Relief mit drei palmyrenischen Gottheiten
Das Relief mit drei palmyrenischen Gottheiten wurde bei Bir Wereb in dem Wadi al-Miyah bei Palmyra (Syrien) gefunden und stellt wahrscheinlich lokale Gottheiten der dortigen Siedlung dar. Das Relief wird ins erste Jahrhundert n. Chr. datiert und befindet sich heute im Louvre (Inventarnummer: AO 19801, Material: Kalkstein, Maße: 60 × 72 × 7 cm).[1]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Größe und der Fundort deuten darauf hin, dass das Relief aus einem lokalen Schrein oder Heiligtum stammt und dort als Kultbild verehrt wurde. Dübellöcher lassen vermuten, dass das Relief in einer Wand eingelassen war. Die drei dargestellten Figuren kopieren wahrscheinlich Kultbilder. Statuen, aber auch Reliefs sind als Kultbilder in Palmyra bezeugt.
Das Relief stellt drei männliche Gottheiten in militärischer Kleidung dar. Alle drei tragen eine kurze Tunika, einen Lamellenpanzer und einen kurzen Militärmantel, der auf der rechten Schulter mit einer Fibel befestigt ist, und ergreifen mit der linken Hand das Heft ihres umgegürteten Schwertes. Die einst nach vorne erhobenen rechten Hände sind abgebrochen. Die mittlere bärtige Gottheit trägt eine Krone in Zylinderform, die im unteren Teil mit einer Reihe von Perlen dekoriert ist, und Hosen. Im Gegensatz dazu sind die beiden anderen Gottheiten des Reliefs ohne Hosen dargestellt. Die Haare der beiden äußeren Figuren sind gelockt und beide tragen einen Torques mit einem zentralen Stein um den Hals. Beide Figuren haben einen Nimbus mit Sonnenstrahlen. Hinter dem Kopf der linken Figur ist eine Mondsichel dargestellt. Die Inschriften neben den Figuren sind später angebracht worden und nennen meist Namen und Filiationen diverser Gläubiger.[2]
Deutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Identifizierung der Gottheiten ist problematisch. Die zentrale Figur wurde bisher oftmals als Baalschamin identifiziert.[3] Dementsprechend wurden die beiden anderen Gottheiten mit den Sonnen- und Mondgottheiten Malakbel und Aglibol gleichgesetzt. Dies ist jedoch nicht sicher, da die Diskussion, ob Baalschamin mit einem Panzer dargestellt werden konnte, anhält.[4] Nach anderer Deutung könnte die zentrale Figur den meist bartlosen Baal (Hauptgott in Palmyra) darstellen, von dem es aber auch Abbildungen mit Bart gibt.[5] Eine weitere Theorie vergleicht die Krone der mittleren Gottheit in Zylinderform, die im unteren Teil mit einer Reihe von Perlen dekoriert ist, mit der Krone, die der Gott Aphlad auf einem Relief aus Dura Europos trägt. Durch die Beischrift ist bezeugt, dass die dortige Darstellung ein Kultbild des Gottes Aphlad wiedergibt. An der Krone des palmyrenischen Gottes flattern Bänder, die vielleicht solche aus Metall kopieren, wie sie an einer Statue angebracht waren. Beide Figuren (Aphlad von Dura Europos und die mittlere Figur auf dem Relief) tragen auch Hosen.
Die beiden anderen Götter werden einhellig als Mond- und Sonnengottheiten gedeutet.[6]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ The Divine Triad im Louvre.
- ↑ Jean Starck: Les inscriptions. In Syria. Band 26, Heft 1/2, 1949, S. 35–41 (online).
- ↑ z. B. Henri Seyrig: Antiquites Syriennes. In Syria. Band 26, Heft 1/2, 1949, S. 29–33 mit Taf. 2 (online); Malcolm A. R. Colledge: The Parthians. Thames and Hudson, London 1967, S. 228 und Taf. 39.
- ↑ Zur Diskussion siehe etwa mit weiterer Literatur Herbert Niehr: Baʻals̆amem: Studien zu Herkunft, Geschichte und Rezeptionsgeschichte eines phönizischen Gottes (= Studia Phoenicia. Band 17). Peeters, Leuven 2003, S. 125 f.
- ↑ Fowlkes-Childs, Seymour: The World between Empires – Art and Identity in the Ancient Middle East, S. 152.
- ↑ Michał Gawlikowski: Bel of Palmyra. In: Michael Blömer, Achim Lichtenberger, Rubina Raja (Hrsg.): Religious Identities in the Levant from Alexander to Muhammed. Brepols Publishers, Turnhout 2015, ISBN 978-2-503-54445-8, S. 251.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blair Fowlkes-Childs, Michael Seymour: The World between Empires – Art and Identity in the Ancient Middle East. The Metropolitan Museum of Art, New York 2019, ISBN 978-1-58839-683-9, S. 152–153, Nr. 99
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Papin Caroline: The Divine Triad. Präsentation des Reliefs auf der Website des Louvre (abgerufen am 6. Dezember 2019)