„Digitalis-Antidot“ – Versionsunterschied
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'''Digitalis-Antidot''' |
'''Digitalis-Antidot''', auch '''Digitalis-Antitoxin''', ist ein [[medizin]]isches „Gegenmittel“ ([[Altgriechische Sprache|griech.]] ''Antidot'') oder „Gegengift“ (griech. ''Antitoxin'') bei einer lebensbedrohlichen Digitalisintoxikation (Digitalisvergiftung), die durch überhöhte Einnahme von [[Digoxin]], [[Digitoxin]] oder anderen Digoxin-[[Derivat (Chemie)|Derivaten]] auftreten kann. Diese Stoffe werden nachfolgend auch „[[Digitalisglykosid]]e“ oder kurz „Glykoside“ genannt. |
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==Wirkstoff== |
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Bei Digitalis-Antitoxin handelt es sich um [[Fab-Fragment|Fab-Antikörperfragmente]] (Fab, Abkürzung für [[Englische Sprache|engl.]] ''Fragment antigen binding'') von [[Immunglobulin G|IgG-Immunglobulinen]] aus dem [[Blutserum]] [[Immunität (Medizin)|immunisierter]] Schafe. |
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Digitalisintoxikationen treten auf, wenn versehentlich oder in [[suizid]]aler Absicht zu hohe Mengen der Wirkstoffe eingenommen werden. Schwere [[Herzrhythmusstörung]]en können dann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Als besonders gefährdet gelten – neben Personen mit suizidaler Vergiftung – Patienten in höherem Alter, die eine schwere kardiale Grundkrankheit, etwa eine dekompensierte, also aus dem Gleichgewicht geratene [[Herzinsuffizienz]], aufweisen. |
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* Multifokale [[Herz#Räume und Gefäße|ventrikuläre]] [[Extrasystole]]n |
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Kammerflattern und Kammerflimmern beeinflussen den Verlauf einer Digitalisintoxikation besonders ungünstig. |
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==Wirkungsweise== |
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Die klinische Wirksamkeit von Digitalis-Antitoxin für Digitalisglykoside ist nachgewiesen. Sie beruht auf einer raschen und nahezu vollständigen Bindung des Antitoxins an das im Extrazellulärraum vorhandene freie Glykosid, wodurch [[Pharmakologie|pharmakologisch]] unwirksame Antitoxin-Glykosid-Komplexe entstehen ([[Neutralisation]]). |
Die klinische Wirksamkeit von Digitalis-Antitoxin für Digitalisglykoside ist nachgewiesen. Sie beruht auf einer raschen und nahezu vollständigen Bindung des Antitoxins an das im [[Extrazelluläre Matrix|Extrazellulärraum]] vorhandene freie Glykosid, wodurch [[Pharmakologie|pharmakologisch]] unwirksame Antitoxin-Glykosid-Komplexe entstehen ([[Neutralisierender Antikörper|Neutralisation]]). |
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So kommt es zu einem [[Konzentrationsgefälle]] zwischen dem intra- und extrazellulären Glykosid |
So kommt es zu einem [[Konzentrationsgefälle]] zwischen dem intra- und extrazellulären Glykosid im Sinne von hoch zu niedrig. In der Folge [[Diffusion|diffundiert]] weiteres intrazelluläres Glykosid in den Extrazellulärraum, wo es von dem hier vorhandenen Antitoxin fortlaufend neutralisiert wird. |
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Für diesen Wirkmechanismus sprechen der hohe Anstieg des an Antitoxin gebundenen Glykosids und der Abfall von freiem Glykosid im Serum bei [[Infusion]] von Digitalis-Antitoxin. |
Für diesen Wirkmechanismus sprechen der hohe Anstieg des an Antitoxin gebundenen Glykosids und der Abfall von freiem Glykosid im Serum bei [[Infusion]] von Digitalis-Antitoxin. |
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== Verstoffwechslung und Ausscheidung == |
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Unmittelbar nach Beginn der Infusion von Digitalis-Antitoxin steigt die Konzentration der an Fab gebundenen Glykoside im Serum steil an (bisher gemessener Maximalwert über 300 |
