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Die südfranzösische Nationalität war im Mittelalter mit der nordfranzösischen nicht verwandter, als die polnische es jetzt mit der russischen ist. Die südfranzösische, vulgo provenzalische Nation hatte im Mittelalter nicht nur eine "wertvolle Entwickelung", sie stand sogar an der Spitze der europäischen Entwickelung. Sie hatte zuerst von allen neueren Nationen eine gebildete Sprache. Ihre Dichtkunst diente sämtlichen romanischen Völkern, ja den Deutschen und Engländern zum damals unerreichten Vorbild. In Ausbildung der feudalen Ritterlichkeit wetteiferte sie mit den Castilianern, Nordfranzosen und englischen Normannen; in der Industrie und dem Handel gab sie den Italienern nichts nach. Nicht nur "eine Phase der mittelalterlichen Existenz" entwickelte sie "zur glanzvollen Gestalt", sie brachte sogar einen Abglanz des alten Hellenentums im tiefsten Mittelalter hervor. Die südfranzösische Nation hat sich also nicht nur große, sondern unendliche "Verdienste um die europäische Völkerfamilie erworben". Dennoch wurde sie, wie Polen, erst geteilt zwischen Nordfrankreich und England und später ganz von den Nordfranzosen unterjocht. Von den Albigenserkriegen bis auf Ludwig XI. führten die Nordfranzosen, die in der Bildung ebensosehr hinter ihren südlichen Nachbarn zurückstanden wie die Russen hinter den Polen, ununterbrochene Unterjochungskriege gegen die Südfranzosen und endigten mit der Unterwerfung des ganzen Landes. Die südfranzösische "Adelsrepublik" (die Benennung ist ganz richtig für die Blütezeit) "ist unterbrochen worden durch den Despotismus" (Ludwig XI.), "ihre eigene innerliche Aufhebung zu vollziehen", die wenigstens ebenso möglich gewesen wäre durch die Entwickelung der Bürgerschaft der Städte, wie die der polnischen durch die Verfassung von 1791.
Friedrich ENGELS. "Die Polendebatte in Frankfurt". Neue Rheinische Zeitung. Nr. 93. 3. September 1848 lire en ligne
Sprachtyp: indogermanisch, romanische Gruppe. Die Bezeichnung “Okzitanisch” steht für die Dialekte Südfrankreichs, aufgesplittert in eine Reihe regionaler Unterarten, in der sich im Mittelalter eine literarische Tradition ausdrückte (Schule der Troubadours oder höfische Schule), die nach dem Wandel ihres sozio-politischen Umfelds unterging. Seit dem 14. Jh. gingen diese Dialekte zurück aufgrund des Drucks des Französischen, erlebten aber im 19. Jh. eine kulturelle Wiedergeburt, nicht zuletzt infolge regionalpolitischer Bestrebungen, insbesondere dank der Bewegung der Dichter, die félibres genannt wurden, deren bekantester Vertreter, Frédéri Mistral, 1904 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Die okzitanischen Varietäten sind in Frankreich als Minderheitensprache anerkannt und genießen einen Mindestschutz aufgrund nationaler Gesetze. Eine gaskognische Varietät, das Aranische, das von 5000 Personen in einem Pyrenäental in der autonomen Region Katalonien (Spanien) gesprochen wird, ist der einzige okzitanische Dialekt mit offiziellem Charakter innerhalb seines Verbreitungsgebiets.
