Georg von Derfflinger

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Georg von Derfflinger

Georg von Derfflinger (* 10. März/20. März 1606 in Neuhofen an der Krems, Erzherzogtum Österreich; † 4. Februarjul. / 14. Februar 1695greg.[1] in Gusow) war kurfürstlich brandenburgischer Feldmarschall und Statthalter von Hinterpommern.

Georg Derfflinger stammte aus einem begüterten Bauerngeschlecht, das den Hof zu Allhaming in Oberösterreich besaß.[2] Sein Vater Hans Georg Dörffling war Weinschenk in Neuhofen und gehörte der protestantischen Konfession an.[3] Als Protestant musste Hans Georg Dörffling mit seiner Familie im Dreißigjährigen Krieg seine Heimat verlassen.

Georg Derfflingers Schwester Regina Dörffling heiratete 1617 Christoph Crinesius (1584–1629), der Pfarrer in Gschwendt und Neuhofen war, und 1624 aus Böhmen vertrieben wurde. Er war dann Professor der Theologie und der orientalischen Sprachen an der Universität Altdorf.[3]

1646 heiratete Georg Derfflinger Margarete Tugendreich von Schapelow, die früh verstarb. Aus der Ehe ging eine Tochter (Beate Luise) hervor. In seiner zweiten Ehe mit Barbara Rosina von Beeren wurden zwei Söhne und vier Töchter geboren. Sein zweiter Sohn Karl Freiherr von Derfflinger fiel am 25. Juni 1686 im Großen Türkenkrieg bei der Belagerung von Ofen (1684/1686) (Teil Buda des heutigen Budapest) und der erste Sohn Friedrich Freiherr von Derfflinger (1663–1724) vermählt mit Ursula Johanna von Osterhausen, starb kinderlos.

Derfflinger-Gruft in Gusow

Alle seine Töchter heirateten Söhne aus alteingesessenen Adelsgeschlechtern, wie von der Marwitz, von Dewitz und von Zieten.

Zu seinen Nachkommen zählen Mitglieder der Fürstenhäuser Hohenzollern, Mecklenburg-Schwerin, Reuß-Köstritz, Schönburg-Hartenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, aber auch Otto von Bismarck, der sich stets dieser Abkunft rühmte.

Georg von Derfflinger starb 1695 in Gusow, nachdem er nochmals fünf Jahre zuvor als 84-Jähriger an einem Feldzug gegen Ludwig XIV. teilgenommen hatte. Er wurde in der Kirche von Gusow begraben.[4]

Militärlaufbahn

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Georg von Derfflinger im Alter von 64 Jahren (um 1670)
Derfflingers Kommandostab als Feldherr Friedrich Wilhelms

Während des Dreißigjährigen Krieges war er in den Heeren verschiedener Staaten. Am längsten diente er in dem der protestantischen Sache zur Hilfe kommenden schwedischen Heer unter Führung von Gustav II. Adolf. Hier brachte er es vom Troßbuben bis zum Reiter-Oberst im Generalsrang. Als Angehöriger des Stabes von Feldmarschall Carl Gustav Wrangel beendete er den Krieg und wurde aus schwedischen Diensten entlassen.[5]

Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg nahm ihn 1654 in seine Dienste. Obwohl er nie eine Schulausbildung genossen hatte, war er in späteren Jahren einer der wenigen gebildeten Offiziere seines Ranges und seiner Zeit. Er wurde von Friedrich Wilhelm mit zahlreichen militärischen Ämtern und Aufgaben betraut, die er dank seiner Erfahrung zu dessen Zufriedenheit erledigen konnte. Er leistete Großes beim Aufbau des brandenburgischen Heeres nach dem Krieg, wobei er sich vor allem um die Kavallerie und die Artillerie kümmerte. Vermutlich waren die Kontakte, die er in den Armeen vieler Staaten knüpfen konnte, der Grund für seinen Einsatz als Diplomat. Im Jahre 1674 wurde Georg Derfflinger von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. 1675 errang er den Sieg in der Schlacht bei Fehrbellin über die Schweden unter Karl XI., als er den erfolgreichen Handstreich gegen Rathenow und die anschließende Verfolgung der Feinde (Jagd über das Kurische Haff) durchführte. 1682 wurde er Gouverneur der Festung Küstrin.

Obwohl Georg von Derfflinger von niederem Stand war, brachte er es zum Feldmarschall und wurde geadelt. Kurfürst Friedrich Wilhelm duldete es nicht, wenn neidische preußische Adligen vermeinten, sich über Derfflingers „niedrige Herkunft“ mokieren zu müssen.[6]

Der Große Kurfürst schenkte Georg von Derfflinger in Berlin einen Bauplatz am Köllnischen Fischmarkt 4. Dort ließ der Generalfeldmarschall im Jahr 1693 ein Palais errichten, das seinen Namen nach dem Besitzer erhielt: Palais Derfflinger. Das dreietagige Gebäude wies als architektonische Besonderheit eine Attika mit sechs Figuren antiker Gottheiten auf. Damit erhielt die Hauptstadt des Königreichs Preußen erstmals einen Palast, der mit Statuen an der Fassade geschmückt wurde.[7]

Die für damalige Zeit hohen Einkommen aus seinen Stellungen als Generalfeldmarschall, Geheimer Kriegsrat, Statthalter von Hinterpommern, Obergouverneur aller Festungen und Oberster dreier Regimenter (ein Infanterie-, Kürassier- und Dragonerregiment) ermöglichten es Derfflinger, seinen Besitz umfangreich zu mehren. Er erwarb durch Heirat, Ehrungen und Kauf bis zu seinem Tode sechs märkische und 14 ostpreußische Güter samt zweier Häuser, je eins in Königsberg und eins in Berlin (wie oben dargestellt). Gusow, Platkow, Wulkow bei Trebnitz, Hermsdorf, Klessin und Schildberg waren in der Mark Brandenburg in seinem Besitz und in Ostpreußen gehörten dazu Quittainen, Grünhagen, Mäcken, Skollmen, Matzweissen, Pergusen, Weinings, Groß-Thierbach, Klein-Thierbach, Krönau, Köllming, Greissings, Lägs und Trauten.

Lied vom Derfflinger

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Der alte Derfflinger
Die Stettiner hatten sich unterfangen
Eine Schere ausgehangen
Dem Feldmarschall nur zum Hohn.
„Wart, ich will euch auf der Stelle
Nehmen Maß mit meiner Elle,
Kreuzmillionenschocksschwernoth.“

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Theodor Fontane zum Derfflinger

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In dem fünfbändigen Werk Wanderungen durch die Mark Brandenburg von Theodor Fontane gibt es auch ein eigenes Kapitel Der alte Derfflinger.[8]

„Wie hier die Jugend des jungen Derfflinger verlief, ist nur zu mutmaßen. »Er wuchs auf in Gottesfurcht und Redlichkeit, und sein Vater, um niemanden zu beschweren, ließ ihn Schneider werden.« So berichtet Pauli in seinem »Leben großer Helden« und aller entrüsteten Gelehrsamkeit zum Trotz ist es im Herzen des Volkes dabei geblieben. Und warum uns auch gewaltsam um jeden hübschen poetischen Zug in unseren Überlieferungen bringen!

Indessen Schneider oder nicht, keinesfalls war er es lange. Der Held steckte drin und wollte heraus. Dazu waren denn die damaligen Tage die besten Tage. Alles stand in Krieg, und Böhmen war sein eigentlicher Schauplatz.“

Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Das Oderland

Fontanes Beschreibungen basieren auf der biographischen Skizze Derfflinger (1875) von Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld.

Büste in der Siegesallee

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Für die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Fritz Schaper eine marmorne Büste Derfflingers als Seitenfigur der Denkmalgruppe 25 zu dem zentralen Standbild für den Kurfürsten Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, enthüllt am 30. März 1901. Die Büste zeigt den Generalfeldmarschall zwar mit dem Marschallstab, insgesamt aber eher als vornehmen Hofmann. Für die Darstellung verwendete Schaper unter anderem einen Kupferstich von Johann Hainzelmann aus dem Jahr 1690,[9] der sehr wahrscheinlich dem obigen ersten Bild entspricht.

Zahlreiche Straßen wurden in Deutschland und Österreich nach ihm benannt.

Commons: Georg von Derfflinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Georg von Derfflinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Derfflinger, Georg Freiherr von. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
  • Generalfeldmarschall Georg Freiherr von Derfflinger. Archiviert vom Original am 22. Juni 2007; abgerufen am 29. Oktober 2017.
  • Karl August Varnhagen von Ense: Biographie bei Brockhaus, Leipzig 1872

Einzelnachweise

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  1. Brockhaus Enzyklopädie, 1988, 5. Band, S. 265: Geburts- und Todestag
  2. Hans Hülber: Georg Derfflinger – Seine Vorfahren und der Lebensraum seiner frühen Jugend. In: Oberösterreichische Heimatblätter, Jg. 37 (1983), S. 23–33.
  3. a b Hans Saring: Derfflinger, Georg Frhr. von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 605 f. (Digitalisat).
  4. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 (Das Oderland) „Das Oderbruch und seine Umgebung“ – Gusow: Der alte Derfflinger, Abschnitt 5
  5. Der Moltke des Großen Kurfürsten. In: Junge Freiheit, 1. Juli 2009.
  6. Wilhelm Schäfer: Die Zunft des Vaters. In: ders.: Hundert Histörchen. Verlag Deutsche Volksbücher 1952.
  7. Historische Gebäude – fast alle großen Bürgerhäuser und Adelspaläste sind zerstört oder abgerissen. Doch gibt es Ideen, ihre Spuren an alten Standorten sichtbar zu machen. Sechs Beispiele aus der alten Mitte. Bild-Text-Beitrag in Berliner Zeitung, nach Ausarbeitungen von Benedikt Goebel (stadtforschung.berlin) und Lutz Mauersberger (berlin-mitte-archiv.com) 9. Oktober 2017, S. 16.
  8. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 (Das Oderland) „Das Oderbruch und seine Umgebung“ – Gusow: Der alte Derfflinger – 1879 erstmals in der überarbeiteten 3. Auflage erschienen
  9. Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0, S. 192
  10. Schiffsretter wird zum Seebestatter. In: Nordwest-Zeitung, 24. Juli 2009, abgerufen am 9. August 2021.