ref>Cris Whetton: ''Hitlers Fortune''. London 2004, S. 40</ref> 1918 ging das Blatt in den Besitz der [[Thule-Gesellschaft]] über, nachdem Eher am 22.&nbsp;Juni 1918 gestorben war. Der „[[Völkische Bewegung|völkische]]“ Antisemit [[Rudolf von Sebottendorf]] erwarb von dessen Witwe Friederike Eher für 5.000 Reichsmark die Herausgeberlizenz für die Zeitung und übernahm ab Juli 1918 auch die [[Chefredakteur|Schriftleitung]]. Die Zeitung behielt zunächst ihren Titel, ergänzt um den Untertitel ''Sportblatt''. Am 14. September 1918 wurde Sebottendorffs vermögende Freundin Käthe Bierbaumer aus [[Freiburg im Breisgau]] als Eigentümerin des Verlags [[Franz-Eher-Verlag|Franz Eher Nachf.]] ins Handelsregister eingetragen. Am 30. September 1919 wurde daraus die "Franz Eher Nachfolger GmbH".<ref>[https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/M%C3%BCnchener_Beobachter historisches-lexikon-bayerns.de]</ref>
Gesellschafterinnen waren Käthe Bierbaumer und Sebottendorffs Schwester Dora Kunze. Im August 1919 folgte die Umbenennung in ''Völkischer Beobachter''. Bei einer Auflage von etwa 7000 Exemplaren häufte das Blatt bis Ende 1920 Schulden in Höhe von 250 000 Mark an und stand vor der Insolvenz.<ref name="Spiegel-15/1967" />


Am 17. Dezember 1920 erwarb die NSDAP das damals marode Blatt für 120 000 Mark. Hauptteilhaber waren nach dem Eintrag ins Handelsregister neben [[Adolf Hitler]] erneut die Schwester von Sebottendorff, Dora Kunze, sowie Sebottendorfs Geliebte Käthe Bierbaumer, die später auch zu den finanziellen Gönnern von Hitler persönlich gehörte. Tags darauf firmierte der VB öffentlich als Parteizeitung der NSDAP. Finanziert wurde der Kauf auf Vermittlung des [[Antisemitismus (bis 1945)|antisemitischen]] Literaten [[Dietrich Eckart]] durch den Generalmajor [[Franz Ritter von Epp]], der ein Darlehen von 60 000 Mark zur Verfügung stellte, offenbar aus einem Geheimfonds der Reichswehr zur Unterstützung [[Rechtsextremismus|rechtsextremer]] Organisationen.<ref name="Spiegel-15/1967" /> Erster von der NSDAP eingesetzter Chefredakteur der Zeitung war [[Hugo Machhaus]] (25. Dezember 1920 bis 15. Mai 1921), dem kurzzeitig [[Hermann Esser]] folgte (15. Mai 1921 bis 12. August 1921), bevor Eckart selbst ab 12. August 1921 die Leitung der Redaktion übernahm. Auch Hitler persönlich verfasste bis 1922 zahlreiche Artikel, war später aber nur noch selten als Autor tätig. Bis 30. April 1933 blieb er Herausgeber. Die Arbeitsräume in der Schellingstraße 39/41 in München-Schwabing hatte die Druckerei ''Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn'' zur Verfügung gestellt.
Am 17. Dezember 1920 erwarb die NSDAP das damals marode Blatt für 120.000 Mark. Hauptteilhaber waren nach dem Eintrag ins Handelsregister neben [[Adolf Hitler]] erneut die Schwester von Sebottendorff, Dora Kunze, sowie Sebottendorfs Geliebte Käthe Bierbaumer, die später auch zu den finanziellen Gönnern von Hitler persönlich gehörte. Tags darauf firmierte der VB öffentlich als Parteizeitung der NSDAP. Finanziert wurde der Kauf auf Vermittlung des [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|antisemitischen]] Literaten [[Dietrich Eckart]] durch den Generalmajor [[Franz Ritter von Epp]], der ein Darlehen von 60.000 Mark zur Verfügung stellte, offenbar aus einem Geheimfonds der Reichswehr zur Unterstützung [[Rechtsextremismus|rechtsextremer]] Organisationen.<ref name="Spiegel-15/1967" /> Erster von der NSDAP eingesetzter Chefredakteur der Zeitung (bezeichnet als ''Hauptschriftleiter'') war [[Hugo Machhaus]] (25. Dezember 1920 bis 15. Mai 1921), dem kurzzeitig [[Hermann Esser]] folgte (15. Mai 1921 bis 12. August 1921), bevor Eckart selbst ab 12. August 1921 die Leitung der Redaktion übernahm. Auch Hitler persönlich verfasste bis 1922 zahlreiche Artikel, war später aber nur noch selten als Autor tätig. Bis 30. April 1933 blieb er Herausgeber. Die Arbeitsräume in der Schellingstraße 39/41 in München-Schwabing hatte die Druckerei ''[[Adolf Müller (Verleger)|Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn]]'' zur Verfügung gestellt.


