Huttwil
Huttwil | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Oberaargau |
BFS-Nr.: | 0954 |
Postleitzahl: | 4950 |
UN/LOCODE: | CH HWL |
Koordinaten: | 631219 / 218490 |
Höhe: | 638 m ü. M. |
Höhenbereich: | 596–831 m ü. M.[1] |
Fläche: | 17,24 km²[2] |
Einwohner: | 5136 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 298 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
15,3 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Walter Rohrbach (Die Mitte) |
Website: | www.huttwil.ch |
Marktgasse mit Wirtschaft Rössli und Reformierte Kirche
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Lage der Gemeinde | |
Huttwil (Berndeutsch: Huttu) ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Oberaargau des Kantons Bern in der Schweiz. Das «Blumenstädtchen» liegt im Süden des Oberaargaus.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Huttwil liegt im Schweizer Mittelland am Oberlauf der Langete, etwa 16 km südlich der Stadt Langenthal und ungefähr in der Mitte zwischen Luzern und Bern. Das Städtchen besteht aus den Quartieren Oberdorf, Neuhaus, Rütistalde, Moos und Uech, zudem gehören zur Gemeinde die Weiler Chaltenegg (ganz im Westen auf 762 m ü. M.), Schwarzenbach bei Huttwil (mit dem nationalen Sportzentrum), Ettishäusern (Ettishüsere) (auf 702 m ü. M. nördlich des Städtchens), Tschäppel, Nyffenegg, Nyffel und Hübeli sowie zahlreiche Hofgruppen und Einzelhöfe. Die Gemeindefläche umfasst 17,24 km², wovon 21,9 % bestockte Fläche sind und 64,4 % landwirtschaftlich sowie 13,6 % für Siedlungszwecke genutzt werden.[5]
Huttwil hat eine gemeinsame Grenze mit insgesamt acht Gemeinden. Dies sind:
- im Norden: Auswil und Gondiswil
- im Osten: Ufhusen (Kanton Luzern)
- im Süden: Eriswil, Wyssachen und Dürrenroth
- im Westen: Rohrbachgraben BE und Rohrbach BE
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeindepräsident ist Walter Rohrbach (Die Mitte, Stand 2023).[6] Seit 2009 ist das Amt des Gemeinderatspräsidiums (Exekutive) und jenes des Gemeindepräsidiums (Legislative) vereint. Dafür wurde das Vizepräsidium aufgewertet. Der Gemeinderat hat folgende parteipolitische Zusammensetzung: 3 SVP, 1 SP, 1 FDP, 1 Die Mitte, 1 EDU.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Huttwil verfügt traditionell über eine sehr ausgeprägte Gewerbestruktur. Über Jahrzehnte waren namhafte Möbelfabrikanten im Ort ansässig. Diese Unternehmungen sind Ende der 1990er-Jahre allesamt Konkurs gegangen. Damals verlor die Region Huttwil mehrere hundert Arbeitsplätze innert weniger Wochen. Heute findet man im Städtchen Betriebe folgender Branchen: Textil, Bau, Lebensmittel, Grafik, diverse Handwerker, Transporte, Maschinen und seit einigen Jahren wieder Möbel. In Huttwil gab es früher relativ viele Gastronomiebetriebe, 2014 waren es noch ca. 15.
Folgende überregional bekannte Unternehmungen haben ihren Sitz in Huttwil:
- Flyer AG (führender Hersteller von Elektrofahrrädern)
- JOWA AG (ehemals Walter Leuenberger AG); Teigwaren- und Senffabrik, heute ein Betrieb der Migros
- Novex AG (Hersteller von Schulmöbeln)
- Nyffenegger Storenfabrik AG (Hersteller von Storensystemen)
- Wollspinnerei Huttwil AG (Hersteller von Flachgarnen für die Teppichindustrie)
- Spycher-Handwerk AG (führender Wollverarbeitungsbetrieb der Schweiz)
- Hans Mathys AG (Transporte, Entsorgung und Logistik)
- Lanz Transport AG (nationale/internationale Transporte)
Die Afag Automation AG (Hersteller von Montagekomponenten und Zuführlösungen) zog als im Jahr 2020 zweitgrösster Arbeitgeber der Gemeinde und nach über 60 Jahren in Huttwil im November 2021 ins nahe Zell.[7][8]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1764 | 1850 | 1880 | 1900 | 1930 | 1950 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2015 |
Einwohner | 1678 | 3398 | 3122 | 3916 | 4164 | 4661 | 4612 | 4809 | 4825 | 4712 | 4692 |
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Huttwil ist in rund 16 km ab Langenthal, rund 16 km von Sumiswald und rund 25 km von Sursee über die Kantonsstrassen erreichbar. Huttwil liegt fernab von Autobahnen, was die Standortattraktivität des Ortes beeinträchtigt. Die nächsten Autobahnauffahrten sind mit Sursee (25 km), Dagmersellen (20 km), Niederbipp (25 km) und Kirchberg (25 km) relativ weit entfernt. Die grossen Deutschschweizer Städte Bern, Luzern, Zürich und Basel liegen alle ungefähr gleich weit entfernt; die Fahrzeit nach Luzern und Bern beträgt rund 45 Minuten, nach Basel und Zürich rund 60 Minuten.