Verbreitung in Italien: die in Italien vorkommenden okzitanischen Dialekte gehören zur alpinen Unterart provenzalischen Typs; sie sind in verschiedenen Tälern der Provinzen Cuneo und Turin verbreitet und dort dem jahrhundertelangem Druck des Piemontesischen ausgesetzt, vor allem im unteren Talbereich, und bekommen natürlich auch das doppelte Prestige des Italienischen und des Französischen zu spüren. Letzteres war schon immer Kultursprache in den Gemeinden waldensischer Konfession im Pellice- und Chisonetal. Es ist übrigens schwierig, den Sprachtyp jener Varietäten auszumachen, die den Übergang zum Piemontesischen der Ebene darstellen; dadurch, dass man sich vor relativ kurzer Zeit (in Italien erst in den 60er Jahren) der sprachlichen Besonderheit des Okzitanischen bewusst geworden ist, sind nicht wenige Missverständnisse über die Natur einiger eindeutig ligurischer oder piemontesischer Mundarten aufgekommen, die aus ideologischen oder kulturpolitischen Gründen unberechtigterweise oft als okzitanisch angesehen wurden: dies gilt zum Beispiel für die “brigaskischen” Dialekte des oberen Tanarotals und von Realdo und Verdeggia in der Provinz Imperia, und für den von Olivetta San Michele im Hinterland von Ventimiglia, während eine wirkliche okzitanische Prägung bei einigen Mundarten des Pesio- und Ellerotals vorliegt. Als zumindest annäherungsweise okzitanisch, auch unter Berücksichtigung der oft erdrückenden Konkurrenz des Piemontesischen, können die Dialekte der folgenden Gemeinden angesehen werden: in der Provinz Cuneo: Limone und Vernante im Vermenagnatal, Entraque, Valdieri und Roaschia im Gessotal, Argentera, Pietraporzio, Sambuco, Vinadio, Aisone, Demonte (bei starker Präsenz des Piemontesischen im Hauptort), Moiola, Gaiola, Valloriate und Roccasparvera im Sturatal, Castelmagno, Pradleves und Monterosso Grana im Grana-Tal, Acceglio, Prazzo, Elva, Canosio, Marmora, Stroppo, Macra, Celle und Cartignano im Mairatal, Pontechianale, Bellino, Casteldelfino, Sampeire, Frassino, Melle und Valamala im Varaitatal; in der Provinz Turin: Crissolo, Oncino, Ostana und teilweise die Gemeinden Paesana und Sanfront im Po-Tal, Bobbio Pellice, Villar Pellice und Angrogna im Pellicetal, Pragelato, Usseaux, Fenestrelle, Roure, Prali, Massello, Salza, Perrero, Pomaretto, Perosa Argentina (mit Ausnahme des Hauptorts), Pinasca (mit Ausnahme des Hauptorts), Inverso Pinasca, San Germano, Pramollo, Prarostino, San Pietro Val Lemina im Chisone- und Germanascatal, Chiomonte, Exilles, Salbertrand, Oulx, Sauze d’Oulx, Bardonecchia, Cesana, Claviere, Sauze di Cesana, Sestriere im oberen Susatal. Schließlich wird auch ein okzitanischer Dialekt in Guardia Piemontese in der Provinz Cosenza gesprochen, wohin er im 15. Jh. von waldensischen Siedlern gebracht wurde.
