Encounter-Bay-Klasse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Encounter-Bay-Klasse
Die Botany Bay in Hamburg, Mai 1973
Die Botany Bay in Hamburg, Mai 1973
Schiffsdaten

zugehörige Schiffe

6

Schiffsart Containerschiff
Reederei Overseas Containers Limited
Bauwerft Blohm + Voss, Hamburg
Howaldtswerke, Hamburg
Deutsche Werft, Hamburg
Fairfield Shipbuilders, Govan
Indienststellung Europa-Australien-Dienst
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 213,36 m (Lüa)
Breite 30,48 m
Seitenhöhe 16,46 m
Vermessung 26.876 BRT
10.430 NRT
Maschinenanlage
Maschine Stal Laval Dampfturbine
Maschinen­leistung 32.450 PS (23.867 kW)
Höchst­geschwindigkeit 22,0 kn (41 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Maschinenanlage ab 1981
Maschine 1 × Dieselmotor
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 29.100 tdw
Container 1530 TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 374

Die 1967 bis 1970 als Bay-Klasse gebaute, teilweise auch als Encounter-Bay-Klasse oder Moreton-Bay-Klasse bezeichnete Schiffsklasse, war eine Baureihe von Turbinenschiffen der Reederei Overseas Containers Limited. Die Containerschiffe der zweiten Generation stellten seinerzeit die weltweit größten Schiffe dieses Typs dar.

Die Baureihe bestand aus fünf Einheiten, die 1967 bei den Hamburger Werften Blohm + Voss, Howaldtswerke und Deutsche Werft bestellt wurden, sowie einer Einheit der schottischen Werft Fairfield Shipbuilders aus Govan.

Die sechs Schiffe waren Bestandteil eines umgerechnet 462 Millionen DM umfassenden Gesamtpaketes, mit dem das Reedereikonsortium OCL die Containerisierung der Europa-Australfahrt begann. Außer den Schiffen investierte die OCL in die Anschaffung der notwendigen Container sowie in die erforderlichen Hafeneinrichtungen in Australien. Um den, mit einem Wert von rund 275 Millionen DM, bis dahin größten ins Ausland vergebenen Schiffbauauftrag einer britischen Reederei bewarben sich mehrere Werften aus Großbritannien, Japan und Deutschland. Einer der entscheidenden Gründe, die Schiffe mehrheitlich auf deutschen Werften zu produzieren, war deren Zusage, die Serie in der außergewöhnlich kurzen Zeit, eines pro Monat, abliefern zu können. Eine weitere große Rolle spielten die günstigen Finanzierungsbedingungen. 80 Prozent der Bausumme wurden vorgestreckt und sollten innerhalb von sechseinhalb Jahren zu einem Zinssatz von 5,5 Prozent zurückbezahlt werden. Damit konnten nahezu Konditionen geboten werden, wie sie seinerzeit sonst nur von japanischen Werften angeboten wurden.

Die Moreton Bay 1969 am Ausrüstungskai von Blohm + Voss

Der Schiffsentwurf dieser ersten Neubauten der OCL ging auf Marshall Meek, den Leitenden Schiffbauingenieur und Direktor der zur OCL gehörigen Konstruktionsabteilung Blue Funnel/Ocean Fleets zurück. Die schiffbauliche Umsetzung erfolgte, auch das seinerzeit ein Novum, gemeinschaftlich von den Konstruktionsabteilungen der drei Hamburger Bauwerften in Zusammenarbeit mit der Reedereigruppe OCL. Jede der Werften zeichnete für bestimmte Teilgebiete verantwortlich und übernahm im jeweiligen Bereich auch die Federführung bei den anderen Werften. Schon kurz nach der Auftragsvergabe, 1968 fusionierten die Deutsche Werft und die Howaldtswerke Hamburg sowie die Howaldtswerke Kiel zur Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW). Die Flinders Bay, Discovery Bay, Encounter Bay und Botany Bay wurden daher offiziell, trotz der abweichenden, auf die jeweilige Bauwerft zurückgreifenden Baunummern, alle als Neubauten der Howaldtswerke-Deutsche Werft gelistet.

