Heiligkreuz und Schloßberg

Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg

Heiligkreuz und Schloßberg ist ein mit Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe vom 29. Dezember 1992 ausgewiesenes Naturschutzgebiet mit der Nummer 2.159.

Naturschutzgebiet Heiligkreuz und Schloßberg

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Buchenwald am Westhang des Nagolder Schloßbergs

Buchenwald am Westhang des Nagolder Schloßbergs

Lage Nagold im Landkreis Calw, Baden-Württemberg
Fläche 66,3 ha
Kennung 2.159
WDPA-ID 163603
Geographische Lage 48° 33′ N, 8° 43′ OKoordinaten: 48° 33′ 11″ N, 8° 42′ 58″ O
Heiligkreuz und Schloßberg (Baden-Württemberg)
Heiligkreuz und Schloßberg (Baden-Württemberg)
Meereshöhe von 400 m bis 530 m
Einrichtungsdatum 29. Dezember 1992
Verwaltung Regierungspräsidium Karlsruhe

Das Naturschutzgebiet befindet sich im Naturraum Obere Gäue. Es liegt unmittelbar westlich der Stadt Nagold und umfasst den Schloßberg der Stadt, wobei das Gelände der Burgruine Hohennagold nicht Bestandteil des Schutzgebiets ist. Das Naturschutzgebiet ist Teil des FFH-Gebiets Nr. 7418-341 Nagolder Heckengäu.

Schutzzweck

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Laut Verordnung ist der Schutzzweck (Auszug): Die Erhaltung, Entwicklung und Pflege des bestockten Bereiches vom Schloßberg sowie der Offenlandbereiche des Gebiets mit den vielfältigen Trockengebietstypen als Lebensraum typischer, spezialisierter Tier- und Pflanzenarten. Weiterhin sollen standortheimische Gehölze möglichst lange erhalten werden. Insbesondere im Schonwald, dem vorderen Teil des Schloßbergwaldes, ist eine dauerhafte Erhaltung der naturnahen Laubholzbestockung bzw. deren Wiederherstellung mit einem geringen Nadelholzanteil (weniger als zehn vom Hundert) anzustreben. Dasselbe gilt für die Erhaltung und Förderung extensiver Offenlandbereiche im Umfeld des Waldes. Zwei Jahre vor der Auswesung als Naturschutzgebiet wurde der naturnahe Teil des Schloßberg-Walds zum Schonwald erklärt.[1]

Geologie

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Den Fuß des Berges bilden Röthtone und der Plattensandstein des Oberen Buntsandsteins. Darüber liegen die Schichten des Muschelkalks. Die Hochfläche bildet der Trochitenkalk, dessen Steinschutt die Hänge überlagert. Die Röthtonschicht und eine tonige Mergelschicht des Mittleren Muschelkalks besitzen ergiebige Quellhorizonte. Das Wasser tritt im unteren Teil des Südhangs zutage.[1]

Vegetation

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Auf den basenarmen Böden des Schloßbergs wachsen überwiegend Buchenwälder. Sie sind an den Nordost- und Osthängen in frischer Ausbildung, an den Süd- und Westhängen in trockener Ausbildung anzutreffen.[1] Außerdem finden sich im Schutzgebiet Obstbaumwiesen, Äcker, Halbtrockenrasen und Salbei-Glatthafer-Wiesen. Im Buchenwald finden sich weit über 100 Jahre alte Buchen samt Jungwuchs, dazu Berg-Ahorne, Eschen, Winter-Linden und Berg-Ulmen.[1] In den trockenern Waldbereichen findet sich auch die Trauben-Eiche dazu dei hainbuche, der Feld-Ahorn und die Elsbeere.

 
Spitzels Knabenkraut (Orchis spitzelii)

Flora und Fauna

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Im lichten Hangbuchenwald des Gebiets siedeln u. a. die folgenden Orchideenarten: Vogel-Nestwurz, Breitblättrige Stendelwurz, Rotes und Weißes Waldvöglein. Auch der seltene Blaurote Steinsame und der Türkenbund (Lilium martagon) siedelt hier. Im Waldbereich ist als altholzbewohnender Höhlenbrüter u. a. der Pirol, der Schwarzspecht und die Hohltaube zu finden.

Als seltenste Art kam im 19. Jahrhundert im heutigen Schutzgebiet auch Spitzels Knabenkraut (Orchis spitzelii) vermutlich in den Halbtrockenrasen vor. Es war dies das einzige Vorkommen der Art in ganz Deutschland! Spitzels Knabenkraut wurde überhaupt erst 1835 von Forstrat Anton von Spitzel (1807–1853) aus München im Land Salzburg (Österreich) entdeckt und 1837 ihm zu Ehren als Orchis spitzelii von Anton Eleutherius Sauter erstbeschrieben. Die Art wurde am Schloßberg von etwa 1845 bis etwa 1895 beobachtet.[2] Es gibt Herbarbelege von 1845 bis 1880. Vor 1899 ist die Art dort erloschen, wie Schwarzmaier in seiner Flora des Nagolder Schlossbergs von 1899 berichtet.[2]

Siehe auch

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Literatur

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  • Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Karlsruhe. Thorbecke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-5172-7, S. 138–141
  • Naturschutz im Kreis Calw, Hrsg. Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Calw und der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe 1995, S. 197–199.
  • Christian Schwarzmaier: Die Flora des Nagolder Schlossbergs. In: Jahresh. Ver. vaterländ. Naturkunde Württemberg, Band 39, S. 80–86, Stuttgart 1883.
  • Christian Schwarzmaier: Die Flora des Nagolder Schlossbergs. Ein ungearbeiterer Vortrag. Nagold (G.W.Zaiser), 16 S., 1899.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Andreas Wolf: Heiligkreuz und Schloßberg. In: Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Karlsruhe. Verlag Jan Thorbecke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-5172-7. S. 138–141.
  2. a b Helmut Baumann, Siegfried Künkele: "Orchidaceae". In Oskar Sebald u. a.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1. Auflage Band 8. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3359-8. Seite 389–390.
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