Da der Verlag den VB ab 29. August 1923 auf einer gebrauchten amerikanischen Rotationsmaschine drucken ließ, hatte das Blatt ein auffälliges, übergroßes Format. Außerdem unterschied es sich optisch durch die in Rotdruck unterstrichene Hauptschlagzeile und die Kopfleiste in [[Antiqua|Antiqua-Lettern]] von anderen Zeitungen.<ref>[https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/V%C3%B6lkischer_Beobachter historisches-lexikon-bayerns.de]</ref> Die [[Auflage einer Publikation|Auflage]] des Blattes lag zunächst bei ca. 8.000 und steigerte sich, bedingt durch die starke Nachfrage während der [[Ruhrbesetzung]], bis Herbst 1923 auf 30.000 Exemplare. Durch das Parteiverbot der NSDAP infolge des [[Hitlerputsch]]es am 9.&nbsp;November 1923 musste die Zeitung ihr Erscheinen einstellen, mit Neugründung der NSDAP am 26. Februar 1925 erschien sie wieder. Seit 1. Februar 1927 wurde der Völkische Beobachter in einer Reichs- und einer Bayern-Ausgabe ausgeliefert. Bis 1929 stagnierte die Auflage unter 20.000, wuchs bis 1930 auf knapp 40.000 und erreichte zu den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 die Marke von 100.000 Exemplaren, womit der VB zu den größten deutschen Zeitungen gehörte.
Da der Verlag den VB ab 29. August 1923 auf einer gebrauchten amerikanischen Rotationsmaschine drucken ließ, hatte das Blatt ein auffälliges, übergroßes Format. Außerdem unterschied es sich optisch durch die in Rotdruck unterstrichene Hauptschlagzeile und die Kopfleiste in [[Antiqua|Antiqua-Lettern]] von anderen Zeitungen.<ref>[https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/V%C3%B6lkischer_Beobachter historisches-lexikon-bayerns.de]</ref> Die [[Auflage einer Publikation|Auflage]] des Blattes lag zunächst bei ca. 8.000 und steigerte sich, bedingt durch die starke Nachfrage während der [[Ruhrbesetzung]], bis Herbst 1923 auf 30.000 Exemplare. Am 27. September 1923 druckte der VB unter dem Titel „Die Diktatoren Stresemann – Seeckt“ antisemitische Angriffe gegen Reichskanzler [[Gustav Stresemann]] und den Chef der Heeresleitung General [[Hans von Seeckt]] sowie deren Ehefrauen. Reichswehrminister [[Otto Geßler]], dem aufgrund eines reichsweiten Ausnahmezustandes die Exekutivgewalt übertragen war, ordnete daraufhin ein Verbot der Zeitung an. Der bayerische Generalstaatskommissar [[Gustav von Kahr]] und der Münchner Wehrkreisbefehlshaber [[Otto von Lossow]] weigerten sich aber, dies umzusetzen. Diese Befehlsverweigerung trug zur Eskalation des Konflikts zwischen der bayerischen und der Reichsregierung bei.<ref>[[Burkhard Asmuss]]: ''Republik ohne Chance?'' Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 457–458.</ref><ref>[[Heinrich August Winkler]]: ''Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie.'' 3. Auflage, Verlag C.H. Beck, München 1998, S. 211.</ref>


