Kryolithglas

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Opalisierte Glasperle

Kryolithglas (auch Opalglas) ist mit dem Trübungsmittel Kryolith (Natriumhexafluoroaluminat, Formel: Na3AlF6)[1] getrübtes Glas.[2]

Getrübtes Glas ist milchig-weiß erscheinendes, lichtdurchlässiges, aber nicht durchsichtiges Glas.[3] Die Trübung entsteht durch die Einbettung kleinster Teilchen mit gleichmäßiger Verteilung in das farblose Grundglas. Dabei weisen die Teilchen eine andere Lichtbrechung auf als das Grundglas.[4]

Kryolith setzt sich bei der Schmelze zunächst in Fluoride um:

Na3[AlF6] ergibt 3 NaF + AlF3[5]

Die Trübung des Glases erfolgt ausschließlich durch Natriumfluorid (NaF).[6]

Kryolith wurde als natürlicher Rohstoff (Eisstein) in Grönland[7] gefunden und seit 1868 für das Grundglas, den weißen Augenkörper deutscher Kunstglasaugen, genutzt. Diese Verwendung von Kryolithglas geht auf den Glasmacher Ludwig Müller-Uri zurück.[8] Dadurch konnte das in Paris gebräuchliche Blei- oder das in Lauscha vorher genutzte Beinglas ersetzt und die Lebensdauer der Augenprothesen erheblich verlängert werden.[9] Heute wird chemisch gewonnenes Kryolith aus Flussspat verwendet.[10][11]

Einzelnachweise

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  1. Erwin Riedel, Christoph Janiak: Anorganische Chemie. 8. Auflage. de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-022566-2, S. 594 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Fluoroaluminate kommen in der Natur vor. Am wichtigsten ist Kryolith Na3AlF6 das bei der Al[uminium]-Herstellung sowie als Trübungsmittel für Milchglas und Emaille verwendet wird. Na3AlF6 (Eisstein) ist in reinem Zustand ein weißes Pulver (Smp. 1009 °C).“
  2. Beatrix Dargel: Mit offenen Augen – Beobachtungen und Geschichten 2010–2023. BoD – Books on Demand, 2023, ISBN 978-3-7583-1401-8, S. 57 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Robert Dralle: Einzelzweige der Glasindustrie. In: Gustav Keppeler (Hrsg.): Die Glasfabrikation. Band 2. de Gruyter Oldenbourg, München, Berlin 1931, ISBN 978-3-486-76174-0, S. 1208 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Spat- und Kryolitgläser: Wenig durchscheinende, das Licht in seiner natürlichen Farbe durchlassende Gläser (Spatgläser mit wässerigem Glanz, Kryolithgläser mit mehr porzellanähnlichem Aussehen).“
  4. Glasereiberlin de-Glaserei Berlin Saat GmbH info@glasereiberlin.de: Kryolithglas. In: Glaserei Berlin: Glasprodukte, Glasreparatur, Notverglasung, Glaszuschnitte. Abgerufen am 25. Dezember 2023 (deutsch).
  5. Haloidsalze, Fluoride, organische Verbindungen (Kohlen, Asphalt, Erdöl). In: C. Doelter, H. Leitmeier (Hrsg.): Handbuch der Mineralchemie. Band IV, Dritter Teil (Schlußband). Springer, Berlin, Heidelberg 1931, ISBN 978-3-642-49884-8, S. 289–291 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „R. Nacken hat daraufhin die Abkühlungskurve des geschmolzenen Kryoliths aufgenommen; es ergab sich jedoch, daß beim Schmelzen von Kryolith im offenen Gefäß eine Zersetzung eintrat, wodurch Aluminiumfluorid frei wurde; es steigt dieses in weißen Dämpfen auf und setzt sich an den Wänden des Ofens ab. [...] Die umkehrbare Zustandsänderung des Kryoliths erfolgt bei etwa 570°, wobei die monokline Modifikation in eine reguläre sich verwandelt. Siehe auch das Schmelzdiagramm NaF–AlF3 [...].“
  6. Robert Dralle: Einzelzweige der Glasindustrie. In: Gustav Keppeler (Hrsg.): Die Glasfabrikation. Band 2. de Gruyter Oldenbourg, München, Berlin 1931, ISBN 978-3-486-76174-0, S. 1208 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Nach den Untersuchungen von Agde und Krause [...] ist das eigentliche trübende Mittel nur Natriumfluorid, allenfalls noch Calciumfluorid, gleichgültig, welche Fluorverbindung man zusetzt. Dieser Schluß wird vor allem aus Aufnahmen von Röntgendiagrammen gezogen.“
  7. Hans Pauly, John C. Bailey: Genesis and Evolution of the Ivigtut Cryolite Deposit, SW Greenland. In: Meddelelser om Grønland – Geoscience. Museum Tusculanum Press, Charlottenlund 1999, ISBN 978-87-635-1248-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Müller-Uri, Ludwig. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. Menghin – Pötel. Walter de Gruyter, 2011, S. 292 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Müller-Uri, Ludwig, [...] Der gelernte Glasmacher arbeitete als Tier- und Puppenaugenhersteller in der väterlichen Werkstatt in Lauscha. [...] Seine seit 1868 aus Fluornatrium- und Kryolithglas hergestellten künstlichen Augen konnten sich schon bald gegenüber ihrem französischen Vorbild behaupten und wurden auf internationalen Gewerbeausstellungen mehrfach ausgezeichnet.“
  9. Sibylle Scholtz, Myriam Becker, Lee MacMorris, Achim Langenbucher: Curiosities in Medicine: Alphabetically. Springer Nature, 2022, ISBN 978-3-03114002-0, S. 100 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „While French colleagues, the so-called ocularists had been working with lead glass which fades from tear secretions, Müller-Uri developed the German artificial eye based on new techniques and new material. [...] In 1868, with the addition of Greenland mineral ice stone to the melting glass, cryolite glass was developed. Chemically, Greenland mineral ice stone is sodiumhexafluoroaluminate (Na3AlF6) which generates white opacity in this case. Today's ocular prostheses are primarily made from cryolite glass and regarded as medical devices low to medium risk.“
  10. Bruce A. Kennedy, Society for Mining, Metallurgy, and Exploration (Hrsg.): Surface Mining. 2. Auflage. Society for Mining, Metallurgy, and Exploration, Littleton, Colorado 1990, ISBN 978-0-87335-102-7, S. 163 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Raymond Bardeen Ladoo: Fluorspar: Its Mining, Milling, and Utilization with a Chapter on Cryolite. In: United States Bureau of Mines (Hrsg.): USBM Bulletin. Nr. 244. U.S. Government Printing Office, University of Illinois in Urbana-Champaign 1927, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).