Ratsgymnasium Bielefeld
Ratsgymnasium Bielefeld | |
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Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 168531 |
Gründung | 1293 |
Adresse | Nebelswall 1 |
Ort | Bielefeld |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 1′ 8″ N, 8° 31′ 40″ O |
Schüler | 745[1] |
Lehrkräfte | 70 |
Leitung | Hans-Joachim Nolting |
Website | www.ratsgymnasium-bi.de |
Das 1293 durch Graf Otto III. von Ravensberg als Lateinschule gegründete Ratsgymnasium Bielefeld ist ein Gymnasium in Bielefeld im Stadtbezirk Mitte.
Lage und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ratsgymnasium Bielefeld ist die älteste Schule in Bielefeld. Das heutige staatlich-städtische Gymnasium geht auf die Lateinschule des Marienstiftes zurück, deren Gründungsurkunde vom 14. Juli 1293 datiert; die Schule ist darin ausdrücklich erwähnt. Das Ratsgymnasium, das diesen Namen seit 1964 trägt, ist ein altsprachliches Gymnasium. In den Jahrhunderten davor waren als Namen „Gymnasium“ oder „Städtisches Gymnasium“ offiziell üblich. Das Ratsgymnasium bietet ab der Sexta, der 5. Klasse also, Latein als schwerpunktmäßiges Unterrichtsfach an, parallel wird auch Englisch ab der Sexta unterrichtet. Die Schule liegt am Rand der historischen Bielefelder Altstadt neben der Kunsthalle und deren Park. Der älteste Teil des heutigen Schulgebäudes ist der im Stil der Weserrenaissance erbaute Grest’sche Hof, dessen Mauerkern aus dem späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert stammt und an dessen Nordseite eine Gedenktafel an Franz von Meinders erinnert. Der früheste Vorgängerbau der Schule stand am Papenmarkt nahe der Neustädter Marienkirche auf einem Grundstück, das zur Stiftsfreiheit gehörte. Weil die Stadt Bielefeld ab dem 16. Jahrhundert ohne größere Kämpfe allmählich lutherisch reformiert wurde, besteht die Schule ohne Unterbrechung der Tradition seit 1293. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde angenommen, die Schule sei 1558 gegründet worden, wobei dies als Versuch gesehen werden kann, die Schule in eine dezidiert lutherische, preußische Tradition zu stellen. Die bisherigen Schuljubiläen, zuletzt die 425-Jahr-Feier im Jahre 1983, bezogen sich auf das Jahr 1558.[2]
Im Jahr 1952 wurde der bisherige naturwissenschaftliche Zweig zu einer eigenen Schule abgetrennt, das heutige Max-Planck-Gymnasium.[3]
Die Aula der Schule weist eine Orgel und einen Gemäldezyklus des Malers Ernst Hildebrand aus jener Zeit auf. Die Schule hält eine Gymnasialbibliothek mit wertvollem Altbestand im eigenen Haus.
Gut 800 Schüler werden von 70 Lehrern unterrichtet. Es gibt Fachräume für die Naturwissenschaften, Informatik, Musik und Kunst. Für den Sportunterricht stehen zwei Sporthallen zur Verfügung. In den letzten Jahren hat die Schule neben dem altsprachlichen Profil auch einen Schwerpunkt für die MINT-Fächer aufgebaut.
Das Ratsgymnasium unterhält ein eigenes Schullandheim auf der Nordseeinsel Langeoog. Alle Schüler des Ratsgymnasiums fahren in der Sekundarstufe I zweimal für etwa 14 Tage und einmal für etwa sieben Tage während der Unterrichtszeit in dieses Heim. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Ferien mit Ferienkursen oder Interessengruppen (z. B. Sport, Musik, Theater, Alumni) auf Langeoog zu verbringen.
Die Schule unterhält Austauschprogramme mit Partnerschulen in Abingdon (England), Gap (Frankreich) und Nowgorod (Russland). In der Oberstufe werden Studienfahrten an die antiken Stätten Griechenlands und Italiens sowie nach England und Frankreich unternommen. Umgangssprachlich wird die Schule auch „Rats“ oder „RGB“ genannt.
Seit 1958 besteht ein Patenschaftsverhältnis zur ehemaligen Friedrichsschule im vormals ostpreußischen Gumbinnen.
