Albanische Streitkräfte
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Führung | |||
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Oberbefehlshaber: | Präsident der Republik Bajram Begaj | ||
Verteidigungsminister: | Niko Peleshi (PS) | ||
Militärischer Befehlshaber: | Generalmajor Arben Kingji | ||
Militärische Führung: | Joint Force Command | ||
Sitz des Hauptquartiers: | Tirana | ||
Teilstreitkräfte: | Heer Marine Luftstreitkräfte | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 8000 (2020)[1] | ||
Wehrpflicht: | ausgesetzt seit 2010 | ||
Wehrtaugliche Bevölkerung: | insgesamt (Männer und Frauen; Alter 15–49): 1.565.597 (2008; Schätzung)[2] | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | vollendetes 19. Lebensjahr[2] | ||
Anteil Soldaten an Gesamtbevölkerung: | 0,25 % | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | 524 Mio. US-$ (2024)[3] | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 2,03 % (2024)[4] | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 4. Dezember 1912 | ||
Höchste Mannstärke: | 321.000[5] |
Die Albanischen Streitkräfte (albanisch Forcat e Armatosura të Shqipërisë, kurz FASH) sind die Streitkräfte der Republik Albanien. Seit April 2009 ist das Balkanland Mitglied der NATO.
Geschichte seit 1990
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie das ganze Land waren auch die Streitkräfte in einem desolaten Zustand, als das kommunistische Regime 1990/91 zerbrach. Die Organisation und Führungsstruktur funktionierte zwar noch, die Ausrüstung war aber veraltet und es fehlten die finanziellen Mittel. Die neue demokratische Regierung verkleinerte die Streitkräfte stark und ersetzte die Kader.[6]
Nach dem Lotterieaufstand 1997 zeigten die albanischen Streitkräfte Auflösungserscheinungen. Den bürgerkriegsähnlichen Zuständen dieses Jahres konnten sie nicht Herr werden. Ganz Albanien stürzte ins Chaos.
Aus diesem Grund startete die Regierung im Jahr 2000 im Rahmen des Planes 2000 ein 10 Jahre dauerndes Reformprogramm. Die Streitkräfte wurden in dieser Zeit technologisch auf den neuesten Stand gebracht, reorganisiert, modernisiert und erhielten professionelle Ausbildung. Dazu gehörte auch die Vernichtung der riesigen Munitionsbestände aus kommunistischer Zeit. Mitte Juli 2007 wurde mitgeteilt, dass Albanien – mit der Unterstützung westlicher Staaten – als weltweit erster Staat seine gesamten Bestände an chemischen Waffen nachweislich vernichtet hat. Mehr Probleme bereitete die Vernichtung herkömmlicher Munition, die zum Teil mehr als 40 Jahre alt war. Am 15. März 2008 kam es in einem Munitionslager bei Gërdec, in dem Arbeiter mit der Vernichtung von Munition beschäftigt waren, zu einer Explosionskatastrophe. Als Folge der Stunden andauernden Explosionen verloren 26 Menschen ihr Leben und mehrere hundert wurden verletzt. In Gërdec und zwei weiteren Dörfern wurden außerdem etliche hundert Häuser komplett zerstört und anderthalb Tausend Gebäude beschädigt. Bereits im Mai 2006 war es in einem Waffenlager in Südalbanien zu Explosionen gekommen, die ein Todesopfer und mehrere schwer Verletzte forderten.[7][8][9][10]
Seit 2010 hat Albanien nunmehr eine Berufsarmee. Sie besteht aus höchstens 14.500 aktiven Soldaten und 5000 Reservisten. Die Wehrpflicht, die zuletzt zwölf Monate betragen hatte, wurde ausgesetzt.[11]
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Joint Force Command bildet ein teilstreitkräfteübergreifendes Hauptquartier, dem die drei Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine unterstehen.