Das erste abgelieferte Schiff der Klasse war die Encounter Bay, welche am 6. März 1969 den Europa-Südost-Australien-Liniendienst eröffnete und Anfang April 1969 erstmals Australien anlief. Der Dienst generierte für die ersten Jahre zunächst herbe Verluste, galt aber gleichzeitig auch als Schrittmacher und Marktführer der Region.

Aufbauend auf den Erfahrungen mit dem Bau der Moreton Bay lieferte die Werft Blohm + Voss 1970 die Sydney Express an die Reederei Hapag-Lloyd.

1980/81 wurden die Antriebsanlagen aller sechs Schiffe auf Dieselmotoren umgebaut. Drei der Schiffe, die Moreton Bay, die Discovery Bay und die Jervis Bay liefen ab Mai 1980 zum Umbau inzwischen als Govan Shipbuilders firmierende Fairfields-Werft, die ehemalige Bauwerft der Jervis Bay an.

Encounter-Bay-Klasse
Bauname Bauwerft
Baunummer
IMO-
Nummer
Kiellegung
Stapellauf
Ablieferung
Auftraggeber Umbenennungen
und Verbleib
Encounter Bay HDW/1000 6818461 1. November 1967
5. Juni 1968
24. Februar 1969
Scottish Shire Line, London 1983 neue Maschinenanlage, ab 20. Januar 1999 in Panyu abgebrochen
Flinders Bay Deutsche Werft/826 6822541 26. Februar 1968
19. Juli 1968
19. März 1969
Ocean Steamship Company, London Ab 10. März 1997 durch Arya Steel in Alang abgebrochen
Botany Bay HDW/1001 6907016 12. Juni 1968
14. Januar 1969
30. Mai 1969
Furness, Withy & Company, London 1983 neue Maschinenanlage, 1989 Nedlloyd Tasman, 1994 Botany Bay, ab 11. Januar 1999 in Panyu abgebrochen
Moreton Bay Blohm + Voss/859 6825880 ?
22. August 1968
13. Juni 1969
Peninsular & Oriental Steam Navigation Company, London 1981 neue Maschinenanlage, 1988 Direct Kookaburra, ab 12. August 1999 durch Hindustan Steel Industries in Alang abgebrochen
Discovery Bay Deutsche Werft/827 6903565 22. Juli 1968
3. Dezember 1968
30. Juni 1969
Peninsular & Oriental Steam Navigation Company, London 1981 neue Maschinenanlage, 1988 Direct Kea, ab 13. August 1999 durch Y.S.Investments in Alang abgebrochen
Jervis Bay Upper Clyde Shipbuilders, Govan/ 6913338 ?
3. April 1969
Mai 1970
Shaw, Savill & Albion Company, London Auf der Schleppreise von Antwerpen nach Kaohsiung zum Abbruch am 24. Januar 1984 im Außenhafen von Bilbao am Anker vertrieben, gestrandet und zerbrochen. Ab April 1984 in situ verschrottet.
Daten: Miramar[1]
  • Container-Schiff "Encounter Bay" In: Schiff & Hafen, Heft 6/1968, S. 427–428, Seehafen-Verlag, Hamburg 1968
  • P. Wieske, H. Schönfeldt, G. Schwiers, W. Baron, H, Christiansen, K. Reinhardt, W. Schwartau, G. Windmüller, W. Köhmstedt: Die OCL Containerschiffe der "Bay"-Klasse In: Schiff & Hafen, Heft 5/1969, S. 369–385, Seehafen-Verlag, Hamburg 1969
  • Prager, Hans Georg: Blohm + Voss. Schiffe und Maschinen für die Welt. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1977, ISBN 3-7822-0127-2.
  • Linde, H.: Transport von Kühlladung in Containern an Bord von Containerschiffen. In: Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft. Vol. 65, 1971, S. 197–223.
  • Cudahy, Brian J.: Box boats. How container ships changed the world. Fordham University press, New York 2006, ISBN 0-8232-2568-2.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Schiffsdaten. In: Miramar Ship Index. Rodger Barrington Haworth, abgerufen am 20. Februar 2023 (englisch, nur Startseite verlinkt, kostenpflichtig).