Duden Redensarten
Duden Redensarten
Duden Redensarten
Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich. Mit
diesen Worten wird in der Bildgeschichte Max und Moritz von
Wilhelm Busch (18321908) der zweite Streich der beiden Lausbu-
ben im Text angekndigt: Wie viele andere ist dieses Zitat zur
Redensart geworden, mit der man heute eine gelungene Aktion
kommentiert, die als Beginn einer Abfolge weiterer Aktionen ange-
sehen wird.
Ein solcher erster Streich war die erste Auflage des Redensar-
ten-Taschenbuchs aus dem Jahr 1999, das nun in zweiter, ergnz-
ter Auflage und in berarbeiteter Form vorliegt. Der zweite
Streich enthlt Erluterungen zur Herkunft und Bedeutung vieler
neuer Redensarten und prsentiert sich als benutzerfreundliche
und bersichtliche Darstellung. Auerdem entspricht die zweite
Auflage den Regeln der neuen Rechtschreibung, die am 1. 8. 2006
in Kraft getreten sind.
Mannheim, im Juli 2007
Die Dudenredaktion
Aa
Das A und O von etwas sein
die Grundvoraussetzung, der Kernpunkt von etwas, von elementarer
Wichtigkeit fr etwas sein: Ursprnglich bedeutete das A und O
den Anfang und das Ende von etwas (vergleiche Offenbarung 1, 8:
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott
der Herr). Die Redensart geht darauf zurck, dass im griechischen
Alphabet A(lpha) der erste und O(mega) der letzte Buchstabe
ist.
Ab nach Kassel
umgangssprachlich: schnell weg, fort: Kassel war zur Zeit des ame-
rikanischen Unabhngigkeitskrieges (177583) Sammelort der von
ihrem Landesfrsten zwangsrekrutierten und an England verkauf-
ten hessischen Soldaten. Das ist die gngige Erklrung. Da aber
schriftliche Belege erst Ende des 19. Jahrhunderts auftauchen, sind
manche Forscher der Ansicht, dass sich die Wendung auf die
Gefangennahme Napoleons III. im Deutsch-Franzsischen Krieg
von 1870/71 bezieht. Napoleon III. wurde damals nach Kassel-Wil-
helmshhe gebracht.
A abblitzen 10
Abgemacht, Seife!
besonders berlinisch: Einverstanden!; abgemacht, sela! (Schluss!):
Seife ist die volksetymologische Umdeutung von franzsisch
cest fait, berlinerisch zu Seefe verballhornt. Sela ist franz-
sisch cest la oder das hebrische Wort fr ein Musikzeichen in
den Psalmen, volkstmlich als Schlusszeichen fr den musikali-
schen Vortrag gedeutet.
Jemanden abkanzeln
umgangssprachlich: heftig schelten: Die lteste, heute nicht mehr
bekannte Bedeutung war von der Kanzel herab verkndigen, auf-
bieten: die Verlobten abkanzeln. Im 18. Jahrhundert wurde dann
der Ausdruck auch dafr gebraucht, dass der Pfarrer seine Schf-
chen von der Kanzel herab wegen ihres liederlichen Lebenswandels
tadelte.
Adel verpflichtet
oft ironisch: Zugehrigkeit zu einer gehobenen Gesellschaftsschicht
verpflichtet zu einer bestimmten Lebensweise, einem bestimmten
Lebensstil: Die Redensart ist die wrtliche bersetzung der fran-
zsischen Maxime noblesse oblige aus Pierre Marc Gaston Du de
Lvis 1808 erschienenen Maximes et rflexions sur diffrents
sujets de morale et de politique.
Unter den Tieren, die in den Fabeln der Vlker auftreten, spielt die
Fliege eine gewisse Rolle, von Phdrus ber La Fontaine und Gel-
lert bis hin zu Wilhelm Busch.
Buerchen machen
familir: aufstoen: entstanden in einer Zeit, in der der Bauer aus
stdtischer Sicht als grober, ungeschliffener, nach dem Essen rlp-
sender Kerl betrachtet wurde. Die Verkleinerung (Buerchen), im
Kreis der Familie blich, mildert den Ausdruck und zieht ihn ins
Kindlich-Niedliche.
Die Binsenweisheit
ist eine Wahrheit, die berall bekannt ist, von jedem begriffen wird.
Zur Erklrung zieht man die heute nicht mehr gebruchliche
Redensart Knoten an einer Binse suchen heran, d. h. da die Bin-
se keine Knoten hat wie andere Grasarten Schwierigkeiten
suchen, wo es keine gibt. Die Binsenweisheit ist also eine binsen-
glatte Wahrheit ohne das Verstndnis erschwerende Problematik.
Die Redensart gibt es schon im Lateinischen: notum in scirpo
quaerere = einen Knoten an der Binse suchen.
Blabla reden
umgangssprachlich: nichtssagendes Gerede, Geschwtz von sich
geben: weder aus der franzsischen (bla-bla) noch aus der amerika-
nischen Umgangssprache (blahblah, blah-blah), sondern offenbar
deutsch, wie Rhrich im Lexikon der sprichwrtlichen Redens-
arten nachgewiesen hat. Er zitiert dort einen Spruch auf einem
alten Wandfresko in St. Georg auf der Insel Reichenau: Ich wil
hie shribvn/von disen tumben wibvn/was hie wirt plapla
gvsprochvn. Das lautmalende Wort ist sicher eine eigenstndige
B blauer Montag 20
Blaues Blut
scherzhaft: adlige Abkunft: spanisch sangre azul = blaues Blut. In
den Adern der hellhutigen westgotischen Adligen im Spanien des
5. und 6. Jahrhunderts schimmerte das Blut blulich im Gegensatz
zu dem der dunkleren einheimischen Bevlkerung.
21 Bockshorn B
Durch die Blume, verblmt
nur andeutend, verhllend: vielleicht aus der Blumensprache, in der
manche Blumen eine bestimmte symbolische Bedeutung haben.
Denkbar ist auch die Herleitung aus der mit Redeblumen (mit-
telhochdeutsch redebluome), d. h. mit Floskeln (lateinisch flos-
culus = Blmchen, Redeschmuck) vorgetragenen und dadurch oft
nicht direkten, przisen, eindeutigen, unmissverstndlichen Aus-
drucksweise.
Cherchez la femme
bildungssprachlich: dahinter steckt bestimmt eine Frau!: Die
Redensart ist ein Zitat aus dem Drama Les Mohicans de Paris (II,
13) von A. Dumas d. . (180270) und geht mglicherweise auf eine
Stelle in den Satiren des rmischen Dichters Juvenal zurck, der die
Frau zur Hauptursache aller Rechtsstreitigkeiten erklrte: Nulla
fere causa est, in qua non femina litem moverit (Es gibt kaum einen
Prozess, bei dem nicht eine Frau den Streit ausgelst htte).
Dd
Jemandem aufs Dach steigen
umgangssprachlich: jemanden schelten, zurechtweisen: ein alter
Rechtsbrauch: Wer sich etwas hatte zuschulden kommen lassen,
dem wurde zur Strafe gelegentlich das Dach seines Hauses abge-
deckt. Ursprnglich bei so genannten Friedlosen, d. h. Gechte-
ten, spter u. a. bei anstigem Verhalten in der Ehe, besonders
dann, wenn sich ein Mann von seiner Frau schlagen lie.
25 Daumen D
Sein Damaskus erleben
bildungssprachlich: ein neuer Mensch werden, zu etwas bekehrt
werden: Kapitel 9 der Apostelgeschichte schildert die Bekehrung
des Christenverfolgers Saulus nahe Damaskus, wodurch dieser
zum (nun christlich gewordenen) Paulus wurde (Kap. 13, 9: Sau-
lus aber, der auch Paulus heiet ).
Deus ex Machina
bildungssprachlich: im richtigen Augenblick sich einstellender Hel-
fer bei der Lsung eines schwierigen Problems: wrtliche berset-
zung aus dem Lateinischen: Gott aus der Maschine. Gemeint ist
eine Theatermaschinerie, mit deren Hilfe in manchen antiken Dra-
men der Darsteller einer Gottheit aus der Hhe auf die Bhne
schwebte, um konfliktlsend in das Geschehen einzugreifen.
27 Draht D
Keinen Deut, nicht einen Deut
berhaupt nicht, ganz und gar nicht: seit dem 18. Jahrhundert
blich. Deut (niederlndisch duit) war ursprnglich eine nie-
derlndisch-niederrheinische Silbermnze des 14. Jahrhunderts,
die mit immer geringerem Wert (im 16. Jahrhundert Kupfermnze)
bis ins 19. Jahrhundert im Umlauf war. Die Kaufkraft der Mnze
war schlielich von sprichwrtlich geringem Wert. Die Herkunft
des Wortes erinnert an die frhe Zeit, in der abgeschnittenes, abge-
hauenes Edelmetall als Zahlungsmittel kursierte. Deut ist die
abgehauene Mnze.
(Aller)hchste Eisenbahn
umgangssprachlich: hchste Zeit: Der Berliner Schriftsteller Adolf
Glabrenner (181076) charakterisiert in seiner Humoreske Ein
Heiratsantrag in der Niederwallstrae von 1847 die Zerstreutheit
des um die Hand der Tochter des Wohnungsinhabers anhaltenden
Brieftrgers Bornike mit einigen Versprechern, darunter dem fol-
genden (Bornike ist eingefallen, dass die Post, die mit der Eisen-
bahn aus Leipzig kommt und die er austragen muss, schon vor ln-
gerer Zeit eingetroffen ist): Es ist die allerhchste Eisenbahn, die
Zeit ist schon vor drei Stunden anjekommen.
Ff
Nicht (lange) fackeln
umgangssprachlich: nicht lange zgern: Die Redensart wird ge-
whnlich mit dem unruhigen, flackernden, schwankenden Bren-
nen der Fackel in Verbindung gebracht, das ins bertragene gewen-
det und verneint das Gegenteil des Schwankens ausdrckt.
Feld
In den bertragen gebrauchten Wendungen das Feld behaupten,
beherrschen, rumen, streitig machen, berlassen; aus dem Feld
schlagen; ins Feld fhren; zu Felde ziehen ist ursprnglich das
Schlachtfeld gemeint. Die Redensart ein weites Feld sein (ein
Gebiet sein, zu dem sich vieles sagen liee) wird gewhnlich mit
Theodor Fontane in Verbindung gebracht, der am Schluss seines
Romans Effi Briest von 1894 Effis Vater zu seiner Frau sagen
lsst: Ach Luise, lass , das ist ein zu weites Feld. Die Redensart
ist aber lter: In Adalbert Stifters Roman Der Nachsommer von
1857 heit es: Das ist ein weites Feld, von dem Ihr da redet, sag-
te ich, und da steht der menschlichen Erkenntnis ein nicht
35 Fettnpfchen F
unwichtiger Gegenstand gegenber (der Gegenstand ist die
Witterungskunde). Die Wendung ist sicher literarischen Ur-
sprungs.
Fersengeld geben
umgangssprachlich: davonlaufen, f liehen: schon mittelhoch-
deutsch: versengelt geben = davonlaufen, statt zu kmpfen oder
zu zahlen (Grimm, Deutsches Wrterbuch). Der Begriff stammt
aus der Rechtssprache und bedeutete eine Abgabe, ber deren
genaue Bedeutung man sich allerdings nicht einig ist. Vielleicht
liegt auch nur ein Volkswitz zugrunde: Wer nicht zahlen konnte,
entfloh und zeigte dem Glubiger nur noch die Fersen, die mit
springenden Geldstcken verglichen wurden.
Fisimatenten machen
umgangssprachlich, auch mundartlich (so schwbisch, badisch,
hessisch, rheinisch u. a.): sich herausreden wollen, Ausf lchte, Ein-
wnde, Umstnde machen, oft verneint gebruchlich: Eine siche-
re Deutung ist bisher nicht gelungen. Meist wird es als Kreuzung
aus lateinisch visae patentes (literae) = ordnungsgem geprf-
tes Patent (dessen Erteilung oft langwierige brokratische Schwie-
rigkeiten machte) und mittelhochdeutsch visament(e), visi-
mente (= Beschreibung eines Wappens, Zierrat, aus altfranzsisch
visement = Aussehen) betrachtet. Die Volksetymologie bemch-
tigte sich dieses seltsam klingenden Wortes: Zur Zeit der Revolu-
tionskriege sollen franzsische Offiziere deutsche Mdchen auf-
gefordert haben, ihr Zelt zu besuchen (visitez ma tente!). Das
Gleiche wurde dann auch auf spanische Soldaten bertragen:
Visita mi tienda! Oder noch khner als Ausrede verspteter Pas-
santen bei Kontrollen durch die franzsische Wache: Je viens de
visiter ma tante = ich komme vom Besuch bei meiner Tante.
F Flagge 38
Furore machen
starkes Aufsehen erregen, von sich reden machen: zu Beginn des
19. Jh.s aus italienisch far furore entlehnt. Das italienische
Substantiv geht zurck auf lateinisch furor = Leidenschaftlich-
keit, Begeisterung, Verzckung, Raserei. Vergleiche Furien.
41 Gang G
Fuangeln (aus)legen
fr versteckte Hindernisse, fr Fallen sorgen: sptmittelhoch-
deutsch vuozangel. Grimm, Deutsches Wrterbuch: Ein
angelartiges Eisen mit vier 3 bis 5 Zoll langen Spitzen, von dem,
wenn und wie es auf den Boden geworfen wird, immer eine Spitze
in die Hhe steht, damit sie dem darauf tretenden Menschen oder
Thiere in oder durch den Fu gehe und so das Weiterkommen ver-
hindere. Man legt sie in gengender Zahl sowol in verdeckte Wege,
zwischen die Wolfsgruben der Feldschanzen, in Breschen, in Stel-
len zu seichter berschwemmung, um die feindlichen Soldaten
aufzuhalten Auch gegen Diebe sollen sie gut gewesen sein.
Kalte Fe bekommen
umgangssprachlich: ein Vorhaben aufgeben, weil man Bedenken,
Angst bekommen hat: Die Wendung soll am Spieltisch entstanden
sein, wo kalte Fe gern als Vorwand benutzt wurden, um das Spiel
abzubrechen und sich somit seinen Gewinn zu sichern.
Gg
Sich in Gala werfen
die beste Kleidung, Festkleidung anlegen: im 17./18. Jh. durch den
von Spanien beeinflussten Wiener Hof und dessen Zeremoniell
bekannt geworden: spanisch gala = Kleiderpracht, zu altfranz-
sisch gale = Freude, Vergngen. Die weitere Herkunft des Wortes
ist nicht geklrt. Vielleicht liegt ein germanisches Wort zu-
grunde.
Die Geister, die ich (sie, er usw.) rief, nicht mehr loswerden
(knnen)
von auer Kontrolle geratenen Krften, deren Hilfe man haben
wollte, berwltigt werden: nach Goethes Gedicht Der Zauber-
lehrling von 1798: Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht
los. Das Zitat wird oft und gern in Bezug auf die Hybris des tech-
nischen Fortschritts gebraucht, der die wachsenden Umweltpro-
bleme der Menschheit nicht mehr in den Griff bekommt.
verzehre. Aber Jesus verweist sie mit seinen Worten auf den Geist
der Nchstenliebe und Toleranz, den er vertritt und den er auch von
seinen Jngern einfordert.
Graue Eminenz
einf lussreiche [politische] Persnlichkeit, die als solche kaum nach
auen in Erscheinung tritt: Diese Fgung ist eine Lehnbersetzung
des franzsischen lminence grise, des Beinamens des Kapuzi-
nerpaters und engsten Beraters von Kardinal Richelieu, Pre
Joseph, der stets die graue Kapuzinerkutte trug.
Harnisch
Harnisch war ursprnglich die gesamte kriegerische Ausrstung
des mittelalterlichen Ritters (mittelhochdeutsch: harnas(ch), aus
altfranzsisch harnais). Die Bedeutung verengte sich allmhlich
auf den Brustpanzer. Schon frh wird das Wort in bertragenem
Sinn als Kampfbereitschaft, Zorn gebraucht: jemanden in Har-
nisch bringen (ihn erzrnen); in Harnisch geraten (zornig wer-
den); in Harnisch sein (zornig sein). Der geharnischte Brief
drckt jemandes Zorn schriftlich aus.
sind zum Teil sehr alt, z. B. stammt der lteste Segen gegen Zahn-
und Mundfule Job zog ber Land aus dem 10. Jh. Viele sind von
Volkskundlern gesammelt worden.
Heller
Die alte Mnze, zuerst unter Friedrich Barbarossa in Schwbisch
Hall geprgt (daher Haller, seit dem 15. Jh. Hller, Heller), lebt noch
in einigen umgangssprachlichen Redensarten fort: keinen (roten)
Heller mehr haben (keinen Pfennig mehr besitzen); keinen (roten)
Heller fr jemanden oder etwas geben (das Schlimmste be-
frchten); auf Heller und Pfennig (alles, ohne dass ein Rest bleibt).
Ursprnglich wurde das Gold rot genannt, dann wurden Mn-
zen abwertend und ironisch auch als rot bezeichnet: Die Mn-
zen griffen sich schnell ab, nach kurzem Umlauf kam das blanke
Kupfer zum Vorschein. Ich hatte keinen rothen Heller Reisegeld
im Sack (Goethe).
lerschsse erprobt, bis ihnen das Pulver ausging. Als nun der Frst
eintraf, mussten sie das Bllern durch Brllen ersetzen. Diese Sage
soll der Ursprung der Redensart sein: Es geht aus wie das Horn-
berger Schieen! Erwin Leisinger verfasste ein historisches
Heimatspiel in vier Aufzgen, das alljhrlich im Sommer im Freien
aufgefhrt wird. In seinem Mittelpunkt steht das von der rtlichen
Feuerwehr arrangierte Bllerschieen.
Am Hungertuch nagen
umgangssprachlich: hungern, Not leiden: Das Hungertuch (nieder-
deutsch: Schmachtlappen) war frher das Tuch, mit dem etwa
um das Jahr 1000 zur Fastenzeit der Altar verhngt wurde (mittel-
hochdeutsch: hungertuoch). Es war mit Bildern geschmckt und
sollte die Glubigen an die Fastenzeit gemahnen. Ein prachtvolles
Exemplar ist im Dom von Gurk (Krnten) erhalten. Es stammt von
1458 und enthlt 99 Szenen. Schon im 16. Jh. erscheinen Redewen-
69 Htten H
dungen mit bertragener Bedeutung: am Hungertuch nhen, fli-
cken = fasten, sich kmmerlich behelfen. Es wird vermutet, dass
nhen zu nagen verballhornt wurde, ob bewusst oder unbe-
wusst, ist nicht mehr zu klren.
Jj
In die ewigen Jagdgrnde eingehen
verhllend: sterben: Die Wendung bezieht sich auf die mythologi-
sche Vorstellung der nordamerikanischen Indianer von einem als
happy hunting ground bezeichneten Jenseits.
(Hier geht es zu, hier ist ja ein Lrm) wie in einer Juden-
schule
umgangssprachlich: hier geht es sehr laut zu, herrscht groer
Lrm: Die Judenschule (mittelhochdeutsch judenschuol) ist das
jdische Gotteshaus, die Synagoge, ein Wort, das Luther auch in der
Apostelgeschichte 17, 1 verwendet: Nachdem sie aber durch
K Kaiser 74
Kk
Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren
wer nichts besitzt, von dem kann man kein Geld fordern: Die
Redensart bezieht sich auf das Recht des Kaisers, Steuern einzu-
treiben (mittelhochdeutsch keiserreht war das vom Kaiser aus-
gehende oder besttigte Recht); vergleiche die Bibelstelle Matth.
22,21: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, d. h., zahlt die
vom Kaiser geforderten Abgaben.
Kapores gehen
umgangssprachlich: entzweigehen, auch: sterben: im 18. Jh. in Stu-
dentenkreisen aufgekommen. Das Wort stammt aus der Gauner-
sprache. Zugrunde liegt das hebrische Substantiv kapara, Plu-
ral: kaparot = Shne, Vershnung, Shneopfer. Die gauner-
sprachliche Bedeutung (ber das Jiddische) kommt von dem
jdischen Brauch, am Vershnungstag (Jom Kippur) ein Shneop-
fer zu leisten: Ein lebendes Huhn wird dreimal um den Kopf
geschwungen; es bernimmt gleichsam die menschliche Schuld,
anschlieend wird es geschlachtet.
Ab nach Kassel!
Vergleiche ab.
fen muss, die aber dann wegen ihrer ungleichen Lnge und ihrer
unregelmigen Bruchstellen den Eindruck des Ungeordneten hin-
terlassen. Verneint: Das lsst sich nicht bers Knie brechen = das
ist ohne sorgsame Vorbereitung nicht so leicht und schnell zu erle-
digen.
Kobolz schieen
umgangssprachlich: einen Purzelbaum machen: Die Redensart
stammt aus dem Niederdeutschen. Im lteren Neuhochdeutschen
Kobolt schieen, nach dem lustigen, ausgelassenen Treiben der
Kobolde, der Hausgeister. Die Betonung der Endsilbe ist gelegent-
lich schon mittelhochdeutsch (koblt). Ihr -z ist vielleicht aus
dem Genitiv -ts entstanden, der bei Spielnamen auftaucht. Die jn-
gere Schreibung mit -d (Kobold) erfolgt wohl in Anlehnung an die
Nachsilbe -bold wie in Saufbold.
Kohldampf schieben
umgangssprachlich: ber eine lngere Zeit zu wenig zu essen
haben, Hunger leiden: Die Redensart ist im 19. Jh. aus der Gauner-
sprache ber die Soldatensprache in die Umgangssprache einge-
drungen. Die Erklrungen gehen weit auseinander. Das Schwbi-
sche Wrterbuch von Fischer bemhte sogar die Cholera, ande-
re das russische golod = Hunger. Man meint heute, dass sich
rotwelsch Kol(er) = Hunger und rotwelsch Dampf = Hunger
zwecks Verstrkung des Ausdrucks zusammengefunden und eine
so genannte Tautologie gebildet haben (z. B. ist weier Schimmel
eine Tautologie). Schieben soll aus rotwelsch scheff(t)en = sich
befinden, sein, gehen, machen, tun (dem das deutsche Verb schaf-
fen zugrunde liegt) eingedeutscht worden sein.
K Kohlen 86
Kokolores machen
umgangssprachlich: unntige, unglaubwrdige, unsinnige Einwen-
dungen machen, Unfug treiben: Die Herkunft des Wortes Kokolo-
res ist ungeklrt. Vielleicht gehrt es mit pseudolateinischer
Endung zu mundartlich gokel, gogel = ausgelassener Scherz;
Possen, bermut, verwandt mit gaukeln. Man hat auch an ein
sterreichisches Glcksspiel Kakelorum gedacht. Das Sdhes-
sische Wrterbuch verweist auf mitteldeutsch ko(c)keln =
gaukeln.
Fnfte Kolonne
oft Sabotage ausbende Gruppe in einem Land, die mit dem Geg-
ner des Landes zusammenarbeitet: Die Fgung geht auf eine
Bemerkung des faschistischen Generals Mola im spanischen Br-
gerkrieg zurck, der mit vier Kolonnen auf Madrid vorrckte und
gefragt wurde, welche von ihnen Madrid erobern werde. Er beant-
wortete die Frage mit dem Hinweis auf eine fnfte Kolonne, womit
er die Faschisten in Madrid meinte.
87 kommen K
Ein Koloss auf tnernen Fen/auf tnernen Fen stehen
bildungssprachlich: etwas Gewaltiges, was in Wirklichkeit so
schwach und brchig geworden ist, dass es einzustrzen droht: Im
Propheten Daniel 2 ff. wird erzhlt, dass Nebukadnezar einen
Traum hatte, der ihn so erschreckte, dass er davon aufwachte. Der
Inhalt des Traumes aber war ihm entfallen. Der Knig berief alle
Weisen zu Babel zu sich und verlangte von ihnen, dass sie seinen
Traum deuteten. Als sie das nicht vermochten, befahl der Knig, sie
alle zu tten.