In Huttwil hat die Eisenbahn eine lange Tradition. Über Jahrzehnte hatten die Vereinigten Huttwil-Bahnen (VHB) in Huttwil ihren Hauptsitz. Diese Bahnlinien werden mittlerweile von der BLS AG betrieben. Huttwil ist eine Station an der Bahnlinie Langenthal–Willisau–Wolhusen–Luzern. Bis 2006 war Huttwil ein Endbahnhof der Berner S-Bahn, seither wird diese Linie von Bern nur noch bis zur Station Sumiswald betrieben und das letzte Teilstück nach Huttwil (rund 12 km) mit Bussen befahren. Somit wurde Huttwil von der Berner S-Bahn-Linie und von den direkten Verbindungen in die Bundesstadt abgeschnitten. Stattdessen wird die Verbindung von Langenthal über Huttwil und Wolhusen direkt mit der Kantonshauptstadt Luzern verbunden. Seit der Einführung der S-Bahn Luzern (12. Dezember 2004) verkehrt die S6 stündlich direkt nach Luzern. Auf der zwischenzeitlich stillgelegten Strecke zwischen Huttwil und Sumiswald betreibt die private Genossenschaft Museumsbahn Emmental seit 2009 einen Charter- und Ausflugsbetrieb mit teilweise historischem Rollmaterial. Zusätzlich wird die Strecke für Tests und Zulassungsfahrten von neuem Rollmaterial und neuen Komponenten durch verschiedene Firmen und Bahngesellschaften genutzt.
Schulen und Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Huttwil stellt seit je das Zentrum des oberen Langetentals dar. Dies schlägt sich auch auf die Huttwiler Bildungslandschaft nieder: Der Ort verfügt über drei Primar- und Realschulen sowie eine Sekundarschule (Hofmatt) für die Gemeinden Huttwil, Eriswil, Wyssachen, Gondiswil, Dürrenroth sowie Teile von Rohrbachgraben. Weiter werden Klassen des 10. Schuljahres im Berufsschulhaus geführt. In Schwarzenbach bei Huttwil gibt es ausserdem die Heilpädagogische Sonderschule.
Die Musikschule Huttwil setzt sich seit Jahrzehnten für die musikalische und instrumentale Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein.
Sport und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort verfügt über zahlreiche Freizeiteinrichtungen. Zu den wichtigsten gehören das Schwimmbad Huttwil, die drei Turnhallen und Sportanlagen im Dornacker und beim Schulhaus Schwarzenbach sowie der Campus Perspektiven (ehemals Nationales Sportzentrum, kurz NSZ) im Ortsteil Schwarzenbach. Der Campus Perspektiven umfasst ein Eisstadion mit rund 4500 Sitz- und Stehplätzen, eine Eventhalle, eine Leichtathletikanlage mit Flutlichtbeleuchtung, Rundbahn und Rasen, Fussballplätze, ein Restaurant, ein Sportfachgeschäft, diverse Seminar- und Kursräume, eine 3-fach-Turnhalle (polyvalent benützbar) sowie zwei Unterkunftsgebäude. Der Campus Perspektiven gehört zu den wichtigsten Wirtschaftspfeilern Huttwils sowie der ganzen Region. Seit dem Jahr 2016 wird ein Teil der zur Verfügung stehenden Unterkünfte für die provisorische Unterbringung von unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden verwendet.