Durch das Parteiverbot der NSDAP infolge des [[Hitlerputsch]]es am 9.&nbsp;November 1923 musste die Zeitung ihr Erscheinen einstellen, mit Neugründung der NSDAP am 26. Februar 1925 erschien sie wieder. Seit 1. Februar 1927 wurde der Völkische Beobachter in einer Reichs- und einer Bayern-Ausgabe ausgeliefert. Bis 1929 stagnierte die Auflage unter 20.000, wuchs bis 1930 auf knapp 40.000 und erreichte zu den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 die Marke von 100.000 Exemplaren, womit der VB zu den größten deutschen Zeitungen gehörte.
Ab März 1930 wurde auch eine „Berliner Ausgabe“ vertrieben, die jedoch am 15. März 1931 wieder eingestellt wurde. Der tägliche Anfahrtsweg von der Druckerei in München nach Berlin erwies sich als zu lang und machte das Blatt für die Leser an der Spree zeitlich wie inhaltlich uninteressant.<ref>Peter Mendelssohn: ''Zeitungsstadt Berlin''. Berlin 1959, S. 308</ref> 1932 wurde jedoch in der Berliner Zimmerstraße eine eigene Druckerei eingerichtet, in der ab 1. Januar 1933 zwei weitere Regionalausgaben hergestellt wurden: Eine norddeutsche und eine Berliner.<ref>Angelika Heider: ''Völkischer Beobachter''. In: [[Wolfgang Benz]], [[Hermann Graml]] und [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] (Hrsg.): ''[[Enzyklopädie des Nationalsozialismus]]''. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 785.</ref> Des Weiteren gab es eine süddeutsche und ab 1938 eine ''Wiener Ausgabe'' (Redaktion: [[Liste der Straßennamen von Wien/Neubau#S|Seidengasse]]&nbsp;3–11, Wien-[[Neubau (Wien)|Neubau]]).<ref>[http://www.digital.wienbibliothek.at/periodical/pageview/267860 ''Völkischer Beobachter''.] In: ''Wiener Adreßbuch 1942'' (früher: ''[[Adolph Lehmann]]’s allgemeiner Wohnungsanzeiger''). Band II: ''5. Behörden. NSDAP, Kirchen, Öffentliche Einrichtungen (…) 12. Abschnitt: Zeitungen und Zeitschriften'', S. 36. Scherl, Wien 1942 (LXXXIII. Jahrgang).</ref>


[[Datei:Voelkischer Beobachter Impressum.jpg|mini|Impressum 1933]]
Ab Februar 1941 gab der ''VB'' die bis dahin in Deutschland allgemein benutzte [[Frakturschrift]] auf und wurde komplett in der modernen [[Antiqua]] gesetzt, die von den Nationalsozialisten als „geschmackvoll und klar“ bezeichnet wurde und der von der Propaganda behaupteten „Weltgeltung des Reiches“ entsprechen sollte ([[Antiqua-Fraktur-Streit]]).<ref name="Mendelssohn-309" /> Die Auflage steigerte sich mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung enorm, 1931 erreichte sie über 120.000, überschritt 1941 die Millionen-Grenze und soll 1944 1,7 Millionen Exemplare betragen haben.

[[Datei:Völkischer Beobachter, self-promotion.jpg|mini|Eigenreklame in der süddeutschen Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 25. und 26. Februar 1933]]

Ab März 1930 wurde auch eine „Berliner Ausgabe“ vertrieben, die jedoch am 15. März 1931 wieder eingestellt wurde. Der tägliche Anfahrtsweg von der Druckerei in München nach Berlin erwies sich als zu lang und machte das Blatt für die Leser an der Spree zeitlich wie inhaltlich uninteressant.<ref>Peter Mendelssohn: ''Zeitungsstadt Berlin''. Berlin 1959, S. 308.</ref> 1932 wurde jedoch in der Berliner Zimmerstraße eine eigene Druckerei eingerichtet, in der ab 1. Januar 1933 zwei weitere Regionalausgaben hergestellt wurden: Eine norddeutsche und eine Berliner.<ref>Angelika Heider: ''Völkischer Beobachter''. In: [[Wolfgang Benz]], [[Hermann Graml]] und [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] (Hrsg.): ''[[Enzyklopädie des Nationalsozialismus]]''. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 785.</ref> Des Weiteren gab es eine süddeutsche und ab 16. März 1938<ref>{{ANNO|vob|16|03|1938|1|Der V.B. in Wien}}</ref> eine ''Wiener Ausgabe'' (Redaktion: [[Liste der Straßennamen von Wien/Neubau#S|Seidengasse]]&nbsp;3–11, Wien-[[Neubau (Wien)|Neubau]]).<ref>[http://www.digital.wienbibliothek.at/periodical/pageview/267860 ''Völkischer Beobachter''.] In: ''Wiener Adreßbuch 1942'' (früher: ''[[Adolph Lehmann]]’s allgemeiner Wohnungsanzeiger''). Band II: ''5. Behörden. NSDAP, Kirchen, Öffentliche Einrichtungen (…) 12. Abschnitt: Zeitungen und Zeitschriften'', S. 36. Scherl, Wien 1942 (LXXXIII. Jahrgang).</ref> Zur ersten Wiener Ausgabe im [[Zeitungsformat|Großformat]] am 1. August 1938 gratulierte Hitler persönlich auf der Titelseite.<ref>{{ANNO|vob|01|08|1938|1|Der Führer an den „V.B.“-Wien}}</ref>