Bibliothek
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ratsgymnasium in Bielefeld hält eine Gymnasialbibliothek, geführt als Lehrerbibliothek, von ca. 30.000 Exemplaren Gesamtbestand. Zum Bestand gehören ca. 60 Inkunabeln sowie 7 spätmittelalterliche Handschriften. Unter insgesamt etwa 7.500 Titeln stammen knapp 5000 Titel aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Die geschlossene Sammlung von ca. 30.000 Schulprogrammen aus der Zeit von 1825 bis 1915 stammten aus den Gymnasien, Realschulen und Bürgerschulen des gesamten Deutschen Reichs und den Mittelschulen Österreich-Ungarns;[4] die Sammlung wurde dem Stadtarchiv Bielefeld übergeben.[5]
Die Gelehrtenbibliothek des Historikers Johann Wilhelm Loebell (1786–1863) von ca. 7000 Bänden wird im Ratsgymnasium ebenfalls verwahrt.[6]
Bekannte Ehemalige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Colin Kleine-Bekel
- Georg von Baudissin
- Detlef Berentzen (Pseudonym: Dr. Feelgood)
- Bernhard Bessel
- Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere
- Heinrich Cordes
- Viola von Cramon-Taubadel
- Michael Ebmeyer
- Axel Ekkernkamp
- Erich Engelbrecht
- Eckhard Freise
- Hartmut Hegeler
- Heinz Karst
- August Klasing
- Hans-Ulrich Klose
- Florian Knauß
- Sebastian Kubis
- Eduard Kuhlo
- Andreas Liebold
- Ingolf Lück
- August Lüning
- Sophie Marshall
- Thomas Meyer-Fiebig
- Andreas Meyer-Landrut
- Hans Neumann
- Martin R. Neumann
- Wilhelm G. Niemöller
- Rudolf-August Oetker
- Verena Pausder
- Rudolf Pörtner
- Tilman Rammstedt
- Friedrich Daniel von Recklinghausen
- Klaus Reinhardt
- Christian Y. Schmidt
- Otto Emil Schumann
- Johannes F. Sievert
- Sebastian Sigler
- Heinrich Strakerjahn
- Johannes Vogel
- Claas Willeke
- Hans Zippert
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Korte: Das Ratsgymnasium Bielefeld – in Stift, Stadt und Staat seit 1293, Essen 2010, ISBN 978-3-939413-11-0.
- Johannes Altenberend, Wolfgang Schröder (Hrsg.), Schule mit Geschichte – Schule mit der Zeit, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-88918-110-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage des Ratsgymnasiums Bielefeld
- Benjamin Magofsky/Carsten Gerwin: Ein Anliegen ‚von der grösten Nothwendigkeit‘ – Die Schulbibliothek des Ratsgymnasiums Bielefeld im Spiegel ihrer Schul- und Bestandsgeschichte. Bei: bibliotheca.gym, 18/12/2018.
- Film zur Alten Bibliothek des Ratsgymnasiums Bielefeld (2018)
- Theodor Bertram: Beschreibung der Inkunabeln, die sich in den Bibliotheken des Gymnasiums und der Altstädter Kirche zu Bielefeld befinden. 1906 (Digitalisat)
- Theodor Bertram: Verzeichnis der in der Gymnasialbibliothek zu Bielefeld befindlichen Drucke aus dem XVI. Jahrhundert. 1908 (Digitalisat)
- Otto Steinbach: Katalog der Schülerbibliothek der oberen Klassen des Gymnasiums. 1913 (Digitalisat)
- Homepage des Schullandheims Ratsgymnasium Bielefeld auf Langeoog
- Jahresbericht : über das Schuljahr .... Gymnasium und Realgymnasium, Bielefeld 1884–1915 (Digitalisat)
- Christian Herwig, Theodor Bertram, Rudolf Schrader: Festschrift zum 350jährigen Jubiläum des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Bielefeld am 5. und 6. August 1908. (Digitalisat)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Information auf der Seite Schule Suchen des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen. Zuletzt abgerufen am 26. März 2024.
- ↑ Webseite des Ratsgymnasiums Bielefeld: Chronik
- ↑ Zeittafel - Ratsgymnasium Bielefeld. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
- ↑ Fabian Handbuch der historischen Buchbestände; siehe auch Webpräsenz des Ratsgymnasiums Bielefeld: Die historische Schulbibliothek
- ↑ Im Bestand des Stadtarchivs Bielefeld verzeichnet unter 150,14/Ratsgymnasium in 699 Kartons, nach Orten sortiert, auf ca. 74 lfm.
- ↑ Benjamin Magofsky/Carsten Gerwin: Ein Anliegen ‚von der grösten Nothwendigkeit‘ – Die Schulbibliothek des Ratsgymnasiums Bielefeld im Spiegel ihrer Schul- und Bestandsgeschichte. Bei: bibliotheca.gym, 18/12/2018