Das Buch
Von Geneviére Paris
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Buchvorschau
Das Buch - Geneviére Paris
Prolog
Ein leises Piepsen kam von dem Monitor, der die Herztöne überwachte. Die junge Frau sah nicht auf, brauchte sie auch gar nicht. Solange das Piepsen nur leise war, gab es keine Probleme. Die 19-jährige hatte den Blick starr auf ihre geliebte Mutter gerichtet, die hier schon seit Wochen gegen den Krebs ankämpfte. Das Schmerzmittel, das stetig in ihre Venen tropfte, half kaum noch. Lizzy seufzte. Bald war es wieder an der Zeit, dass sie mit einem der Ärzte über eine höhere Dosis sprach. Sie hasste es, hier sitzen zu müssen, vollkommen allein gelassen und ihrer Mutter beim Sterben zuzusehen. Ihr Vater hatte sich vor drei Jahren von ihnen getrennt. Seitdem hatte sie ihn auch nicht mehr gesehen. Manchmal war Lizzy traurig darüber, hatte sie doch bis dahin als glückliches Einzelkind in einer intakten Familie gelebt. Die Streitereien zwischen ihren Eltern waren ganz plötzlich an ihrem 16. Geburtstag entstanden. Worüber sie sich so zerstritten hatten, dass ihr Vater sich gänzlich aus ihrem Leben gestrichen hatte, wusste sie nicht. Eines Morgens, nicht lange nach ihrem Geburtstag, war er einfach fort gewesen. Jetzt wo ihre Mutter so krank war, hätte sie gerne mit ihm gesprochen, doch seine neue Adresse hatte er ihr nicht mitgeteilt. Ein schriller Ton riss sie aus ihren Gedanken. Kaum eine Sekunde später wurde sie von einer jungen Krankenschwester auf den Gang geschoben. Aufgeregt standen mehrere Ärzte und Pfleger um das Bett herum. Jemand schloss die Tür.
Zwanzig Minuten später trat der Stationsarzt auf sie zu. Alleine seine Mine verriet dem jungen Mädchen, dass sie nun die Mutter verloren hatte. Seine Beileidsbekundungen hörte sie kaum noch. Mit Tränen in den Augen lief sie hinaus in den Krankenhauspark. Schon sechs Wochen lang hatte man sie auf diesen Tag vorbereitet. Doch jetzt war es so furchtbar plötzlich gekommen. Kopfschüttelnd wischte sie sich die Tränen von den Wangen. Zum Weinen hatte sie auch noch Zeit, wenn sie wieder zuhause war. Jetzt galt es Vorbereitungen für die Beerdigung zu treffen. Mit erhobenem Haupt und dem letzten Rest an Selbstbeherrschung, den sie aufbringen konnte, ging sie zurück in das Krankenhaus. Zurück zu dem Stationsarzt, der sie mit Bewunderung ansah.
In der Dunkelheit schloss sie die Haustür auf. Es roch muffig, die letzten Wochen war sie nur selten hier gewesen und gelüftet hatte sie dann nicht. Alles andere war neben dem Sterben ihrer Mutter in den Hintergrund getreten. Jetzt riss sie erst einmal die Fenster im ganzen Haus auf, während Kaffee in die Kanne tropfte. Am Küchentisch sitzend befiel sie der Drang, in den alten Fotoalben zu blättern. Statt sich an ihren PC zu setzen, wo sie sämtliche Familienbilder eingescannt hatte, machte sie sich auf die Suche nach den verstaubten Alben, denn heute wollte sie die Bilder in den Händen halten. Im Schlafzimmerschrank fand sie