Vdi 3398 e 2011-09
Vdi 3398 e 2011-09
Vdi 3398 e 2011-09
Inhalt Seite
Vorbemerkung .................................................................................................2
Einleitung .........................................................................................................2
1 Anwendungsbereich ................................................................................3
2 Normative Verweise ..................................................................................3
3 Formelzeichen und Abkürzungen ...........................................................3
4 Verfahrenskonzepte .................................................................................5
5 Schleifspaltgeometrie...............................................................................5
5.1 Geometrie und Anordnung der Werkstückauflage.............................5
5.2 Regelscheibengeometrie ....................................................................7
5.3 Schleifscheibengeometrie ..................................................................7
6 Schleifspaltkomponenten (Werkzeuge) ..................................................7
6.1 Schleifscheibe ....................................................................................7
6.2 Regelscheibe ....................................................................................10
6.3 Werkstückauflage und Axialanschlag ..............................................11
6.4 Abrichten .........................................................................................12
6.5 Kühlschmierung ...............................................................................13
7 Technologie.............................................................................................14
7.1 Technologische Grundlagen ............................................................14
7.2 Entstehung von Rundheitsfehlern ....................................................15
7.3 Fehleranalyse und -behebung ..........................................................15
8 Maschinenkonzepte ................................................................................16
8.1 Aufbau Maschinensystem ................................................................16
8.2 Kinematisches System .....................................................................19
8.3 Klassifikation nach der Bauweise ....................................................19
8.4 Klassifikation nach dem Schleifspalt ...............................................20
9 Werkstückhandling .................................................................................20
9.1 Allgemeines .....................................................................................20
9.2 Zu- und Abführungen beim Durchgangschleifen ............................21
9.3 Zu- und Abführungen beim Einstechschleifen ................................23
10 Anwendungsbeispiele ............................................................................27
Schrifttum ......................................................................................................32
Einleitung
Bild 1. Werkstückbeispiele für die Spitzenlosbear-
Bereits im Jahr 1853 gab es erste Entwürfe von beitung (Quelle: Schaudt Mikrosa GmbH)
Spitzenlosschleifmaschinen, wobei Werkstücke
zwischen einer Schleifscheibe und einer geboge- Nach DIN 8589-11 wird das Spitzenlosschleifen
nen Werkstückauflage bearbeitet wurden. Der Pro- als Rundschleifen beschrieben, bei dem „die rota-
zess des Spitzenlosschleifens, wie er heute mit tionssymmetrischen Werkstücke ohne feste Ein-
Entwurf VDI 3398 –3–
vfad
dr nr
Iw
Iw eff
dw nw Werkstück
Schleifscheibe E
Werkstückauflage
Abrichtwerkzeug ds ns
Schleifscheibe vfr
vfad nR
bs eff
aed
nr
Abrichtwerkzeug
Werkstück Regelscheibe
nachher
Iw
Įr Durchlaufrichtung
Iw eff
dw Werkstück vorher
dw0 = dw + z
ȕ
Schleifscheibe ds Werkstückauflage
ns
Abrichtwerkzeug
Schleifscheibe
Vfad nR
įs
bs a
bs eff
bs
aed
4 Verfahrenskonzepte
Werkstück
Beim Spitzenlosschleifen wird zwischen dem Ein-
Mw
stech- und dem Durchgangschleifen unterschieden. ds
M w dw
Bei der Verfahrensvariante Spitzenlos-Einstech- dr
Schleifscheibe
Ȗ> 0
Regelscheibe
Höhenlage
h>0
.
Schleifspaltanordnung
„unter Mitte“
Schleifspaltanordnung Ȗ< 0
„über Mitte“
Schleifscheibe .
Höhenlage Regelscheibe
h<0
Werkstückauflage
ȕ1 Fver ȕ2 Fver
Fhor
Fhor
ȕ1 = 30° ȕ2 = 15°
Werkstückauflage Werkstückauflage
Bild 7. Einfluss des Werkstückauflagenwinkels auf
die Kraftaufteilung (Quelle: WZL Aachen)
Werden Werkstücke im Einstechschleifen auf un-
Bild 9. Werkstückauflage für das Spitzenlos-
terschiedlichen Durchmessern bearbeitet, ist die Durchgangschleifen (Quelle: Schaudt Mikrosa
Werkstückauflage werkstückspezifisch profiliert GmbH)
(Bild 8). Die Abstützung sollte hier an zylindri-
schen Werkstückflächen, und nicht an komplexen
Profilen erfolgen. Für eine gleichmäßige Auflage
ist zu berücksichtigen, dass entweder alle oder
keiner der Sitze während des Schleifprozesses
bearbeitet werden. Beim Spitzenlos-Durchgang-
schleifen ist die Fläche der Werkstückauflage eben
(Bild 9).