Im Jahre 2006 wurden erstmals die finanziellen Probleme des NSZ publik. Obwohl die Anlagen seit Jahren praktisch zu 100 % ausgelastet waren, konnte das Sportcenter keine schwarzen Zahlen erwirtschaften. Jürg Schürch, der Geschäftsführer und Gründer des Zentrums, musste Anfang 2007 Nachlassstundung beantragen. Im Januar 2008 wurde nach langem Spekulieren und Verhandeln endlich die Lösung bekannt: Der Langenthaler Unternehmer Markus Bösiger kaufte das NSZ und betreibt es über eine eigens dafür gegründete Aktiengesellschaft. Die Aktien sind zu 100 % im Besitz Bösigers. Vom ehemaligen Geschäftsführer Jürg Schürch trennte sich Bösiger im Jahr 2010.
Das NSZ war die Spielstätte der Huttwil Falcons, welche in der 1. Eishockey-Liga der Schweiz spielten und in der Saison 2010/2011 den Amateurmeistertitel gewannen. Der Schweizerische Eishockeyverband erteilte jedoch keine Spielberechtigung für die NLB. Dies veranlasste den Eigentümer des Sportcenters, Markus Bösiger, die Eisaufbereitung auf die Saison 2011/2012 hin einzustellen. Dies warf hohe Wellen weit über die Region hinaus.
Der Verein Kadetten Huttwil bietet Kindern und Jugendlichen aus Huttwil und Region eine umfangreiche Auswahl an Sport- und Musikfächern an, die wahlweise besucht werden können. Zurzeit nehmen an diesen Schulsport- und Musikangeboten über 200 Personen teil. Die Leitung der Sportfächer sowie der Kadettenmusik erfolgt durch ehrenamtlich tätige, fachkundige Leiter.
Der Campus Perspektiven ist die Spielstätte für den jungen Fussballverein Young Fellows United Huttwil 2017. Dieser spielt in der Saison 23/24 in der 4. Liga (8. höchste Liga der Schweiz).
Unwetter 2007
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Freitag, 8. Juni 2007, wurden das Städtchen Huttwil sowie die angrenzenden Gemeinden Eriswil und Wyssachen von schweren Unwettern heimgesucht. Bei heftigen Gewittern und starken Regenfällen traten die Bäche der Region, insbesondere die Langete, über die Ufer und richteten massive Schäden an. Die gesamte Schadenssumme wird auf 40–50 Mio. Franken geschätzt. Ausserdem verloren zwei Personen in Huttwil und eine in Eriswil das Leben.[9]
Sehenswürdigkeiten
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Reformierte Kirche von Huttwil
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Brunnen und Brunnenplatz
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Marktgasse in Huttwil
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Ettishüsere
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Ryser (1873–1916), Radrennfahrer, in Huttwil geboren
- Ernst Wildi (1878–1939), Rektor der Kantonsschule Trogen, in Huttwil geboren
- Werner Weber (1919–2005), Journalist und Literaturwissenschaftler, in Huttwil geboren
- Fritz Gerber (1929–2020), Manager, in Huttwil geboren und aufgewachsen, ab 1999 Ehrenbürger
- Michael Hermann (* 1971), Geograph und Politikwissenschaftler, in Huttwil geboren und aufgewachsen
- Domi Chansorn (* 1988), Musiker, in Huttwil aufgewachsen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Huttwill. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae (= Topographia Germaniae. Band 1). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 29 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürg Rettenmund: Huttwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Bundesamt für Kultur: Huttwil im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz
- Offizielle Website der Gemeinde Huttwil
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Gemeindedaten. ( vom 16. November 2011 im Internet Archive) Bundesamt für Statistik; abgerufen am 5. November 2011.
- ↑ Gemeinderat. Website der Gemeinde Huttwil.
- ↑ Christopher Gilb: Afag Automation AG zieht von Huttwil über die Kantonsgrenze nach Zell. In: Luzerner Zeitung. 15. Januar 2020.
- ↑ Einblick in den neuen Firmensitz, Willisauer Bote, 12. November 2021
- ↑ Information über das Unwetter vom 8. Juni 2007 ( vom 22. Oktober 2018 im Internet Archive) auf Meteoradar.