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Riverside: Out of Myself (Review)

Artist:

Riverside

Riverside: Out of Myself
Album:

Out of Myself

Medium: CD
Stil:

New Artrock / Atmosphärischer Prog

Label: Laser’s Edge
Spieldauer: 53:18
Erschienen: 21.09.2004
Website: [Link]

Der steile Aufstieg einer der bliebtesten Progbands in Europa, RIVERSIDE, begann bereits mit ihrer Debüt-CD „Out of Myself“. Unter Fans und Kritikern wird diese Scheibe geliebt und bereits als „Moderner Klassiker“ bezeichnet. Mal abgesehen vom ganzen Hype und drumherum: Was ist eigentlich dran, am Phänomen RIVERSIDE?

Zu allererst möchte ich anmerken, dass diese CD bereits eine persönliche Bedeutung für mich bekommen hat. Nicht nur die Musik, sondern auch die Lyrics können mich im Tiefsten ansprechen und haben mir u.a. über so manchen Kummer hinweggeholfen. Allein deshalb verweigere ich eine Vergabe der Punkte, zu subjektiv würde mein Urteil über „Out of Myself“ ausfallen.

Und jetzt zu einem ganz anderen Aspekt: Dies ist sicher nicht das beste Album der vier Ausnahme-Polen. „Second Life Syndrome“ zeigte 2005 eine deutlich bessere Konsistenz und war im Ganzen einfach homogener gestaltet.

Was aber nun „Out of Myself“ so besonders macht, ist die Tatsache, dass RIVERSIDE hier noch gänzlich ohne Erfolgsdruck agieren und ihrer Zuneigung zu PINK FLOYD, ANATHEMA, MARILLION und PORCUPINE TREE freien Lauf lassen. Und hiermit hätte ich eigentlich schon ein wesentliches Merkmal dieses Albums genannt: Atmosphäre.

Man höre nur mal das Intro zu „The Same River“. Das schreit zwar nach PINK FLOYD, kommt aber durch seine unheimlich düstere und melancholische Aussage komplett anders rüber. Und dann dieser Spannungsbogen, welcher über den gesamten, 12 Minuten langen Song gespannt wird. Klasse… „The Same River“ wird noch für die nächsten Jahre die Setlist von RIVERSIDE blockieren.

Out of Myself“ und „I Believe“ stehen im Schatten des genialen Openers, verblassen beim Nebenbeihören. Nichtsdestotrotz können sie durch eine Mischung aus Heavy-Gitarren und Neoprog-Fragmenten überzeugen – die Melodien sind sowieso überirdisch. Hier zeigt sich schon eine große Stärke der Band. Das Gitarrenspiel von Piotr Grudzinski und der markante Gesang von Mariusz Duda halten sich perfekt die Waage.

Die beiden Teile von „Reality Dream“ schlagen jeweils in die gleiche, progmetallische Kerbe. Zwar wird hier in schönster Traum Theater-Manier gefrickelt, zwischendrin blitzen aber interessante Melodien durch.

„Loose Heart“ ist ein toller Song voller Power und mit einem fantastischen Mariusz Duda, allerdings hat Jacek Melnicki hier streckenweise etwas zu dick mit seinem Keyboard aufgetragen. Dies dürfte wohl ein Grund gewesen sein, warum der Gute durch den noch besseren Michal Lapaj ersetzt wurde. Letzterer – und das konnte keiner bestreiten – hat den Sound von RIVERSIDE wieder auf den Boden zurückgeholt.

Ein glasklarer PORCUPINE TREE-Einfluss dürfte in der Ballade „In Two Minds“ zu finden sein. Eine Hookline wie diese hätte auch von Meister Wilson persönlich stammen können. Sehr schön!

Der letzte wirkliche Knaller der Scheibe neben „The Same River“ ist „The Curtain Falls“. Zwar handelt „Out of Myself“ als Konzeptwerk von der Thematik der Trennung und der unglücklichen Liebe, doch in keinem anderen Song wird diese Botschaft derart auf die Spitze getrieben. Noch nie habe ich solch einfühlsame Lyrics, noch nie eine solch todtraurige Synthiemelodie gehört.

„Oh my guardian Angel, take me away from here, I think I’m ready now…“ Gänsehaut pur.

„OK“ beschließt das Album auf nachdenkliche Art und Weise. Ein ruhiger Besen streicht über die Snaredrum, Mariusz singt nicht, er flüstert – und mit ihm schwingt immer das Gefühl mit, dass es irgendwie weitergeht. Aber dass nun etwas fehlt.

Ihr kennt das sicherlich. Man macht mit Freund/Freundin Schluss und man spürt diese Leere im Inneren. „OK“ dürfte die perfekte Vertonung dieses Gefühls sein. Ein toller Schluss für ein sehr gutes Debüt-Album.

Klar, die Produktion hätte an manchen Stellen etwas differenzierter sein, die Keyboards sparsamer eingesetzt werden können. Kritiker finden bekanntlich überall Ansatzpunkte für einen Verriss.
Aber ich kann und will diese Platte nicht nach qualitativen Punkten werten. Denn „Out of Myself“ hat seine Stärken woanders. Niemals waren RIVERSIDE einfühlsamer, emotionaler und introvertierter als auf diesem Silberling.

FAZIT: Atmosphärischer New Artrock in Höchstform! „Out of Myself“ ist eine sehr gute CD geworden, allerdings mit Mängeln in der Produktion. RIVERSIDE zeigen hier aber schon ihr Potential, welches auf „Second Life Syndrome“ zur vollen Entfaltung kommen sollte. Unter objektiven Gesichtspunkten sicher Note 10. Wer aber diese Musik nach anderen Kriterien beurteilt wie ich, darf noch einiges draufsetzen.

Benjamin Feiner (Info) (Review 8549x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • The Same River
  • Out of Myself
  • I Believe
  • Reality Dream
  • Loose Heart
  • Reality Dream II
  • In Two Minds
  • The Curtain Falls
  • OK

Besetzung:

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Kommentare
Peter
gepostet am: 26.02.2010

Hallo Benjamin, du schreibst mir aus der Seele. Auch mir gelingt es nicht, dieses Album objektiv zu beurteilen. Ich besitze nur wenige Alben, bei denen der Begriff "Atmosphäre" dermasser stark im Vordergrund steht. Ich mache aus dem Wort "Atmosphäre" einfach "Emotionen" und schon passt es für mich. Dieses Album transportiert für mich (!!!) Emotionen pur.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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