Unmittelbar nach Beginn der Infusion von Digitalis-Antitoxin steigt die Konzentration der an Fab gebundenen Glykoside im Serum steil an (bisher gemessener Maximalwert über 300 ng/ml), während das freie Glykosid auf Werte unterhalb der [[Nachweisgrenze]] absinkt. Nach Überschreiten des Maximums nimmt der Gesamtglykosidspiegel kontinuierlich ab entsprechend der [[Ausscheidung|Eliminationsgeschwindigkeit]] der Fab-Glykosid-Komplexe, anfänglich mit einer [[Halbwertszeit]] von 15 Stunden, nach einem Tag von etwa 26 Stunden. |
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Das Serum enthält während der ersten 10 Stunden nach [[Applikation]] von Digitalis-Antitoxin fast ausschließlich an Fab gebundenes und damit neutralisiertes Glykosid. Zwischen der |
Das Serum enthält während der ersten 10 Stunden nach [[Applikationsform|Applikation]] von Digitalis-Antitoxin fast ausschließlich an Fab gebundenes und damit neutralisiertes Glykosid. Zwischen der achten und zwölften Stunde nach Beginn der Fab-Verabreichung steigt der freie Glykosidspiegel wieder an. |
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Aus dem Verhalten der Serumspiegel von freien und an Fab gebundenen Glykosiden im Serum lässt sich schließen, dass im Verteilungsvolumen ein [[Kompartiment]] mit dem Glykosidanteil besteht, der lediglich an den Zelloberflächen [[Adsorption|adsorbiert]] ist. Dieser Glykosidanteil tritt nach der Infusion von Digitalis-Antitoxin mit einer Halbwertszeit von etwa 12 Minuten in das Serum über und bewirkt dort den anfangs sehr steilen Glykosidanstieg. Ein tiefer gelegenes, weit größeres Gewebskompartiment ([[Zellmembran]]en, [[ |
Aus dem Verhalten der Serumspiegel von freien und an Fab gebundenen Glykosiden im Serum lässt sich schließen, dass im Verteilungsvolumen ein [[Kompartiment]] mit dem Glykosidanteil besteht, der lediglich an den Zelloberflächen [[Adsorption|adsorbiert]] ist. Dieser Glykosidanteil tritt nach der Infusion von Digitalis-Antitoxin mit einer Halbwertszeit von etwa 12 Minuten in das Serum über und bewirkt dort den anfangs sehr steilen Glykosidanstieg. Ein tiefer gelegenes, weit größeres Gewebskompartiment ([[Zellmembran]]en, [[Intrazellularraum]]) lässt die Glykosidmoleküle mit einer Halbwertszeit von etwa 8 Stunden in das Serum übertreten, solange freie Fab im Überschuss vorhanden sind. Im [[Urin|Harn]] korreliert die Konzentration des freien und des gesamten Glykosids mit dem freien und dem Gesamt-Glykosidspiegel im Serum. Erst wenn die [[Chemische Bindung|Bindungskapazität]] der Fab im Serum erschöpft ist und weiterhin aus dem großen Verteilungsvolumen für Digitalis, nämlich der [[Muskulatur]], Glykosid in das Serum übertritt, wird wieder freies Glykosid sowohl im Serum als auch im Urin nachweisbar (im Mittel nach etwa 10 Stunden, s. o.). |
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Die Glykosid-Fab-Komplexe werden zu etwa 56 % renal, d. |
Die Glykosid-Fab-Komplexe werden zu etwa 56 % renal, d. h. über die [[Niere]]n, ausgeschieden. Auch nicht nierenpflichtige Glykoside werden durch die Bindung an die Fab nierengängig und erreichen eine vergleichbare Eliminationsgeschwindigkeit. |
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==Nebenwirkungen== |
== Nebenwirkungen == |
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Wie unter jeder Therapie mit aus fremden Organismen stammenden ( |
Wie unter jeder Therapie mit aus fremden Organismen stammenden („heterologen“) Substanzen könnten auch bei der Erstanwendung von Digitalis-Antitoxin [[Allergie|allergische]] Reaktionen auftreten; in den bisher beschriebenen Therapiefällen sind jedoch keine derartigen [[Nebenwirkung]]en bekannt geworden. |
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Da es sich um ein aus Fremdserum (vom Schaf) gewonnenes Produkt handelt, besteht prinzipiell auch die Gefahr einer [[Sensibilisierung]]. Die Applikation von Digitalis-Antitoxin muss deswegen in den Impfpass eingetragen werden, damit bei einer später erneut notwendigen Applikation von Schafglobulinen an die Möglichkeit schwerer |