Ab 1. Februar 1941<ref>Vergleiche hierzu die Ausgabe vom [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=vob&datum=19410131&seite=1 31. Januar] mit der vom [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=vob&datum=19410201&seite=1 1. Februar]. Allerdings wurden auch nach der Umstellung die Überschriften teilweise noch in Fraktur gesetzt.</ref> gab der ''VB'' die bis dahin in Deutschland allgemein benutzte [[Frakturschrift]] auf und wurde in der modernen [[Antiqua]] gesetzt, die von den Nationalsozialisten als „geschmackvoll und klar“ bezeichnet wurde und der von der Propaganda behaupteten „Weltgeltung des Reiches“ entsprechen sollte ([[Antiqua-Fraktur-Streit]]).<ref name="Mendelssohn-309" /> Die Auflage steigerte sich mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung enorm, 1931 erreichte sie über 120.000, überschritt 1941 die Millionen-Grenze und soll 1944 1,7 Millionen Exemplare betragen haben.


Einige Tage vor der [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|deutschen Kapitulation]] stellte der ''Völkische Beobachter'' Ende April 1945 sein Erscheinen ein. Die letzte Ausgabe vom 30.&nbsp;April 1945 wurde nicht mehr ausgeliefert.
Einige Tage vor der [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|deutschen Kapitulation]] stellte der ''Völkische Beobachter'' Ende April 1945 sein Erscheinen ein. Die letzte Ausgabe vom 30.&nbsp;April 1945 wurde nicht mehr ausgeliefert.
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== Finanzierung ==
== Finanzierung ==
Die Einnahmen aus dem Verkauf allein trugen das Blatt nicht. Es hielt sich durch den Verkauf unverzinslicher [[Schuldschein]]e an Parteimitglieder und erhielt Darlehen und Zuschüsse von wohlhabenden Gönnern wie [[Helene Bechstein]]. Finanzielles Rückgrat war später der von Amann erfolgreich ausgebaute Buchverlag. Auch der 1926 gegründete "[[Illustrierter Beobachter|Illustrierte Beobachter]]" war ein Erfolg. Daneben wurde die Anhängerschaft immer wieder an ihre Pflicht erinnert, Abonnent zu werden und solche zu werben.<ref>[http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44345 Finanzierungsentwicklung]</ref>
Die Einnahmen aus dem Verkauf allein trugen das Blatt nicht. Es hielt sich durch den Verkauf unverzinslicher [[Schuldschein]]e an Parteimitglieder und erhielt Darlehen und Zuschüsse von wohlhabenden Gönnern wie [[Helene Bechstein]]. Finanzielles Rückgrat war später der von Amann erfolgreich ausgebaute Buchverlag. Auch der 1926 gegründete [[Illustrierter Beobachter|Illustrierte Beobachter]] war ein Erfolg. Daneben wurde die Anhängerschaft immer wieder an ihre Pflicht erinnert, Abonnent zu werden und solche zu werben.<ref>[http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44345 Finanzierungsentwicklung]</ref>


== Mitarbeiter ==
== Mitarbeiter ==
'''Hauptschriftleiter'''
;Hauptschriftleiter


* bis 25. Dezember 1920: [[Hansjörg Maurer]]
* bis 25. Dezember 1920: [[Hansjörg Maurer]]
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* März 1923 bis 1938: [[Alfred Rosenberg]]
* März 1923 bis 1938: [[Alfred Rosenberg]]
* 1938 bis 1945: [[Wilhelm Weiß (Journalist)|Wilhelm Weiß]]
* 1938 bis 1945: [[Wilhelm Weiß (Journalist)|Wilhelm Weiß]]

