Julius Seitz

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Julius Seitz auf einem undatierten Zeitungsfoto
Detail der Pietà unter dem Kreuze in der Heidelberger Jesuitenkirche (1905)
Grabdenkmal für die Stifterin der Erlöserkirche Betti Fischer
Das Sandsteinrelief Guter Hirte über dem Eingang der Erlöserkirche
Marienbrunnen
Merkurstatue auf dem Giebel der Kaiser-Joseph-Str. 243
Christus heilt einen blinden Jungen, Relief am Blindenheim

Joseph Julius Seitz (* 27. Oktober 1847 in Külsheim; † 24. Mai 1912 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Bildhauer.

Seitz war das älteste der zehn Kinder des Vergolders Georg Seitz. Dieser schuf mit seinem Bruder als Gebrüder Seitz bereits seit Anfang der 1820er-Jahre Altäre (Ladenburg, Bruchhausen, Pülfringen und Tauberbischofsheim) und beteiligte sich an Kirchenrestaurierungen (Appenweier, Ettlingenweier und Külsheim).[1]

Julius Seitz übersprang, darauf vorbereitet durch Privatunterricht des Ortspfarrers Dekan Zimmermann,[2] die ersten beiden Klassen des Gymnasiums in Tauberbischofsheim und begann eine Lehre bei seinem Vater. 1865 wechselte er zum Darmstädter Hofvergolder Büttner und kurz danach nach Würzburg. Dort lernte er bis 1867 an der Maxschule unter dem Historienmaler Andreas Leimgrub (1817–1890) und dem Bildhauer Häusler. Anschließend arbeitete er als Vergolder in der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München, um am 9. Januar 1868 ein Studium an der Münchner Kunstakademie aufzunehmen,[3] wo er sich dem religiös-figuralen Bildhauerfach widmete und Heiligenfiguren sowie Altäre für diverse Kirchen schuf.

Er besuchte die Weltausstellung 1873 in Wien, bevor er sich auf eine Studienreise nach Rom begab und um 1875 ein Jahr bei Michael Arnold in Bad Kissingen verbrachte. Seine Rückkehr nach Rom im Jahr 1879 wurde ihm durch ein Reisestipendium vom badischen Großherzog Friedrich I. ermöglicht. Der Großherzog hatte 1878 in Karlsruhe die Skulptur gesehen, mit der Seitz 1877 den Wettbewerb Einfluß der Kunst auf die Gewerbe gewonnen hatte.[4] Während er sich in Rom mit italienischer Kunst auseinandersetzte, lernte er dort den Kirchen- und Kunsthistoriker Franz Xaver Kraus kennen, für dessen Grab er nach dessen Tod 1901 eine Figur fertigte.

Am 25. Oktober 1883 heiratete Seitz in der Heitersheimer Kirche St. Bartholomäus Maria Anna Aline Zotz (* 16. Februar 1862; † 14. September 1910).[5] Sie war die Enkelin von Karl Zotz, dem Gründer des späteren Weinguts Julius Zotz.[6] Das Paar zog nach Freiburg und kaufte das Haus Hebelstraße 11 mit Atelier und Garten (1944 zerstört). Mit seiner Ehefrau hatte Seitz fünf Töchter und einen Sohn.

Er ließ sich in Freiburg nieder und schuf in seiner Werkstatt zahlreiche Grabdenkmäler, von denen heute noch ungefähr 40 erhalten sind. Später führte er den Fassadenschmuck mehrerer Kirchen aus, darunter St. Johannes Nepomuk in Eberbach und jene des Klosters zum heiligen Grabe in Baden-Baden (1895[7]).[8]

Seitz leitete ab 1899 die Modellierkurse an der Freiburger Gewerbeschule. Zu seinen Schülern zählten u. a. August Müssle, Theodor Hengst und Louis Granget. Der Bildhauer Ferdinand Kohl wurde in der Werkstatt von Seitz ausgebildet.[9] Zu dieser Zeit war Seitz der „führende Bildhauer der Stadt“[10] und beschäftigte in seiner Firma Seitz’sche Kunstwerkstätte einige Mitarbeiter.

Am 7. Juni 1905 wurde Seitz für das Zentrum als Stadtverordneter III. Klasse gewählt.[11] Später wurde er zum Stadtrat gewählt, konnte die Tätigkeit jedoch wegen Krankheit nicht aufnehmen. Julius Seitz verstarb am 24. Mai 1912 an Herzversagen.

Sein Atelier wurde vom gebürtigen Wollmatinger Bildhauer Emil Stadelhofer übernommen.