Da es sich um ein aus Fremdserum (vom Schaf) gewonnenes Produkt handelt, besteht prinzipiell auch die Gefahr einer [[Sensibilisierung (Medizin)|Sensibilisierung]]. Die Applikation von Digitalis-Antitoxin muss deswegen in den Impfpass eingetragen werden, damit bei einer später erneut notwendigen Applikation von Schafglobulinen an die Möglichkeit schwerer oder lebensbedrohlicher [[Anaphylaktischer Schock|anaphylaktischer Reaktionen]] gedacht wird. |
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Unmittelbar vor der Infusion von Digitalis-Antitoxin muss mittels Intrakutan- und [[Konjunktiva]]ltest auf Allergie getestet werden. Ferner ist zu Beginn der Infusion sorgfältig auf [[Schock (Medizin)|Schocksymptome]] zu achten, ärztliche Aufsicht ist zwingend erforderlich. |
Unmittelbar vor der Infusion von Digitalis-Antitoxin muss mittels Intrakutan- und [[Konjunktiva]]ltest auf Allergie getestet werden. Ferner ist zu Beginn der Infusion sorgfältig auf [[Schock (Medizin)|Schocksymptome]] zu achten, ärztliche Aufsicht ist zwingend erforderlich. |
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==Vorsichtsmaßnahmen== |
== Vorsichtsmaßnahmen == |
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===Serum-Kalium-Kontrolle=== |
=== Serum-Kalium-Kontrolle === |
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Bei einer schweren Digitalisintoxikation kann durch die ''glykosidbedingte'' Hemmung der [[Natrium-Kalium-ATPase]] der Zellmembranen ein massiver Serum-[[Kalium]]-Anstieg erfolgen, der lebensbedrohliche Ausmaße erreichen kann. Aufgrund einer gleichzeitigen erhöhten renalen, also über die [[Niere]]n erfolgenden [[Ausscheidung|Exkretion]] von Kalium kann jedoch die [[Hyperkaliämie]] mit einem Abfall des Körperbestandes an Kalium einhergehen. Obwohl für diese Störungen nicht die Gabe des Digitalis-Antitoxins ursächlich ist, sollte die Serum-Kalium-Konzentration sorgfältig überwacht werden. |
Bei einer schweren Digitalisintoxikation kann durch die ''glykosidbedingte'' Hemmung der [[Natrium-Kalium-ATPase]] der Zellmembranen ein massiver Serum-[[Kalium]]-Anstieg erfolgen, der lebensbedrohliche Ausmaße erreichen kann. Aufgrund einer gleichzeitigen erhöhten renalen, also über die [[Niere]]n erfolgenden [[Ausscheidung|Exkretion]] von Kalium kann jedoch die [[Hyperkaliämie]] mit einem Abfall des Körperbestandes an Kalium einhergehen. Obwohl für diese Störungen nicht die Gabe des Digitalis-Antitoxins ursächlich ist, sollte die Serum-Kalium-Konzentration sorgfältig überwacht werden. |
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Im weiteren Verlauf wird durch die Neutralisierung der Glykosidwirkung mit Digitalis-Antitoxin die intrazelluläre Kalium-Konzentration wieder angehoben bei einer gleichzeitigen Senkung der Serum-Kalium-Konzentration. Hieraus kann sich sehr schnell eine [[Hypokaliämie]] entwickeln. Auf der Basis regelmäßiger Serum-Kalium-Bestimmungen, insbesondere während der ersten Stunde nach Gabe von Digitalis-Antitoxin, sollten eventuell auftretende |
Im weiteren Verlauf wird durch die Neutralisierung der Glykosidwirkung mit Digitalis-Antitoxin die intrazelluläre Kalium-Konzentration wieder angehoben bei einer gleichzeitigen Senkung der Serum-Kalium-Konzentration. Hieraus kann sich sehr schnell eine [[Hypokaliämie]] entwickeln. Auf der Basis regelmäßiger Serum-Kalium-Bestimmungen, insbesondere während der ersten Stunde nach Gabe von Digitalis-Antitoxin, sollten eventuell auftretende [[Kaliumdefizit]]e vorsichtig korrigiert werden. |
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===Serum-Glykosidspiegel-Kontrolle=== |
=== Serum-Glykosidspiegel-Kontrolle === |
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Eine Serum-Glykosid-Bestimmung ist Teil der [[Differentialdiagnose]] einer Digitalisintoxikation. Verlässliche quantitative Aussagen können aber erst gewonnen werden, wenn die Verteilungsphase abgeschlossen ist, also frühestens 8 Stunden nach der letzten Glykosideinnahme, bei sehr hoher Glykosidaufnahme oft noch viel später. |