;Stellvertretende Hauptschriftleiter
* 16. März 1938 bis 3. Februar 1941: [[Walther Schmitt (Journalist)|Walther Schmitt]]<ref name="ANNO">[http://anno.onb.ac.at/info/vob_info.htm Österreichische Nationalbibliothek, ANNO Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften: ''Völkischer Beobachter'']</ref>
* 4. Februar bis 8. Oktober 1941: Karl Pfeifer (anschließend in Urlaub bzw. bei der Wehrmacht)<ref name="ANNO" />
* 9. Oktober 1941 bis April 1945: [[Theodor Seibert (Journalist)|Theodor Seibert]] (seit Mai 1941 zur Wehrmacht eingezogen)
* 9. Oktober 1941 bis 31. März 1944: [[Karl Neuscheler]] i. V.<ref name="ANNO" />
* 1. April 1944 bis April 1945: Wilhelm Waubke i. V.<ref name="ANNO" />


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Sonja Noller, Hildegard von Kotze (Hrsg.): ''Facsimile-Querschnitt durch den Völkischen Beobachter''. Pawlak-Verlag, Herrsching 1984.
* Sonja Noller, Hildegard von Kotze (Hrsg.): ''Facsimile-Querschnitt durch den Völkischen Beobachter''. Pawlak-Verlag, Herrsching 1984.
* {{Der Spiegel |ID=46437602 |Titel=Völkischer Beobachter: Mehr gesprochen |Jahr=1967 |Nr=15 |Seiten=}}
* {{Der Spiegel |ID=46437602 |Titel=Völkischer Beobachter: Mehr gesprochen |Jahr=1967 |Nr=15 |Seiten=}}
* Romeo Felsenreich: ''[https://core.ac.uk/download/pdf/16428225.pdf Die Journalisten des Völkischen Beobachters – Woher kamen sie? Wohin gingen sie?]'', Universität Wien, Magisterarbeit, Fachbereich Publizistik und Kommunikationswissenschaften, September 2012.
* Lars Jockheck: ''Der "Völkische Beobachter" über Polen 1932–1934. Eine Fallstudie zum Übergang vom "Kampfblatt" zum "Regierungsblatt"''. LIT, Hamburg 1999. ([https://books.google.de/books?id=YRmDZ8OpiwEC&printsec=frontcover eingeschränkte Vorschau])
zeitgenössisch:
* [[Adolf Dresler]]: ''Geschichte des „Völkischen Beobachters“ und des Zentralverlages der NSDAP, Franz Eher Nachf.'', München: Eher 1937; [https://books.google.de/books?id=mydXAAAAMAAJ&printsec=frontcover&vq=%22heinz+franke Vorschau] über Google-Bücher
** ''... übertragen und kommentiert von Benedikt Andrae'', unveränderter Nachdruck, 1. Auflage, [Zwickau]: Verlag Morgensonne, 2023, ISBN 978-3-9825389-0-7 und ISBN 3-9825389-0-4; [https://d-nb.info/1283687372/04 Inhaltsverzeichnis]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.dhm.de/fileadmin/lemo/suche/search/index.php?a=bestand&b=suche&q=v%C3%B6lkischer+beobachter Der Völkische Beobachter] beim [[LeMO]]
* [http://www.dhm.de/fileadmin/lemo/suche/search/index.php?a=bestand&b=suche&q=v%C3%B6lkischer+beobachter Der Völkische Beobachter] beim [[LeMO]]
* {{HistLexBay||link|Paul Hoser|Völkischer Beobachter}}
* {{HistLexBay||link|Paul Hoser|Völkischer Beobachter}}
* {{ANNO|vob}}: Wiener Ausgabe von 1939 bis 1944
* {{ANNO|vob}}: Wiener Ausgabe von 1938 bis 1945
* Martin Herzog: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/voelkischer-beobachter-100.html ''03.01.1920 - "Völkischer Beobachter" erscheint deutschlandweit''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 3. Januar 2020 (Podcast)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Zeitung (Nationalsozialismus)]]
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[[Kategorie:Presse der NSDAP]]
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[[Kategorie:Parteizeitung]]
[[Kategorie:Ersterscheinung 1920]]
[[Kategorie:Ersterscheinung 1920]]
[[Kategorie:Eingestellt 1945]]
[[Kategorie:Erscheinen eingestellt 1945]]