Die von Seitz geschaffenen Grabmale auf dem Friedhof des Campo Santo Teutonico in Rom erregten die Aufmerksamkeit der Schriftstellerin Olga von Schaezler. Seitz durfte für sie eine 1,40 m hohe Skulptur des Thomas von Aquin aus Carrara-Marmor fertigen, die für das Grab ihres 1880 verstorbenen Bruders Konstantin von Schaezler gedacht war. Von Papst Leo XIII. wird berichtet, er habe dieses Seitzsche Werk zu sich bringen lassen und seine Befriedigung über die „tiefreligiöse innerliche Erfassung des Stoffes“ ausgedrückt.[12]

Als „herrliche Portraitfigur zur dauernden Zierde unseres Münsters“ wurde das Marmor-Denkmal des Freiburger Erzbischofs Hermann von Vicari vom Freiburger Katholischen Kirchenblatt im Jahre 1884 bezeichnet. Auch diesen Auftrag hatte Seitz in Rom erhalten. Kaiser Wilhelm II. war voll des Lobes für das Denkmal für Nikolaus Kopernikus in Frauenburg, das Seitz zusammen mit dem Architekten Max Meckel schuf.[13]

Heinrich Müller schrieb fünf Jahre nach dem Tod von Seitz, er habe „hunderten seiner Mitbürger durch Denk- und Grabmäler zum Fortleben über das irdische Dasein hinaus“ verholfen.[2] Andererseits zitiert Müller einen „hervorragenden Kunstkenner“ dahingehend, Seitz sei keine Künstlernatur von elementarer Ursprünglichkeit gewesen, vielmehr ein Eklektiker. Vielen seiner Werke sei ein stark unpersönlicher Zug eigen, ein Mangel an Ausdruckskraft und seelischer Vertiefung.[14] Michael Klant attestierte Seitz im Jahr 2000 eine breitere Palette an Formen als Alois Knittel, der ein Vierteljahrhundert vor Seitz ebenso zahlreiche Skulpturen hinterlassen hatte, sich dabei jedoch auf den Formenkanon der Gotik beschränkte. Begünstigt wurde dies laut Klant durch das Aufkommen des Jugendstils. Er setzte den akademischen Strömungen, die ein Jahrhundert lang dominiert hatten, die eigene Erfindung entgegen. Daher sieht Klant in Seitz die „Schnittstelle zwischen der Skulptur des 19. und des 20. Jahrhunderts“.[15]

Werke (Auswahl)

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Werke außerhalb Freiburgs

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Werke in Freiburg

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Grabmale auf dem Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau (Auswahl)