Eine Serum-Glykosid-Bestimmung ist Teil der [[Differentialdiagnose]] einer Digitalisintoxikation. Verlässliche quantitative Aussagen können aber erst gewonnen werden, wenn die Verteilungsphase abgeschlossen ist, also frühestens 8 Stunden nach der letzten Glykosideinnahme, bei sehr hoher Glykosidaufnahme oft noch viel später. |
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Deshalb geben die zum Zeitpunkt der Verabreichung von Digitalis-Antitoxin bestimmten Serum-Glykosidspiegel meist keine verlässlichen Hinweise auf die tatsächlich notwendige Menge des Antidots. |
Deshalb geben die zum Zeitpunkt der Verabreichung von Digitalis-Antitoxin bestimmten Serum-Glykosidspiegel meist keine verlässlichen Hinweise auf die tatsächlich notwendige Menge des Antidots. |
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==Gegenanzeigen== |
== Gegenanzeigen == |
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Außer Allergie gegen Schafglobuline sind keine Kontraindikationen bekannt. Wegen der [[ |
Außer Allergie gegen Schafglobuline sind keine Kontraindikationen bekannt. Wegen der [[Vitale Indikation|vitalen Indikation]] ist in der Regel trotzdem der Einsatz von Digitalis-Antitoxin geboten. |
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==Dosierung== |
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Entscheidend für die Höhe der erforderlichen Antitoxin-[[Dosis]], die als [[Vene|intravenöse]] Infusion gegeben wird, ist die ''im Körper vorhandene'' Glykosidmenge. Zwecks Rückrechnung sollte möglichst immer die ''eingenommene'' Glykosidmenge in Erfahrung gebracht werden. Die notwendige Antitoxin-Dosis ist der jeweils aktuellen Fachinformation zu entnehmen, die der Packung des Digitalis-Antitoxins beiliegt. |
Entscheidend für die Höhe der erforderlichen Antitoxin-[[Dosis]], die als [[Vene|intravenöse]] Infusion gegeben wird, ist die ''im Körper vorhandene'' Glykosidmenge. Zwecks Rückrechnung sollte möglichst immer die ''eingenommene'' Glykosidmenge in Erfahrung gebracht werden. Die notwendige Antitoxin-Dosis ist der jeweils aktuellen Fachinformation zu entnehmen, die der Packung des Digitalis-Antitoxins beiliegt. |
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Bei der Berechnung der Dosis sollten folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden: |
Bei der Berechnung der Dosis sollten folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden: |
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* Bei Erbrechen bzw. Magenspülung kann die zur Resorption stehende Glykosidmenge reduziert sein. |
* Bei Erbrechen bzw. [[Magenspülung]] kann die zur [[Resorption]] stehende Glykosidmenge reduziert sein. |
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* Durch Abführmittel kann die Ausscheidung des Glykosids beschleunigt sein. |
* Durch Abführmittel kann die Ausscheidung des Glykosids beschleunigt sein. |
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* Die [[Bioverfügbarkeit|biologische Verfügbarkeit]] der einzelnen Glykosidpräparate begrenzt die resorbierbare Glykosidmenge. |
* Die [[Bioverfügbarkeit|biologische Verfügbarkeit]] der einzelnen Glykosidpräparate begrenzt die resorbierbare Glykosidmenge. |
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* Ein Teil der resorbierten Glykosidmenge kann bereits im Körper verstoffwechselt sein. |
* Ein Teil der resorbierten Glykosidmenge kann bereits im Körper verstoffwechselt sein. |
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Wenn die eingenommene Glykosidmenge nicht ermittelt werden kann, sollte entsprechend den klinischen Erfahrungen eine Dosis von 6 |
Wenn die eingenommene Glykosidmenge nicht ermittelt werden kann, sollte entsprechend den klinischen Erfahrungen eine Dosis von 6 Durchstichflaschen Digitalis-Antitoxin verabreicht werden. Dies ist nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen die Dosierung in der überwiegenden Zahl der Fälle. |
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Auch bei Kindern richtet sich die Dosis nach der aufgenommenen Glykosidmenge und nicht nach dem Körpergewicht. Es gelten daher die gleichen Dosierungs- und Anwendungsempfehlungen. |