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2024, 06:24 Uhr

Völkischer Beobachter

Titelschrift
Beschreibung Parteizeitung
Sprache Deutsch
Verlag Franz-Eher-Verlag in München
Erscheinungsweise täglich (ab 8. Februar 1923)
Verkaufte Auflage 1,7 Mio. (1944) Exemplare
Chefredakteur Hansjörg Maurer (?-Dezember 1920)
Hugo Machhaus (Dezember 1920–Mai 1921)
Hermann Esser (Mai 1921)
Dietrich Eckart (1921–1923)
Alfred Rosenberg (1923–1938)
Wilhelm Weiß (1938–1945)
Herausgeber Rudolf von Sebottendorf
Adolf Hitler
Geschäftsführer Max Amann
ZDB 593605-6

Der Völkische Beobachter (VB) war von Dezember 1920 bis zum 30. April 1945 das publizistische Parteiorgan der NSDAP. In scharfer Abgrenzung zu bürgerlichen Zeitungen bezeichnete sich der VB als „Kampfblatt“ und war programmatisch mehr an Agitation als an Information interessiert.[1] Pressehistoriker nannten den VB daher „plakathaft“ und seinen Stil „mehr gesprochen als geschrieben“.[2] Zunächst erschien der VB zweimal wöchentlich, ab dem 8. Februar 1923 täglich im Franz-Eher-Verlag in München. Er wurde nach den Anfangsjahren reichsweit vertrieben.

Thierschstraße 11 in München;
Foto von 2012

Das „Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands“ ging aus dem am 2. Januar 1887 mit einem Umfang von vier Seiten gegründeten Vorstadtblatt Münchener Beobachter hervor, das 1900 vom Verleger Franz Eher übernommen wurde, allerdings politisch unbedeutend blieb.[3] Verlagssitz war ein dreistöckiges Gebäude in der Thierschstraße 11 nahe dem Münchener Isartorplatz.[4]

1918 ging das Blatt in den Besitz der Thule-Gesellschaft über, nachdem Eher am 22. Juni 1918 gestorben war. Der „völkische“ Antisemit Rudolf von Sebottendorf erwarb von dessen Witwe Friederike Eher für 5.000 Reichsmark die Herausgeberlizenz für die Zeitung und übernahm ab Juli 1918 auch die Schriftleitung. Die Zeitung behielt zunächst ihren Titel, ergänzt um den Untertitel Sportblatt. Am 14. September 1918 wurde Sebottendorffs vermögende Freundin Käthe Bierbaumer aus Freiburg im Breisgau als Eigentümerin des Verlags Franz Eher Nachf. ins Handelsregister eingetragen. Am 30. September 1919 wurde daraus die „Franz Eher Nachfolger GmbH“.[5] Gesellschafterinnen waren Käthe Bierbaumer und Sebottendorffs Schwester Dora Kunze. Im August 1919 folgte die Umbenennung in Völkischer Beobachter. Bei einer Auflage von etwa 7.000 Exemplaren häufte das Blatt bis Ende 1920 Schulden in Höhe von 250.000 Mark an und stand vor der Insolvenz.[3]

Völkischer Beobachter (Titelseite) vom 10. März 1920
Ausgabe des Völkischen Beobachters in Mauthausen

Am 17. Dezember 1920 erwarb die NSDAP das damals marode Blatt für 120.000 Mark. Hauptteilhaber waren nach dem Eintrag ins Handelsregister neben Adolf Hitler erneut die Schwester von Sebottendorff, Dora Kunze, sowie Sebottendorfs Geliebte Käthe Bierbaumer, die später auch zu den finanziellen Gönnern von Hitler persönlich gehörte. Tags darauf firmierte der VB öffentlich als Parteizeitung der NSDAP. Finanziert wurde der Kauf auf Vermittlung des antisemitischen Literaten Dietrich Eckart durch den Generalmajor Franz Ritter von Epp, der ein Darlehen von 60.000 Mark zur Verfügung stellte, offenbar aus einem Geheimfonds der Reichswehr zur Unterstützung rechtsextremer Organisationen.[3] Erster von der NSDAP eingesetzter Chefredakteur der Zeitung (bezeichnet als Hauptschriftleiter) war Hugo Machhaus (25. Dezember 1920 bis 15. Mai 1921), dem kurzzeitig Hermann Esser folgte (15. Mai 1921 bis 12. August 1921), bevor Eckart selbst ab 12. August 1921 die Leitung der Redaktion übernahm. Auch Hitler persönlich verfasste bis 1922 zahlreiche Artikel, war später aber nur noch selten als Autor tätig. Bis 30. April 1933 blieb er Herausgeber. Die Arbeitsräume in der Schellingstraße 39/41 in München-Schwabing hatte die Druckerei Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn zur Verfügung gestellt.

