Helen Mary Hill
Helen Mary Hill (* 22. Februar 1945; † 7. Mai 2024 in Melbourne, Australien) war eine australische Hochschullehrerin und Osttimorexpertin.[1][2]
Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfang 1975 reiste Hill nach Dili, die Hauptstadt von Portugiesisch-Timor, das sich gerade in der Vorbereitung zur Unabhängigkeit befand. Hill plante, ihre Master-Arbeit zum Unabhängigkeitsprozess zu verfassen, nahm aber als zentrales Thema die FRETILIN auf, die schon damals zur dominierenden Partei in der Kolonie wurde. Ihr Werk gilt als Pionierarbeit zum osttimoresischen Nationalismus von 1974/1975.[3] Nach dem indonesischen Einmarsch in Osttimor war Hill eine der Mitgründerinnen der Association of Timor-Leste and Australia AETA. In New York unterstützte sie José Ramos-Horta beim Aufbau der „Diplomatischen Front“ der osttimoresischen Unabhängigkeitsbewegung. 1984 organisierte sie eine Veranstaltung im „National Press Club“ in Canberra, wo Ramos-Horta zum ersten Mal nach der indonesischen Invasion in Australien sprach. 1997 war sie Teil des Teams an der Victoria University in Melbourne, das auf Wunsch des Conselho Nacional de Resistência Timorense CNRT die Konferenz „Strategische Entwicklungsplanung für Osttimor“ organisierte.[4]
Hills Analysen weckten in den 1990er-Jahren das Interesse von RENETIL-Mitgliedern, der studentischen Unabhängigkeitsbewegung Osttimors. Adérito de Jesus Soares und Nuno Rodrigues übersetzten Hills Arbeit, zusammen mit dem Indonesier Nug Katjasungkan. 2000 wurde die Übersetzung offiziell veröffentlicht; zwei Jahre vor der erneuten Veröffentlichung auf Englisch. Noch heute wird die zeitgenössische Analyse von Helen Hill von 1975 als weitsichtig angesehen und das Ergebnis hat sich in der Rückschau als richtig erwiesen,[3] auch wenn die Arbeit weitgehend die Rolle anderer wichtiger Institutionen in der Unabhängigkeitsbewegung ignoriert, wie zum Beispiel die Katholische Kirche.[5]
Hill erhielt von der Australian National University einen Doktortitel für ihre Arbeit zu non-formaler Bildung und Entwicklung in Fidschi, dem US-Treuhandgebiet Mikronesien und Neukaledonien. Zwei Jahre unterrichtete sie in Fidschi einen Kurs für ein Diplom in „Youth and Development“. Danach unterrichtete Hill 21 Jahre lang an der Victoria University in Melbourne zu „Pacific sociology“ und dem Bachelor-Kurs in „Asia-Pacific Community Development“ (später „International Community Development“). Dort organisierte sie Studienaufenthalte für osttimoresische Wissenschaftler und Hochschulmanager.[4]
Nach der Unabhängigkeit Osttimors begann Hill mit Forschungsarbeiten zum Wechsel des Landes in die Unabhängigkeit. Nach ihrem Ruhestand an der Victoria University nahm sie eine Anstellung in Osttimor an der Universidade Nasionál Timór Lorosa’e (UNTL) an, wo sie weiter in den Bereichen Bildung und Entwicklung, Geschlechterrollen und solidarische Wirtschaft forschte. Zudem war sie Beraterin des Bildungsministeriums Osttimors,[6] des Human Capital Development Fund und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen. Sie lebte nun die meiste Zeit in Osttimor. Von 1999 bis 2014 war sie Präsidentin der AETA.[2]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 27. August 2014 wurde Hill von Staatspräsident Taur Matan Ruak die Collar des Ordem de Timor-Leste verliehen.[7]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Timor Story, 1976.
- Fretilin: the origins, ideologies and strategies of a nationalist movement in East Timor, Center for Continuing Education, Australian National University, 1978 (Master-Arbeit).
- Gerakan Pembebasan Nasional Timor Lorosae, Yayasan HAK dan Sahe Institute for Liberation Dili, 2000, ISBN 978-979-29-0272-3.
- Stirrings of nationalism in East Timor: Fretilin 1974–1978: the origins, ideologies and strategies of a nationalist movement, 2002 (Dissertation).
- Timor Lorosae, Cetakan Pertama, Sahe Institute for Liberation dan Yayasan Hak Dili, Osttimor, 2010.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Leach: Helen Hill’s contribution to the understanding of early East Timorese nationalism 1974-1975 ( vom 29. April 2016 im Internet Archive)
- Helen Mary Hill auf der Website der Victoria University
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ António Sampaio: Noticias tristes da morte, hoje da Helen Mary Hill, 8. Mai 2024, abgerufen am 8. Mai 2024.
- ↑ a b Tatoli: Helen Hill dies aged 79, 7. Mai 2024, abgerufen am 8. Mai 2024.
- ↑ a b Michael Leach: Helen Hill’s contribution to the understanding of early East Timorese nationalism 1974-1975, 2013 ( vom 29. April 2016 im Internet Archive), abgerufen am 16. November 2019.
- ↑ a b Tempo Semanal Sabadu: Estado TL condecorados Membros da Solidaridade no dia 30 de Agosto de 2014, 30. August 2014 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven), auf TIMOR CONDECORA abgerufen am 30. August 2014.
- ↑ Francisco da Costa Guterres: Elites and Prospects of Democracy in East Timor, Griffith University, 2006, abgerufen am 16. November 2019.
- ↑ Research Gate: Helen Mary Hill, abgerufen am 16. November 2019.
- ↑ Decreto do Presidente da República n.° 25/2014 de 27 de Agosto, abgerufen am 18. September 2019.
Personendaten | |
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NAME | Hill, Helen Mary |
ALTERNATIVNAMEN | Hill, Helen; Hill, Helen M. |
KURZBESCHREIBUNG | australische Soziologin und Hochschullehrerin |
GEBURTSDATUM | 22. Februar 1945 |
STERBEDATUM | 7. Mai 2024 |
STERBEORT | Melbourne, Australien |
- Soziologe (20. Jahrhundert)
- Soziologe (21. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Melbourne)
- Hochschullehrer (Universidade Nasionál Timór Lorosa'e)
- Politischer Berater
- Ehrendoktor einer Universität in Australien
- Träger des Ordem de Timor-Leste
- Australisch-osttimoresische Beziehungen
- Australier
- Geboren 1945
- Gestorben 2024
- Frau