Auch bei Kindern richtet sich die Dosis nach der aufgenommenen Glykosidmenge und nicht nach dem Körpergewicht. Es gelten daher die gleichen Dosierungs- und Anwendungsempfehlungen. |
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Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind nach den bisherigen Erfahrungen wie Nierengesunde zu behandeln. Es empfiehlt sich eine längere Beobachtungszeit, entsprechend dem verminderten Anteil der renalen Elimination. |
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind nach den bisherigen Erfahrungen wie Nierengesunde zu behandeln. Es empfiehlt sich eine längere Beobachtungszeit, entsprechend dem verminderten Anteil der renalen Elimination. |
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==Therapieerfolg== |
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Die Herzrhythmusstörungen bilden sich im |
Die Herzrhythmusstörungen bilden sich im Allgemeinen ein bis drei Stunden nach Therapiebeginn zurück und zeigen damit eine zumindest anfänglich ausreichende Dosis von Digitalis-Antitoxin an. Sollten in Einzelfällen auch noch nach zehn oder mehr Stunden erneut Rhythmusstörungen auftreten, kann eine weitere Gabe von Digitalis-Antitoxin indiziert sein. |
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== Weblinks == |
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* {{DrugBank|BTD00027}} |
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* Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum: [http://www.toxi.ch/upload/pdf/Digitalis.pdf Digitalis-spezifische Fab-Antikörper] (PDF; 101 kB) |
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{{Gesundheitshinweis}} |
{{Gesundheitshinweis}} |
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[[Kategorie:Antikörper]] |
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[[Kategorie:Arzneistoff]] |
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Aktuelle Version vom 11. November 2024, 12:21 Uhr
Digitalis-Antidot, auch Digitalis-Antitoxin, ist ein medizinisches „Gegenmittel“ (griech. Antidot) oder „Gegengift“ (griech. Antitoxin) bei einer lebensbedrohlichen Digitalisintoxikation (Digitalisvergiftung), die durch überhöhte Einnahme von Digoxin, Digitoxin oder anderen Digoxin-Derivaten auftreten kann. Diese Stoffe werden nachfolgend auch „Digitalisglykoside“ oder kurz „Glykoside“ genannt.
Wirkstoff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Digitalis-Antitoxin handelt es sich um Fab-Antikörperfragmente (Fab, Abkürzung für engl. Fragment antigen binding) von IgG-Immunglobulinen aus dem Blutserum immunisierter Schafe.
Anwendungsgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Digitalisintoxikationen treten auf, wenn versehentlich oder in suizidaler Absicht zu hohe Mengen der Wirkstoffe eingenommen werden. Schwere Herzrhythmusstörungen können dann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Als besonders gefährdet gelten – neben Personen mit suizidaler Vergiftung – Patienten in höherem Alter, die eine schwere kardiale Grundkrankheit, etwa eine dekompensierte, also aus dem Gleichgewicht geratene Herzinsuffizienz, aufweisen.
Klinisches Bild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das klinische Bild kann sich vielfältig darstellen und ist stets dramatisch:
- Multifokale ventrikuläre Extrasystolen
- Kammertachykardien
- Vorhoftachykardien mit AV-Block
- AV-Knotentachykardien
- Kombination von AV-Blockierungen mit Ektopien
- Kammerflattern
- Kammerflimmern
Kammerflattern und Kammerflimmern beeinflussen den Verlauf einer Digitalisintoxikation besonders ungünstig.
Wirkungsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die klinische Wirksamkeit von Digitalis-Antitoxin für Digitalisglykoside ist nachgewiesen. Sie beruht auf einer raschen und nahezu vollständigen Bindung des Antitoxins an das im Extrazellulärraum vorhandene freie Glykosid, wodurch pharmakologisch unwirksame Antitoxin-Glykosid-Komplexe entstehen (Neutralisation).