Da der Verlag den VB ab 29. August 1923 auf einer gebrauchten amerikanischen Rotationsmaschine drucken ließ, hatte das Blatt ein auffälliges, übergroßes Format. Außerdem unterschied es sich optisch durch die in Rotdruck unterstrichene Hauptschlagzeile und die Kopfleiste in Antiqua-Lettern von anderen Zeitungen.[6] Die Auflage des Blattes lag zunächst bei ca. 8.000 und steigerte sich, bedingt durch die starke Nachfrage während der Ruhrbesetzung, bis Herbst 1923 auf 30.000 Exemplare. Am 27. September 1923 druckte der VB unter dem Titel „Die Diktatoren Stresemann – Seeckt“ antisemitische Angriffe gegen Reichskanzler Gustav Stresemann und den Chef der Heeresleitung General Hans von Seeckt sowie deren Ehefrauen. Reichswehrminister Otto Geßler, dem aufgrund eines reichsweiten Ausnahmezustandes die Exekutivgewalt übertragen war, ordnete daraufhin ein Verbot der Zeitung an. Der bayerische Generalstaatskommissar Gustav von Kahr und der Münchner Wehrkreisbefehlshaber Otto von Lossow weigerten sich aber, dies umzusetzen. Diese Befehlsverweigerung trug zur Eskalation des Konflikts zwischen der bayerischen und der Reichsregierung bei.[7][8]

Durch das Parteiverbot der NSDAP infolge des Hitlerputsches am 9. November 1923 musste die Zeitung ihr Erscheinen einstellen, mit Neugründung der NSDAP am 26. Februar 1925 erschien sie wieder. Seit 1. Februar 1927 wurde der Völkische Beobachter in einer Reichs- und einer Bayern-Ausgabe ausgeliefert. Bis 1929 stagnierte die Auflage unter 20.000, wuchs bis 1930 auf knapp 40.000 und erreichte zu den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 die Marke von 100.000 Exemplaren, womit der VB zu den größten deutschen Zeitungen gehörte.

Impressum 1933
Eigenreklame in der süddeutschen Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 25. und 26. Februar 1933

Ab März 1930 wurde auch eine „Berliner Ausgabe“ vertrieben, die jedoch am 15. März 1931 wieder eingestellt wurde. Der tägliche Anfahrtsweg von der Druckerei in München nach Berlin erwies sich als zu lang und machte das Blatt für die Leser an der Spree zeitlich wie inhaltlich uninteressant.[9] 1932 wurde jedoch in der Berliner Zimmerstraße eine eigene Druckerei eingerichtet, in der ab 1. Januar 1933 zwei weitere Regionalausgaben hergestellt wurden: Eine norddeutsche und eine Berliner.[10] Des Weiteren gab es eine süddeutsche und ab 16. März 1938[11] eine Wiener Ausgabe (Redaktion: Seidengasse 3–11, Wien-Neubau).[12] Zur ersten Wiener Ausgabe im Großformat am 1. August 1938 gratulierte Hitler persönlich auf der Titelseite.[13]

Ab 1. Februar 1941[14] gab der VB die bis dahin in Deutschland allgemein benutzte Frakturschrift auf und wurde in der modernen Antiqua gesetzt, die von den Nationalsozialisten als „geschmackvoll und klar“ bezeichnet wurde und der von der Propaganda behaupteten „Weltgeltung des Reiches“ entsprechen sollte (Antiqua-Fraktur-Streit).[1] Die Auflage steigerte sich mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung enorm, 1931 erreichte sie über 120.000, überschritt 1941 die Millionen-Grenze und soll 1944 1,7 Millionen Exemplare betragen haben.

Einige Tage vor der deutschen Kapitulation stellte der Völkische Beobachter Ende April 1945 sein Erscheinen ein. Die letzte Ausgabe vom 30. April 1945 wurde nicht mehr ausgeliefert.

Geschäftsführer war seit April 1922 der Reichsleiter der NSDAP für die Presse, Max Amann.