Die Hscher suchten auch Daniel, den Gefangenen aus Juda; die-
ser erbat sich Bedenkzeit vom Knig und versprach ihm die Deu-
tung. In der Nacht offenbarte Gott seinem Propheten Daniel den
Traum Nebukadnezars: Eine riesenhafte Bildsule stand vor dem
Knig, deren Fe waren eines Teils Eisen und eines Teils Ton
bis dass ein Stein herabgerissen ward ohne Hnde; der schlug das
Bild an seine Fe, die Eisen und Ton waren und zermalmte sie
Der Stein aber, der das Bild schlug, ward ein groer Berg, dass er die
ganze Welt erfllete.
Der Knig lobte Daniel und machte ihn zum Frsten ber die gan-
ze Landschaft Babel, erkannte aber nicht, dass er vom Untergang
seines eigenen Reiches getrumt hatte. Die Redensart hat sich im
Laufe der Zeit zur heutigen Form entwickelt; in der Bibel ist sie so
nicht berliefert. Zum Wort Koloss beigetragen hat der berhm-
te Koloss von Rhodos, eine 34 m (nach anderen 37 m) hohe Bron-
zestatue des Stadtgottes Helios, die als eines der sieben Weltwun-
der galt.
Kreide fressen
umgangssprachlich: sich scheinbar friedlich, friedfertig verhalten:
In dem Grimmschen Mrchen Der Wolf und die sieben jungen
Geilein frisst der Wolf Kreide, um seine raue Stimme, an der die
Geilein ihn erkennen sollten, fein zu machen. Bei der Kreide
handelt es sich brigens weder um Malerkreide, d. h. Kalkpulver,
noch um Kreide zum Schreiben o. . aus Gips, sondern um die soge-
nannte Kirschkreide, worunter man im Preuischen Kirschmus
versteht. So wie Honig gegen Heiserkeit hilft, hat die Se der
Kirschkreide vermutlich einen hnlichen Effekt.
Kreuz
Die Redensarten mit Kreuz beziehen sich fast alle entweder auf
das Kreuz Christi (ein Kreuz sein; sein Kreuz tragen; ein Kreuz
schlagen; drei Kreuze machen; zu Kreuze kriechen; die letzte
Redensart geht auf die mittelalterliche Sitte zurck, zu Karfreitag
als Zeichen strenger Bue auf den Knien zum Kreuz zu kriechen),
oder sie verweisen auf Kreuz = unterer Rcken: aufs Kreuz fal-
len; es im Kreuz (umgangssprachlich: Rckenschmerzen) haben;
jemanden aufs Kreuz legen (umgangssprachlich: jemanden be-
trgen); jemandem etwas aus dem Kreuz leiern (umgangssprach-
lich: mit viel Mhe von jemandem erhalten) u. a.
Dieses Kreuz ist nach dem Kreuzbein des menschlichen Skeletts
benannt, einem dreiseitigen und daher kreuzhnlichen Knochen,
der als letzter Teil der Wirbelsule die hintere Wand des Beckens
bildet. Die Mediziner nannten ihn frher lateinisch os sacrum
(= heiliger Knochen) nach griechisch hieron osteon.
93 Krokodilstrnen K
Das Kriegsbeil ausgraben/begraben
umgangssprachlich: einen Streit beginnen/beenden: nach einem
entsprechenden Brauch nordamerikanischer Indianer, der durch
die Lederstrumpf-Erzhlungen des amerikanischen Schriftstel-
lers James Fenimore Cooper (17891851) in Europa bekannt wur-
de (englisch to bury the hatchet = begraben, to take oder dig
up the hatchet = ausgraben). In dem Versepos The Song of Hia-
watha des amerikanischen Dichters H. W. Longfellow (180782),
das indianische Mythologie behandelt, stehen im 13. Gesang die
folgenden Verse:
Buried was the bloody hatchet,
buried was the dreadful war club,
buried were all warlike weapons,
and the war-cry was forgotten.
There was peace among the nations.
Krokodilstrnen vergieen/weinen
umgangssprachlich: heuchlerische Trnen vergieen: Grimm,
Deutsches Wrterbuch (1873): wie sie (= die Trnen) ein Kro-
kodil weint, nach dem Glauben, dass das Krokodil seine Opfer an-
locke durch Weinen wie ein Kind oder dass es sein Opfer whrend
des Mordes beweine. Grimm gibt hier die berlieferung wieder,
die seit dem 14. Jh. in Deutschland bekannt ist. Im 15. Jh. kam dann
die bertragene Bedeutung von Krokodilstrnen als heuchleri-
schen, unaufrichtigen Trnen auf, als unehrlichen Beileidsbezei-
gungen.
Die Naturwissenschaften sind der Erscheinung auf den Grund
gegangen. Das Weinen kommt von den noch im Ei steckenden Jun-
gen, die ein bis zwei Tage vor dem Ausschlpfen ihrer Wache hal-
tenden Mutter durch Quktne anzeigen, dass es bald soweit ist.
Trnen kommen den Krokodilen deshalb, weil Speichel und Tr-
nendrsen so nahe beieinander sitzen, dass Letztere beim Fressen
mit angeregt werden. Andere Forscher meinen, dass die Krokodile
durch besondere Drsen das Salz, das durch Nahrung und Wasser
aufgenommen wird, in einem trnenhnlichen Sekret wieder aus-
scheiden.
K Krone 94
Kuckuck
In den Wendungen (das) wei der Kuckuck, hols der Kuckuck!,
zum Kuckuck (noch mal), sich den Kuckuck um etwas scheren,
jemanden zum Kuckuck jagen ist der Vogelname Ersatz- und
Hllwort fr den Teufel. Der lutherische Teufelsglaube machte das
16. Jh. zu einem Jahrhundert der Teufelsbcher; so gab man z. B.
33 verschiedenen Lastern Teufelsgestalt: Fluch-, Zauber-, Tanz-,
Spiel-, Ehe-, Hosenteufel usw. In Grimms Deutschem Wrter-
buch heit es: Es ergibt sich daraus, dass dem Vogel einst eine
gttliche Bedeutung beiwohnte, die durch den Einfluss des Chris-
tenthums in eine teuflische verkehrt ward. Im Volksglauben spiel-
te und spielt er noch eine groe Rolle. Er gilt als Glcksvogel und
als Frhlingsvogel; die Anzahl seiner Rufe verkndet die Lebens-
jahre des Hrers.
Ll
Ein langer Laban
umgangssprachlich: ein hochgewachsener, hagerer, schlaksiger
Mann: nach gngiger Auffassung eine Anspielung auf die lange Zeit
(20 Jahre), die Jakob bei Laban bleiben und arbeiten musste. Seine
Mutter Rebekka hatte ihn zu Laban geschickt, weil sie frchtete, ihr
Sohn Esau, den Jakob um sein Erstgeburtsrecht betrogen hatte,
knnte Jakob tten. Von Labans aufflliger Gre ist im Alten Tes-
tament allerdings nirgendwo die Rede. Es knnte sich um eine
Wortform handeln, die im slawisch-deutschen Grenzbereich ent-
standen ist und weitergetragen wurde. Die pommerschen, preui-
schen, schlesischen und schleswig-holsteinischen Mundartwrter-
bcher registrieren das Wort seit dem 18. Jh.
97 Lrm L
Aus der Lamng
umgangssprachlich: ohne Hilfsmittel oder Vorbereitung, aus freier
Hand: Hier handelt es sich um die phonetische Schreibung des
franzsischen Wortes la main = die Hand.
Lrm schlagen
auf eine drohende Gefahr aufmerksam machen: Ursprnglich
bedeutet die Wendung die Alarmtrommel schlagen. Lrm(en),
frhneuhochdeutsch lermen, lerman, lerma, lerme kommt
(ber das Niederlndische, mit Abfall des unbetonten Anlautes)
von franzsisch-burgundisch al erme, italienisch allarme = zu
den Waffen! Alarm wurde auch mit Pfeifen und Trompeten gege-
ben, das hie dann Lrm(en) blasen.
L Lrm 98
Leder
In den umgangssprachlichen Redensarten jemandem das Leder
gerben (verprgeln), jemandem ans Leder wollen (angreifen wol-
101 Lehrgeld L
len), auf dem Leder knien (Druck, Zwang anwenden) ist Leder
so viel wie die menschliche Haut (schon mittelhochdeutsch). Bei
vom Leder ziehen (laut schimpfen) bedeutet Leder ursprnglich
die lederne Schwertscheide (sptmittelhochdeutsch).
Leine ziehen
umgangssprachlich: sich eilig entfernen, auch: klein beigeben: heu-
te nur noch in der Befehlsform (im Imperativ) gebruchlich: Zieh
Leine! Man bringt den Ausdruck meist mit der frheren Fluss-
schifffahrt in Verbindung: Flussaufwrts mussten sogenannte
Schiffzieher (Schiffsleinzieher) das Schiff mit einem oder mehre-
ren Pferden auf dem Leinpfad lngs des Ufers ziehen, um vor-
wrtszukommen. Es kann deshalb durchaus sein, dass die Form
ursprnglich der Befehl an die Schiffzieher war, sich auf den Weg
zu machen, mit der Leine zu ziehen.
L Leisten 104
Zu guter Letzt
zum guten Abschluss von etwas, schlielich; fter ironisch ge-
braucht: Zugrunde liegt das mittelhochdeutsche Substantiv
letze = Abschied(smahl), Abschiedsgeschenk, Ende, besonders
in der Fgung zuo letze = zum Abschied. Im Neuhochdeutschen
schlich sich unter Einfluss von letzte ein unorganisches t ein, das
ursprnglich nicht vorhanden war.
Lieber (als)
Die redensartlichen Vergleiche mit lieber (als) bieten schier
unerschpfliche Mglichkeiten zu pfiffigen, witzigen, geistreichen,
schlagfertigen, frechen, komischen, spaigen, spttischen, bissi-
gen, mitunter auch zynischen Einfllen und Aussprchen. Sie
beziehen sich auf eine breite Palette menschlicher Denk- und Ver-
haltensweisen, von der Politik bis zur Liebe.
Der Vergleich ist keineswegs eine junge Erfindung; in der Prosa und
im Sprichwort ist er schon lange bekannt: Lieber gehe ich nach
Hamburg als nach Berlin; lieber heute als morgen; lieber sich den
Bauch verrenkt, als dem Wirte was geschenkt; lieber warmer Mief
als kaltes Ozon; lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem
Dach. Lieber lasse ich mir ein Loch ins Knie bohren (als diesen Film
anzusehen); lieber hte ich einen Sack (voll) Flhe; lieber scheintot
im Massengrab; lieber einen Ranzen vom Essen als einen Buckel
vom Schaffen; lieber krankfeiern als gesundschuften; lieber durch
Glck dumm als durch Schaden klug; lieber von Picasso gemalt als
vom Schicksal gezeichnet; lieber fernsehmde als radioaktiv; lieber
instand setzen als kaputtbesitzen (aus der Hausbesetzerszene); lie-
L Liebesmh(e) 108
ber rot als tot; lieber gemeinsam als einsam; lieber reich und schn
als arm und hsslich usw. usw.
Es gibt einige bekannte Aussprche dieser Art, die in den Zitaten-
schatz eingegangen sind: Ich mchte lieber der Erste hier als der
Zweite in Rom sein (Csar beim Anblick einer kleinen Stadt in den
Alpen); lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne
Ende (Ferdinand v. Schill; vergleiche Ende); lieber einen
Freund verlieren als einen Witz (tadelnd bei Quintilian, der dabei
Bezug auf eine Satire von Horaz nimmt).
Geliefert sein
umgangssprachlich: verloren, am Ende, ruiniert sein: Die Wen-
dung besagt, dass man dem Gericht ausgeliefert ist, das einen
womglich zu schwerer Strafe verurteilt. Eine alte Bedeutung von
liefern war einen Gefangenen, einen Verbrecher an die zustn-
dige Obrigkeit abgeben (15. Jh.). Noch verschiedentlich taucht dies
bei Schiller auf, wohl da schon altertmelnd: Man hat tausend
Louisdor geboten, wer den groen Ruber lebendig liefert (Ru-
ber); die Acht ist ausgesprochen ber ihn, und ihn zu liefern,
lebend oder tot, ist jeder treue Diener aufgefordert (Wallen-
stein).
Linie
auf der gleichen Linie (gleichwertig); auf der ganzen Linie (vl-
lig); in erster Linie (zuerst, hauptschlich); in zweiter Linie (von
geringerer Wichtigkeit): Man rechnete frher auf Linien, d. h., die
(erste) Linie fr die Tausender stand ber der (zweiten) Linie fr die
Hunderter, Zehner und Einer. Dieses System ist auch in damaligen
Buchtiteln angedeutet; z. B. Adam Ryse (Riese): Rechenbuch auff
Linien und Ziphren , Frankfurt 1581.
109 Loch L
Jemanden/etwas links liegen lassen
Jemanden/etwas bewusst bersehen, sich um jemanden/etwas
nicht kmmern. Diese Wendung geht darauf zurck, dass die linke
Seite im Volksglauben als die Seite des Bsen, Unheilvollen gilt, mit
dem man nichts zu tun haben will.
Lffel
Die bertragene umgangssprachliche Bedeutung Ohr ist schon
im Mittelhochdeutschen bezeugt. Sie stammt aus der Jgersprache,
in der die Ohren des Hasen nach ihrer Form Lffel genannt wer-
den. Redensarten: die Lffel spitzen (aufmerksam hinhren); die
Lffel aufsperren (aufpassen, zuhren); ein paar hinter die Lffel
bekommen (geohrfeigt werden); sich etwas hinter die Lffel
schreiben (sich etwas gut merken).
Lorbeeren pflcken/ernten
sich Lob erwerben, Erfolg haben: Der Lorbeer galt als Baum Apol-
los. Ein Kranz aus Lorbeerzweigen war ein Ehrenzeichen fr seinen
Trger, ein Symbol des hchsten Ruhmes. Er gebhrte dem Sieger,
dem Dichter, dem Knstler. Sich auf seinen Lorbeeren ausru-
hen/auf seinen Lorbeeren eingeschlafen sein (sich nach einem
Lob oder Erfolg nicht mehr weiter bemhen). Der Laurus Delphi-
ca mit seinen dunkelgrnen Blttern von stets gleicher Farbe und
seinen groen Beeren spielte eine bedeutende Rolle im antiken Kult
und in der antiken Volksmedizin. Er diente als Preis und Schmuck
fr die Sieger in den zu Ehren Apollos abgehaltenen Pythischen
Spielen in Delphi und fr die rmischen Triumphatoren.
Lunte riechen
umgangssprachlich: eine Gefahr wittern, eine noch verborgene, un-
angenehme Sache schon frhzeitig bemerken: nach dem scharfen
Geruch der glimmenden Lunte, der den unsichtbaren Schtzen
verriet: Die Hellebardierer hatten sich auf den Bauch in das
Dickicht gelegt, die Schtzen standen weiter hinten, dass man die
brennenden Lunten nicht riechen sollte (Schiller). Der bertrage-
ne Gebrauch ist ein sprachliches berbleibsel aus lngst vergange-
nen Zeiten (17. Jh.). Lunte selbst ist schon im 16. Jh. bezeugt; die
ursprngliche Bedeutung war Docht.
Mm
Eine Macke haben
umgangssprachlich: eine absonderliche Eigenart, einen geistigen
Defekt haben: aus dem Rotwelschen, der Gaunersprache. Zugrun-
de liegt jiddisch makke = Hieb, Schlag. Es ist wohl die Vorstel-
lung, dass der geistige Defekt durch einen Schlag auf den Kopf
hervorgerufen wird. Im Kartenspiel ist Makke auch der falsche
Stich.
Makulatur reden
umgangssprachlich: Unsinn reden: Das Wort stammt aus dem
Druckwesen. Makulatur (mittellateinisch maculatura = be-
flecktes, schadhaftes Stck zu lateinisch maculare = beflecken,
zu macula = Fleck, Fehler, Makel) sind beim Druck beschmutzte
oder beschdigte Bogen, auch Bogen eines unverkuflichen Buches.
113 Manschetten M
Bei jemandem ist Hopfen und Malz verloren
Vergleiche Hopfen.
Mann Gottes!
umgangssprachlich: tadelnde Anrede an einen mnnlichen
Erwachsenen: Ursprnglich war der Mann Gottes ein frommer,
Gott wohlgeflliger Mensch, der in der Bibel fter vorkommt, z. B.
5. Mose 33, 1: Mose, der Mann Gottes. Heute wird die Anrede nur
abschtzig gebraucht, was sie mit manchen anderen Wrtern und
Redensarten gemein hat, die ursprnglich durchaus in positivem
Sinne verwendet wurden.
Manschetten haben
umgangssprachlich: Respekt, Angst haben: Im 18. Jh. kam in vor-
nehmen Studentenkreisen die Mode langer, weit berfallender
Manschetten auf, die das schnelle Degenziehen behinderte. Das
Franzsische, aus dem das Wort Manschette stammt (franz-
sisch manchette), kennt die Redensart nicht, sie ist erst im Deut-
schen entstanden. Grimm (Deutsches Wrterbuch): Sie geht
von der Beobachtung aus, dass der, dessen Hnde mit Manschet-
ten geziert sind, einem festen Anfassen seinerseits und einem
rauen Zupacken von anderer Seite aus dem Wege gehen muss
Es blieb dabei nicht aus, dass solche jungen Leute, die die Mode
M Mantel 114
Mtzchen machen
umgangssprachlich: Ausf lchte machen, sich struben: Mtz-
chen ist die Verkleinerungsform von Matz, die sich, ber
Matt(h)es aus dem Vornamen Matthus entstanden, zur
abschtzigen Gattungsbezeichnung entwickelt hat, als dummer,
einfltiger, nrrischer Mensch. Das Wort wechselte dann von der
Person zur Sache.
Maulaffen feilhalten
umgangssprachlich veraltend, abschtzig: mit offenem Mund zu-
sehen, gaffen: Das seit dem 15. Jh. nachgewiesene Maulaffe (mit-
telhochdeutsch auch als Mundaffe oder Ghnaffe berliefert)
war ein Scheltwort fr einen Narren, der mit offenem Mund
dasteht. Im Sdhessischen hat sich das Wort bis heute erhalten.
Maulaffen hieen auch tnerne Kienspanhalter in Form eines
Kopfes mit einem breitgezogenen Mund, in den der Kienspan
gesteckt wurde. Das Verb feilhalten bleibt dagegen rtselhaft.
Meister Petz
Bezeichnung fr den Bren in Fabeln und Mrchen: Petz, lter
Betz, ist eine Koseform des Vornamens Bernhard.
Montezumas Rache
umgangssprachlich scherzhaft: Durchfall, den man sich in sd-
lichen Lndern wegen der vernderten Ernhrungsgewohnheiten
gelegentlich zuzieht: Montezuma (genauer: Moctezuma) II. (1467
1520) war der 9. Herrscher des aztekischen Knigreichs, der
1519 von dem spanischen Eroberer Corts gefangen genommen
wurde und 1520 in Gefangenschaft starb. Der Durchfall wird
scherzhaft als seine Rache fr die erlittenen Demtigungen be-
zeichnet.
121 Morgenluft M
(Viel) Moos/Mpse haben
umgangssprachlich: reich sein: 1. Moos als Geld ist aus der Stu-
dentensprache volkstmlich geworden. Quelle ist die Gaunerspra-
che (mesz, msz), die wiederum auf jiddisch moos beruht;
hebrisch maoth (Plural) = kleine Mnzen.
2. Die Wahl des Ausdrucks Mpse ist nicht geklrt. Die Haltung
der kleinen, stmmigen, ringelschwnzigen Hunderasse Mops
war Ende des 17. und im 18. Jh. in Deutschland weit verbreitet; der
Schohund war damals Mode.
Morgenluft wittern
die Chance eines eventuellen Vorteils, einer gnstigen Entwicklung
sehen: In Shakespeares Hamlet (I, 5) sagt der Geist von Hamlets
ermordetem Vater: Doch still! Mich dnkt, ich wittre Morgenluft
(in der Schlegel-Tieckschen bersetzung von But soft! Me thinks,
M Morpheus 122
I scent the morning air). Ganz hnlich hatte schon vorher im Jahre
1773 G. A. Brger in seinem Gedicht Lenore dieses Motiv ausge-
drckt. Der tote Brutigam auf seinem Rappen ruft: Mich dnkt,
der Hahn schon ruft bald wird der Sand verrinnen, rapp, rapp, ich
wittre Morgenluft Die positive Bedeutung kann aus dem
Shakespeare-Text nicht herausgelesen werden: Der Geist muss ins
Fegefeuer zurck und seine Snden abben. Konkret knnte die-
se Wendung aber bedeuten, dass das Vieh, besonders das Pferd, im
Stall Morgenluft wittert.
Nn
Nacht der langen Messer
umgangssprachlich: nachts stattfindender grausamer Mord [an
einer bestimmten Gruppe von Menschen]: Der Ausdruck wird am
hufigsten auf das Massaker der Nationalsozialisten an der SA-
Fhrungsspitze am 30. Juni 1934 bezogen. Er geht auf die englische
Geschichte zurck: Im Jahr 472 soll es eine Schlacht zwischen den
Briten und den Angelsachsen unter der Fhrung des legendren
Hengist gegeben haben, bei der die Briten vernichtend geschlagen
wurden. Zur Bewaffnung der Angelsachsen gehrte der sogenann-
te Scramasax, ein schwerthnliches langes Messer mit einschnei-
diger Klinge.
Nolens volens
bildungssprachlich: wohl oder bel, wider Willen: Hier sind die ers-
ten Partizipien der beiden lateinischen Verben (Infinitive) nolle
(= nicht wollen) und velle (= wollen) im Singular nebeneinander
gestellt. Es gibt Belege aus dem 17. Jh., der Ausdruck ist aber ver-
mutlich lter und gilt bereits als mittellateinisch (das Mittellatein
endet etwa um 1500).
Hingewiesen wird auf eine Stelle in einem Werk des Kirchenvaters
Augustinus (4./5. Jh. n. Chr.), in der die beiden Partizipien aller-
dings voneinander getrennt stehen. Lateinisch belegt, wenn auch
als unklassisch, ist volens = absichtlich, mit Willen, gern. Voraus
geht die klassische Form (bei Cicero): velim nolim = ich mag wol-
len oder nicht.
Nach Noten
umgangssprachlich: tchtig, sehr: Nach Noten (nach bestimmten
Tonzeichen) singen war im Mittelalter nichts Selbstverstndliches.
Lieder wurden vom Volk nach Gehr gesungen. Der Gesang nach
Noten (im frhen Mittelalter die sogenannten Neumen, Tonzei-
chen ber den Silben des Textes, ab dem 13. Jh. die viereckigen Cho-
ralnoten) galt als die bessere, hhere, wahre musikalische Aus-
drucksform. Nach Noten bedeutete daher so viel wie regelrecht,
vorschriftsmig, wie es sich gehrt. Von da war es dann nicht
mehr weit zur heutigen Bedeutung gehrig, tchtig, sehr.
Es gibt aber noch eine andere Erklrung. Der frhneuhochdeutsche
Ausdruck nach Not (= so, wie es ntig ist, den Bedrfnissen ent-
sprechend) knnte, da er allmhlich in Vergessenheit geriet, durch
eine Art Volksetymologie zu nach Noten entstellt worden sein.
Nullachtfnfzehn
umgangssprachlich: alltglich, gnzlich unoriginell: Diese Zahlen-
kombination kam durch den deutschen Schriftsteller Hans Helmut
Kirst (191489) ins allgemeine Bewusstsein, nachdem dieser seiner
Romantrilogie aus den Jahren 1954/55 den Titel 08/15 gegeben
hatte. Zugrunde liegt die militrische Bezeichnung fr ein Maschi-
nengewehr aus dem Jahr 1908, das 1915 technisch verndert wur-
de und die Bezeichnung LMG 08/15 bekam. Die Zahlen wurden
dann zunchst zu einer Metapher fr den geistlosen militrischen
Drill.
N Nummer 130
Oo
Das A und O von etwas sein
Vergleiche A.
Oberwasser haben/bekommen/behalten
umgangssprachlich: im Vorteil sein, in Vorteil kommen: eine
Redensart, die aus dem Mhlenwesen stammt. Das Wasser des
Mhlbachs oder Mhlgrabens wurde durch ein Wehr gestaut; das
berflieende Wasser (Oberwasser) trieb dann das Mhlrad (ober-
131 Ohr O
schlchtig) an. Das unterhalb der Mhle abflieende Wasser heit
dementsprechend Unterwasser.
Olle Kamellen
Vergleiche Kamellen.
O on the rocks 134
On the rocks
mit Eiswrfeln: Diese englische Wendung bedeutet ursprnglich
auf die bzw. den [Fels]brocken. Sie bezieht sich darauf, dass man
im Allgemeinen zuerst die Eiswrfel in das Glas gibt und darber
dann das alkoholische Getrnk giet.
Otto Normalverbraucher
umgangssprachlich: der statistische Durchschnittsmensch, der
Durchschnittskonsument: Diese Bezeichnung wurde durch die
gleichnamige Hauptfigur des Films Berliner Ballade aus dem Jahr
1948 bekannt und gebruchlich. Der von Gert Frbe gespielte
Durchschnittsbrger erlebt in dem satirischen, auf ein Kabarett-
programm zurckgehenden Film die Nachkriegswirklichkeit in
Deutschland.
Pp
Zu Paaren treiben
veraltend: in die Flucht schlagen, bndigen, Aufrhrer u. . ausei-
nandertreiben: wohl volksetymologisch umgebildet aus zum Barn
treiben (16. Jh.). Das heute ausgestorbene Wort Barn bedeutet
Krippe, Raufe und Grimm (Deutsches Wrterbuch) deutet die
Wendung entsprechend als (entlaufenes Vieh) an die Krippe
zurckbringen, -treiben. Andere stellen Paaren zu Bre =
sackfrmiges Fischernetz (mittelhochdeutsch bere), wobei der
Vokalwechsel (e) zu a nicht einleuchtet. Die eigentliche Bedeu-
tung wre dann in ein (Fisch-, Fang-)Netz treiben. Die miss-
verstndliche Schreibung Paaren kommt im 18. Jh. auf, wohl weil
man das alte Wort nicht mehr verstand.
Pantoffel
Das Ende des 15. Jh.s aus dem Franzsischen (pantoufle) ber-
nommene Substantiv Pantoffel ist ebenso wie sein Oberbegriff
Schuh (der den Fu bekleidet) ein sptmittelalterliches Symbol
fr Herrschaft und Macht. Der Pantoffel war frher die typische
Bekleidung fr den Fu der (Haus)frau. Wer dem anderen auf den
Fu tritt, hat Gewalt ber ihn (der Fu gilt dabei als Pars pro toto,
als Teil fr das Ganze). Wer also bei der Trauung seinem Partner
zuerst auf den Fu tritt, wird in der Ehe ber ihn herrschen. Die
Redensart unter dem Pantoffel stehen (umgangssprachlich: von
der Ehefrau beherrscht werden) ist so zu erklren.
Weitere Wendungen beruhen auf dem gleichen Symbolgehalt: den
Pantoffel schwingen (umgangssprachlich: in der Ehe den Mann
beherrschen; das Hausregiment fhren); unter den Pantoffel
kommen u. a. Das heute veraltete Verb pantoffeln bedeutete
jemanden mit dem Pantoffel bearbeiten, schlagen.
Pech haben
umgangssprachlich: ein Hindernis, Missgeschick, Unglck, ein
unglckliches Zusammentreffen erleben: Grimm (Deutsches
Wrterbuch): Eine Menge von Redewendungen und sprichwrt-
lichen Ausdrcken knpfen sich seit alter Zeit an das siedende, kle-
bende Pech oder an die Farbe des Pechs. Fr unsere Vorfahren war
das siedende oder brennende Pech ein unabdingbarer Bestandteil
einer Hllenstrafe. Im vorliegenden Fall jedoch handelt es sich um
das Pech (Leim), mit dem man Vgel fing. Der Vogel, der daran kle-
ben blieb, war ein ganz konkreter Pechvogel. Die Redensart ver-
breitete sich im 18. Jh. in studentischen Kreisen und gelangte von
da in die Umgangssprache.
Pfahl
Der Pfahl im Fleisch, in jemandes Fleisch (gehoben: etwas, was
bestndig peinigt) ist biblischen Ursprungs. Im 2. Brief an die
Korinther (12, 7) schreibt Paulus: Und auf dass ich mich nicht ...
berhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nmlich des Satans
Engel, der mich mit Fusten schlage, auf dass ich mich nicht ber-
P Pfanne 140
hebe. Die auf die Bibel zurckgehenden Redensarten sind oft auch
in den anderen Sprachen der christlichen Vlker Europas manch-
mal leicht abgewandelt lebendig.
Im Englischen ist es kein Pfahl, sondern ein Dorn: thorn in the
flesh, ebenso im Niederlndischen: een doorn in het vlees. Ver-
gleiche jemandem ein Dorn im Auge sein.
Wie ein Phnix aus der Asche steigen/sich wie ein Phnix
aus der Asche erheben
bildungssprachlich: sich aus einer Niederlage, einem vlligen
Zusammenbruch, einer scheinbaren Vernichtung neu belebt erhe-
ben: nach dem Wundervogel einer orientalischen (arabischen oder
indischen?) Sage, der sich alle 500 (1000) Jahre durch Selbstver-
brennung erneuerte. Aus seiner Asche wuchs ein neuer junger
Vogel Phnix hervor.
Der Ursprung ist in der gyptischen Gtter- und Tierwelt zu
suchen, whrend die sptere Legende von der Selbstverbrennung
nicht auf den gyptischen Sonnenvogel zurckgeht. Er symboli-
sierte bereits die Ewigkeit Roms und erscheint auf kaiserlichen
Mnzen; in der altchristlichen Kunst wurde er zum Symbol der
Auferstehung, auch von Jesus selbst.
Schon frh dringt die Sage ber das Franzsische (phnix) in
den deutschen Sprachraum (seit dem 12. Jh., mittelhochdeutsch
fenix). Der Name (zu griechisch phoinos = rot, purpurrot, nach
dem Gefieder) wurde frher auch bertragen gebraucht fr etwas
Seltenes und Einzigartiges: O Haydn, Phnix der Instrumental-
musik!, heit es einmal bei dem Schriftsteller J. J. W. Heinse Ende
des 18. Jh.s. Heute ist diese Verwendungsweise nicht mehr blich.
Zu mancherlei geografischen Namen hat der Wundervogel bei-
getragen: Die Hauptstadt Arizonas heit Phoenix; zwei Drfer in
Illinois und New York tragen den gleichen Namen, ebenso eines der
acht Atolle der Phnix-Inseln im Stillen Ozean. 1720 nannten deut-
sche refugees den Ort in Pennsylvanien, an dem sie sich niederge-
lassen hatten, Phoenixville. Ein Sternbild des sdlichen Himmels
trgt den Namen des Vogels. Ein elegantes japanisches Zierhuhn
mit langen Rckenfedern und bis zu 3 m langen, besonders gepfleg-
ten Schwanzfedern nennt sich Phnixhuhn. Und schlielich
heit auch noch eine Palmengattung Phnix, die bekannte Dat-
telpalme, der Charakterbaum Nordafrikas. Ihr Name hat jedoch
nichts mit dem Vogel zu tun; die Griechen nannten den Baum so,
weil sie ihn durch die Phniker (= Purpurhndler, zu griechisch
phoinos = rot) kennenlernten. Die Namen stammen allerdings
aus der gleichen Sprachwurzel.
145 Plan P
Piepe, piepegal sein
Vergleiche schnurz.
Platonische Liebe
rein geistige, von Sexualitt freie Liebe: In dem Werk Das Gast-
mahl (Symposion) des griechischen Philosophen Platon (427
347 v. Chr.) unterhalten sich einige Teilnehmer ber die verschie-
denen Formen und Funktionen der Liebe (des Eros). Platon preist
allerdings in seinem um 380 v. Chr. verfassten philosophischen Dia-
log keineswegs die nicht sexuelle Liebe zwischen Mann und Frau,
sondern durch den Mund des Sokrates die zwischen Mnnern und
Jnglingen, die er aus dem sinnlichen in den geistig-seelischen und
metaphysischen Bereich erhebt.
Schon Pausanias, einer der Gesprchsteilnehmer, hatte in seiner
Lobrede auf den Gott Eros dessen zwei Seiten geschildert: den
himmlischen Eros (den Eros uranios, der mehr der Seele als dem
Leibe zugetan sei und mehr dem mnnlichen Geschlecht, weil die-
ses verstndiger sei) und den irdischen, den Eros pandemos (den
Allerweltseros, der nur der sinnlichen Lust frne).
Die Mglichkeit einer nicht sexuell bestimmten Liebe wurde schon
frh angezweifelt, z. B. meinte Samuel Richardson, ein englischer
Schriftsteller, in seinem Briefroman Pamela von 1740: I am con-
vinced, and always was, that Platonic Love is Platonic nonsense
(Ich bin berzeugt und war es immer , dass platonische Liebe
platonischer Unsinn ist).
Platte
In einigen umgangssprachlichen Redensarten steht Platte kurz
fr Schallplatte: die Platte kennen (wissen, wie sich etwas ver-
hlt, worauf etwas hinausluft; etwas schon gehrt haben); die alte
Platte auflegen/spielen/laufen lassen (etwas lngst Bekanntes
erzhlen). Diese heute noch leicht verstndlichen Redensarten
werden in einigen Jahrzehnten nicht mehr so leicht zu verstehen
sein, weil die alte Schallplatte ausstirbt. In anderen umgangs-
sprachlichen Wendungen bedeutet Platte die ehemalige foto-
grafische Platte: jemanden auf die Platte bannen ( jemanden foto-
grafieren); nicht auf die Platte kommen (nicht infrage, in Betracht
kommen). Die Platte putzen (umgangssprachlich: verschwinden,
sich davonmachen) hat nichts mit einer im Haushalt verwendeten
Platte (Servierplatte o. .) zu tun, sondern stammt vermutlich aus
147 Polen P
der Gaunersprache: jiddisch plat = Flucht und puz = ausei-
nandergehen. Die neueren Wendungen auf der Platte (von Nicht-
sesshaften gesagt: Leben ohne Wohnung) und Platte machen (im
Freien auf der Strae nchtigen) knnten vom Schlafen auf der
platten Erde hergeleitet sein.
Pleite machen/pleitegehen
umgangssprachlich: bankrott werden: im 19. Jh. aus der Berliner
Gaunersprache in die Umgangssprache gelangte Wendungen.
Zugrunde liegt hebrisch peleta (jiddisch pleto) = Entrinnen,
Rettung, Flucht, aus der Vorstellung heraus, dass sich der Zahlungs-
unfhige der Schuldhaft nur durch die Flucht entziehen konnte. Der
Pleitegeier war ursprnglich der Pleitegeher. Die Bedeutungs-
verschiebung ist verstndlich: Der aasfressende Vogel lebt von toten
Tieren, vom Pleitegeher profitieren seine Konkurrenten.
Possen reien
veraltend: Unsinn machen, treiben: Frhneuhochdeutsch posse,
bosse, sptmittelhochdeutsch posse (aus franzsisch bosse)
hie schmckendes Beiwerk in der Form verschnrkelter, komi-
scher, grotesker Figuren an Bauten, Brunnen, Kunstdenkmlern.
bertragen nahm dann das Substantiv die Bedeutung nrrisches
Zeug, Narretei, Unfug an. Wie jede andere Bildhauerarbeit muss-
te die Posse auf dem Reibrett entworfen werden; hier ist rei-
en im Sinne von zeichnen zu verstehen.
Post festum
bildungssprachlich: im Nachhinein, hinterher wenn alles zu spt
ist: Diese lateinische Fgung bedeutet eigentlich nach dem Fest
(post = nach, festum = Fest, Festtag). Das seit dem 13. Jh. beleg-
te Wort Fest stammt direkt aus dem Lateinischen.
Zu Pott(e) kommen
umgangssprachlich: mit etwas zurechtkommen, mit einer Aufgabe
fertig werden: Pott ist das niederdeutsche Wort fr Topf. Es
knnte sich hier um den Nachttopf handeln, dessen man im
Dunkeln oft nicht gleich habhaft wird.
151 Prediger P
Das Pr haben
bildungssprachlich veraltend: Vorrang haben: lateinisch prae =
vor. Die Wendung ist wahrscheinlich bei den Kartenspielern aufge-
kommen: Wer beim Spiel das Pr hat, darf als Erster ausspielen.
Proselyten machen
bildungssprachlich: eifrig andere zu einem religisen Glauben oder
zu einer Ideologie zu bekehren suchen, ohne darauf zu achten, ob
die Neubekehrten auch wirklich berzeugt sind: kirchenlateinisch
proselytus, griechisch proselytos = Neuhinzugekommener. In
Matth. 23, 15 wendet sich Jesus gegen die Phariser mit dem Vor-
wurf, berall im Lande nur ihre Anhnger vermehren zu wollen:
Ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, dass ihr einen
Judengenossen (proselyton) machet; und wenn ers worden ist,
machet ihr aus ihm ein Kind der Hlle
153 Punkt P
Drum prfe, wer sich ewig bindet
wer heiraten will, sollte sich das gut berlegen: Diese Redensart ist
ein Zitat aus Schillers Lied von der Glocke; sie rt zur Beson-
nenheit bei der Wahl des Lebensgefhrten oder der Lebensgefhr-
tin. Wie viele Verse dieses Gedichts wird sie heute gelegentlich in
scherzhaft abgewandelter Form gebraucht, etwa erweitert um den
Zusatz ob sich nicht noch was Bessres findet.
Punkt
Ein dunkler Punkt (in jemandes Vergangenheit) = ein zweifelhaf-
ter, verdchtiger, dubioser Sachverhalt in jemandes Leben. Viel-
leicht beeinflusst durch die Vorstellung, dass jemandes Ehre dunk-
le Flecken bekommen kann. Napoleon III. sprach einmal von dunk-
len oder schwarzen Flecken (points noirs), die seinen Horizont
umwlkt htten. Es ist mglich, dass diese Aussage zu der festen
Attribuierung beigetragen hat; der springende Punkt (ent-
scheidender Umstand, das Wichtigste) ist eine Lehnbersetzung
des lateinischen punctum saliens. lter ist der hpfende
Punkt in der gleichen Bedeutung. Die lateinische, von den Huma-
nisten geprgte Wortgruppe punctum saliens gibt eine Stelle aus
der Tiergeschichte (Historia animalium) des griechischen Phi-
losophen Aristoteles (384322 v. Chr.) wieder, der dort schildert,
wie sich bei der Entwicklung des Vogeleis als Erstes das Herz zeige
so gro wie ein Punkt, blutfarben im Weien. Dieser Punkt (grie-
chisch semeion = Kennzeichen) springe und bewege sich wie ein
lebendiges Wesen. Die Fgung wurde im Sinne von Punkt, von
dem das Leben ausgeht, dann allgemeiner als entscheidender,
wichtigster Punkt gebruchlich; der tote Punkt (ein Umstand, der
verhindert, dass eine Sache weitergeht, fortschreitet): ein Bild aus
der Technik: Wenn Kurbel und Pleuelstange der Dampfmaschine
eine gerade Linie bilden, befindet sich die Pleuelstange auf dem
P Pnktlichkeit 154
toten Punkt, sie bewegt sich dann weder vor noch zurck; der
wunde Punkt ( jemandes empfindliche Stelle, die wie eine Wunde
geheilt werden msste).
Rr
Montezumas Rache
Vergleiche Montezuma.
Ranzen
jemandem den Ranzen vollhauen (umgangssprachlich: jemanden
verprgeln)/sich den Ranzen vollschlagen (umgangssprachlich:
unmig essen): Ranzen in der ersten Wendung bedeutet
Rcken (abgeleitet vom Ranzen, der auf dem Rcken getragen
wird; das auf dem Rcken Getragene wird zum Rcken selbst). In
der zweiten Wendung ist Ranzen so viel wie Bauch, analog der
prall gefllten Rckentasche.
tung der Orgel, die durch eine Zugschnur in Bewegung gesetzt wur-
de, wodurch eine Pfeifenreihe in Gebrauch genommen werden
konnte.
Rien ne va plus
bildungssprachlich: nichts geht mehr; es ist Schluss, es ist nichts
mehr zu machen: franzsischer Ausruf des Croupiers beim Rou-
lette, der ankndigt, dass nicht mehr gesetzt werden kann.
Ritter
Das Wort bedeutete ursprnglich nur Reiter (und nicht Retter,
wie Luther annahm: Ich acht, das Ritter von Retten herkomme
und aus dem Wort Retter hernach Ritter worden sey, ein rechter
feiner Name fr die Frsten und Herrn.). Mittelhochdeutsch
rit(t)er wurde beeinflusst von mittelniederlndisch riddere,
das Lehnbertragung von altfranzsisch chevalier ist. Dies spie-
gelt die groe Bedeutung des flandrischen Ritterwesens im 12. Jh.
wider.
Allmhlich gingen dann Ritterschaft und Adel ineinander ber.
Bedeutungsbertragungen sind in der folgenden Zeit zahlreich: ein
Ritter ohne Furcht und Tadel (ein mutiger, charaktervoller Mann):
Lehnbersetzung des Ehrentitels, den sich der franzsische Heer-
fhrer Pierre du Terrail, Seigneur de Bayard (14761524), durch sei-
ne Verdienste im Krieg erwarb: Chevalier sans peur et sans repro-
che; ein Ritter von der traurigen Gestalt (ein jmmerlicher,
bemitleidenswert aussehender Mann). So (el caballero de la tris-
te figura) nennt der Diener Sancho Panza seinen Herrn Don Qui-
jote in dem Roman El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Man-
cha des spanischen Schriftstellers Miguel de Cervantes Saavedra
(erschienen 1605 und 1615 in zwei Teilen). Don Quijote ist ganz
zufrieden mit dieser Bezeichnung und antwortet seinem Schild-
knappen: Damit der Name umso besser auf mich passe, bin ich
willens, sobald Gelegenheit sich bietet, mir auf den Schild eine sehr
traurige Gestalt malen zu lassen. Ein Ritter von der Feder (ein
versierter Romanschreiber); Ritter vom Geist (ein idealistischer
Intellektueller mit hochgesteckten religisen, politischen u. a. Zie-
len) nach dem Roman in neun Bchern Die Ritter vom Geiste
des deutschen Schriftstellers Karl Gutzkow (erschienen 1850/51).
In ihm schildert der Autor einen idealistischen Bund religiser und
politischer Erneuerer der Nation, die den Machtmissbrauch des
korrupten Adels ablehnen.
167 Rolle R
Einen Rochus auf jemanden haben
umgangssprachlich: auf jemanden zornig, wtend sein; jemandem
grollen: Zugrunde liegt jiddisch roges = Zorn. Die Wendung ist
auch in einigen sddeutschen Mundarten verbreitet, besonders im
Rheinhessischen und Sdhessischen. In Gau-Kngernheim (Alzey)
gab es noch 1960 ein Rogesgchen, in dem es angeblich immer
viel Zank und Streit gab.
Rot
Das Adjektiv rot spielt in vielen Fgungen eine nicht auf den ers-
ten Blick erklrbare Rolle: der rote Faden (das leitende Motiv von
etwas): nach einer Stelle in dem Roman Wahlverwandtschaften
von Goethe, worin gesagt wird, dass bei der englischen Marine alle
Taue durch einen durchlaufenden roten Faden als Eigentum der
englischen Krone gekennzeichnet seien. Ebenso zieht sich durch
Ottiliens Tagebuch ein Faden der Neigung und Anhnglichkeit, der
alles verbindet und das Ganze bezeichnet; der rote Hahn (Sinn-
bild des flackernden Feuers beim Brand eines Hauses): Grimm
(Deutsches Wrterbuch) vermutet, dass der rote Hahn, der im
Mittelalter so hufig als Zins an die Geistlichkeit erscheint,
ursprnglich wohl Opfergabe gewesen sei, und meint, dass die
Beziehung des Hahns zu alten Feuergottheiten der Grund fr das
Bild des auf das Dach fliegenden roten Hahnes sei; zum roten Hel-
ler vergleiche Heller; die rote Laterne (Sport: letzter Tabellen-
platz): nach den roten Schlusslichtern eines Fahrzeugs; (wie) ein
rotes Tuch (ein zum Zorn, zur Aggression reizender Umstand): Der
Stierkmpfer, der den Stier zum Kampf herausfordert, schwingt vor
ihm ein rotes Tuch, um ihn zu reizen (den Stier reizt allerdings nur
169 Rufer R
die Bewegung, da er Farben nicht erkennen kann); rote Zahlen
( finanzielle Verluste): In der kaufmnnischen Bilanz wurden die
Zahlen eines Defizits rot, die eines Gewinns schwarz geschrieben;
den Rotstift ansetzen (aus Grnden der Sparsamkeit geplante
Ausgaben wieder streichen); dem Rotstift zum Opfer fallen: Ein
Stift mit roter Mine kennzeichnet oft, besonders in der Schule, Kor-
rekturen in einem Schriftstck.
Ss
(Auf) den Sack schlagen und den Esel meinen
nicht wagen, seinen Hauptgegner offen anzugreifen, sondern einen
anderen schwcheren beschuldigen: In hnlicher Form tritt diese
Redensart schon bei dem rmischen Satiriker Petronius Arbiter
(gest. 66 n. Chr.) auf: Wer den Esel nicht schlagen kann, schlgt den
Packsattel (Qui asinum non potest, stratum caedit). Der Satz fin-
det sich in dem Petronius zugeschriebenen Roman Satyrikon,
einer Odyssee-Parodie. Die Italiener als Nachfahren der Rmer
haben am Packsattel festgehalten: Chi non pu dare all asino, d
al basto.
Barmherziger Samariter
Vergleiche barmherzig.
Sancta simplicitas!
Heilige Einfalt!, ironischer Kommentar nach dummen oder nai-
ven uerungen, bei jemandes Begriffsstutzigkeit: Die lateinische
Fgung wurde schon von dem Kirchenvater Hieronymus ge-
braucht, bezeichnete aber die heilige Einfachheit der Apostel,
deren schlichte Sprache Hieronymus verteidigt. Eine Hus-Legende
zeigt dann schon deutlich den Bezug auf Dummheit und Naivitt:
Der 1415 auf dem Konstanzer Konzil als Ketzer verurteilte und ver-
brannte tschechische Reformator Hus soll auf seinem Scheiterhau-
fen O sancta simplicitas! gerufen haben, als er ein altes Weiblein
in frommem Eifer Brennholz herbeischleppen sah. Sancta simpli-
citas! ruft auch Mephisto in Goethes Faust, als Faust meint,
man msse erst nach Padua reisen, um den Totenschein fr Mar-
thes Mann zu bekommen. Mephisto tadelt ihn wegen dieser Ehr-
lichkeit und seiner Weigerung, falsches Zeugnis abzulegen.
Im Sande verlaufen
allmhlich auf hren, aufgegeben werden: nach einem im Sand
versiegenden Wasserlauf.
Keine Sau
umgangssprachlich: niemand: Die Herkunft der Wendung ist
ungeklrt. Sie ist wohl das Produkt sprachlicher Fantasie wie kein
Schwein. Die Erklrung vom Bauern, der keine Sau mehr im Stall
hat, ist nicht belegt.
Schatten
Whrend eine ganze Reihe von Redensarten mit Schatten sich
von selbst erklrt, z. B. etwas/jemanden in den Schatten stellen
(weit bertreffen); in jemandes Schatten stehen (neben jemand
anderem nicht beachtet, nicht anerkannt werden); einen Schatten
auf jemanden/etwas werfen (nicht ohne Tadel erscheinen lassen)
gibt es einige andere, die nherer Erluterung bedrfen, z. B. (nur
noch) ein Schatten seiner selbst sein (besonders von Kranken, die
ihre frhere Lebenskraft eingebt haben und auffallend schlecht
aussehen):
Zugrunde liegt eine spter abgewandelte Stelle in der Pharsalia
des rmischen Epikers Lucanus (3965 n. Chr.), ein Werk, das den
Brgerkrieg zwischen Csar und Pompeius behandelt, von der
berschreitung des Rubicon durch Csar bis zur Schlacht von Phar-
salos, in der Csar Pompeius besiegte.
Auf der Flucht nach gypten wurde Pompeius, der auch den Bei-
namen Magnus (der Groe) trug, ermordet, und von ihm heit
es bei Lucanus: Stat magni nominis umbra = nur der Schatten
seines groen Namens steht noch da. Nicht ber seinen Schatten
springen knnen (seine Natur, seinen Charakter, seine berzeu-
gung nicht verleugnen knnen), ber seinen (eigenen) Schatten
springen (etwas tun, was jemandes Wesen und Natur vllig wider-
spricht): Der menschliche Schatten spielte im Volksglauben (Sym-
bol der Seele) und im alten Recht eine groe Rolle, was sich auch
literarisch und knstlerisch niederschlug. Der Schatten, den ein
Mensch wirft, ist unlsbar mit seinem Krper verbunden. Wer ber
ihn springen knnte, vollbrchte damit eigentlich etwas Unmgli-
ches. Deshalb ist er auch zu einem beliebten Mrchenmotiv gewor-
den. In einer griechischen Legende hofft ein Mdchen, seinen
scheidenden Geliebten bei sich behalten zu knnen, indem es sei-
nen Schatten an einer Wand fixiert.
Bei Chamisso verkauft Peter Schlemihl seinen Schatten an den
Mann im grauen Rock, den Teufel, was sein Leben radikal ver-
179 Schelm S
ndert und ihm gesellschaftliche chtung einbringt. E. T. A. Hoff-
mann (Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde), S. W. Schiessler
(Der Mann ohne Schatten) und H. Chr. Andersen (Skyggen)
wandeln das Thema ab, ebenso Lenau (Anna) und schlielich
Hugo von Hofmannsthal (Die Frau ohne Schatten, auch als Oper
von Richard Strauss). Seine Schatten vorauswerfen (sich durch
etwas nicht so Bedeutungsvolles ankndigen), oft in der Form gro-
e (knftige) Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: 1819 whl-
te Lord Byron als Motto fr seine Verserzhlung The prophecy of
Dante zwei Zeilen aus Lochiels Warning, einem Gedicht von
Thomas Campbell, dessen zweite Zeile lautet: Coming events cast
their shadows before.
Schatten in der Bedeutung nur gedachtes, schwaches, kmmer-
liches, ohnmchtiges, auch unzulssiges Abbild von etwas kehrt
wieder in den Zusammensetzungen Schattenboxen, -dasein, -fech-
ten, -haushalt, -kabinett, -regierung, -reich, -seite, -wirtschaft u. a.
Am Scheideweg stehen
gehoben: vor einer grundstzlichen Entscheidung [stehen]: Das
sprachliche Bild ist eine Anspielung auf die von dem altgrie-
chischen Geschichtsschreiber und Schriftsteller Xenophon ber-
lieferte Erzhlung von Herkules am Scheidewege, in der dem jun-
gen Herkules an einer Wegscheide zwei Lust und Tugend ver-
krpernde Frauengestalten begegnen jede von ihnen bemht,
den Halbgott in ihre Richtung zu locken. Beide schildern ihm ihre
Vorzge und die Fehler der anderen. Vor die Wahl gestellt, sich fr
ein leichtes Leben des Genusses oder ein mhevolles Leben der
Tugend zu entscheiden, whlt der Sagenheld den Weg der Tugend
als Voraussetzung fr das Erreichen der wahren Lebensgter.
Nach Schema F
umgangssprachlich: brokratisch-routinemig, mechanisch,
gedankenlos: nach den Vordrucken fr die im preuischen Heer
seit 1861 vorgeschriebenen sogenannten Frontrapporte = Berichte
ber den Bestandsnachweis der vollen Kriegsstrke, die nach einem
bestimmten Schema ausgefllt werden mussten.
Kohldampf schieben
Vergleiche Kohldampf.
Mit Schislaweng
Vergleiche Zislaweng.
wird. Die betroffene Person wird also mit der Gans gleichgesetzt,
die am Flgel gepackt wird. Schlafittchen ist ursprnglich keine
Verkleinerung, sondern der Dativ Plural, der dann, als das gram-
matische Verstndnis schwand, als Verkleinerung aufgefasst
wurde.
Schlamassel
umgangssprachlich: unangenehme, verfahrene, unglckliche
Situation, die jemanden in Verlegenheit oder Bedrngnis bringt:
Da haben wir den Schlamassel!; in den Schlamassel kommen/
geraten; im Schlamassel stecken/sitzen; aus dem Schlamassel
herauskommen/herausreien usw.
Zwei Wrter sind hier eine Verbindung eingegangen: das neu-
hochdeutsche Adjektiv schlimm und das jiddische Substantiv
Massel = Gestirn, (Glcks)stern, Glck, Schicksal, noch deutlich
in der lteren Form Schlimassel. Das jiddische Wort stammt aus
dem Hebrischen (masol).
Rnke schmieden
Vergleiche Rang.
Schmiere stehen
umgangssprachlich: bei ungesetzlichen, verbotenen Unternehmun-
gen aufpassen, ob jemand kommt: Diese im 18. Jh. aufgekommene
Wendung stammt aus der Gaunersprache. Jiddisch schtejn schmi-
re, zu schmire, schmiro = Wache. Vergleiche neuhebrisch
semira = Bewachung.
Schmu machen
umgangssprachlich: ein bisschen betrgen, schummeln: ein Wort
aus der Gaunersprache, dessen Herkunft nicht sicher geklrt ist.
Vermutlich liegt Verwandtschaft mit hebrisch semua = Gerede,
Geschwtz vor: Der Makler, der einen Kauf zustande bringen wollte
und den Kunden mit vielen Worten zum Kauf zu berreden such-
te, verband damit oft den Versuch, diesen zu bervorteilen.
Der Schmu wre dann sozusagen das Ergebnis des whrend der
Kaufverhandlung gefhrten Gesprchs. Verwandt ist jiddisch
schmue = Unterhaltung, das im Wort Schmus weiterlebt.
187 schneiden S
Schmcken: Geschmckt wie ein Pfingstochse
Vergleiche Pfingstochse.
Schneiden
Da hast du dich (aber) geschnitten! (umgangssprachlich: Da ver-
rechnest, tuschst du dich sehr!): verkrzt aus sich mit dem Mes-
ser schneiden; jemanden schneiden (umgangssprachlich: in der
ffentlichkeit absichtlich nicht beachten, bersehen; vermeiden,
jemandem zu begegnen): Die Wendung scheint eine Lehnberset-
zung des englischen to cut a person zu sein, die in der 2. Hlfte
des 19. Jh.s aufkommt. Im Englischen unterscheidet man vier Arten
des Schneidens:
1. to cut direct (direkt schneiden) = einem Bekannten ins Gesicht
sehen und vorgeben, ihn nicht zu kennen,
2. to cut indirect (indirekt schneiden) = woanders hinsehen und
vorgeben, ihn nicht zu kennen,
S Schneider 188
Schnuppe sein
umgangssprachlich: vllig gleichgltig, einerlei sein: Die Schnup-
pe ist das verkohlte Ende eines Dochts, also etwas ganz Wertloses,
was niemandem Interesse abgewinnt. Das Substantiv ist ursprng-
lich mittel- und niederdeutsch, auch die im 19. Jh. aus ihm ent-
standene, zuerst im Berlinischen bezeugte Wendung. Es gehrt zu
dem Verb snuppen = schnuzen. Das Abschneiden des ver-
brannten Dochtes mit der Dochtschere wird mit dem Schneuzen
der Nase verglichen.
Schnurz/schnurzegal/(schnurz)piepegal sein
umgangssprachlich: Die Redensart ist in der 1. Hlfte des 19. Jh.s
aus der Studentensprache in die Umgangssprache gedrungen.
Grimm (Deutsches Wrterbuch): in burschikoser Sprache. Die
Herkunft ist nicht geklrt; vielleicht verwandt mit dem veralteten
Wort Schnarz = schnarrender Ton als Ausdruck der Verachtung,
des Spottes. Die Wrter sind lautmalend. Piepe, piepegal,
niederdeutsch-berlinisch gehrt zu auf etwas pfeifen = nicht tun,
was von einem erwartet wird.
In Schnheit sterben
Sport (Jargon): einen eleganten Stil, aber nicht die ntige Hrte
haben und deshalb im Kampf verlieren: Diese Wendung ist ein
Zitat aus Ibsens Schauspiel Hedda Gabler. Die Schicksal spielen-
de Titelheldin gibt Lvborg, der sein Buchmanuskript verloren zu
haben glaubt und deshalb seinem Leben ein Ende bereiten mch-
te, eine ihrer Pistolen. Damit soll er seinen Selbstmord in schner
Weise ausfhren.
Schuss
Die militrische Bedeutung von Schuss hat einige bertragene
Wendungen hervorgebracht, z. B. jemandem einen Schuss vor den
Bug geben (umgangssprachlich: jemanden eindringlich war-
nen)/einen Schuss vor den Bug bekommen, erhalten: In der
Kriegfhrung zur See war es blich, ein fremdes oder feindliches
Schiff mit einem Kanonenschuss vor den Bug aufzufordern, abzu-
drehen oder sich zu ergeben; keinen Schuss Pulver wert sein
(umgangssprachlich: gar nichts wert sein): Wer sich als Soldat
etwas besonders Unehrenhaftes zuschulden kommen lie, wurde
nicht erschossen, sondern gehngt; in/im Schuss (umgangs-
sprachlich: in Ordnung, nicht defekt, heil, ganz): meist erklrt mit
dem Ausrichten und Laden des Geschtzes, das fertig zum
Abschuss ist. Andere denken an den Schuss in der Weberei, die
Querfden eines Gewebes, mit denen es fertiggestellt wird. Eine
mgliche Vorstellung ist auch das schieende Wasser der Mh-
le, das sie in Funktion erhlt; weit (ab) vom Schuss (umgangs-
sprachlich: in sicherer Entfernung, auerhalb der Gefahr): schon
im 16. Jh. bei Johann Fischart in seinem Podagrammisch Trost-
bchlein: Phormion die best kriegkunst wust/nmlich, das gut
sey, weit vom schuss; zum Schuss kommen (umgangssprachlich:
zu dem Ziel gelangen, das man sich vorgenommen hat; zum Ziel
kommen, aktiv werden knnen): seit es Schusswaffen gibt, (also
schon mittelhochdeutsch) belegt; die Wendung ist gleichermaen
gltig fr Soldaten und fr Jger, denen der Feind bzw. das Wild so
vor Augen kommen sollen, dass sie schieen knnen. Die Zeit des
bertragenen Gebrauchs ist nicht bekannt. Daran schliet sich die
Schusslinie an, die Richtung, in der ein abgegebener Schuss fliegt.
195 Schusterjungen S
Der bertragene Gebrauch erscheint in verschiedenen neueren
Wendungen: in die Schusslinie geraten/sich begeben (heftig kri-
tisiert werden); jemanden aus der Schusslinie nehmen/bringen
( jemanden heftiger Kritik entziehen); aus der Schusslinie blei-
ben/sich aus der Schusslinie zurckziehen (sich einer Kritik
nicht stellen).
Es regnet Schusterjungen
umgangssprachlich: es regnet anhaltend heftig: Diese ursprnglich
berlinerische, nicht berall bekannt gewordene Redensart ist ein
Beispiel fr die manchmal ausgefallen-skurrile Fantasie, der die
Berliner nicht nur hier, sondern auch in zahlreichen anderen Wen-
dungen Ausdruck verleihen konnten.
Weil es frher viele Schusterjungen gab (entsprechend den vielen
Betrieben des Schuhmacherhandwerks), verglich man deren Zahl
mit den vielen fallenden Regentropfen. Von Grimm (Deutsches
Wrterbuch) als sprichwrtlich notiert mit einem Zitat aus Karl
v. Holteis 1860 erschienenem Roman Die Eselsfresser: Von
Konradel geh ich nu schon nicht weg, und wenns Schusterjungen
regnet.
Im 18. Jh. stieg die Zahl der Meister berproportional an, ihre Lehr-
jungen verrichteten meist Flickarbeit und trugen Schuhe aus. Die
Gasse, in der viele von ihnen wohnten, hie die Schuhgasse.
S Schuster 196
Schwamm drber!
umgangssprachlich: kein Wort mehr darber; nichts mehr davon! :
Es ist sicher unntig, speziell an die mit Kreide an eine Tafel
geschriebene und dann mit dem Schwamm gelschte Zechschuld
zu denken. Geflgelt wurde das Wort durch Karl Millckers Ope-
rette Der Bettelstudent (1882). Schon 1883 bezeichnete der
Malerdichter Karl Stauffer-Bern die Wendung als neueste Berliner
Redensart. Die Vorstellung als solche ist lter: ber etwas den
Schwamm ziehen (Moritz v. Thmmel, 1794); mit dem Schwamm
ber alles hinfahren (Goethe) u. a.
Im Schwange sein
sehr blich, gebruchlich, in Umlauf, in Mode sein: Mittelhoch-
deutsch swanc bedeutete schwingende Bewegung (im Gegen-
satz zu etwas Ruhendem, Statischem), das Schwingen, dann Din-
ge, die mit Schwung ausgefhrt werden: Schlag, Hieb, Wurf,
Streich. Das seit dem 17. Jh. bertragen gebrauchte Wort bezeich-
nete Vorgnge, die gegenber Beharrendem, Sich-nicht-Verndern-
dem in Bewegung sind, sich verbreiten und eine Zeit lang herr-
schen. Von den zahlreichen Verben in Verbindung mit Schwang
S schwarz 198
Schwarz
Das Adjektiv schwarz spielt in vielen Fgungen eine oft nicht so
rasch erklrbare Rolle: schwarz auf wei (schriftlich oder
gedruckt): Was mit schwarzer Tinte auf weies Papier geschrieben
oder mit schwarzer Druckfarbe auf ebensolches Papier gedruckt
wurde, gilt mehr als das flchtige gesprochene Wort, das vergessen
oder verflscht werden kann. Allgemein bekannt geworden ist die
Fgung durch eine Stelle in Goethes Faust (I, Vers 1966 f.):
Denn, was man schwarz auf wei besitzt, kann man getrost nach
Hause tragen. Der Gedanke bewegte schon die alten Rmer:
Quod scriptura capit, firmum manet = was schriftlich festgehal-
ten wird, bleibt sicher. Der Buchdruck wurde frher als Schwarze
Kunst bezeichnet (vgl. aber die Schwarze Kunst im Folgenden);
die Schwarze Kunst (Zauberei, Magie): Das Fremdwort Nekro-
mantie (lateinisch necromantia, griechisch nekromanteia =
Totenbeschwrung) wurde mittellateinisch zu negromantia
bzw. nigromantia und mit lateinisch niger = schwarz in Ver-
bindung gebracht, was die bersetzung in Schwarze Kunst her-
vorrief (mittelhochdeutsch swarze kunst); schwarze Liste (von
bestimmten Kreisen aufgestellte Liste missliebiger oder verdchti-
ger Personen, die man bei gnstiger Gelegenheit zur Rechenschaft
ziehen mchte): Vorlufer des erst in jngerer Zeit aufgetretenen
Ausdrucks sind Verbindungen von Substantiven wie Buch,
Register, Tafel u. a. mit dem Adjektiv schwarz: Das schwar-
ze Buch war ein Gerichts- bzw. Strafenbuch, in dem Strafen und
Buen verzeichnet waren, ebenso schwarzes Register, schwarze
Tafel. Grimm (Deutsches Wrterbuch): Mglicherweise geht
das zunchst auf den Einband, aber die Farbe des Einbands hat
dann eine symbolische Bedeutung , die schwarze die des Unheil-
vollen. Mittelhochdeutsch war swarzes buoch ein Zauberbuch,
in dem die Schwarze Kunst gelehrt wurde; schwarz (umgangs-
sprachlich illegal, gesetzwidrig): schwarze Geschfte; er ist
schwarz ber die Grenze. Schwarze Messe (Teufelsmesse, der
katholischen Messe nachgebildete Feier zur Verehrung des Teu-
199 Schwede S
fels); ein schwarzes Schaf: vergleiche Schaf; der Schwarze Tod
(Beulenpest): heute meist erklrt mit den dunklen Flecken, die die
Haut der Pestkranken bedeckten. Grimm (Deutsches Wrter-
buch) betont, dass man diesem Ausdruck in gleichzeitig erschie-
nenen deutschen Quellen nicht zu begegnen scheint, und stellt
schwarz zu der bertragenen Bedeutung unheilvoll, bse,
schlimm; schwarze Witwe (Frau, die einen meistens lteren rei-
chen Mann heiratet und ihn dann umbringt, um an sein Vermgen
zu gelangen); nach englisch black widow, dem volkstmlichen
Namen einer giftigen, schwarzen Kugelspinne, deren Weibchen die
Mnnchen nach der Begattung auffressen; schwarze Zahlen
schreiben: Vergleiche rot.
Alter Schwede
salopp: gemtliche, scherzhafte Anrede an einen guten Bekannten,
einen Kumpel: Besonders durch ihre Teilnahme am Dreiigjhri-
gen Krieg haben die Schweden in Deutschland meist bse Erinne-
rungen hinterlassen. Die Schwedenzeit ist im Bewusstsein noch
lange haften geblieben. Der Ruf Die Schweden kommen! war ein
Schreckensruf. Marodierende entlassene Soldaten, kaiserliche
Truppen, Ruber hieen Schweden.
Die Anrede alter Schwede weckt allerdings keine solchen ungu-
ten Erinnerungen. Der preuische Historiker und Universittspro-
fessor Heinrich von Treitschke gab 1879 in einer Vorlesung ber die
Geschichte Preuens folgende Erklrung: Friedrich Wilhelm, der
Groe Kurfrst (164088), der berzeugt war, sich nur behaupten
zu knnen, wenn er ber ein einsatzbereites Heer verfge, arbeite-
te besonders nach dem Westflischen Frieden an der Aufstellung
eines stehenden Heeres. Um seine Rekruten gut zu drillen, veran-
lasste er altgediente schwedische Soldaten, als Unteroffiziere in sei-
ne Dienste zu treten. Diese Soldaten wurden alte Schweden
genannt. Eine andere Deutung geht davon aus, dass sich der Aus-
druck ber Schwietje aus der in Studentenkreisen blichen fran-
zsierenden Bildung suitier = Draufgnger, lustiger Bruder (zu
franzsisch suite = Posse, Streich) gebildet habe.
S schwedisch 200
Schweigen im Walde
umgangssprachlich: ironische Bemerkung, die die ratlose Stille
kennzeichnen will, weil niemand mehr spricht, keiner eine Antwort
wei: 1885/86 malte Arnold Bcklin zwei Ausfhrungen eines
Bildes mit dem Titel Schweigen im Walde I und II. 1899 ver-
ffentlichte Ludwig Ganghofer seinen Roman Das Schweigen im
Walde. Beide haben vermutlich zum allgemeinen Gebrauch der
Fgung beigetragen. Goethes die Vgelein schweigen im Walde
(aus Wanderers Nachtlied: Ein Gleiches) war sicher ohne Einfluss
auf die Verbreitung.
Kein Schwein
Vergleiche Sau.
Schwein haben
umgangssprachlich: unverdientes Glck haben: Es gibt verschiede-
ne Deutungen: 1. Auf alten deutschen Spielkarten ist auf dem
Trumpfass ein Schwein abgebildet. Da das Ass jede andere Karte
sticht, hat sein Besitzer das Glck, die hchste Karte im Spiel zu
besitzen. 2. Schwein ist das feinere Wort fr Sau, das in
Zusammensetzungen als bloe Verstrkung dient (saugrob,
Sauglck u. a.). Das entsprechende Schweineglck wurde dann
zu Schwein verkrzt. 3. Ein alter Brauch bei Schtzenfesten war
201 Schwerenter S
es, dem schlechtesten Schtzen als Trostpreis ein Schwein zu ber-
reichen. Der Empfnger hatte dann neben dem Spott der anderen
Teilnehmer doch noch, wenn auch unverdientes Glck gehabt. Dies
ist wohl die wahrscheinlichste Erklrung. Im alten Volksglauben
galten whlende Schweine als Entdecker wunderbarer Schtze.
In Schwulitten geraten
umgangssprachlich: in Verlegenheit, in Bedrngnis kommen: Die
Redensart ging in der 2. Hlfte des 19. Jh.s aus der Studenten-
sprache in die allgemeine Umgangssprache ber. Die nicht umge-
lautete Form schwul des Adjektivs schwl in der veralteten
Bedeutung bnglich, ngstlich, beklemmend wurde mit der aus
dem Lateinischen stammenden Fremdwortendung -itt (lateinisch
-itas) versehen.
Voran ging in Schwulibus mit der ebenfalls lateinischen Dativ-
Plural-Endung -ibus. Die Bedeutung ist die gleiche. Eine Verbin-
dung beider Formen gibt es in einem alten Studentenlied:
Wer nur den lieben Gott lsst walten
und hofft auf ihn bei Bier und Kuss,
den thut er wundersam erhalten
in allen Schwulitatibus.
Abgemacht, Seife
Vergleiche abgemacht.
S Seifensieder 204
Abgemacht, sela
Vergleiche abgemacht.
te: Der erste Kardinaldiakon zndete dreimal mit einer Kerze einen
Flocken Werg auf einem Stab an und rief jedes Mal: Pater sancte,
sic transit gloria mundi = Heiliger Vater, so vergeht der Ruhm der
Welt. Und noch im selben Jahrhundert seufzte der deutsche geist-
liche Schriftsteller Thomas von Kempen in seiner Nachfolge
Christi: Oh! Quam cito transit gloria mundi! = Oh, wie schnell
vergeht der Ruhm der Welt! Eine Erkenntnis, die schon in der Anti-
ke lebendig war und die auch die Bibel in hnlicher Weise uert,
z. B. 1. Korinther 7, 31: denn das Wesen dieser Welt vergehet oder
1. Epistel des Johannes 2, 17: die Welt vergeht mit ihrer Lust.
nisch mona. Narren und Gaukler trugen frher oft ein ffchen
auf ihrer Schulter. Vielleicht besteht hier eine Verbindung.
Spiegelfechterei betreiben
etwas vortuschen, bei etwas Ausf lchte machen, schwindeln:
Man denkt heute bei dem substantivierten Infinitiv Spiegelfech-
ten (16. Jh.) meist an Fechtbungen vor dem Spiegel zu Schau-,
bungs- oder Lehrzwecken, also an ein Scheingefecht. Dieser
Scheinkampf konnte auch ohne Spiegel z. B. auf ffentlichen Plt-
zen stattfinden. Das Erwecken eines falschen Scheins ganz allge-
mein bezeichnete man dann in der Folge als Spiegelfechten.
Grimm (Deutsches Wrterbuch) erwhnt auch den spiegelnden
Glanz des rasch in der Luft herumgeschwungenen Schwertes, hlt
aber doch die obige Erklrung fr die bessere. Das Wort Spiegel-
fechterei ist erst eine neuere Bildung (18. Jh.).
Spieruten laufen
bei einem Gang durch Zuschauerreihen, an Leuten vorbei kritisch-
spttisch beobachtet werden, sich blogestellt sehen und sich
dadurch peinlich berhrt fhlen; von anderen durchgehechelt wer-
den: Das Bestimmungswort von Spierute gehrt zu Spie in
der Bedeutung Splitter, Span. Die Zusammensetzung bedeutet
also eigentlich spitze Rute und ist Ende des 16. Jh.s zuerst belegt.
Das Wort ist als soldatisches Strafwerkzeug bekannt geworden.
Das Spierutenlaufen (17. Jh.) des straffllig gewordenen Soldaten
bestand darin, dass der beltter zwischen zwei Reihen seiner
Kameraden langsam hindurchgehen musste. Diese waren gehalten,
mit Spieruten auf ihn einzuschlagen oder einzustechen.
213 Spitze S
Jemandem spinnefeind sein
umgangssprachlich: mit jemanden sehr verfeindet sein, sich mit
jemandem sehr verfeinden: Der Wortbildung liegt die Beobach-
tung zugrunde, dass bestimmte Spinnen zum Kannibalismus nei-
gen.
Stante pede
bildungssprachlich: sofort, ohne zu zgern: Die lateinische Fgung
(stare = stehen, pes Ablativ: pede = Fu) heit wrtlich
stehenden Fues (das auch im Deutschen fest geworden ist),
d. h., ohne dass man durch Weggehen Zeit verliert. Sie ist kein
klassisches Latein; die deutsche bertragung erfolgte kaum vor
dem 18. Jahrhundert.
S Star 220
Stechen
Jemanden sticht der Hafer
Vergleiche Hafer.
Es jemandem stecken
umgangssprachlich: jemandem deutlich, unverblmt die Meinung
sagen, jemanden tadeln: entwickelt aus der Bedeutung jeman-
dem etwas zur Kenntnis bringen, hinterbringen, heimlich, andeu-
tungsweise zu verstehen geben, z. B.: Ich muss es noch meinen
Eltern (irgendwie) stecken, dass ich Schulden gemacht habe. Die-
se noch heute gngige Bedeutung vergrberte sich bei der vorlie-
genden Wendung ins ausschlielich Negative: jemandem etwas
kundtun, was ihm missfallen, unangenehm sein wird. Andere mei-
nen, dass die Redensart ihren Ursprung in dem Pflock habe, den
man jemandem in den Weg steckte. Sie verweisen auf die alte Wen-
dung jemandem etwas in den Weg stecken = jemandem Hinder-
nisse in den Weg legen.
Stehen
In der Kreide stehen
Vergleiche Kreide.
Am Pranger stehen
Vergleiche Pranger.
Schmiere stehen
Vergleiche Schmiere.
Stellung
Die Redensarten die Stellung halten (umgangssprachlich scherz-
haft: als Letzter irgendwo bleiben), Stellung nehmen/beziehen
(seine Meinung uern), etwas in Stellung bringen ( fr einen
Einsatz aufstellen) stammen ursprnglich aus dem militrischen
Bereich. Stellung ist ein befestigter, der Verteidigung dienender
Platz.
Stempeln gehen
umgangssprachlich: Arbeitslosenuntersttzung erhalten, arbeits-
los sein: Die Wendung geht darauf zurck, dass frher bei Auszah-
lung des Arbeitslosengeldes zur Kontrolle das Datum in die Papie-
re des Arbeitsuchenden gestempelt wurde.
Stern
Uralt ist der Versuch des Menschen, sein Schicksal mit den Sternen,
ihrem Lauf, ihrer Stellung und ihrer Einwirkung zu verbinden. Wie
die Menschen der vorgeschichtlichen Zeit die Gestirne in ihr Leben
einbezogen, ist nicht bekannt. Die ltesten geschichtlichen ber-
lieferungen stammen aus einer der Quellen der europischen Kul-
tur, aus Mesopotamien, und sind ber 4000 Jahre alt.
Verstndlich, dass sich ein den Menschen in dieser Weise beein-
flussender Glaube auch sprachlich niedergeschlagen hat und Bilder
und Vergleiche, die sich auf die Sterne beziehen, sich in allen
Literatursprachen finden. Grimm (Deutsches Wrterbuch)
errtert ausfhrlich die Geschichte des Wortes Stern; sein Kapi-
tel 5 behandelt den Stern in der Astrologie, und er schreibt dazu:
Der Glaube an Vorbedeutung und Macht der Gestirne ist dem all-
gemeinen Bewusstsein geschwunden, nur die Sprache, namentlich
die poetisch-gelehrte, bekennt sich noch zu ihm. Der folgende
Querschnitt zeigt jedoch, wie sehr die einst lebendige Vorstel-
lungswelt bereits verblasst ist und Stern mehr und mehr zum abs-
trakten Begriff Schicksal, Glck wird.
Weitverbreitet war die Vorstellung, dass das Geschick eines jeden
Menschen durch einen bestimmten Stern beeinflusst wird, der bei
der Geburt aufgeht und beim Tod erlischt: unter einem
guten/glcklichen/gnstigen Stern geboren sein (Glck im
Leben haben); unter einem schlechten/ungnstigen Stern ste-
hen (keine Aussicht auf ein Gelingen, einen Erfolg haben); wenn
der Stern den Menschen vor Schaden und Unglck bewahrt hat, ist
es ein guter Stern (ein Glcksstern); jemandes Stern sinkt
( jemandes Bekanntheit, Beliebtheit, Ruhm, Macht nimmt ab);
jemandes Stern geht auf ( jemandes Bekanntheit usw. nimmt zu);
Heinrich Heine klagt in dem Gedicht Jetzt wohin?:
Traurig schau ich in die Hh
wo viel Tausend Sterne nicken,
aber meinen eignen Stern
kann ich nirgends dort erblicken.
Den Glauben an die Sterndeutung spiegelt die Redensart in den
Sternen (geschrieben) stehen (ganz ungewiss sein); in Schillers
Wallensteins Tod sagt Terzky vorwurfsvoll zu dem sternen-
227 Stiefel S
glubigen Wallenstein: Htt man mir geglaubt! Da siehst dus, wie
die Sterne dir gelogen! Aber Wallenstein antwortet ihm: Die
Sterne lgen nicht. Dass dies nicht immer der Wahrheit ent-
spricht, zeigt die Prophezeiung des Pfarrers Eelko Alta, die besag-
te, dass am 8. Mai 1774 die Erde untergehen wrde, weil die Plane-
ten Merkur, Venus, Mars und Jupiter gleichzeitig im Sonnen-
zeichen des Widders stnden. Unmgliches, Unerreichbares
symbolisieren die weit entfernten Sterne: jemandem versprechen,
fr ihn die Sterne vom Himmel zu holen (alles fr ihn zu tun); die
Sterne vom Himmel holen wollen/nach den Sternen greifen (ver-
suchen, Unerreichbares zu erreichen); die Wendung Sterne sehen
hat nichts mit Astrologie zu tun: Man sieht sternfrmige, sprhen-
de Funken, wenn man einen heftigen, betubenden Schlag auf den
Kopf bekommt.
Stich halten
durch Gegenargumente nicht zu entkrften sein, sich als richtig,
korrekt erweisen: Die Wendung tritt seit dem 16. Jh. auf, ursprng-
lich mit Artikel (den Stich halten). Wohl nach der frheren
Kampfweise, bei der der Schild die Stiche des Gegners aushalten,
abfangen musste; einen Stich haben (umgangssprachlich: nicht
recht gescheit, verrckt sein): Hier hat die Vorstellung eingewirkt,
dass ein Stich mit vergifteter Waffe oder mit giftigem Tierstachel
die Geistesgestrtheit ausgelst hat; auch der Sonnenstich, der ste-
chende Strahl der Sonne, knnte vorgeschwebt haben. Ebenfalls
pejorativen (abwertenden, negativen) Sinn hat die Bedeutung zu
verderben anfangen (von Getrnken und Speisen): die Milch hat
einen Stich; etwas/jemanden im Stich lassen (in Not, Gefahr
o. . verlassen, nicht helfen): Die wahrscheinlichste Erklrung
bezieht sich auch hier auf den Kampf mit Stichwaffen: Wenn ein
Kmpfer etwa im Massenturnier die Genossen verlsst, werden sie
dem Stich des Gegners berlassen.
Stiefel
Seinen (alten) Stiefel weitermachen: (umgangssprachlich: etwas
unentwegt, ununterbrochen unkritisch fortsetzen): Die Wendung
entstand in Fortfhrung und Erweiterung der alten Redensart sei-
S stiefeln 228
nen Stiefel gehen, die der konkreten Bedeutung von Stiefel noch
nher steht; einen Stiefel zusammenschreiben/zusammenreden
(umgangssprachlich: dummes, unsinniges, unkorrektes Zeug
schreiben/reden): Das Schuhmacherhandwerk, das nichts anderes
als Stiefel fertigte, galt als geistlos. Abschtzig meint ein altes
Sprichwort: Wenn der Schuster von Rom kommt, macht er Schuhe
wie zuvor; einen Stiefel vertragen (knnen) (umgangssprachlich:
viel Alkohol vertragen): Die Redensart spielt auf den Stiefel als
Trinkgef an (zuerst 16. Jh.), von da bertragen fr eine Menge,
sehr viel: sich einen Stiefel einbilden.
Stielaugen machen
umgangssprachlich: begehrlich, auch: verblfft blicken: Ausgangs-
punkt ist das auf Stielen sitzende Auge bestimmter Tiere (Krebse,
Schnecken u. a.). Danach heien auch (krankhaft) hervortretende
Augen von Menschen Stielaugen.
Strang
Die Redensarten mit Strang gehen (wenn sie sich nicht auf das
Seil zum Aufhngen eines Menschen beziehen) auf die Seile
zurck, mit denen Zugtiere angespannt werden: wenn alle Strn-
ge/Stricke reien (umgangssprachlich: im uersten Notfall,
wenn es keine andere Mglichkeiten mehr gibt); am selben/glei-
chen Strang ziehen (seine Krfte gemeinsam mit anderen fr
dieselbe Aufgabe einsetzen); ber die Strnge schlagen (umgangs-
S Strauenmagen 230
Strich
Jemanden auf dem Strich haben (umgangssprachlich: auf
jemanden schlecht zu sprechen sein, jemanden nicht leiden kn-
nen, jemanden beobachten, um ihm etwas Tadelnswertes nach-
weisen zu knnen): Grimm (Deutsches Wrterbuch) kapitu-
liert bei dieser Redensart: Herkunft der Redensart ist unge-
klrt, sagt er kurz und bndig. Er fhrt aber verschiedene
Autoren an, die Herleitungsversuche gewagt haben. So soll
Strich die Visierlinie sein, die der Schieende einhalten muss,
um genau zu treffen (das Gewehr hlt Strich bedeutete sei-
ne Geschosse weichen nicht von der geraden [idealen]
Geschossbahn ab, das Gewehr streut nicht). Dann htte die
231 Strich S
Redensart einen militanten Hintergrund und drckte ur-
sprnglich eine Ttungsabsicht aus. Diese liegt auch der Her-
leitung vom Vogelfang zugrunde: Strich ist der Weg, den ein
Schwarm Vgel nimmt, aus dem einzelne gefangen oder heraus-
geschossen werden. Vergleiche die Wendungen ins Visier neh-
men, in die Schusslinie geraten und aufs Korn nehmen
(fr letztere vergleiche Korn). Am wahrscheinlichsten ist die
folgende Erklrung bei Grimm: Als allgemeiner Sinn der
Redensart darf vielleicht angesehen werden: jem. (oder etwas)
auf dem Strich, d. h. auf dem Wege, in der Richtung vor sich
haben, beobachten, verfolgen, ihm nachstellen, es auf jem.
(etwas) abgesehen haben. Das wrde auch zu der alten Bedeu-
tung von Strich passen = Weg, den jemand macht, einschlgt
und in diesem Sinne Lauf, Gang, Marsch, Zug und dergleichen.
hnlich auch die Redensart auf den Strich gehen (umgangs-
sprachlich: der Prostitution auf der Strae nachgehen): In dieser
Bedeutung ist Strich schon im 17. Jh. bezeugt. Das Substantiv
ist eine Bildung zu dem Verb streichen in der alten Bedeutung
umherziehen, -streifen, vagabundieren. Auch hier spielt der
Fang von Vgeln, besonders von Lerchen und Schnepfen, mit
dem Streichnetz eine Rolle. Dadurch konnte die Vermutung
aufkommen, dass Strich eine Verkrzung von Schnepfen-
strich (Balzflug der Schnepfen) sei, da Dirnen Schnepfen
genannt wurden. Dies weist Grimm jedoch zurck: doch drf-
te der bertragungsvorgang sich umgekehrt vollzogen haben
und in Anlehnung an Schnepfenstrich die Bezeichnung
Schnepfe fr Dirne aufgekommen sein. Etwas gegen den
Strich brsten (umgangssprachlich: etwas in ganz unblicher
Weise, aber schlielich doch richtig machen oder darstellen):
Strich ist hier die gleichmige Richtung, in der die Oberfl-
chenhaare von Geweben (z. B. Samt) oder Tieren liegen; gegen/
wider den Strich gehen (umgangssprachlich: unpassend, zuwi-
der sein): nach dem Unbehagen, das manche Tiere, z. B. Katzen,
uern, wenn man ihnen gegen den Strich ber das Fell fhrt;
nach Strich und Faden (umgangssprachlich: tchtig, grndlich):
aus der Fachsprache der Weber: Der Strich als Webart und der
Faden als Material mussten in Ordnung sein. Die meisten die-
S Stcke 232
Stuhl
Jemandem den Stuhl vor die Tr setzen/stellen ( jemanden aus
dem Haus weisen, hinauswerfen, jemandem kndigen): ursprng-
lich ein Rechtsterminus, seit dem 16. Jh. bezeugt. Dass ein Stuhl vor
die Tr gesetzt wird, kommt nicht von ungefhr; der Stuhl war der
erhhte Sitz des Hausherrn, whrend die brigen Familienmitglie-
der und das Gesinde auf Bnken saen. Er war Symbol von Herr-
schaft und Eigentumsrecht (vergleiche das Verb besitzen). Grimm
(Deutsches Wrterbuch): Das gemeingermanische Wort Stuhl
bedeutet das vornehmste, eigtl. herrschaftliche Sitzgert, einen Auf-
bau, der zugleich sinnbildliche Bedeutung hat und den oder die Inha-
ber einer Gewalt aufnimmt; mit etwas (nicht) zu Stuhle kommen
(umgangssprachlich: mit einer Sache, Beschftigung [nicht] fertig
werden): Bei diesem Stuhl handelt es sich um den Nachtstuhl
oder Nachttopf, reichlich belegt in der medizinischen Fachsprache
seit dem 16. Jh. Ursprnglich in negativer Verwendung, bedeutete
die Redensart ganz konkret keinen Stuhlgang haben, wurde dann
aber bald nur bertragen gebraucht. Noch etwas umgangssprachli-
cher: (nicht) zu Potte kommen (vergleiche Pott). Positiv
gebraucht, klingt die Wendung nicht ganz so derb: Wir mssen
sehen, dass wir mit diesem Projekt endlich zu Stuhle kommen.
Summa summarum
bildungssprachlich: alles in allem, alles zusammen, insgesamt:
lateinisch, wrtlich: Summe der Summen. Der Ausdruck stammt
von dem rmischen Komdienschreiber Plautus (um 250184
v. Chr.). Er gebraucht ihn in seiner Komdie Truculentus
(= Griesgram, Grobian).
Sholz raspeln
umgangssprachlich veraltend: besonders vom Mann: einer Frau in
aufflliger, betonter Weise Schmeicheleien sagen: Aus den s
schmeckenden Wurzeln des staudenartigen Sholzes (mittel-
hochdeutsch sezholz fr lateinisch-griechisch glycyrrhiza,
das auf verschlungenen Wegen unser Lakritze ergeben hat) wur-
de frher eine Droge, ein schwrzlicher Saft, bereitet. Bei der Her-
stellung wurden die Wurzeln u. a. geraspelt. Grimm (Deutsches
Wrterbuch) verweist auf ursprnglich studentischen Gebrauch.
Mundartlich ist die Wendung weit verbreitet. ltere Wendungen
(bis ins frhe 17. Jh.) waren Sholz in den Mund, ins Maul neh-
men = mit falscher Freundlichkeit reden.
Suum cuique
bildungssprachlich: jedem das Seine: Diese zwei lateinischen Wr-
ter drcken in knappster Form den Sinn von Gerechtigkeit aus. Sie
spielten in der rmischen Auffassung des Rechts eine groe bzw.
dominierende Rolle: Jedem das Seine zuzuteilen, forderte Cicero in
seiner Schrift De legibus (ber die Gesetze). Fr den rmi-
schen Juristen Ulpianus (um 170223) war das suum cuique tri-
buere eine feste Rechtsregel. Friedrich I. von Preuen (16881713)
whlte die Fgung als Wahlspruch und verwendete sie auf einer
Schaumnze. 1701 wurde sie zur Devise des Ordens vom Schwar-
zen Adler.
Acht Tage
eine Woche: Dieser Ausdruck, der der Woche scheinbar einen
zustzlichen Tag zumisst, ist schon im Frhneuhochdeutschen
gelufig. Er geht wohl darauf zurck, dass man von einem Wochen-
tag ausgehend den gleichen Tag der folgenden Woche noch mit-
zhlt.
Tantalusqualen erleiden/ausstehen/erdulden
bildungssprachlich: Qualen erleiden, die durch eine immer wieder
erfllbar scheinende, aber nie erfllte Begierde verursacht werden:
Tantalos (lateinisch Tantalus) war ein sagenhafter Knig in
Kleinasien, der wegen des Ausplauderns von Gttergeheimnissen
und anderer Missetaten in den Tartarus verbannt wurde, wo er
unter Zweigen, die mit kstlichen, aber unerreichbaren Frchten
auf ihn herabhingen, bis zum Kinn im Wasser stehen musste, ohne
trinken zu knnen. Die berlieferung variiert Verbrechen und
Strafe.
Tempi passati
bildungssprachlich: vergangene Zeiten: ber die Zeit der ber-
nahme dieser italienischen Fgung ist nichts bekannt. Ein mgli-
cher Urheber ist Kaiser Joseph II. von sterreich (gest. 1790), der
diese Worte vor einem Gemlde gesagt haben soll, das Friedrich
Barbarossa in demtiger Haltung vor dem Papst kniend zeigt.
T Teufel 240
Auch der italienische Maler (Federico Zuccari, gest. 1609) und der
Ort der Gemldebesichtigung (Dogenpalast in Venedig) sind ber-
liefert. Die Anekdote stammt von Johann Wilhelm von Archenholz,
einem deutschen Publizisten, der in seiner Reisebeschreibung
England und Italien aus dem Jahre 1785 auf S. 46 schreibt: Es
wird erzhlt, dass , ohne weitere Quellenangabe.
Teufel
Der Teufel ist los (umgangssprachlich: es geht schlimm her, es
herrscht ein groes Chaos, ein groer Unfrieden): nach Offenb. 20,
3 und 7: Ein Engel bindet den Teufel fr tausend Jahre und dar-
nach muss er loswerden eine kleine Zeit. In Offenb. 20, 7 heit es:
Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas loswer-
den aus seinem Gefngnis. Dann hat der Teufel die Mglichkeit,
noch viel Unheil zu stiften; jemanden reitet der Teufel (umgangs-
sprachlich: hat jemanden zu etwas Unvernnftigem, Schlechtem
verfhrt): Nach dem alten Volksglauben plagt der Teufel die Men-
schen, indem er auf ihnen reitet (schon mittelhochdeutsch dich
ritet satanas, der tiuvel); in jemanden ist der Teufel gefahren
(umgangssprachlich: der/die Betreffende handelt unvernnftig,
eigensinnig u. .).
Eine andere Art, wie der Teufel vom Menschen Besitz ergreift (ver-
gleiche er/sie ist vom Teufel besessen): Er fhrt in die Menschen,
die dann den Teufel im Leib haben (schon althochdeutsch bei
Otfrid: ther diufal ist iru inne = in ihr); ein armer Teufel sein
(umgangssprachlich: wenig besitzen, in einer Notlage, in Not, im
Elend sein): seit dem 16. Jh. belegt, nach der Rolle des Geprellten,
die der als dumm geltende Teufel in volkstmlichen Erzhlungen
und Schwnken spielt; in Teufels Kche kommen (umgangs-
sprachlich: in eine schwierige, peinliche, verfngliche Situation
geraten): Der Teufel wohnt mit seinen Familienmitgliedern und
Helfern in der Hlle, die auch eine Kche hat bzw. die Kche selbst
ist, in der die armen Seelen schmoren; den Teufel mit Beelzebub
austreiben (ein bel durch ein noch schlimmeres zu beseitigen
suchen): In Matth. 12, 24 suchen sich die Phariser die Heilung
eines vom Teufel Besessenen durch Jesus dadurch zu erklren, dass
sie meinen, Jesus habe den Teufel des Besessenen durch den obers-
241 Thema T
ten Teufel austreiben lassen: Aber die Phariser, da sie es hreten,
sprachen sie: Er treibt die Teufel nicht anders aus denn durch Beel-
zebub, der Teufel Obersten. Jesus weist das als unlogisch und als
Zumutung zurck: Er habe den Teufel durch den Geist Gottes aus-
getrieben.
Beelzebub war bei den Israeliten der Frst der Dmonen. Der
Name geht auf eine hebrische Bezeichnung zurck, die die Volks-
etymologie als Herr der Fliegen deutete, die in Wahrheit aber der
Name des heidnischen Gottes Baal-Zebul (= erhabener Herr) war.
Beelzebul (bei Luther: Beelzebub) war einer der wichtigsten Gtter
der Philister; den Teufel an die Wand malen (umgangssprachlich:
Unheil durch Reden davon herauf beschwren, etwas berufen):
schon sptmittelhochdeutsch bezeugt (bei Luther), auch in der
Form: den Teufel ber die Tr malen. Ursprnglich als Warnung
gedacht: Wenn man den Teufel an die Wand malt, kommt er. Nach
dem Glauben der alten Kulturen besitzt das Bild etwas Magisches,
es zieht Wesen und Krfte des Abgebildeten an sich (Bildzauber).
hnliche Wirkung hat das Wort (Namenzauber): Wenn man vom
Teufel spricht, kommt er (heute als bloe Bemerkung gebraucht,
wenn jemand erscheint, von dem gerade gesprochen wurde). In der
Antike, die noch nicht an den Teufel glaubte, sprach man vom
Wolf in der Fabel (lupus in fabula), so bei Terenz, Plautus,
Cicero.
Thema Nr. 1
umgangssprachlich: die fr jemanden wichtigste Sache, Angele-
genheit: meist als Erotik, Sexualitt verstanden, aber auch fr ande-
re Lieblingsthemen verwendet.
T Theorie 242
Tisch
Etwas am grnen Tisch/vom grnen Tisch aus beschlieen u. a.
(durch einen Beschluss theoretisch festlegen, ohne die mglichen
Folgen zu bercksichtigen, die sich in der Praxis zeigen knnten):
Die Tische der Beratungszimmer oder Amtsrume waren frher oft
mit grnem Leder oder Stoff bezogen, so auch der, an dem der fran-
zsische Wohlfahrtsausschuss (Comit du salut public) 179395
tagte. Ob dieser tapis vert (vgl. Tapet) die vorliegende Wendung
angeregt hat, ist unklar. Frhere Belege haben sich bisher nicht
gefunden; etwas am runden Tisch besprechen/verhandeln u. a.
(etwas unter gleichberechtigten Partnern besprechen): Der runde
Tisch hat im Gegensatz zum eckigen kein (schmaleres) Kopf-
teil, an dem ein Vorsitzender Platz nehmen knnte. Der round
table ist eine englische Erfindung. Seine Geschichte geht weit
zurck: Im 12. Jh. wird im Roman de Brut des anglonormanni-
schen Dichters Robert Wace, einer Reimchronik ber Britannien,
zum ersten Mal der runde Tisch des Knigs Artus erwhnt, den der
T Tobak 244
Tobias 6, Vers 3
O Herr, er will mich fressen (vergleiche Herr). Die Stelle wird
scherzhaft zitiert, wenn jemand ghnt, ohne die Hand vor den
Mund zu halten.
Toter Punkt
Vergleiche Punkt.
Tour
Das franzsische Wort tour hat bei der bernahme ins Deutsche
am Ende des 17. Jh.s seine Bedeutungen in unterschiedlicher Wei-
se weitergegeben. Aus den konkreten Bedeutungen kreisfrmige
Bewegung, Drehung, Wendung; Ausflug, Wanderung; Drehzahl
entwickelten sich bertragene: Art und Weise, (durch Tricks) etwas
zu erreichen, Manier, blicher Verlauf, Vorhaben.
Dazu gehren die Wendungen: auf eine (bestimmte) Tour reisen
(umgangssprachlich: auf eine bestimmte (negative) Art und Weise
247 Trauben T
zu erreichen suchen); krumme Touren machen/reiten, auf die
krumme Tour reisen (umgangssprachlich: durch Betrgereien sein
Ziel erreichen wollen); jemandem die Tour vermasseln (umgangs-
sprachlich: sein unehrliches Vorhaben vereiteln); seine Tour haben
(umgangssprachlich: wieder einmal seinen Anfall von schlechter
Laune o. . haben).
Die technische Bedeutung Umdrehung, Drehzahl wird bildlich in
folgenden umgangssprachlichen Redensarten gebraucht: auf Tou-
ren kommen (in Schwung kommen); jemanden auf Touren
bringen (in Schwung bringen, auch: aufregen); auf vollen Touren
laufen (in vollem Gang, Betrieb sein); ob in einer Tour (stndig,
dauernd) hierher gehrt (wie in manchen Wrterbchern), er-
scheint fraglich. Mglicherweise passt die Wendung eher zur
Bedeutung Verlauf, Strecke.
Im Tran sein
umgangssprachlich: unaufmerksam, geistesabwesend, benommen
sein, norddeutsch auch: betrunken sein: Tran (zu Trne geh-
rig) wird bertragen fr trnenhnliche Flssigkeit, Tropfen
gebraucht, auch fr den alkoholischen Tropfen. Die Tranfunzel, ein
mit Tran (Fischl) gespeistes, schwach brennendes Lmpchen ist
bertragen eine uerst langweilige, trge, geistig schwerfllige
Person.
Treten
Ins Fettnpfchen treten
Vergleiche Fettnpfchen.
Trocken
Noch nicht trocken hinter den Ohren sein
Vergleiche Ohren.
Im Trben fischen
auf nicht einwandfreie, unehrliche Weise aus unklaren, verworre-
nen Verhltnissen seinen Vorteil ziehen: verkrzt aus im trben
Wasser fischen, das in der Humanistenzeit (16. Jh.) aufkommt,
weil die Quelle der Redensart in der Antike zu finden ist: Sie beruht
auf sops Fabel vom Fischer, der das Wasser peitscht, um die Fische
in seine Netze zu treiben. Auf die Frage, warum er das Wasser tr-
be, antwortet er (bersetzt aus einer lateinischen Bearbeitung so-
pischer Fabeln): Wenn ich das Wasser nicht in dieser Weise auf-
rhrte, msste ich Hungers sterben. (Die Moral, die daraus folgt:)
Diese Fabel lehrt, dass in gleicher Weise die Herrscher in den Std-
ten dann sehr reich werden, wenn sie diese in Aufruhr hineinfh-
ren. Der Gedanke der Fabel schlug sich schon in antiken Texten
nieder, z. B. bei Aristophanes, der in seinem Stck Die Ritter
(Hippes) von 424 die Entmachtung des demagogischen Kriegstrei-
bers Kleon in Athen und die Wiederherstellung des Friedens for-
251 Tcher T
derte. Dort heit es: Gleich ja wie Fischer, wenn sie Aal einfangen
wollen, tust du: Solange ruhig steht der See, bekommen sie durch-
aus nichts; doch wenn sie aufwrts und hinab den dicken Schlamm
gerhrt, dann gibt es was. Auch du (Kleon) bekommst nur, wenn
die Stadt du aufwhlst.
Die Redensart findet sich in vielen europischen Sprachen, ber-
wiegend auf Vorgnge des ffentlichen Lebens bezogen: englisch
to fish in troubled waters, franzsisch pcher en eau trouble;
italienisch pescare in torbido; niederlndisch in troebel water
vissen u. a.
Trbsal blasen
umgangssprachlich: traurig dasitzen, trben Gedanken nachhn-
gen: Die Verbindung mit dem Verb blasen ist nicht geklrt. Viel-
leicht verkrzt aus ein Lied der Trbsal blasen. Im Schwbischen
gibt es ein Trauer blasen, das auf die einen Trauerfall anzeigende
Blasmusik vom Turm zurckgefhrt wird.
Die Diminutivform Tttelchen ist seit dem 18. Jh. bezeugt und
hat die Bedeutung von Tttel bernommen. Mit dem Substantiv
die Tttel = Brustspitze hat das Wort nichts zu tun, hchstens in
einer Art volksetymologischer Umdeutung. Geschlecht und Bedeu-
tung dieses Wortes sind verschieden.
Uu
bel
Das kleinere bel whlen (eine Sache, Angelegenheit mit einem
nur etwas geringeren Nachteil als eine andere whlen): Diese und
die folgende Fgung sind Lehnbersetzungen aus altgriechischen
Texten.
Das kleinere bel ist belegt in der Schrift Protagoras von Pla-
to, in der Sokrates mit dem Ausspruch zu Wort kommt: Von zwei
beln wird niemand das grere whlen, wenn er das kleinere wh-
len kann. hnlich drckt es der rmische Redner Cicero aus, wenn
er in seiner Schrift De officiis schreibt: Ex malis eligere minima
oportere = von beln sollte man die kleinsten whlen; als ver-
breitetes lateinisches Sprichwort zitiert er: Minima de malis.
Im Mittelalter zitiert Thomas a Kempis die Fgung in seiner Imi-
tatio Christi (15. Jh.). Englisch of two evils choose the less; fran-
zsisch de deux maux (il faut) choisir le moindre; italienisch tra
due mali scegliere il minore; ein notwendiges bel (ein unver-
meidbares bel) stammt ebenfalls aus der Antike: Der griechische
Komdiendichter Menandros (342291 v. Chr.) bezeichnet Heira-
ten zwar als ein bel, aber immerhin als ein notwendiges (grie-
chisch anangkaion kakon), im 4. Jh. n. Chr. ins Lateinische ber-
setzt als malum necessarium.
Ultima Ratio
bildungssprachlich: letztes, uerstes Mittel: Das letzte Mittel be-
deutet oft (Waffen)gewalt, die von Herrschenden ausgeht. In sei-
nem Drama In diesem Leben ist alles wahr und alles Lge kommt
der spanische Barockdichter Pedro Caldern de la Barca (160081)
zu der Erkenntnis, dass Pulver und Blei die ultima razon de reyes
sind (das letzte Mittel der Knige).
In lateinischer Sprache (Ultima ratio regum) stand die Fgung
im 17. Jh. auf franzsischen Kanonen (erst 1796 getilgt von der
Assemble Nationale). Im Zeitalter des Absolutismus fanden sich
Nachahmer: 1742 lie Friedrich der Groe die Inschrift Ultima
ratio regis (das letzte Mittel des Knigs) auf allen Bronzegescht-
zen anbringen und bezog damit den allgemeinen Ausdruck auf sich
persnlich. Zyniker verlngerten ihn mit nec pessima = und
U umgekehrt 256
Umstand
Dieses Substantiv hatte ursprnglich eine ganz konkrete Bedeu-
tung, nmlich die um etwas (z. B. das Gericht) herumstehenden
Leute. Die Gerichtsgemeinde hatte im Gegensatz zu den Richtern
und Schffen nicht die Bequemlichkeit des Sitzens.
Abstrakt gewendet wurden die Umstnde dann zu umgebenden
Merkmalen, Verhltnissen, die etwas nher bestimmten: unter
diesen/unter keinen Umstnden. Die Verhltnisse, von denen
etwas umgeben ist (diese Umstnde geben das sptlateinische
circumstantia wieder), bedingen dann ein Ergebnis, das sich als
Lage, Situation darstellt, z. B. glckliche Umstnde bewirkten
dies; sich in die Umstnde fgen; in anderen/gesegneten Umstn-
den sein (verhllend: schwanger sein); keine Umstnde machen
(keine umstndlichen Vorbereitungen treffen): Diese Wendung
geht auf die Umschweife und Umstndlichkeiten besonders der
Rede zurck, wozu auch ohne Umstnde gehrt.
257 unrasiert U
Dreimal umziehen ist so gut wie einmal abgebrannt
bei jedem Umzug wird ein Teil der Wohnungseinrichtung besch-
digt oder geht verloren: Diese Redensart geht auf das englische
three movals are as bad as a fire zurck, als deren Urheber Ben-
jamin Franklin gilt.
Unberufen
Vergleiche Toi, toi, toi.
Ungeschoren bleiben/davonkommen
keinen Schaden, Nachteil erleiden/jemanden ungeschoren lassen
(nicht benachteiligen, nicht behelligen): Ungeschoren bedeutet
zunchst ganz konkret nicht geschoren (von Tieren, besonders
Schafen, von Pflanzen, Hecken, Huten, vom menschlichen Haar
oder Bart). Die bertragung geht von alten Wendungen aus, die das
Scheren als unangenehm, verletzend, schdlich kennzeichnen, z. B.
jemanden schert (schmerzt) es im Leib; den Feind scheren (schla-
gen); die Leute scheren (ausbeuten, bervorteilen), dazu sprich-
wrtlich: Wer nicht schert, der wird geschoren (im Neoliberalismus
wieder aktuell), ausgehend vom Scheren der Schafe, die ihre Wolle
verlieren, vielleicht auch vom erzwungenen, rauen, schmerzenden
Bearbeiten des menschlichen Haares oder Bartes, jedoch nicht von
der alten Strafe des Haarabschneidens. Die Wendung jemanden
ungeschoren lassen ist mittelhochdeutsch noch nicht belegt, sie
erscheint literarisch erst in der 2. Hlfte des 17. Jh.s.
Unstern
Unter einem Unstern stehen (von Unheil, Unglck, einer un-
glcklichen Konstellation, von Missgeschick, Pech begleitet sein):
Der Unstern ist das Gegenteil von Stern in der Bedeutung
guter, glcklicher Stern. Die Wendung ist gleichbedeutend mit
unter einem schlechten/ungnstigen Stern stehen. Der Un-
stern kommt in der 2. Hlfte des 16. Jh.s auf und ist im 17. Jh. ber-
aus beliebt. In der nachfolgenden Zeit nimmt sein Gebrauch stetig
ab; heute lebt das Wort nur noch in wenigen Redensarten weiter,
z. B. von einem Unstern verfolgt werden; ein Unstern waltete
ber Der Ausdruck scheint dem franzsischen dsastre
(deutsch Desaster, italienisch disastro) nachgebildet zu sein.
Voraus ging der Unglcksstern als Gegenbildung zu Glcks-
stern. 1814 widmete Ludwig Uhland dem Unstern ein sechs-
strophiges Gedicht, in dem er humorvoll schildert, wie dem perso-
nifizierten Unstern im Krieg, in der Liebe, beim Erwerb von Reich-
tum, beim Tod und beim Aufstieg in den Himmel immer etwas in
die Quere kommt, was sein Glck verhindert.
Up to date sein
auf dem neuesten Stand, auf dem Laufenden, auf der Hhe der Zeit
sein: englisch up to date, eigentlich: bis zum (heutigen) Datum.
Vv
Va banque spielen
bildungssprachlich: alles riskieren, aufs Spiel, auf eine Karte set-
zen: franzsisch va banque = es gilt, geht um die Bank!, d. h., wer
va banque spielt, spielt um den gesamten Einsatz der Bank. Im
19. Jh. wird die Wendung auf leichtsinniges Verhalten in einer
gefhrlichen Lage bertragen.
Vae victis!
bildungssprachlich: Wehe den Besiegten! : ein alter Ausspruch, der
bis heute seine Gltigkeit bewahrt hat. Ursprung der sprichwrtli-
chen Fgung soll nach Livius der Vorgang gewesen sein, der sich
386 v. Chr. in Rom abspielte: Nach der Niederlage der Rmer gegen
die Gallier an der Allia besetzten diese die Stadt sieben Monate
lang. Die Rmer waren gezwungen, den Abzug der Feinde mit Gold
zu erkaufen. Als ein rmischer Offizier gegen falsche Gewichte der
Gallier protestierte, warf der gallische Heerfhrer Brennus mit den
Worten Vae victis! auch noch sein Schwert zu den Gewichten in
der Waagschale.
Variatio delectat
bildungssprachlich: Abwechslung erfreut (den Menschen): Dass
Abwechslung des Lebens Wrze ausmacht, ist schon whrend der
Antike bei den Griechen wie bei den Rmern eine Erkenntnis, die
in vielen Variationen immer wieder formuliert wurde (lateinisch
variatio = Verschiedenheit, delectare = erfreuen; vergleiche
unser Fremdwort sich delektieren).
Vterchen Frost
scherzhaft: groe Klte, Frost (in der Personifizierung eines alten
Mannes): Bei dieser Bezeichnung handelt es sich um eine Lehn-
bersetzung des russischen Ded Moroz.
Verblmt
Vergleiche Blume.
Verbocken
Vergleiche Bock.
Verbrannte Erde
vllig verwstetes Terrain; vlliges, unvershnliches Zerwrfnis:
Im militrischen Bereich spricht man von einer Taktik der ver-
brannten Erde, bei der geschlagene Truppen auf dem Rckzug
alles vernichten, was dem nachrckenden Feind von Nutzen sein
knnte. Der Ausdruck geht wohl auf das Chinesische zurck und
wurde 1937 in der Form scorched earth policy erstmals im Eng-
lischen gebraucht.
ber das Vergasen von Ungeziefer und Kleintieren bis zum Verga-
sen von Menschen, d. h. zum Tten durch Giftgas.
Verlieren (verloren)
Das Gesicht verlieren
Vergleiche Gesicht.
Verzug
Ohne (allen/jeden) Verzug (ohne Aufschub, ohne Verzgerung):
Gebildet ist das Substantiv zu dem heute veralteten Verb verzie-
hen = aufschieben, hinauszgern. Mit etwas in Verzug geraten
(nicht pnktlich fertig werden, im Rckstand sein); die Fgung
Gefahr im Verzuge ist eine Lehnbersetzung des lateinischen
periculum in mora (belegt fr das 18. Jh.), bedeutete also Gefahr
liegt im Aufschieben, Hinauszgern. Im 19. Jh. verschiebt sich
jedoch der Sinn auf die durch den Verzug drohende Gefahr, sodass
die Fgung nun das Gleiche bedeutet wie Gefahr im Anzug, d. h.,
es droht Gefahr. Sie ist bis heute gelufig.
Die lateinische Fgung periculum in mora soll auf eine Textstel-
le des rmischen Historikers Livius (59 v. Chr. bis 17 n. Chr.) in sei-
ner Rmischen Geschichte zurckgehen. Sie ist in der vorliegen-
den Form ein Ausdruck der bis in die neuere Zeit gebrauchten latei-
nischen Rechtssprache geworden, der sich allerdings nicht im
Corpus Iuris findet.
Vice versa
bildungssprachlich: [und] umgekehrt, wechselweise: Die lateini-
schen Wrter (nachklassisch: versa vice) bedeuten wrtlich im
umgewendeten, umgekehrten Wechsel.
Visier
Mit offenem Visier kmpfen (kmpfen und dabei seine Absichten
klar zu erkennen geben): Diese Redensart stammt aus der Welt der
sptmittelalterlichen Ritter und ihrer Rstung, die sie in Kampf und
Turnier bentigten. Die sogenannten Visierhelme des 15. und 16. Jh.s
hatten einen Gesichtsschutz mit Sehschlitzen, der an seitlichen
265 Vogel V
Drehzapfen befestigt und dadurch aufklappbar war. Wenn der Rit-
ter diesen Gesichtsschutz aufklappte, war das Visier offen, und man
konnte ihn identifizieren; das Visier lften (sich, seine Absichten zu
erkennen geben) ist eine gebruchliche Wendung. Das Substantiv
Visier selbst hngt mit dem Begriff des Sehens zusammen: Spt-
mittelhochdeutsch visier(e) ist bernommen aus altfranzsisch
visiere, das zu vis = Gesicht gehrt (lateinisch visus, zu
videre = sehen); jemanden im Visier haben (umgangssprachlich:
jemanden beobachten, um ihn fr etwas zu benutzen oder ihm zu
schaden): Hier ist das Visier einer Schusswaffe gemeint.
Vogel
Ein seltener Vogel (umgangssprachlich: ein eigentmlicher, ver-
schrobener, wunderlicher, seltsamer Mensch, Kauz): Oft wird
Vogel auf Menschen bezogen, mit attributivem Adjektiv (ein
leichtsinniger, lustiger Vogel) oder als Zusammensetzung (Spott-
vogel, Galgenvogel), wobei die ungnstigen, abschtzigen Inhalte
berwiegen. Der seltene Vogel ist Lehnbersetzung des lateini-
schen rara avis, eine Fgung, die schon bei rmischen Dichtern
(Horaz, Juvenal, Persius Flaccus) vorkommt.
Auch Luther gebraucht sie, allerdings mit dem Attribut seltzam:
und solt wissen, das von anbegynn der wellt gar eyn seltzam vogel
ist umb einen klugen frsten; den Vogel abschieen (umgangs-
sprachlich, oft ironisch: den grten Erfolg erringen): Das Vogel-
schieen, ein Schtzenfest, bei dem nach einem hlzernen Vogel
auf einer Stange geschossen wurde, war eine Veranstaltung, die von
einer Schtzengesellschaft ausgerichtet wurde. Wer den Rest des
Vogels herunterschoss, bekam als Schtzenknig einen Preis;
einen Vogel haben (umgangssprachlich: nicht recht bei Trost sein,
nicht bei Verstand, nicht recht gescheit sein): Grimms Deutsches
Wrterbuch geht von der Vorstellung aus, dass ein Vogel die
betreffende Person gepickt habe. Wahrscheinlicher ist die Herlei-
tung von dem alten Volksglauben, dass bei einem Geistesgestrten
ein Vogel im Kopf nistet. Vergleiche Bei dir piepts wohl?; jeman-
dem den Vogel zeigen (umgangssprachlich: den Zeigefinger an die
Schlfe oder Stirn legen, um jemandem zu zeigen, dass er nicht
ganz bei Verstand sei): Diese als Autofahrergru berchtigte und
V Volk 266
Vonstattengehen
stattfinden, vor sich gehen, ablaufen: in lterer Sprache von Statt
gehen: kurtzumb es wolt nit gan von statt (Manuel, Weinspiel,
1548). Stat (alt-, mittelhochdeutsch stat = Ort, Stelle) bezeich-
net in Verbindung mit von den Ausgangspunkt einer Sache. Die
Erweiterung -statten ist eigentlich eine alte Flexionsform des Sub-
stantivs (Dativ Plural), die spter in formaler Angleichung an ande-
re Bildungen mit -statten erfolgte.
267 Vorspiegelung V
Vorauswerfen: Seine Schatten vorauswerfen
Vergleiche Schatten.
Vorkommen
Jemandem kommt etwas bhmisch vor
Vergleiche bhmisch.
Ww
Wachsen: Wo der Pfeffer wchst
Vergleiche Pfeffer.
Wasser
Das Wasser, eines der lebenswichtigsten Elemente fr die Mensch-
heit, hat viele Redensarten hervorgebracht, die sich auf seine Ver-
wendung durch den Menschen beziehen. Viele von ihnen sind ohne
Weiteres deutbar, aber bei einigen sind klrende Hinweise ange-
bracht.
Jemandem das Wasser abgraben (umgangssprachlich: jemanden
seiner Existenz oder Wirkungsmglichkeit berauben): Die erst in
neuerer Zeit auftretende Redensart geht aus der Vorstellung her-
vor, dass man jemanden, dessen Leben oder Arbeit auf dem Was-
ser beruht, ruiniert, wenn man ihm das Wasser durch Ableiten ent-
zieht. Dies trifft in besonderem Mae fr den Mller zu, dessen
Wassermhle ohne Wasser nicht mehr betrieben werden kann;
jemandem nicht das Wasser reichen knnen (umgangssprach-
lich: an jemandes Leistung nicht heranreichen, jemandem unter-
legen sein): Im Mittelalter musste ein Diener den Gsten nach dem
Essen Wasser zum Hndewaschen reichen, weil man berwiegend
mit den Hnden a. Wer nicht einmal zu dieser untergeordneten
Ttigkeit fhig war, konnte sich mit niemandem messen; (nahe)
am/ans Wasser gebaut haben (umgangssprachlich: rasch in Tr-
nen ausbrechen, schnell weinen): Wer am Ufer baut, kann rasch mit
Wasser in Berhrung kommen. Vergleiche auch Wasser = Trnen-
flssigkeit: etwas treibt jemandem das Wasser in die Augen;
jemandem schiet, tritt das Wasser in die Augen u. a.; ein Schlag
ins Wasser (umgangssprachlich: ein Misserfolg): Ein konkreter
Schlag ins Wasser hinterlsst keine Wirkung. Die Fgung ist erst im
19. Jh. belegt, whrend das wazzer slahen (etwas vergeblich tun)
schon mittelhochdeutsch bezeugt ist; mit allen Wassern gewa-
schen sein (umgangssprachlich: alle Tricks kennen): Gemeint sind
hier die Wasser der verschiedenen Ozeane, die Seeleute kennenler-
nen, wodurch ihre Lebenskenntnis und -erfahrung eminent gestei-
gert wird; auch nur mit Wasser kochen (umgangssprachlich: die
Grenzen, die den Menschen gesteckt sind, wohl oder bel beachten
mssen; sich nicht viel anders verhalten als alle Menschen in hn-
licher Lage): Die meisten Menschen knnen es sich nicht leisten, mit
Besserem als mit Wasser zu kochen; von reinstem Wasser/reinsten
Wassers (von bester, ausgeprgter, hundertprozentiger Art): Seit
271 Wecker W
dem 16. Jh. bezeichnet man den Glanz von Perlen, Edelsteinen und
besonders Diamanten als Wasser. Die Juweliere unterscheiden
drei Stufen: Drittes Wasser ist geringer Glanz, zweites Wasser etwas
besserer und erstes (reinstes) Wasser ist vllig durchsichtiger, unge-
trbter Glanz; kein Wsserchen trben knnen (umgangssprach-
lich, oft ironisch: vllig harmlos, naiv, unschuldig erscheinen): Der
rmische Fabeldichter Phdrus (l. Jh. n. Chr.), der u. a. auch eine
Sammlung sopischer Fabeln benutzt hat, berichtet von einem Wolf,
der das unterhalb aus dem Bach trinkende Lamm beschuldigt, ihm
das Wasser getrbt zu haben; der Wolf, der einen Grund sucht, das
Lamm zu fressen, tut heuchlerisch so, als sei er unschuldig an der
Trbung des Wassers. Die Macht der Logik, die das Lamm dieser
Beschuldigung entgegensetzt, lsst den Wolf dann doch zu einem
anderen Grund greifen: Du schmhtest, rief er, mich vor einem
halben Jahr! Da war ich, sprach das Lamm, noch gar nicht auf
der Welt! Dann wars dein Vater eben, ja, beim Herkules!, schrie
jener und zerriss es wider Fug und Recht. Phdrus fgt die Lehre hin-
zu: Die Fabel geht auf den, der Menschen ohne Schuld durch falsche
Unterstellung ins Verderben zieht. Luther greift einmal die Fabel auf:
ich muste das schaff sein, das dem wolffe das Wasser betrbt hat-
te, Tetzel ging frey aus, ich must mich fressen lassen.
Welt
Hier ist die Welt mit Brettern vernagelt (der Ort, die Gegend hier
ist sehr einsam, abgelegen und daher langweilig): Einer Reihe lte-
rer Redensarten mit Welt liegt die mittelalterliche Vorstellung
der Erdscheibe (orbis terrae) zugrunde, so auch dieser. 1609 ver-
ffentlichte ein gewisser Johannes Sommer (15591622) unter dem
Pseudonym Joh. Olorinus Variscus ein Werk mit dem Titel Etho-
graphia mundi (Beschreibung der Sitten der Welt). Darin heit
es: dass er vom Ende der Welt komme gelaufen und habe gese-
hen, das es mit Bretern daselbst sei vunterschlagen. Der Gedanke
wird lexikalisch und literarisch aufgegriffen: Im Teutsch-engli-
schen Lexicon von Christian Ludwig (16601728), das 1716 in
Leipzig erschien, steht: da wo die Welt mit Bretern beschlagen ist
als deutsche Version von englisch about the worlds end. Und
1790 heit es in Chr. F. D. Schubarts (173991) Chronik: ist er
gereist bis wo die Welt mit Brettern vernagelt ist. Seitdem wird die
ironisch-bertreibende Redensart hufig verwendet; die Welt will
betrogen sein (der Mensch lsst sich gern auf Tuschung ein und
verdient es deshalb nicht anders): Die sprichwrtliche Redensart
275 Werbetrommel W
ist alt und steht in der Form die weltt die will betrogen syn schon
im Narrenschiff des Sebastian Brant von 1494. Ob die lateinische
Version mundus vult decipi (die Welt will betrogen werden)
vorangeht oder nachfolgt, ist nicht geklrt. Vermutlich ist sie aber
erst im 16. Jh. entstanden, nach der deutschen Version. Manche
schreiben sie Paracelsus (14931541) zu, verbunden mit dem zyni-
schen Zusatz ergo decipiatur (also kann sie auch betrogen wer-
den), was allerdings im Widerspruch steht zu dem kompromisslo-
sen Wahrheitsstreben, der tiefen Religiositt und der strengen rzt-
lichen Ethik dieses Arztes, Naturforschers und Philosophen; die
Welt nicht mehr verstehen (vllig verstndnislos, ratlos, fas-
sungslos vor etwas stehen, was vorgegangen ist oder gerade vor-
geht): In dem brgerlichen Trauerspiel Maria Magdalene von
Friedrich Hebbel (181363), entstanden 1843/44, spricht der Tisch-
ler Meister Anton, der seine Familie mit seiner eisernen Recht-
schaffenheit tyrannisiert hat, am Schluss des dritten und letzten
Aktes nach dem Selbstmord seiner Tochter Klara die Worte: Ich
verstehe die Welt nicht mehr, offenbar im Zweifel darber, ob sein
altes Verhltnis zu der Welt in Ordnung war; die Welt aus den/
ihren Angeln heben (wollen) (entscheidende, grundlegende nde-
rungen fr die Menschen herbeifhren [wollen]): Diese Redensart
ist von der antiken Philosophie beeinflusst, deren Vertreter (Aris-
toteles, Archimedes) sich verschiedentlich mit den Hebelgesetzen
befassten, was durch Kommentatoren (z. B. den Mathematiker
Pappus oder den Philosophen Simplikios) berliefert ist: Gib mir
(einen Punkt auerhalb der Erde), wo ich stehen kann, und ich wer-
de die Erde bewegen. Der heutige Wortlaut ist jngeren
Ursprungs. Grimm (Deutsches Wrterbuch) kennt unter
Angel nur die Redensart aus den Angeln heben, schon im ber-
tragenen Sinn von jemanden seines festen Standpunktes berau-
ben.
Werfen
Das Handtuch werfen
Vergleiche Handtuch.
Wichs
Sich in Wichs werfen (umgangssprachlich veraltend: sich aus
bestimmtem Anlass festlich kleiden): Wichs ist eine substantivi-
sche Rckbildung zu dem Verb wichsen = putzen, blank machen,
die im 18. Jh. unter den Studenten aufkommt; in vollem Wichs (in
Festkleidung, bei der nichts fehlt): Was alles zum studentischen
Wichs gehrte, beschreibt der Schriftsteller Karl Leberecht Immer-
mann (17961840) in einem seiner Romane: Die meisten ritten
in dem damaligen sogenannten Wichs, d. h. in buntfarbigen,
schnrebesetzten Colletten (= Reitwesten), wei gekollerten
(= weichen, weien) Lederbeinkleidern, Kanonenstiefeln, Strmer
auf dem Haupte.
terung, Silage und Grndngung dient. Auch als Streu wurde sie
verwendet. Sie galt schon bald (mittelhochdeutsch) in bertrage-
nem Gebrauch als etwas Wertloses, Geringes. Nicht eine Wicke
bedeutete damals gar nicht. In nieder- und mitteldeutschen
Mundarten ist die Wendung weit verbreitet; vergleiche in die Bin-
sen gehen unter Binsen. Wie bei dieser Wendung hat man auch
bei in die Wicken gehen den Ursprung in der Jgersprache ver-
mutet, was wenig wahrscheinlich ist, da die Wicken zur Jagdzeit
bereits geerntet sind.
Morgenluft wittern
Vergleiche Morgenluft.
Witze reien
umgangssprachlich: Witze erzhlen: Das Verb reien bedarf hier
einer Erluterung. Es hat nicht die bliche Bedeutung zerreien,
in Stcke gerissen werden, sondern eine alte, die sich noch in
Reibrett, Reizeug erhalten hat, mittelhochdeutsch rizen =
einritzen, schreiben, zeichnen. Der Sinn wre dann eine possen-
hafte Gestalt, eine Karikatur zeichnend entwerfen. Von ent-
werfen wechselte dann die Bedeutung schon frh zu hersagen,
z. B. Reime reien = aus dem Stegreif hersagen, einen Schwank,
Zoten reien.
Wolf
Ein Wolf im Schafspelz sein (ein sich uerst sanft und friedlich
gebender Mensch sein, der insgeheim bles, Schlimmes plant): In
281 Wolf W
Matth. 7, 15 heit es: Sehet euch vor vor den falschen Propheten,
die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie rei-
ende Wlfe. Dieses Jesuswort ist der Ursprung der Redewen-
dung. Vergleiche dazu noch Matth. 10, 16 und Joh. 10, 12. Der
Schafspelz ist jngere Ausdrucksweise, kaum vor 1800. Lessing
bringt im Nathan (1779) den Wolf mit dem Schafpelz
zusammen: Ich werde hinter diesen jdischen Wolf im philoso-
phischen Schafpelz Hunde schon zu bringen wissen, die ihn zausen
sollen. Das lateinische in vestimentis ovium wurde schon im
Althochdeutschen bersetzt: in giwatin scafo (Tatian, um 830),
in scafinen giwatin (Otfrid, um 817); in der ersten deutschen
Bibel von 1466: in scheffin gewande; frhneuhochdeutsch
(16. Jh.): under einer schaffhaut; bei Logau: Schafskleid
(17. Jh.); der Wolf in der Fabel (bildungssprachlich: Ausruf, wenn
jemand erscheint, von dem gerade gesprochen wurde): eine Lehn-
bersetzung der lateinischen Fgung lupus in fabula, die z. B. bei
Cicero, Plautus und Terenz vorkommt. Die Vorstellung, die sich im
Deutschen auch in der Form Wenn man vom Teufel spricht,
kommt er (vergleiche Teufel) findet, ist alt und wird in ver-
schiedener sprachlicher Form wiedergegeben. In Sebastian Francks
Sprichwrtern (1541) erscheint der Gedanke in Reimform:
Wann man den Wolff nennt, so komt er gerent; mit den Wlfen
heulen (sich aus Opportunismus oder weil einem nichts anderes
brig bleibt, dem als falsch, gefhrlich oder unmoralisch betrach-
teten Treiben einer Gruppe anschlieen): Der Wolf gilt seit alters
als wildes, reiendes, unersttliches (Wolfshunger!) Raubtier, das
frher lange als Plage galt. Das hat sich auch im Mrchen nieder-
geschlagen. Es ist daher verstndlich, dass die Wlfe in dieser Wen-
dung mit herrschenden Mehr- oder Minderheiten gleichgestellt
werden, mit denen man nicht einverstanden ist. Schon sptmittel-
hochdeutsch (15. Jh.) stellt Michael Beheims Reimchronik fest:
Wer bi den wolffen wonet, darff, dass er mit in honet (= heult).
Schlagt die Aristokraten tot, das sind Wlfe, heit es einmal bei
Georg Bchner; unter die Wlfe geraten entspringt der gleichen
Meinung ber das Raubtier (brutal behandelt, ausgenutzt, ausge-
beutet werden). Der bekannte lateinische Spruch homo homini
lupus wird 1548 in einem Druck von Sebastian Francks Sprich-
W Wolke 282
In Wolkenkuckucksheim leben
vllig realittsferne, welt- und wirklichkeitsfremde, fantastische
Vorstellungen haben, die das Leben des Betreffenden bestimmen:
Die bersetzung von griechisch nephelokokkygia mit Wolken-
283 Wort W
kuckucksheim taucht zum ersten Mal 1814 bei Schopenhauer auf.
Es ist der Name des Vogelstaates in der Komdie Die Vgel
(Ornithes) des Aristophanes, in der das Grundthema die Suche
nach einer besseren Welt ist. Das Stck wurde 414 v. Chr. in Athen
aufgefhrt. Das griechische Wort setzt sich zusammen aus nephe-
le = Wolke und kokkyx = Kuckuck. Die Zusammensetzung wur-
de verschiedentlich anders wiedergegeben, z. B. mit Wolkenku-
ckucksburg (Fr. Th. Vischer) oder Kuckuckswolkenheim (Joh.
Heinrich Vo). Auch das Kuckucksheim findet sich (Grimm,
Deutsches Wrterbuch). Durchgesetzt hat sich die schopenhau-
ersche Variante. Die englische Entsprechung lautet cloud-cuckoo-
land.
Wolle
Viel Geschrei und wenig Wolle (vergleiche Geschrei); sich in
Wolle reden (umgangssprachlich: beim Reden zornig werden); in
der Wolle sein (veraltet fr: zornig sein) ist hier variiert. Man
erklrt die Wendung als Metapher fr den im Frhjahr treibenden,
ausschlagenden Weidenbaum, bei dem vor den Blttern weie,
wollartige Bschel erscheinen (Grimm, Deutsches Wrterbuch).
Diese Erklrung befriedigt nicht recht. Andere stellen das Wort zu
Walle = Wallung, mglicherweise weil Wolle beim Menschen Hit-
ze erzeugt. In diese Reihe gehrt auch jemanden in (die) Wolle brin-
gen (umgangssprachlich: jemanden rgerlich, wtend machen). In
anderen Wendungen kann Wolle durch Haare ersetzt werden:
mit jemandem in die Wolle geraten/sich mit jemandem in der
Wolle haben/mit jemandem in der Wolle liegen (umgangs-
sprachlich: sich streiten); in der folgenden Redensart bedeutet
Wolle wieder Schafwolle, was Jahrhunderte hindurch die
Hauptbedeutung des Wortes war: in der Wolle gefrbt sein (durch
und durch berzeugt, echt sein): Nicht erst das Kleidungsstck ist
gefrbt worden, sondern schon die Wolle, aus der es hergestellt ist.
Damit ist es farbechter.
Wort
Ein geflgeltes Wort (oft zitierter Ausspruch eines Dichters,
Schriftstellers,Publizisten u. a.): Georg Bchmanns berhmte
W wuchern 284
Wunder
Es geschehen noch Zeichen und Wunder (vergleiche Zeichen);
sein blaues Wunder erleben (umgangssprachlich: unangenehme
berraschungen erleben): Die Fgung als solche (blaues Wun-
der) ist schon sptmittelhochdeutsch nachzuweisen. Frher
waren Verbindungen mit anderen Verben blich, z. B. sein blaues
Wunder sehen, hren. Sie drckten starkes Erstaunen, groe Ver-
wunderung der Person aus, von der gesprochen wurde. Die Farbe
Blau symbolisiert sehr Verschiedenes: Sie drckt etwas Unbe-
285 Wurst W
stimmtes, Entferntes, Luftiges aus; sie ist die Farbe des Traums, der
Tuschung und Verstellung, besonders in der lteren Literatur.
Auch als Symbol der Treue, der Klarheit und der khlen Ruhe
erscheint sie. In der vorliegenden Wendung bezeichnet das Adjek-
tiv etwas noch nicht nher Definiertes, Unbestimmtes, Fragliches,
Ungewisses, das fr berraschungen sorgen wird.
Wurst
Wurst wider Wurst (umgangssprachlich: Vergeltung mit Glei-
chem; eine Geflligkeit ist der anderen wert), meist ins Negative
gewendet: Wie du mir, so ich dir. Bei den frher hufig durchge-
fhrten Hausschlachtungen bedachte man seine Nachbarn mit
Wurstprsenten, diese revanchierten sich dann; jemandem ist
etwas Wurst (umgangssprachlich: jemandem ist etwas gleich-
W Wste 286
Wste
Ein Prediger/Rufer in der Wste (vergleiche Prediger); jeman-
den in die Wste schicken ( jemanden aus einem einf lussreichen
Amt entfernen, entlassen): Diese Redensart hat einen alt-
testamentlichen Hintergrund. An Jom Kippur, am Vershnungstag,
jagten die Juden einen Ziegenbock in die Wste, als Sndenbock.
Der Hohepriester legte ihm die Hand auf und sprach ein Snden-
bekenntnis. Damit bertrug er die Snden des Volkes auf den Bock,
der den Versto in die Wste mit dem Leben bezahlte (vergleiche
3. Mose 16, 510 und 1922). Dieser weniger angenehmen Seite des
Menschen, der im Allgemeinen bestrebt ist, die eigene Schuld auf
andere abzuwlzen, fielen frher auch Menschen zum Opfer.
Xx
Jemandem ein X fr ein U vormachen
umgangssprachlich: jemanden belgen, tuschen: Ursprnglich
jemandem X (= zehn) statt V (= fnf) anschreiben, d. h., an ein V
ein umgekehrtes V () setzen bzw. die Schenkel des V nach unten
verlngern, sodass ein X entsteht. Das lateinische Alphabet unter-
scheidet U und V grafisch nicht. Es kennt nur V fr beide Laute. Bis
ins 15./16. Jh. wurden fast ausschlielich rmische Zahlzeichen
verwendet. Da das lateinische V vielfach durch deutsches U wie-
dergegeben wurde, setzte sich U durch.
Zz
Zack
Auf Zack sein (umgangssprachlich: eine Sache reaktionsschnell
und energisch erledigen); jemanden auf Zack bringen (umgangs-
sprachlich: dafr sorgen, dass er auf Zack ist); etwas auf Zack
bringen (umgangssprachlich: in einen ordentlichen, disziplinier-
ten, funktionierenden Zustand versetzen): Die Interjektion zack
bezeichnet eine scharfe, mitunter gewaltsame Bewegung (vermut-
lich vom Blitz hergenommen), durch die etwas schnell erreicht wer-
den soll (seit dem 18. Jh.). Die Redensarten sind jngeren Datums,
entstanden in der Soldatensprache besonders des 1. Weltkrieges.
Zahl
Die Zahl der/ihre Zahl ist Legion
Vergleiche Legion.
Rote Zahlen
Vergleiche rot.
Zeichen
Es geschehen noch Zeichen und Wunder! (Ausruf der ber-
raschung, wenn etwas geschehen ist, was der Sprecher nicht mehr
erwartet hat): Das Zeichen bedeutet etwa das Gleiche wie Wun-
der, und beide vereint finden sich hufig in der Bibel, z. B. Mark.
13, 22: Denn es werden sich erheben falsche Christi und falsche
Propheten, die Zeichen und Wunder tun, dass sie auch die Auser-
whlten verfhren Weitere Stellen: Dan. 6, 28; Joh. 4, 48; Apg. 2,
22 und 6, 8; 2. Mose 7, 3. Die umgekehrte Reihenfolge Wunder und
Zeichen scheint in der neuhochdeutschen Sprachperiode immer
weniger gebraucht zu werden. Das Deutsche Wrterbuch von
Grimm war 1956 noch der entgegengesetzten Meinung; die Zei-
chen der Zeit erkennen (die gegenwrtige politische und soziale
Lage, Situation richtig einschtzen, um daraus Ansto zum Han-
deln zu gewinnen): Auch diese Wendung wurzelt in der Bibel. In
Matth. 16, 3 fordern die Phariser und Sadduzer von Jesus, dass
er sie ein Zeichen vom Himmel sehen liee. Jesus erwidert iro-
nisch, sie seien zwar imstande, morgens zu beurteilen, wie das Wet-
Z zeigen 290
ter wrde, aber er msse sie fragen: Knnet ihr denn nicht auch
ber die Zeichen dieser Zeit urteilen? Mit diesen Zeichen meinte
Jesus seine eigenen Wundertaten; seines Zeichens ein sein (von
Beruf ein sein): Er war seines Zeichens ein Schmied. Dieses Zei-
chen bezieht sich auf die frheren Handwerksmarken an den Bal-
ken von Gebuden; im Zeichen von etwas stehen (von etwas stark
beeinf lusst, geprgt sein): Hier hat die Astrologie Pate gestanden
mit ihren zwlf Tierkreiszeichen. Die Domination, die Zeichen-
herrschaft, bestand in der Position eines Planeten in seinem Haus;
hier hat der Planet eine erhhte Strke, kann er seine Macht voll
entfalten (dominieren). Ein grulich Zeichen steht im Haus des
Lebens, schrieb Friedrich Schiller in Wallensteins Tod.
Zeigen
Jemandem die kalte Schulter zeigen
Vergleiche Schulter.
Zeit
Zu (in, bei) nachtschlafender Zeit
Vergleiche nachtschlafend.
Zicken machen
salopp: Dummheiten, Schwierigkeiten machen, unberlegt han-
deln: Die Herkunft ist nicht eindeutig geklrt. Die einen stellen die
in Umgangssprache und Mundart (besonders in Berlin) sehr
gebruchliche Redensart zu Zicke = Ziege und erinnern an hnli-
che Wendungen wie Kapriolen, Bocksprnge machen, die aber
die Bedeutung Sprung bereits in sich enthalten, was bei Zicke
nicht der Fall ist. Hier msste man eine Verbkonstruktion zu Hilfe
nehmen: wie eine Zicke springen, was nicht berzeugt. Andere stel-
len das Substantiv zu Zickzack: Zicken machen sei verkrzt
aus einen Zickzackweg machen. Das Deutsche Wrterbuch
von Grimm, das sich dieser Meinung anschliet, zitiert eine Stelle
Z ziehen 292
aus Gerhart Hauptmanns Rose Bernd (1903): Was geht denn das
mich an, was du fer Fahrten und Zicken machst. Oft imperativisch
verneint: Mach keene Zicken!
Ziehen
Jemanden durch den Kakao ziehen
Vergleiche Kakao.
Leine ziehen
Vergleiche Leine.
Zunder
Aus Stahl, Feuerstein und Zunder bestanden die frheren Feuer-
zeuge vor Einfhrung der Streichhlzer (Zndhlzer, Schwefel-
hlzer). Durch das Schlagen mit dem Stahl am Feuerstein erzeugte
man Funken, die im Zunder ein Glimmen hervorriefen. Der Zun-
der war eine lockere, pulvrige Masse ursprnglich aus pflanzlichen
Stoffen (mulmiges Holz, Zunderschwamm), spter auch aus ver-
kohlter Leinwand. Das Substantiv (mittelhochdeutsch zundere,
althochdeutsch zuntra) gehrt zu dem Verb znden (althoch-
deutsch zunden), bedeutet also Mittel zum Anznden. Die
bertragung auf den Menschen ging von der Vorstellung aus, dass
eine Erregung in ihm aufglht oder etwas ihn in Erregung versetzt,
so von der Erweckung des Glaubens, der Liebesglut oder vom Aus-
bruch anderer gefhrlicher, leidenschaftlicher Gemtszustnde.
Den frheren konkreten Sinn bewahrt noch die Redensart brennen
wie Zunder (sehr leicht, sehr gut brennen). Heutige bertragungen
sind: Zunder bekommen/kriegen (l. Soldatensprache: von feind-
licher Artillerie heftig beschossen werden. 2. umgangssprachlich: a)
geprgelt werden; b) zurechtgewiesen werden); jemandem Zunder
geben (umgangssprachlich: 1. jemanden prgeln. 2. jemanden
antreiben. 3. jemanden scharf zurechtweisen).
Zwei
Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe
Vergleiche Quod licet Iovi .
Zwirnsfaden
An einem Zwirnsfaden hngen (sich in stndiger Gefahr des
Abreiens, d. h. des pltzlichen Endes, Todes, befinden): Das
Motiv erinnert an das Damoklesschwert (ein Damoklesschwert
ber sich hngen haben, vergleiche Damoklesschwert). Der
Zwirnsfaden (ursprnglich ohne Fugen-s: mittelhochdeutsch
zwirnfaden) gilt in dieser Wendung als dnn und schwach; ber
297 Zwirnsfaden Z
Zwirnsfden stolpern (an belanglosen Dingen, an Kleinigkeiten
scheitern): Bei dieser Redensart schwebt die winzige Hhe des
Fadens vor im Gegensatz zum massiven Stein, ber den man zu
Recht stolpern kann. Die Wendung soll Schiller geprgt haben. In
Fiesko II, 5 sagt Fiesko vom Volk: Der Koloss, der Hohes
und Niederes, Nahes und Fernes mit ghnendem Rachen zu ver-
schlingen droht und zuletzt ber Zwirnsfden stolpert. Es wre
aber durchaus mglich, dass Schiller hier eine bereits bekannte
Wendung aufgegriffen hat.
299
Literatur
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Wrterbuch mit Definitionen und Beispielen, Mnchen 1966.
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33 Bnden, Mnchen 1984.
300
Register
A
A und O: Das A und O von etwas sein 9
Aas/Ass: Ein Aas/Ass auf der Bassgeige sein 9
Ab: Ab durch die Mitte 9
Ab: Ab nach Kassel 9
Abblitzen: Jemanden abblitzen lassen 10
Abgemacht: Abgemacht, Seife! 10
Abkanzeln: Jemanden abkanzeln 10
Abrahams Scho: Wie in Abrahams Scho (sitzen) 10
Abwesenheit: Durch Abwesenheit glnzen 10
Ad calendas graecas: Etwas ad calendas graecas verschieben 11
Ad infinitum: Etwas ad infinitum fortsetzen 11
Adel: Adel verpflichtet 11
Advocatus Diaboli: Den Advocatus Diaboli spielen 11
Affen: Einen Affen sitzen haben 12
Affenschande: Eine Affenschande sein 12
gide: Unter der gide von jemandem 12
gyptisch: Die gyptische Finsternis 12
Alibi: Ein Alibi besitzen 12
Alt: Alt wie Methusalem 12
Amok: Amok laufen 13
rmel: (Sich) etwas aus dem rmel schtteln 13
Augiasstall: Den Augiasstall ausmisten 13
Ausbaden: Etwas ausbaden mssen 13
B
Bahnhof: (Immer) nur Bahnhof verstehen 14
Bank: Durch die Bank 14
Bank: Etwas auf die lange Bank schieben 14
Br: Jemandem einen Bren aufbinden 14
Brendienst: Jemandem einen Brendienst erweisen 15
Brenhaut: Auf der Brenhaut liegen 16
Barmherzig: Barmherziger Samariter 17
Bart: Der Bart ist ab! 17
Bart: Um des Kaisers Bart streiten 17
Register 304
C
Chacun: Chacun son got 24
Cherchez: Cherchez la femme 24
D
Dach: Jemandem aufs Dach steigen 24
Damaskus: Sein Damaskus erleben 25
Damoklesschwert: Ein Damoklesschwert ber sich hngen haben 25
305 Register
E
Ecke: Jemanden um die Ecke bringen 29
Effeff: Etwas aus dem Effeff knnen, verstehen 29
Ei: Das Ei des Kolumbus 29
Eisen: Noch ein Eisen im Feuer haben 30
Eisenbahn: (Aller)hchste Eisenbahn 30
Elfenbeinturm: Im Elfenbeinturm leben, sitzen 30
Elle: Etwas/jemanden mit gleicher Elle messen 30
Ende: Ein Ende mit Schrecken nehmen 31
Engelszungen: Mit Engelszungen reden 31
Erheben: Erhebe dich, du schwacher Geist! 31
Erpicht: Auf etwas erpicht sein 31
Essig: Mit etwas ist es Essig 31
Eulen: Eulen nach Athen tragen 32
F
Fackeln: Nicht (lange) fackeln 32
Faden: Den Faden verlieren 32
Fazit: Das Fazit aus etwas ziehen 32
Federn: Sich mit fremden Federn schmcken 33
Register 306
G
Gala: Sich in Gala werfen 41
Gang: Gang nach Kanossa 76
Gngelband: Jemanden am Gngelband fhren/haben/halten 42
Garaus: Jemandem den Garaus machen 42
Gardinen: Jemanden hinter schwedische Gardinen bringen 42
Gardinenpredigt: Jemandem eine Gardinenpredigt halten 42
Garn: Jemandem ins Garn gehen 43
Gehege: Jemandem ins Gehege kommen 43
Geist: Der Geist ist willig, (aber) das Fleisch ist schwach 43
Geist: Wissen, wes Geistes Kind jemand ist 43
Geister: Die Geister, die ich (sie, er usw.) rief, nicht mehr loswerden
(knnen) 43
Geld: Geld stinkt nicht 44
Geldschneiderei: Das ist Geldschneiderei 44
Gelegenheit: Die Gelegenheit beim Schopfe packen 44
Geruch: Im Geruch der Heiligkeit stehen 44
Geschirr: Sich ins Geschirr legen 45
Geschniegelt: Geschniegelt und gebgelt 45
Geschrei: Viel Geschrei und wenig Wolle 46
Gesicht: Das Gesicht verlieren 46
Gestiefelt: Gestiefelt und gespornt 46
Gewerbe: Dem horizontalen Gewerbe nachgehen 46
Gewicht: Ins Gewicht fallen 47
Gift: Darauf kannst du Gift nehmen! 47
Glanzlicht: Einer Sache ein Glanzlicht, Glanzlichter aufsetzen 47
Glaube: Der Glaube versetzt Berge, kann Berge versetzen 47
Glauben: Wers glaubt, wird selig 48
Goldwaage: Seine Worte auf die Goldwaage legen 283
Gott: Bei Gott ist kein Ding unmglich 48
Gras: Ins Gras beien 48
Grau: Graue Eminenz 49
Gretchenfrage: Jemandem die Gretchenfrage stellen 49
Grtellinie: Etwas geht unter die Grtellinie; ein Schlag unter die
Grtellinie 49
Register 308
H
Hafer: Jemanden sticht der Hafer 50
Haken: Einen Haken haben 50
Hals: Hals ber Kopf 50
Hammel: Um (wieder) auf besagten Hammel zu kommen/zurckzu-
kommen 51
Hammer: Unter den Hammer kommen 51
Hammer: Zwischen Hammer und Amboss sein 52
Hand: Hand und Fu haben 52
Hand: Seine (die) Hand fr jemanden od. etwas ins Feuer legen 53
Hand: Jemandes rechte Hand sein 53
Hand: Etwas von langer Hand planen, vorbereiten 53
Hnde: Seine Hnde in Unschuld waschen 53
Hnde: Jemandem sind Hnde und Fe gebunden 54
Handtuch: Das Handtuch werfen 54
Handwerk: Jemandem das Handwerk legen 54
Hngen: Mit Hngen und Wrgen 54
Harke: Jemandem zeigen, was eine Harke ist 55
Harnisch 55
Hase: Da/hier liegt der Hase im Pfeffer 55
Hasenpanier: Das Hasenpanier ergreifen 56
Hasenrein: Nicht (ganz) hasenrein sein 56
Hast: Nur keine jdische Hast! 56
Haube: Ein Mdchen unter die Haube bringen 56
Haupt- und Staatsaktion: Eine Haupt- und Staatsaktion aus etwas
machen 57
Huschen: Aus dem Huschen sein 57
Haussegen: Bei jemandem hngt der Haussegen schief 57
Haut: Seine Haut zu Markte tragen 58
Haut: Jemandem unter die Haut gehen 58
Hecht: Ein toller Hecht sein 58
Heimchen: Ein Heimchen am Herde 58
Heimlich: Heimlich, still und leise 59
Helden: Die Helden sind mde (geworden) 59
Heller 59
Hemd: Jemandem ist das Hemd nher als der Rock 59
Hempels: Wie bei Hempels unterm Sofa 60
309 Register
I
In flagranti: Jemanden in flagranti ertappen 70
In medias res: In medias res gehen 70
In petto: Etwas in petto haben 70
In puncto: In puncto 71
Intus: Etwas intus haben 71
Irrtum: Irrtum vom Amt! 71
J
Jagdgrnde: In die ewigen Jagdgrnde eingehen 71
Jahr: Seit/vor Jahr und Tag 71
Jakob: (Nicht) der wahre Jakob sein 72
Jeder: Jedem das Seine 235
Jordan: ber den Jordan gehen 72
Jota: (Um) kein Jota, nicht (um) ein Jota 72
Jubeljahre: Alle Jubeljahre (einmal) 73
Judenschule: (Hier geht es zu, hier ist ja ein Lrm) wie in einer
Judenschule 73
K
Kaiser: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren 74
Kaiser: Um des Kaisers Bart streiten 17
Kakao: Jemanden durch den Kakao ziehen 74
Kalb: Das Goldene Kalb anbeten 75
Kamel: Leichter (eher) geht ein Kamel durch ein Nadelhr
als 125
Kamellen: Das sind (doch) alte (olle) Kamellen 75
Kandare: Jemanden (fest) an die Kandare nehmen 75
Kanone: Unter aller Kanone 76
Kanossa: Ein Gang nach Kanossa 76
Kanthaken: Jemanden beim Kanthaken kriegen, nehmen 76
Kantonist: Ein unsicherer Kantonist sein 76
Kapee: Schwer von Kapee sein 77
Kapitel: Das ist ein Kapitel fr sich 77
Kapores: Kapores gehen 77
Karacho: (Etwas) mit Karacho (tun) 77
311 Register
L
Laban: Ein langer Laban 96
Lamng: Aus der Lamng 97
Lamm: Wie ein Lamm zur Schlachtbank gefhrt werden, sich
fhren lassen 97
Lampe: Einen auf die Lampe gieen 97
Lappen: Durch die Lappen gehen 97
Lrm: Lrm schlagen 97
Lrm: Viel Lrm um nichts 98
Lrm: Ein Lrm wie in einer Judenschule 73
Last: Last, (but) not least 98
Laster: Ein langes Laster 98
Lau: (Nicht) fr lau zu haben sein 98
Lauffeuer: Sich wie ein Lauffeuer verbreiten 98
Laufpass: Jemandem den Laufpass geben 99
Laus: Jemandem ist eine Laus ber die Leber gelaufen 99
Luten: Etwas luten hren 99
Leben: Herrlich und in Freuden leben 99
Leben: Leben, ein Leben fhren wie Gott in Frankreich 100
Lebensfaden: Jemandem den Lebensfaden abschneiden 100
Lebenslicht: Jemandem das Lebenslicht ausblasen 100
Leberwurst: Die beleidigte (gekrnkte) Leberwurst spielen 100
Leder 100
Legalitt: (etwas) auerhalb der Legalitt sein 101
Legion: Die Zahl der /ihre Zahl ist Legion 101
Lehrgeld: Lehrgeld zahlen (mssen) 101
Leiche: Eine Leiche im Keller (haben) 102
Leichenbittermiene: Mit einer (wahren) Leichenbittermiene
(umhergehen u. .) 102
Leiden: Ein langes Leiden 102
Leier: (Immer) die alte/dieselbe/die gleiche/die nmliche
Leier 102
Leim: Jemandem auf den Leim gehen 103
Leine: Leine ziehen 103
Leisten: (Alles) ber einen Leisten schlagen 104
Leitung: Eine lange Leitung haben 104
Register 314
M
Macke: Eine Macke haben 112
Makulatur: Makulatur reden 112
Malz: Bei jemandem ist Hopfen und Malz verloren 65
Mangel: Jemanden in die Mangel nehmen/durch die Mangel
drehen 113
Mann: Mann Gottes! 113
Manschetten: Manschetten haben 113
Mantel: Den Mantel/sein Mntelchen nach dem Wind hngen 114
Mark: Durch Mark und Pfennig gehen 114
Marsch: Jemandem den Marsch blasen 114
Marsch: Der lange Marsch (durch die Institutionen) 114
Marschallstab: Den Marschallstab im Tornister tragen 115
Ma: Ein gerttelt Ma von/an/voll etwas 115
Matthi: Bei jemandem ist Matthi am Letzten 115
Mattscheibe: eine Mattscheibe haben 116
Mtzchen: Mtzchen machen 116
Maulaffen: Maulaffen feilhalten 116
Maulsperre: Die Maulsperre kriegen 116
Maus: Der Berg kreite und gebar eine Maus 116
Maus: Da(von) beit die Maus keinen Faden ab 117
Mausig: Sich mausig machen 117
Meise: Eine Meise haben 118
Meister Petz 118
Mekka: Das Mekka fr etwas sein/zum Mekka werden 118
Menetekel: Ein Menetekel fr etwas sein 118
Mens sana: Mens sana in corpore sano 119
Mensch: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein 119
Michel: Der deutsche Michel 119
Miene: Gute Miene zum bsen Spiel machen 119
Minna: Jemanden zur Minna machen 119
Mohikaner: Der letzte Mohikaner/der Letzte der Mohikaner 120
Moloch: Einem Moloch opfern 120
Montag: Einen blauen Montag machen 20
Montezuma: Montezumas Rache 120
Moos: (Viel) Moos/Mpse haben 121
Register 316
N
Nacht: Nacht der langen Messer 124
Nachtigall: Nachtigall, ich hr dir trapsen 124
Nachtschlafend: Zu (in, bei) nachtschlafender Zeit 125
Nadel: Etwas mit der heien Nadel/mit heier Nadel nhen,
stricken 125
Nadelhr: Leichter (eher) geht ein Kamel durch ein Nadelhr
als 125
Nagel: Den Nagel auf den Kopf treffen 126
Ngel: Jemandem brennt etwas auf den Ngeln 126
Nagelprobe: Die Nagelprobe machen 126
Nhkstchen: Aus dem Nhkstchen plaudern 127
Neid: Blass/gelb/grn vor Neid sein/werden 127
Nenner: Etwas auf einen (gemeinsamen) Nenner bringen 127
Neun: (Ach) du grne Neune 127
Nieren: An die Nieren gehen 128
Nolens volens 128
Nomen: Nomen est omen 128
Nonplusultra: Das Nonplusultra sein 129
Noten: Nach Noten 129
Nullachtfnfzehn: Nullachtfnfzehn 129
Nummer: Bei jemandem eine gute Nummer haben 130
317 Register
O
O: Das A und O von etwas sein 9
Oberhand: Die Oberhand haben/behalten/gewinnen 130
Oberstbchen: Nicht ganz richtig im Oberstbchen sein 130
Oberwasser: Oberwasser haben/bekommen/behalten 130
Obolus: Seinen Obolus entrichten 131
Ochsentour: Die Ochsentour machen 131
Ohr: Jemanden bers Ohr hauen 131
Ohren: Sich etwas hinter die Ohren schreiben 132
Ohren: Noch nicht trocken hinter den Ohren sein 132
Ohren: Es (faustdick) hinter den Ohren haben 132
Ohren: Bis ber beide Ohren verliebt sein 133
l: l auf die Wogen gieen 133
lgtze: Wie ein lgtze (dastehen u. a.) 133
Olim: Seit (zu, aus, vor) Olims Zeiten 133
Olle Kamellen 75
On the rocks 134
Onkel: ber den groen Onkel gehen 134
Oskar: Frech wie Oskar 134
Otto: Otto Normalverbraucher 134
P
Paare: Zu Paaren treiben 135
Panier: Sich etwas auf sein Panier schreiben 135
Pantinen: Aus den Pantinen kippen 135
Pantoffel 136
Pappe: Nicht von Pappe sein 136
Pappenheimer: Seine Pappenheimer kennen 136
Pappenstiel: Ein Pappenstiel 137
Parade: Jemandem in die Parade fahren 137
Paroli: Jemandem/einer Sache Paroli bieten 137
Patsche: Jemandem aus der Patsche helfen 138
Pech: Pech haben 138
Pegasus: Den Pegasus besteigen 138
Perlen: Perlen vor die Sue werfen 138
Persilschein: Jemandem einen Persilschein ausstellen 139
Petto: Etwas in petto haben 70
Register 318
Pfahl 139
Pfanne: Etwas auf der Pfanne haben 140
Pfeffer: Pfeffer im Hintern haben 140
Pfeffer: Wo der Pfeffer wchst 140
Pfennig: Durch Mark und Pfennig gehen 114
Pferde: Mit jemandem Pferde stehlen knnen 141
Pferdefu: Einen Pferdefu haben 141
Pfifferling: Keinen Pfifferling wert sein 142
Pfingstochse: Geschmckt wie ein Pfingstochse 142
Pflock: Einen Pflock zurckstecken 142
Pfunde: Mit seinen (anvertrauten) Pfunden wuchern 143
Phnix: Wie ein Phnix aus der Asche steigen/sich wie ein Phnix
aus der Asche erheben 144
Piepe, piepegal: Piepe, piepegal sein 190
Pik: Einen Pik auf jemanden haben 145
Pike: Von der Pike auf dienen 145
Pike: Etwas von der Pike auf lernen 145
Pilatus: Von Pontius zu Pilatus laufen 148
Plan: Auf den Plan treten 145
Platonisch: Platonische Liebe 146
Platte 146
Plazet: Sein Plazet geben 147
Pleite: Pleite machen/pleitegehen 147
Plethi: Krethi und Plethi 91
Pol: Der ruhende Pol 147
Polen: Noch ist Polen nicht verloren 147
Polizei: Die Polizei, dein Freund und Helfer 148
Pontius: Von Pontius zu Pilatus laufen 148
Popanz: Der Popanz fr jemanden, jemandes Popanz sein/sich
zum Popanz machen 149
Posemuckel: Aus Posemu(c)kel kommen, sein 149
Positur: Sich in Positur setzen/stellen/werfen 150
Possen: Possen reien 150
Post festum: Post festum 150
Potemkinsche Drfer: Potemkinsche Drfer errichten, aufbauen 150
Potte: Zu Pott(e) kommen 150
Pr: Das Pr haben 151
319 Register
Q
Quitt: Mit jemandem quitt sein 156
Quivive: Auf dem Quivive sein 156
Quod: Quod erat demonstrandum 156
Quod: Quod licet Iovi, non licet bovi 157
R
Rache: Montezumas Rache 120
Rdern: Sich wie gerdert fhlen 157
Rand: Den (seinen) Rand halten 158
Rand: Auer Rand und Band geraten/sein 158
Rand: Sich am Rande verstehen 158
Rand: Mit etwas/mit jemandem zurande (auch: zu Rande)
kommen 159
Rang: Jemandem den Rang ablaufen 159
Ranzen: Ranzen 159
Rson: Jemanden zur Rson bringen 159
Ration: Die eiserne Ration angreifen 160
Recht: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren 74
Recht: (Nur) recht und billig sein 160
Rede: Jemandem Rede und Antwort stehen 160
Reden: (Groe) Reden schwingen 160
Register 320
S
Sack: (Auf) den Sack schlagen und den Esel meinen 170
Sack: In Sack und Asche gehen 170
Salat: Da haben wir den Salat! 171
Salm: Einen langen Salm um etwas machen 171
Salzsule: Zur Salzsule erstarren 171
Samariter: Barmherziger Samariter 17
Sancta simplicitas 172
Sand: Jemandem Sand in die Augen streuen 172
Sand: Auf Sand gebaut haben 172
Sand: Auf dem Sand sitzen 173
Sand: Auf den Sand setzen 173
Sand: In den Sand setzen 173
Sand: Den Kopf in den Sand stecken 88
Sand: Im Sande verlaufen 173
Sandmann: Der Sandmann kommt 173
Sang: Ohne Sang und Klang/sang- und klanglos 174
Snger: Darber schweigt des Sngers Hflichkeit 64
Sattel: Jemanden aus dem Sattel heben/werfen 174
Sau: wie eine gesengte Sau 174
Sau: Keine Sau 174
Sau: Unter aller Sau 174
Sue: Perlen vor die Sue werfen 138
Saulus: Aus einem Saulus ein/zu einem/zum Paulus
werden 175
Saus: In Saus und Braus leben 175
Schabernack: Jemandem einen Schabernack spielen/mit
jemandem Schabernack treiben 176
Schaf: Ein schwarzes Schaf 176
Schfchen: Sein Schfchen ins Trockene bringen 176
Schale: Sich in Schale werfen 177
Schalk: Jemandem sitzt der Schalk im Nacken/hinter den
Ohren 177
Schanze: Sein Leben fr etwas oder jemanden in die Schanze
schlagen 177
Scharte: Eine Scharte (wieder) auswetzen 177
Register 322
Schatten 178
Scheffel: Sein Licht (nicht) unter den Scheffel stellen 106
Scheideweg: Am Scheideweg stehen 179
Schelm: Jemandem sitzt der Schelm im Nacken/hinter den
Ohren 177
Schema: Nach Schema F 180
Scherbengericht: Ein Scherbengericht veranstalten/
abhalten 180
Scherflein: Sein Scherflein zu etwas beitragen 180
Scheuklappen: Scheuklappen tragen 181
Schieben: Kohldampf schieben 85
Schieben: Eine ruhige Kugel schieben 95
Schief: Schief ist englisch (und englisch ist modern)! 181
Schieen: Zum Schieen sein 181
Schiehund: Aufpassen wie ein Schiehund 181
Schikanen: Mit allen Schikanen 182
Schild: Jemanden auf den Schild (er)heben 182
Schild: Etwas im Schilde fhren 182
Schimpf: Mit Schimpf und Schande 182
Schimpfen: Schimpfen wie ein Rohrspatz 167
Schindluder: Schindluder treiben/spielen mit jemandem 183
Schippe: Jemanden auf die Schippe nehmen 183
Schislaweng: Mit Schislaweng 293
Schlachtbank: Wie ein Lamm zur Schlachtbank gefhrt
werden 97
Schlaf: Den Seinen gibts der Herr im Schlaf 60
Schlafittchen: Jemanden am/beim Schlafittchen, (auch:)
Schlafittich nehmen/packen 183
Schlamassel 184
Schlange: Eine Schlange am Busen nhren 184
Schliche: Jemandem auf die Schliche kommen 184
Schlips: Jemandem auf den Schlips treten 185
Schlitten: Mit jemandem Schlitten fahren 185
Schlosshund: Wie ein Schlosshund heulen 185
Schmalhans: Da (dort) ist Schmalhans Kchenmeister 185
Schmarren: Das geht dich einen Schmarren an 186
Schmieden: Rnke schmieden 159
323 Register
T
Tabak: Starker Tabak/(meist:) Tobak sein 236
Tabula rasa: Tabula rasa machen 236
Tacheles: Tacheles mit jemandem/miteinander reden 236
Register 328
U
bel 254
berlassen: Jemandem das Feld berlassen 34
berschreiten: Den Rubikon berschreiten 169
blich: Die blichen Verdchtigen 255
Ufer: Vom anderen Ufer sein 255
Ulrich: Den heiligen Ulrich anrufen 255
Ultima Ratio 255
Register 330
V
Va banque: Va banque spielen 259
Vae victis 259
Valet: Einer Sache Valet sagen 259
Vandalen: Hausen wie die Vandalen 260
Variatio: Variatio delectat 260
Vterchen: Vterchen Frost 260
Veni: Veni, vidi, vici 260
Verblmt 21
Verbocken 21
Verbrannt: Verbrannte Erde 261
Vergasung: Etwas bis zur Vergasung tun/betreiben 261
Vergeblich: Vergebliche (verlorene) Liebesmh(e) sein 108
Verknusen: Jemanden/etwas nicht verknusen knnen 262
Verlaufen: Im Sande verlaufen 173
Verliebt: Bis ber beide Ohren verliebt sein 133
Verlieren: Das Gesicht verlieren 46
Verlieren: Bei jemandem ist Hopfen und Malz verloren 65
Verlieren: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren 74
Verlieren: Noch ist Polen nicht verloren 147
Vermasseln: Jemandem die Tour vermasseln 246
331 Register
W
Wachsen: Wo der Pfeffer wchst 140
Waffen: Die Waffen strecken 268
Wagen: Sich in die Hhle des Lwen wagen 64
Wahr: (Nicht) der wahre Jakob sein 72
Wahren: Das Gesicht wahren 46
Wahrheit: Die nackte Wahrheit sein 269
Wald: Das Schweigen im Walde 200
Walze: Auf die Walz(e) gehen/auf der Walz(e) sein 269
Wand: Den Teufel an die Wand malen 240
Wandalen: Hausen wie die Wandalen 260
Warten: Warten knnen, bis man schwarz wird 269
Waschen: Seine Hnde in Unschuld waschen 53
Wasser 270
Wasserglas: Ein Sturm im Wasserglas 233
Waterloo: (S)ein Waterloo erleben 271
Register 332
X
X: Jemandem ein X fr ein U vormachen 286
Z
Zack 287
Zahl: Die Zahl der/ihre Zahl ist Legion 101
Zahl: Rote Zahlen 168
Zahn: Einen Zahn zulegen 287
Zahn: Der Zahn der Zeit 287
Zahn: Jemandem auf den Zahn fhlen 288
Zhneklappern: Es herrscht Heulen und Zhneklappern 61
Zampano: Den Zampano machen u. . 288
Zaun: Etwas (einen Streit, Krieg u. .) vom Zaun brechen 288
Zaunpfahl: Ein Wink mit dem Zaunpfahl 288
Zeche: Die Zeche prellen 288
Zehntausend: Zu den oberen Zehntausend gehren 289
Zeichen 289
Zeigen: Jemandem die kalte Schulter zeigen 193
Zeigen: Jemandem den Vogel zeigen 265
Zeit: Zu (in, bei) nachtschlafender Zeit 125
Zeit: Seit (zu, aus, vor) Olims Zeiten 133
Register 334