So kommt es zu einem Konzentrationsgefälle zwischen dem intra- und extrazellulären Glykosid im Sinne von hoch zu niedrig. In der Folge diffundiert weiteres intrazelluläres Glykosid in den Extrazellulärraum, wo es von dem hier vorhandenen Antitoxin fortlaufend neutralisiert wird.
Für diesen Wirkmechanismus sprechen der hohe Anstieg des an Antitoxin gebundenen Glykosids und der Abfall von freiem Glykosid im Serum bei Infusion von Digitalis-Antitoxin.
Verstoffwechslung und Ausscheidung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unmittelbar nach Beginn der Infusion von Digitalis-Antitoxin steigt die Konzentration der an Fab gebundenen Glykoside im Serum steil an (bisher gemessener Maximalwert über 300 ng/ml), während das freie Glykosid auf Werte unterhalb der Nachweisgrenze absinkt. Nach Überschreiten des Maximums nimmt der Gesamtglykosidspiegel kontinuierlich ab entsprechend der Eliminationsgeschwindigkeit der Fab-Glykosid-Komplexe, anfänglich mit einer Halbwertszeit von 15 Stunden, nach einem Tag von etwa 26 Stunden.
Das Serum enthält während der ersten 10 Stunden nach Applikation von Digitalis-Antitoxin fast ausschließlich an Fab gebundenes und damit neutralisiertes Glykosid. Zwischen der achten und zwölften Stunde nach Beginn der Fab-Verabreichung steigt der freie Glykosidspiegel wieder an.
Aus dem Verhalten der Serumspiegel von freien und an Fab gebundenen Glykosiden im Serum lässt sich schließen, dass im Verteilungsvolumen ein Kompartiment mit dem Glykosidanteil besteht, der lediglich an den Zelloberflächen adsorbiert ist. Dieser Glykosidanteil tritt nach der Infusion von Digitalis-Antitoxin mit einer Halbwertszeit von etwa 12 Minuten in das Serum über und bewirkt dort den anfangs sehr steilen Glykosidanstieg. Ein tiefer gelegenes, weit größeres Gewebskompartiment (Zellmembranen, Intrazellularraum) lässt die Glykosidmoleküle mit einer Halbwertszeit von etwa 8 Stunden in das Serum übertreten, solange freie Fab im Überschuss vorhanden sind. Im Harn korreliert die Konzentration des freien und des gesamten Glykosids mit dem freien und dem Gesamt-Glykosidspiegel im Serum. Erst wenn die Bindungskapazität der Fab im Serum erschöpft ist und weiterhin aus dem großen Verteilungsvolumen für Digitalis, nämlich der Muskulatur, Glykosid in das Serum übertritt, wird wieder freies Glykosid sowohl im Serum als auch im Urin nachweisbar (im Mittel nach etwa 10 Stunden, s. o.).
Die Glykosid-Fab-Komplexe werden zu etwa 56 % renal, d. h. über die Nieren, ausgeschieden. Auch nicht nierenpflichtige Glykoside werden durch die Bindung an die Fab nierengängig und erreichen eine vergleichbare Eliminationsgeschwindigkeit.
Nebenwirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie unter jeder Therapie mit aus fremden Organismen stammenden („heterologen“) Substanzen könnten auch bei der Erstanwendung von Digitalis-Antitoxin allergische Reaktionen auftreten; in den bisher beschriebenen Therapiefällen sind jedoch keine derartigen Nebenwirkungen bekannt geworden.
Da es sich um ein aus Fremdserum (vom Schaf) gewonnenes Produkt handelt, besteht prinzipiell auch die Gefahr einer Sensibilisierung. Die Applikation von Digitalis-Antitoxin muss deswegen in den Impfpass eingetragen werden, damit bei einer später erneut notwendigen Applikation von Schafglobulinen an die Möglichkeit schwerer oder lebensbedrohlicher anaphylaktischer Reaktionen gedacht wird.
Unmittelbar vor der Infusion von Digitalis-Antitoxin muss mittels Intrakutan- und Konjunktivaltest auf Allergie getestet werden. Ferner ist zu Beginn der Infusion sorgfältig auf Schocksymptome zu achten, ärztliche Aufsicht ist zwingend erforderlich.
Vorsichtsmaßnahmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Serum-Kalium-Kontrolle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einer schweren Digitalisintoxikation kann durch die glykosidbedingte Hemmung der Natrium-Kalium-ATPase der Zellmembranen ein massiver Serum-Kalium-Anstieg erfolgen, der lebensbedrohliche Ausmaße erreichen kann. Aufgrund einer gleichzeitigen erhöhten renalen, also über die Nieren erfolgenden Exkretion von Kalium kann jedoch die Hyperkaliämie mit einem Abfall des Körperbestandes an Kalium einhergehen. Obwohl für diese Störungen nicht die Gabe des Digitalis-Antitoxins ursächlich ist, sollte die Serum-Kalium-Konzentration sorgfältig überwacht werden.
Im weiteren Verlauf wird durch die Neutralisierung der Glykosidwirkung mit Digitalis-Antitoxin die intrazelluläre Kalium-Konzentration wieder angehoben bei einer gleichzeitigen Senkung der Serum-Kalium-Konzentration. Hieraus kann sich sehr schnell eine Hypokaliämie entwickeln. Auf der Basis regelmäßiger Serum-Kalium-Bestimmungen, insbesondere während der ersten Stunde nach Gabe von Digitalis-Antitoxin, sollten eventuell auftretende Kaliumdefizite vorsichtig korrigiert werden.
Serum-Glykosidspiegel-Kontrolle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Serum-Glykosid-Bestimmung ist Teil der Differentialdiagnose einer Digitalisintoxikation. Verlässliche quantitative Aussagen können aber erst gewonnen werden, wenn die Verteilungsphase abgeschlossen ist, also frühestens 8 Stunden nach der letzten Glykosideinnahme, bei sehr hoher Glykosidaufnahme oft noch viel später.
Deshalb geben die zum Zeitpunkt der Verabreichung von Digitalis-Antitoxin bestimmten Serum-Glykosidspiegel meist keine verlässlichen Hinweise auf die tatsächlich notwendige Menge des Antidots.
Gegenanzeigen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Außer Allergie gegen Schafglobuline sind keine Kontraindikationen bekannt. Wegen der vitalen Indikation ist in der Regel trotzdem der Einsatz von Digitalis-Antitoxin geboten.
Dosierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entscheidend für die Höhe der erforderlichen Antitoxin-Dosis, die als intravenöse Infusion gegeben wird, ist die im Körper vorhandene Glykosidmenge. Zwecks Rückrechnung sollte möglichst immer die eingenommene Glykosidmenge in Erfahrung gebracht werden. Die notwendige Antitoxin-Dosis ist der jeweils aktuellen Fachinformation zu entnehmen, die der Packung des Digitalis-Antitoxins beiliegt.
Bei der Berechnung der Dosis sollten folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden:
- Bei Erbrechen bzw. Magenspülung kann die zur Resorption stehende Glykosidmenge reduziert sein.
- Durch Abführmittel kann die Ausscheidung des Glykosids beschleunigt sein.
- Die biologische Verfügbarkeit der einzelnen Glykosidpräparate begrenzt die resorbierbare Glykosidmenge.
- Ein Teil der resorbierten Glykosidmenge kann bereits im Körper verstoffwechselt sein.
Wenn die eingenommene Glykosidmenge nicht ermittelt werden kann, sollte entsprechend den klinischen Erfahrungen eine Dosis von 6 Durchstichflaschen Digitalis-Antitoxin verabreicht werden. Dies ist nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen die Dosierung in der überwiegenden Zahl der Fälle.
Auch bei Kindern richtet sich die Dosis nach der aufgenommenen Glykosidmenge und nicht nach dem Körpergewicht. Es gelten daher die gleichen Dosierungs- und Anwendungsempfehlungen.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind nach den bisherigen Erfahrungen wie Nierengesunde zu behandeln. Es empfiehlt sich eine längere Beobachtungszeit, entsprechend dem verminderten Anteil der renalen Elimination.
Therapieerfolg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Herzrhythmusstörungen bilden sich im Allgemeinen ein bis drei Stunden nach Therapiebeginn zurück und zeigen damit eine zumindest anfänglich ausreichende Dosis von Digitalis-Antitoxin an. Sollten in Einzelfällen auch noch nach zehn oder mehr Stunden erneut Rhythmusstörungen auftreten, kann eine weitere Gabe von Digitalis-Antitoxin indiziert sein.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Digitalis-Antidot in der DrugBank der University of Alberta
- Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum: Digitalis-spezifische Fab-Antikörper (PDF; 101 kB)