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  • Benjamin Herder († 1888), Bronzerelief mit Auferstehung Christi
  • Konstantin von Schaezler, Statue des Thomas von Aquin,[8] 1944 zerstört
  • Franz Xaver Kraus (1840–1901), Steinsarkophag mit jungem Römer
  • Ernst Ziegler, Bronzerelief mit Asklepios (1905)
  • Ludwig Thomas (1838–1907) und Familie, Findling aus der Ravennaschlucht mit antikisierendem Bronzerelief Mutter und Kind
  • Eduard Betzinger, triptychonartiger Granitaufbau mit ionischen Säulen (1911)
  • Karl Unmüssig (Feld 57c), sitzende Trauernde unter einem Kruzifix
  • Wilhelm Würth, Pax-Engel (aus weißem Stein gefertigte Engelsfigur vor schlichtem Steinkreuz)
  • Eugen Krebs, Schmerzens-Maria aus Savonnières für Familiengrabkapelle
  • Eduard Hummel, farbig gefasstes Relief in Sandstein-Ädikula (1903)
  • Heinrich Maas, erzbischöflicher Kanzleidirektor (1901)
  • Otto Winterer, Gesamtentwurf (1911, Poraitbüste von Stadelhofer)
  • Heinrich Müller: Bildhauer Julius Seitz. (dreiteiliger Aufsatz) In: Breisgauer Chronik, Beilage zum Freiburger Boten (Freiburger Volksblatt), Nr. 15 (vom 12. August 1919), S. 55–58 / Nr. 16 (vom 25. August 1919), S. 59–61 / Nr. 18 (vom 25. September 1919), S. 67–59.
  • Seitz, Julius. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 472 (biblos.pk.edu.pl).
  • A. E. Völker: Julius Seitz, der Freiburger Bildhauer und sein Werk. In: Ekkhart, Jahrgang 1962, S. 121–130.
  • Stadt Külsheim (Hrsg.), Elmar Weiss, Irmtraut Edelmann, Helmuth Lauf: Geschichte der Brunnenstadt Külsheim. 2 Bände, FN Druck, Tauberbischofsheim 1992, Band 1, S. 322 f. (Bildhauer Julius Seitz)
  • Michael Klant: Künstlerfürst in der Provinz. Der Bildhauer Julius Seitz. In: Michael Klant (Hrsg.): Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. modo, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 181–185.
  • Richard Schindler: Denkmalschutz durch Grabmalpatenschaft. Skulpturen von Julius Seitz (1847–1912) in Freiburg im Breisgau. Selbstverlag, Freiburg 2006.
Commons: Werke von Julius Seitz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Joseph Sauer: Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden. In: Freiburger Diözesan-Archiv. Band 59, Herder, Freiburg im Breisgau 1931, Digitalisat, S. 228.
  2. a b Heinrich Müller: Breisgauer Chronik. 15, S. 55.
  3. Matrikeleintrag Julius Seitz, abgerufen am 15. Februar 2010.
  4. Heinrich Müller Nr. 15 S. 55–56 beschreibt die Skulptur so: „Die Kunst ist als ideale Jungfrau in lebensgroßer Figur in einem Thronsessel mit vorgeneigter Haltung dargestellt. Mit dem Modellierholz in der rechten Hand erteilt sie einem jungen Waffenschmied zu ihren Füßen Belehrung, der ihr freudestrahlend einen Schwertgriff entgegenstreckt. Die linke Hand der Kunst ruht auf der Sessellehne und umfaßt die Hilfsmittel der Kunst: Meißel, Hammer, Zirkel, Winkel. Zu ihren Füßen sitzt zur linken, in Gedanken vertieft, ein Töpferjunge mit einem gedrehten Tonkrug in der einen, das Modellierholz in der anderen Hand, eben damit beschäftigt, den Krug mit Figuren und Ornamenten zu schmücken.“
  5. familysearch.org: Maria Anna Aline Zotz (1883). In: Germany, Marriages, 1558–1929. Abgerufen am 8. April 2012.
  6. familysearch.org: Maria Anna Aline Zotz. In: Germany, Births and Baptisms, 1558–1898. Abgerufen am 8. April 2012.
  7. Klosterschule vom Heiligen Grab staatlich anerkanntes Gymnasium in Baden-Baden: Die Geschichte der Klosterschule (Memento des Originals vom 11. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hl-grab.de, abgerufen am 11. August 2016.
  8. a b c Leonard Korth: Die Pflege der Bildenden Kunst in der Gegenwart. In: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein, Freiburg 1898, S. 604 (Volltext, [Wikisource]).
  9. Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Freiburg 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 164–172, S. 170 f.
  10. Klant, S. 183.
  11. Die Stadtverordnetenwahlen der III. Klasse. In: Freiburger Zeitung. 8. Juni 1905, S. 3 (uni-freiburg.de).
  12. Heinrich Müller Breisgauer Chronik. 15, S. 56.
  13. a b Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 289.
  14. Heinrich Müller Breisgauer Chronik. Nr. 18, S. 69.
  15. Michael Klant: Künstlerfürst in der Provinz. Der Bildhauer Julius Seitz. In: Michael Klant (Hrsg.): Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Freiburg 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 182.
  16. Johann Friedrich von Schulte: Theiner, Augustin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 674–677.
  17. Albrecht Weiland: Der Campo Santo Teutonico in Rom und seine Grabdenkmäler. Band 1, Herder, Freiburg im Breisgau 1988, ISBN 3-451-20882-2, S. 576 und 776, Abbildungen 91 und 142.
  18. Karl Schmid; Hans Schadek: Die Zähringer. Band 2: Anstoß und Wirkung. Thorbecke, Sigmaringen 1986, ISBN 3-7995-7041-1, S. 371.
  19. Eberhard Weiß: Brunnen-Sanierung beendet: Marias Hände segnen wieder. Der alte Marienbrunnen am Chorregentengässli ist dank Spenden nun in neuem Glanz zu sehen. In: Badische Zeitung. 9. Oktober 2008 (badische-zeitung.de).
  20. Friedrich Kempf: Oeffentliche Brunnen und Denkmäler. In: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg 1898, S. 487 (Volltext, [Wikisource]).
  21. Hans Sigmund: Freiburg: Einst von bronzenen Kaisern flankiert. In: Badische Zeitung. 15. September 2008 (badische-zeitung.de).
  22. Hermann Mayer: Unterlinden in Freiburg. In: Schau-ins-Land 61 (1934), S. 78–84; hier S. 80 f.
  23. Tafel am Grab.
  24. Hans Sigmund: Erlöserkirche beim Alten Friedhof gibt es seit 1895. In: Badische Zeitung. 12. Juni 2006 (freiburg-schwarzwald.de).
  25. Manfred Gallo: Ein Bischofsstab als Straßenbeleuchtung. WIEDERSEHEN! 1904 begann die Vita des Bekleidungshauses Bollerer, erst Partner und dann Nachfolger der Firma Rumöller, in der Kaiser-Joseph-Straße 243. In: Badische Zeitung. 4. August 2008 (badische-zeitung.de).
  26. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 177.
  27. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert. Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 131 Anmerkung 189.
  28. Hans Sigmund: Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in der Kirchstrasse. In: Badische Zeitung. 13. März 2008 (freiburg-schwarzwald.de).