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Thomas Herget

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Thomas Herget (* 4. Januar 1964 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Autor und Journalist. Seine Dramen und Hörspiele thematisierten nach eigener Aussage als weltweit erste das Coronavirus.

Herget wuchs überwiegend im Hessischen Ried auf, später verbrachte er über ein Jahrzehnt im Nordschwarzwald. Seine Fachhochschulreife legte er 1983 über den zweiten Bildungsweg an der Erasmus-Kittler-Fachoberschule in Darmstadt ab. Neben einem anschließenden Maschinenbau- und Kunststofftechnik-Studium an der Hochschule Darmstadt lieferte er als freier Autor Buch-, Film- und Theaterrezensionen, Artikel und Porträts in den Rubriken Sport, Politik und Wirtschaft für Zeitungen wie Darmstädter Tagblatt, Passauer Neuen Presse, Frankfurter Rundschau, taz und Junge Welt. Für FRIZZ Das Magazin (vorm. FRITZ, ehem. Klappe) verfasste er ab 1989 unter anderem Glossen sowie kulturkritische Beitrage, zudem zeichnete er für das Bühnen-Ressort der Darmstädter Ausgabe ab Mitte der Neunzigerjahre bis Juni 2024 redaktionell verantwortlich.[1] Unter der Kommentar-Überschrift "Völkisches Ejakulat" machte er sich im Januar 1993 für ein Auftrittsverbot der bei Kritikern umstrittenen Band Böhse Onkelz in der Eissporthalle Darmstadt stark. Ihren Texten unterstellte er "sinistere Wortklaubereien als Balsam für die rechte Seele" und schloss mit der Devise an Städte und Gemeinden: "Halle schließen, Saft abdrehen" - was den Onkelz-Biografen Edmund Hartsch in seinem Buch Danke für Nichts (1997) zu einer Replik veranlasste.[2] Herget war bis Anfang 2023 Mitglied der FDP. Er lebt in der Nähe von Kiel.

Literarische Einordnung

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In seinen teilfiktionalen Theater- und Hörstücken setzt er zwischenmenschlichen Katastrophen und der Banalität des Alltags oft schwarzen Humor und absurde Komik entgegen. Angesiedelt sind seine vom atheistischen Existentialismus beeinflussten Burlesken in randständigen Milieus und inmitten dystopischer Schauplätze wie Trailerparks, verwaisten Kraftwerken, gekaperten Opernhäusern oder bluttriefenden Darkrooms. Im Hörspiel Kalium wandelt sich ein blockierter Fahrstuhl zur psychologischen Druckkammer, in der die Protagonisten widernatürliche Überlebensstrategien entwickeln, um bei Verstand zu bleiben. Im Duktus hochtouriger Konversationskomödien holen sich seine beschädigten Figuren das private Glück oft über den zivilen Ungehorsam und das Mysterium der Imagination zurück, indem sie ihrer anarchischen Lust beim Erfinden irrwitziger Geschichten frönen (Und stillet den Zorn).[3] Das sadomasochistisch grundierte Drama Terrence McNally tanzt keinen Tango mit toten Fischen auf Balkonen changiert vor dem Hintergrund des US-Wahlkampfs des Jahres 2016 und spiegelt die Proteste für Gleichberechtigung und gegen Rassismus vor dem amerikanischen Kapitol zuerst als Chaplinade, bevor es die sozialen und ökologischen Verwerfungen, die mit dem globalen Klimawandel einhergehen, dramaturgisch in den ländlichen Raum westlich von Hamburg auslagert, wo eine dithmarscher Separatistenbewegung ihr Rote-Armee-Traumata als groteske Allegorie des Klassenkampfes auslebt.[4]

Bekanntheit erlangte das Stück Wir aßen sie roh, einschließlich der Hörspiel-Adaption Kalium. Im März 2020 war Herget damit der weltweit erste Dramen-Autor, der die Coronapandemie zum Bühnenthema machte[5] - zeitgleich starben in Deutschland die ersten beiden Menschen an Covid-19, darunter ein Achtundsiebzigjähriger mit Vorerkrankungen aus dem Kreis Heinsberg.[6] Beide Texte fanden zu einem späteren Zeitpunkt Aufnahme im Coronaarchiv der Universität Hamburg. Auch in der Folgejahren hielten verstärkt Seuchen und Naturkatastrophen Einzug in seine Stücke-Entwicklungen. Im Kurzhörspiel Das Bienenhotel steht der unerwartete Angriff eines Insektenvolkes synonym für eine dysfunktionale Gesellschaft und die Unbehaustheit labiler Charaktere in künstlichen Ferienresorts. In Napalmjenny. Bonobos schmusen inkognito bewahrt der Impfstoff gegen das tückische Antilopenvirus ausschließlich blauäugige Menschen vor dem Tod. Nach dem tödlichen Anschlag auf den Gesundheitsminister werden hier die unendlichen Gräberfelder einer Friedhofsmaschine zu Resonanzräumen und Projektionsflächen einer fragmentierten Bürgerschaft, die auf ein Drittel der einstigen Bevölkerung zusammengeschrumpft ist.[7] Im Stück Tsunamigott, address unknown wacht ein autokratisch-verpeilter Alt-Hippie über eine von Idioten und Umweltfrevlern bevölkerten Insel, die ihren elysischen Garten Eden zu einem toxischen Ort pimpen: Je weiter die Menschen sich dort von ihren Ängsten entfernen, umso drastischer treten Tod und Vergänglichkeit an sie heran.[8]

2024 listet der Hirnkost Verlag in seinem Standardwerk Das Science Fiction Jahr[9] das endzeitliche Frauendrama Die Liquidatorinnen auf.[10]

Werke (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Lebenslauf auf LovelyBooks: Thomas Herget. Quelle: VLB, aufgerufen am 7. August 2024.
  2. Edmund Hartsch: Danke für Nichts. B.O. Management AG, 1997. Online-Ressource auf epdf.tips, S. 74, abgerufen am 29. Oktober 2024.
  3. Kalium in der Deutschen Nationalbibliothek. Inhaltstext als dnb.de-Ressource, abgerufen am 19. Januar 2022.
  4. Terrence McNally tanzt keinen Tango mit toten Fischen auf Balkonen in der Deutschen Nationalbibliothek. Inhaltstext als dnb.de-Ressource, abgerufen am 9. Juni 2023.
  5. Wie das Coronavirus ins Theater kam. Das Drama Wir aßen sie roh im Coronaarchiv der Universitäten Hamburg, Bochum und Gießen, abgerufen am 5. Juni 2023.
  6. Erste Covid-Todesfälle in Deutschland. Online-Ressource auf ntv.de, abgerufen am 19. September 2024.
  7. Napalmjenny. Bonobos schmusen inkognito in der Deutschen Nationalbibliothek. Inhaltstext als dnb.de-Ressource, abgerufen am 25. November 2023.
  8. Tsunamigott, address unknown in der Deutschen Nationalbibliothek. Inhaltstext als dnb.de-Ressource, abgerufen am 2. September 2024.
  9. Es gibt jetzt deutlich mehr Science-Fiction-Leserinnen.Ressource auf Buchreport.de, abgerufen am 5. Dezember 2024.
  10. Das Science Fiction Jahr 2024.Online-Ressource auf Google Books, abgerufen am 2. Dezember 2024.