Die Einnahmen aus dem Verkauf allein trugen das Blatt nicht. Es hielt sich durch den Verkauf unverzinslicher Schuldscheine an Parteimitglieder und erhielt Darlehen und Zuschüsse von wohlhabenden Gönnern wie Helene Bechstein. Finanzielles Rückgrat war später der von Amann erfolgreich ausgebaute Buchverlag. Auch der 1926 gegründete „Illustrierte Beobachter“ war ein Erfolg. Daneben wurde die Anhängerschaft immer wieder an ihre Pflicht erinnert, Abonnent zu werden und solche zu werben.[15]

Hauptschriftleiter
Stellvertretende Hauptschriftleiter
  • 16. März 1938 bis 3. Februar 1941: Walther Schmitt[16]
  • 4. Februar bis 8. Oktober 1941: Karl Pfeifer (anschließend in Urlaub bzw. bei der Wehrmacht)[16]
  • 9. Oktober 1941 bis April 1945: Theodor Seibert (seit Mai 1941 zur Wehrmacht eingezogen)
  • 9. Oktober 1941 bis 31. März 1944: Karl Neuscheler i. V.[16]
  • 1. April 1944 bis April 1945: Wilhelm Waubke i. V.[16]
  • Oron J. Hale: Presse in der Zwangsjacke 1933–45. Droste, Düsseldorf 1965 (deutsche Übersetzung von The captive press in the Third Reich. University Press, Princeton 1964).
  • Norbert Frei, Johannes Schmidt: Journalismus im dritten Reich. 3. Auflage. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45516-6.
  • Detlef Mühlberger: Hitler’s Voice – The Völkischer Beobachter, 1920–1933. Band 1: Organisation & Development of the Nazi Party, Band 2: Nazi Ideology and Propaganda. Peter Lang, Bern 2004, ISBN 978-3-906769-72-1.
  • Sonja Noller: Die Geschichte des „Völkischen Beobachters“ von 1920–1923. Dissertation, Universität München, 1956.
  • Sonja Noller, Hildegard von Kotze (Hrsg.): Facsimile-Querschnitt durch den Völkischen Beobachter. Pawlak-Verlag, Herrsching 1984.
  • Völkischer Beobachter: Mehr gesprochen. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1967 (online).
  • Romeo Felsenreich: Die Journalisten des Völkischen Beobachters – Woher kamen sie? Wohin gingen sie?, Universität Wien, Magisterarbeit, Fachbereich Publizistik und Kommunikationswissenschaften, September 2012.
  • Lars Jockheck: Der "Völkische Beobachter" über Polen 1932–1934. Eine Fallstudie zum Übergang vom "Kampfblatt" zum "Regierungsblatt". LIT, Hamburg 1999. (eingeschränkte Vorschau)

zeitgenössisch:

Commons: Völkischer Beobachter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Berlin 1959, S. 309.
  2. Sonja Noller, Hildegard von Kotze: Facsimile-Querschnitt durch den Völkischen Beobachter. München/Bern/Wien, 1967
  3. a b c Völkischer Beobachter: Mehr gesprochen. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1967 (online).
  4. Cris Whetton: Hitlers Fortune. London 2004, S. 40.
  5. historisches-lexikon-bayerns.de
  6. historisches-lexikon-bayerns.de
  7. Burkhard Asmuss: Republik ohne Chance? Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 457–458.
  8. Heinrich August Winkler: Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie. 3. Auflage, Verlag C.H. Beck, München 1998, S. 211.
  9. Peter Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Berlin 1959, S. 308.
  10. Angelika Heider: Völkischer Beobachter. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 785.
  11. Der V.B. in Wien. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 16. März 1938, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob
  12. Völkischer Beobachter. In: Wiener Adreßbuch 1942 (früher: Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungsanzeiger). Band II: 5. Behörden. NSDAP, Kirchen, Öffentliche Einrichtungen (…) 12. Abschnitt: Zeitungen und Zeitschriften, S. 36. Scherl, Wien 1942 (LXXXIII. Jahrgang).
  13. Der Führer an den „V.B.“-Wien. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 1. August 1938, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob
  14. Vergleiche hierzu die Ausgabe vom 31. Januar mit der vom 1. Februar. Allerdings wurden auch nach der Umstellung die Überschriften teilweise noch in Fraktur gesetzt.
  15. Finanzierungsentwicklung
  16. a b c d Österreichische Nationalbibliothek, ANNO Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften: Völkischer Beobachter