Allgemeines: Ein einheitliches Konzept von einer okzitanischen Minderheit und einem okzitanischen Kollektivbewußtsein gibt es erst seit relativ kurzer Zeit; es ist mehr Frucht theoretischer Arbeit als eine objektive historisch-kulturelle und linguistische Erscheinung; der Schwachpunkt des Begriffs “Okzitanien”, den die militanten nationalistischen Gruppen verbreiten, ist das Fehlen einer gemeinsamen Identität all der Völker und Regionen, die man unter diesem Namen vereinigen möchte; die Länder der Langue d’oc haben eine verschiedene Geschichte und verschiedene sprachlich-kulturelle Traditionen und stellen daher ganz unterschiedliche geographische und anthropologische Einheiten dar. Dies tritt besonders deutlich zutage bei den Bemühungen um einen einheitlichen Sprachstandard. Die Félibristen verbreiteten eine Schriftsprache, die auf dem Provenzalischen des Rhônetals beruhte: man geht also aus von einem lokalen Sprachmodell, das es in das übrige Südfrankreich zu exportieren gilt, wo es mit oft ganz anderen lokalen Idiomen koexistieren muss. Die “Okzitanisten” dagegen verbreiten ein künstliches Schriftsprachenmodell, basierend auf der alten Koinè der Troubadoure und dem Einsatz einer historischen Graphie, die sehr weit entfernt ist von dem mündlichen Gebrauch in den verschiedenen Gebieten, aber - laut ihrer Befürworter - in der Lage, gleichzeitig die Einheit und die Verschiedenheit der okzitanischen Dialekte auszudrücken. Die Unterscheidung zwischen “Provenzalisch” und “Okzitanisch”, die auch mit verschiedenen Auffassungen von Autonomie zusammenhängt (die Okzitanisten sind zumeist ausgeprägte Nationalisten, die Provenzalisten mehr föderalistisch eingestellt) hat Auswirkungen auf die Chancen einer kulturellen Wiederbelebung der okzitanischen Mundarten in Italien: es wogt in der Tat eine erhitzte Debatte zwischen diesen beiden Gruppen von Aktivisten und Sympathisanten, bei der die (stark zersplitterte) wirkliche Lage der Mundarten oft in den Hintergrund tritt, verdrängt von ideologischen Disputen, die das Risiko bergen, dass die Initiativen zur Neubelebung des Okzitanischen in Italien an Glaubwürdigkeit verlieren. In Guardia Piemontese ist die Mundart seit Jahrhunderten dem Sprachkontakt mit den umgebenden kalabresischen Dialekten ausgesetzt, die ihr Lexikon und ihre Struktur verändert haben.
Anzahl der Sprecher: Die Alpentäler der Provinzen Cuneo und Turin sind nicht nur seit Jahrzehnten einer starken Entvölkerung ausgesetzt, sondern auch, wie gesehen, anfällig für eine mehrsprachige Praxis, bei der zu den örtlichen Dialekten das Piemontesische, das Italienische und das Französische treten. Es fällt daher schwer, die Zahl der okzitanischen Muttersprachler exakt zu schätzen. Von der Gesamtbevölkerung von 80.000 dürfte etwa die Hälfte die lokalen Dialekte aktiv beherrschen. In Guardia Piemontese ist die Bevölkerung von ca. 3000 weit von einer verbreiteten Kenntnis der Mundart entfernt, doch erweist sie sich als recht lebendig.
Status: Das Okzitanische ist vom italienischen Staat per Gesetz als Minderheitssprache anerkannt; die Gesetze der Regionen Piemont und Kalabrien zum Schutz der ethnisch-linguistischen Minderheiten gelten natürlich auch für die okzitanischen Dialekte.
Öffentlicher Gebrauch: die regionalen und nationalen Schutz- und Förderungsgesetze haben bisher nicht zum Gebrauch des Okzitanischen auf den Behörden geführt; teilweise findet es sich in repräsentativen Bereichen wie Ortsnamen. Von den Hindernissen eines weitergehenden Einsatzes der okzitanischen Mundarten befindet sich das des fehlenden Standards und selbst einer einheitlichen Schreibung, wie gesagt, in einer heißen Diskussion.
Schulwesen: Seit den 70er Jahren werden die okzitanischen Dialekte sporadisch in Kindergärten und an Grundschulen eingesetzt, auf Initiative einzelner Lehrer und auf Wunsch von Eltern. An der Universität Turin forscht man seit längerem über die okzitanischen Dialekte, besonders innerhalb des Projekts Linguistisch-ethnografischer Atlas Westpiemonts.
Medien: während es auf literarischem und publizistischem Gebiet eine beachtliche Produktion gibt, die großenteils den Kultur- und Aktivistengruppen zu verdanken sind, die sich um Schutz und Förderung der lokalen Dialekte bemühen (Coumboscuro, Ousitanìo Vivo, Valados Usitanos usw.), kommt das Okzitanische in lokalen Rundfunk- und Fernsehsendungen, wenn überhaupt, nur gelegentlich zu Wort.
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