Landstreitkräfte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verbände:
- 1 Mechanisierte Infanterie-Brigade
- 1 Pionier-Brigade
- 1 Spezialtruppen-Regiment
Das Heeresoberkommando befindet sich in Tirana. In Burrel, Gjirokastra, Korça, Kukës und Shkodra gibt es Regionalkommandos.
- Ausrüstung:
- Kampfpanzer
- gepanzerte Fahrzeuge
- Artillerie
- Mehrfach-Raketenwerfer
- Panzerabwehrkanonen
- Flugabwehrkanonen
Seestreitkräfte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die albanische Marine (alb.: Forca Detare të Republikës së Shqipërisë), ist die Seestreitmacht der albanischen Streitkräfte und hat eine Personalstärke von 700 Soldaten. Sie betreibt zwei Stützpunkte in Durrës und Vlora. Die Flotte besteht aus vier Patrouillenbooten des Typs Stan 4207 von Damen (Iliria, Lisus, Oriku und Butrinti) und weiteren kleineren Booten.
Luftstreitkräfte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die albanische Luftwaffe (alb.: Forca Ajrore Shqiptare), ist die Luftstreitmacht der albanischen Streitkräfte und hat eine Personalstärke von 660 Soldaten. Die Hauptbasen der Luftwaffe befinden sich in Tirana-Lapraka, Vlora, Berat-Kuçova, Tirana-Rinas und Tirana-Farka. Die in die Berge getriebene Flugzeugkaverne beim Militärflugplatz Lezha-Zadrima, auch als Gjadër bekannt, besteht aus einem einzigen Tunnel. Die Flugzeugkaverne ist nun inaktiv und dient nur noch als Lager für die außer Dienst gestellten Shenyang F-6 und die Chengdu F-7.
An Luftfahrzeugen betreibt die albanische Luftwaffe 19 Hubschrauber und einige Drohnen.
Internationale Zusammenarbeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der immer wieder sehr unruhigen politischen Lage auf dem Balkan suchten die albanischen Regierungen seit dem Sturz des Kommunismus westliche Bündnispartner. Als Ergebnis dieser langjährigen Bemühungen wurde das Land im April 2009 in die NATO aufgenommen. Bereits vorher fanden jedoch regelmäßig Manöver unter Beteiligung US-amerikanischer Soldaten in Albanien statt. Das Interesse ausländischer Streitkräfte an Albanien stieg insbesondere im Vorfeld des Kosovokriegs. Albanien, das selber nicht an Kampfhandlungen beteiligt war, diente als Basis der kriegsführenden NATO-Staaten. Bis 2010 betrieb die NATO in Tirana ein Hauptquartier mit insbesondere logistischen Aufgaben.[12]
Bereits vor dem Kosovokrieg war Albanien selber zweimal auf die Hilfe ausländischer Streitkräfte angewiesen. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes bemühte sich zunächst das italienische Militär von 1991 bis 1993 in der Mission Pellicano die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, um einen weiteren Flüchtlings-Exodus nach Italien zu verhindern. Auch während des Lotterieaufstands im Jahre 1997 war das albanische Militär vollkommen überfordert und zeigte Auflösungserscheinungen. So war es erneut gezwungen, im Rahmen der Operation Alba 6000 ausländische Soldaten unter Führung Italiens in das Land zu holen, um eine Ordnung wiederherzustellen.
Auslandseinsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Albanien beteiligte sich mit 100 Soldaten an der SFOR in Bosnien und Herzegowina und mit einem Beobachter an der UNOMIG in Georgien. Von 2003 an unterstützte es die US Army und ihre Verbündeten im Irak mit zuerst 70 Soldaten und ab 2005 bis zum Rückzug mit 120 Soldaten. Die kleine Beteiligung Albaniens in der Koalition der Willigen stieß in der Bevölkerung des mehrheitlich muslimischen Landes nie auf großen Widerspruch, da die große Mehrheit der Albaner den USA ausgesprochen positiv gegenüber eingestellt sind. Darüber hinaus sind rund 63 albanische Soldaten im Tschad stationiert (MINURCAT). Bei einem bisher ungeklärten Zwischenfall im südlichen Robat in Afghanistan am 20. Februar 2012 wurde ein albanischer Soldat der Spezialeinheit von afghanischen Polizisten getötet. Dies war der erste Albaner, der bei einem Auslandseinsatz getötet wurde.[13]
Albanische Truppen sind als Teil der KFOR-Mission in Kosovo stationiert. Im „Camp Villagio Italia“ sind sie in der Stadt Peja mit über 80 Soldaten stationiert.[14] Ebenfalls ist ein Bombenentschärfungskommando der Albanischen Armee in Lettland präsent. Sie sind dort Teil der NATO Enhanced Forward Presence.[15]
Die Albanische Marine ist ebenfalls Teil der NATO Mission Sea Guardian. Sie bewachen mit dem Schiff Lissus das Adriatische Meer und das zentrale Mittelmeer.[16]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The World Defence Almanac 2006, Mönch Publishing Group, Bonn 2006
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albanisches Verteidigungsministerium
- Streitkräfte der Republik Albanien
- MiG-21.de: Bilder albanischer MiG-Flugzeuge
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Streitkräfte. In: Truppendienst. Österreichisches Bundesheer, 22. Mai 2020, archiviert vom am 3. Dezember 2020; abgerufen am 6. Dezember 2020.
- ↑ a b CIA World Factbook: Militär (englisch) Militärsektion aus dem Artikel zu Albanien; abgerufen am 30. Juli 2008.
- ↑ Peleshi: Buxheti 2024 përmbush angazhimin e NATO-s, në janar përurojmë bazën ajrore të Kuçovës. In: ata.gov.al/. 8. November 2023, abgerufen am 7. Juni 2024 (albanisch).
- ↑ Defence Expenditure of NATO Countries (2014-2024). In: nato.int. 17. Juni 2024, abgerufen am 18. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Geschichte der Albanischen Streitkräfte. aaf.mil.al, archiviert vom am 4. Oktober 2017; abgerufen am 11. Dezember 2013.
- ↑ Hans-Joachim Hoppe: Albaniens Armee im Umbruch. In: Südosteuropa, Heft 5/1994, S. 258–304.
- ↑ Albanien vernichtet seinen Chemiewaffenbestand. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Juli 2007, abgerufen am 17. Oktober 2019.
- ↑ Verheerende Explosions-Serie in Albanien. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. März 2008, abgerufen am 17. Dezember 2021.
- ↑ Albaniens schwache Institutionen. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. April 2008, abgerufen am 17. Dezember 2021.
- ↑ Schwere Explosion in Munitionslager. In: Albanien.ch. 15. März 2008, abgerufen am 27. Dezember 2012.
- ↑ Jonilda Koci: Albania to abolish conscription by 2010. In: SETimes. 21. August 2008, archiviert vom am 17. Oktober 2014; abgerufen am 29. Januar 2014 (englisch).
- ↑ NATO HQ Tirana (NHQT). In: NATO. 30. September 2014, abgerufen am 17. Januar 2017 (englisch).
- ↑ Albanischer Soldat in Afghanistan getötet. In: Albanien.ch. 21. Februar 2012, abgerufen am 27. Dezember 2012.
- ↑ Vizion Plus TV: Ushtarakët shqiptarë në KFOR i dhurojnë Begajt hartën e Kosovës me guralecë auf YouTube, 30. Dezember 2023, abgerufen am 4. Februar 2024 (albanisch).
- ↑ Present Structure. In: NATO. Supreme Headquarters Allied Powers Europe, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch).
- ↑ NATO's Operation Sea Guardian supported by Albania for the first time. In: NATO. MARCOM Allied Maritime Command, 6. April 2023, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch).