Geroldonen

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Die Geroldonen (auch Geroldinger) waren eine Familie des fränkischen Adels aus der Zeit der Karolinger, die vor allem in Schwaben begütert waren, aber im gesamten süddeutschen Raum eine große Bedeutung hatten. Sie treten vor allem aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Karolingern hervor, die

Die Gleichsetzung des Grafen Udo im Lahngau (dort 821/826 bezeugt) mit dem Grafen Odo von Orléans (dort ab 828, † 834), dem Vater Irmintruds, dessen (vermutete, aber nicht nachgewiesene) Zugehörigkeit zu den Geroldonen sowie die Identifizierung Udos/Odos als Vater des Grafen Gebhard im Lahngau († 879) (Jackman/Fried), machen die Geroldonen schließlich zu den Vorfahren der Konradiner.[2]

Darüber hinaus besteht die Vermutung, dass Graf Udalrich im Alpgau, Breisgau, Hegau, Thurgau etc. der Stammvater der Udalrichinger ist, den späteren Grafen von Bregenz.

Die Stammliste folgt grundsätzlich der Darstellung bei Schwennicke, Abweichungen davon sind quellenmäßig belegt. Nicht bei Schwennicke finden sich die Nachkommen Adrians bzw. Erbios.

  1. Gerold I., † wohl vor 795[3][4], Graf im Mittelrheingebiet 777/784, im Kraichgau und im Anglachgau[5]; ⚭ Imma, 778/786 bezeugt[6], Tochter des Alamannen-Herzogs Hnabi, Schwester des Grafen Ruadpert[7]
    1. Gerold II., X 1. September 799 in Pannonien gegen die Awaren, 786 als Graf bezeugt, 796 als fränkischer Präfekt in Bayern, begraben im Kloster Reichenau[8]; ⚭ NN
      1. Kind , 786 bezeugt
    2. Udalrich I., 778/817 bezeugt, † wohl vor 824, 780/781 als Graf im Alpgau und Breisgau, bezeugt, 787–791 als Graf im Hegau, 787 als Graf im Thurgau, 805/817 als Graf am Nordufer des Bodensees, Graf im Elsass[9]
      1. Bebo, 803 bezeugt
      2. Gerold, 803 bezeugt
      3. Udalrich, 800/803 bezeugt
      4. Radbert (800/803) bzw. Ruadbert, † wohl 817, 806/813–814 Graf, 806 Graf im Thurgau, 807/813–814 Graf am Nordufer des Bodensees, 807 Graf im Argengau, 813–814 Graf im Linzgau, bestattet wohl in Lindauvermutliche Nachkommen: siehe Udalrichinger
      5. ? Erih
    3. Voto (Uto), 788 bezeugt, † wohl vor 803
    4. Hildegard, * wohl 757, † 7. April 783[10]; ⚭ 771 vor dem 3. April Karl der Große, 768 König der Franken, 774 König der Langobarden, 800 römischer Kaiser, † 28. Januar 814 (Karolinger)
    5. Megingoz, 784/795 bezeugt[11]
    6. Hadrian (Adrianus), 793 bezeugt, * nach 772, † nach 793, vor 821[12]; ⚭ Waldrat, † nach 824, wohl Tochter von Erphold und Waldrat[13], vielleicht auch Schwester Wilhelm von Aquitaniens, Graf von Toulouse (Wilhelmiden)[14]
      1. (Tochter von Adrian und Waldrat[15]) Wialdrut, 834 bezeugt; ⚭ Robert III. Graf im Oberrheingau und Wormsgau, 812 bezeugt, † vor 834 (Robertiner)[16]
    7. Erbio, † vielleicht vor 793 oder aber nach 808[17]; ⚭ NN, vielleicht Schwester von Wilhelm von Aquitanien, Graf von Toulouse (Wilhelmiden);
      1. (Tochter Erbios) Eugenia, 808 bezeugt
      2. (Sohn Hadrians oder Erbios) Odo, X 834, 821/826 Graf im Lahngau, ab 828 Graf von Orléans[18];⚭ Ingeltrud, † nach 834, Schwester des Seneschalls Adalhard, Tochter von Leuthard Graf von Fézensac (Matfriede)[19]
        1. Irmintrud (Ermentrud), * 27. September wohl 830, † 6. Oktober 869[20]; ⚭ 13. Dezember 842 Karl der Kahle, * 13. Juni 823, † 6. Oktober 877, 843 König der Westfranken (Karolinger)
        2. Wilhelm, † hingerichtet 866[21]
        3. Gebhard[22], 832/879 bezeugt, Graf im Niederlahngau, Vogt des Stifts St. Severus in Kettenbach/Gemünden[23]; ⚭ NN, Schwester des Markgrafen Ernst im Nordgau (Ernste) – Nachkommen: siehe Konradiner
      3. (Bruder Odos) Wilhelm, X 834 Graf von Blois[24]
  • Michael Borgolte:
    • Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986
    • Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke, Sigmaringen 1984
  • Egon Boshof: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996
  • Irmgard Dienemann-Dietrich: Der fränkische Adel in Alemannien im 8. Jahrhundert. in: Grundfragen der Alemannischen Geschichte. Vorträge u. Forschungen, Bd. 1, Jan Thorbecke, Sigmaringen
  • Ernst Dümmler: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865
  • Michael Mitterauer: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz Wien Köln 1963
  • Eduard Hlawitschka: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969
  • Michael Gockel: Karolingische Königshöfe am Mittelrhein. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1970, ISBN 3-226-00656-8, urn:nbn:at:at-ubi:2-1174. Gerolt und seine Zeugen, ab S. 275.
  • Roland Rappmann, Alfons Zettler: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998
  • Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991
  • Rudolf Schieffer: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992
  • Karl Schmid: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983
  • Karl Rudolf Schnith: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln Band XII (1992) Tafel 24: „Verwandte der Königin Hildergard † 783“
  • Reinhard Wenskus: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976
  • Karl Ferdinand Werner: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995
  • Lexikon des Mittelalters (Einzelnachweise bei den jeweiligen Links)
  • Willi Alter:
    • Graf Gerold und Frau Imma – Besitz, Familie und personelles Umfeld, in: Mitt. des Hist. Vereins der Pfalz, 94 Band, Speyer 1996, S. 7–80.
    • Gerold und seine Söhne Adrian und Eribo von 793, Ergänzung zur Familie des Grafen Gerold, in: Mitt. des Hist. Vereins der Pfalz, 98. Band, Speyer 2000, S. 83–96.
  1. https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/geroldonen/geroldonen.html
  2. Die Söhne Graf Gebhards werden 861 als „Propinquii“ (nahe Verwandte) des Seneschall Adalhard bezeichnet; bei der Konstellation hier wäre Adalhard der Großonkel der Brüder
  3. Schenkung von Egilolf und Gerold: 12. Juni 767 an Kloster Lorsch, 7 Morgen (Worms-)Ibersheimer Land, Urk. 1493 und Willi Alter, Graf Gerolf und Frau Imma, in Mitt.des Hist. Vereins der Pfalz, Bd. 94, S. 36, 38, 44, 45,75
  4. Mitterauer: „Graf Gerold dürfte kurz nach 784 gestorben sein.“
  5. Mitterauer: „Der Amtsbezirk Gerolds umfaßte den Kraich- und Anglachgau.“ Siehe: [1] und [2]
  6. "Thegan verfolgte jedoch bloß die Linie ihrer Mutter Imma zurück, die eine Tochter Herzog Hnabis, des Mitbegründers der Reichenau war. Imma schenkte 784 zusammen mit ihrem Gatten Gerold reiche Besitzungen im Worms-, Lobden-, Anglach-, Uff- und Kraichgau an das Kloster Lorsch. Die Güter lagen hauptsächlich zwischen Worms und Oppenheim sowie zwischen Heidelberg und Bruchsal." (Mitterauer, S. 8), [3]
  7. [4]
  8. Lexikon des Mittelalters; [5], Schwennicke: X 1. November 799
  9. [6]
  10. [7]
  11. "Megingoz gibt 784 Besitz im Lobdengau an Lorsch und wird bei dieser Gelegenheit als Sohn eines verstorbenen Gerold bezeichnet. Dazu kommt noch, dass Megingoz 801 Besitz im Wormsgau tradiert, den ihm sein Bruder Gerold hinterlassen hatte. Zwei Jahre vorher war Präfekt Gerold gefallen." (Mitterauer, S. 16), [8]
  12. [9]
  13. [10]
  14. Jackman
  15. Jackman
  16. Mitterauer, S. 208
  17. „Dass Erbio 793 schon tot war, wie angenommen wurde, geht aus der Schenkungsurkunde Hadrians keineswegs hervor. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass er mit jenem Erbio identisch ist, der in Fuldaer Urkunden des ausgehenden 8. und beginnenden 9. Jahrhunderts einige Male genannt wird. Vor allem aber ist er aus einer Urkunde des elsässischen Klosters Weißenburg bekannt. 808 schenkte er nämlich diesem Kloster unter der Bedingung lebenslänglicher Nutznießung für sich und seine Kinder Uado und Eugenia Besitz in Kühlendorf, in dem nach ihm benannten Hermersweiler (Erbenwilare), in Semheim, Osterendorf, Carlbach, Ottersheim, Knittelsheim und Hochstadt. Die Identität mit dem Sohne Gerolds scheint dadurch außer Zweifel gestellt, dass dieser einen Bruder Uoto hatte, der ebenfalls im Elsaß begütert war und hier an das Kloster Fulda tradierte, in dessen Urkunden auch Erbio wiederholt genannt wird.“ (Mitterauer, S. 14); [11]
  18. [12]
  19. [13]
  20. [14]
  21. Jackman/Fried
  22. die Filiation ist umstritten, Details siehe beim Artikel zu Gebhard im Lahngau
  23. Jackman/Fried, [15]
  24. [16]