Tabelle 1. Vor- und Nachteile beim Schleifen über und unter Mitte
Schleifanordnung Vorteile Nachteile
„über Mitte“ x im Allgemeinen robuster im Bezug auf die x Werkstück wird nur von unten abgestützt und
Prozesssicherheit kann von der Werkstückauflage abheben bzw.
x vereinfachte Beladung und Kühlmittel- aus dem Schleifspalt gedrückt werden.
zufuhr x Bei größeren Höhenlagen kann es zu einem
Durchrutschen zwischen Werkstück und
Regelscheibe kommen.
„unter Mitte“ x kein Herausspringen der Werkstücke mög- x größere Gefahr vor Rundheitsfehlern am
lich, da Werkstücke nach oben durch Werkstück
Schleif- und Regelscheibe abgestützt sind x Geringerer Abstand zwischen Schleif- und
x höhere Schleifkräfte möglich Regelscheibe erschwert die Beladung und
x reduzierung des Schleifscheiben- Kühlmittelzufuhr.
verschleißes durch höhere realisierbare
Werkstückdrehzahlen
Entwurf VDI 3398 –7–
Bild 12. Mikroskopische Struktur einer Diamant- Bild 14. Mikroskopische Struktur einer CBN-
schleifscheibe in Kunstharzbindung Schleifscheibe in galvanischer Bindung
6.2 Regelscheibe
Die Regelscheibe hat die Aufgabe, das Werkstück
abzustützen und seine Drehzahl zu regulieren.
Deshalb sollte die Regelscheibe steif ausgeführt
sein und einen hohen Reibkoeffizienten besitzen.
6.2.1 Typen
Eigenschaften der verschiedenen Regelscheibenty-
pen werden in Tabelle 4 gegeben.
6.2.2 Formen und Maße
Gängige Regelscheiben werden in den Formen 1, 5
und 7 nach DIN ISO 525 eingesetzt (Bild 17). Die
Formen 5 und 7 ermöglichen den Einsatz breiterer
Regelscheiben, als die Regelscheibenaufnahme
Bild 16. Diamant-Schleifscheibe in Kunstharz- zulässt.
Bindung (Quelle: Wendt GmbH)
Durchgangschleifen
6.1.3 Kornwerkstoffe Die Regelscheibe sollte mindestens in der gleichen
Grundsätzlich werden auch zum Spitzenlosschlei- Breite wie die Schleifscheibe ausgelegt sein, um
fen Kornwerkstoffe eingesetzt, die ein „kühles“ einen sicheren Werkstücktransport und eine gute
Schleifen ermöglichen. Neben den charakteristi- Abstützung zu gewährleisten.
schen Eigenschaften des Kornwerkstoffs selbst
Einstechschleifen
(Härte, Abriebfestigkeit, Schneidkantenausbildung,
Splitterfähigkeit, Konditionierbarkeit usw.) müssen Regelscheiben unterschiedlicher Breite können als
bei der Auswahl eines geeigneten Kornwerkstoffs Sätze so zusammengestellt sein, dass sie die zu
auch die besonderen Anforderungen des Verfah- schleifenden Werkstückabschnitte optimal abstüt-
rens, das zu zerspanende Werkstückmaterial sowie zen.
die gewählte Schleifscheibenbindung berücksich-
tigt werden. Tabelle 3 kann daher nur einen gro-
ben Überblick geben:
Tabelle 3. Empfehlungen für Kornwerkstoffe in Abhängigkeit der bearbeiteten Werkstoffgruppe
Werkstoffgruppe Kornwerkstoff Empfehlung
konventionelle Schleifscheiben hochharte Schleifscheiben
Unlegierter und niedrig legierte Stahl, Edelkorund weiß
ungehärtet Halbedelkorund braun –
Sinterkorundmischung
Stahl, gehärtet niedrig legiert Edelkorund weiß
(bis ca. HRC 62) CBN
Sinterkorundmischungen
Stahl, gehärtet hoch legierter Siliziumcarbid grün
(Härte > HRC 62) Edelkorundmischungen CBN
Sinterkorundmischungen
Rost- und säurebeständiger Stahl, Edelkorund weiß
ungehärtet Halbedelkorund braun –
Sinterkorundmischungen
Rost- und säurebeständiger Stahl,
Siliziumcarbid grün CBN
gehärtet, hoch legiert
Grauguss und Hartguss Edelkorund weiß
Sinterkorundmischungen –
Siliziumkarbid grün
Nichteisenmetall Siliziumkarbid grün –
Keramik, Hartmetall Siliziumcarbid grün Diamant
Kunststoff, Gummi Siliziumcarbid grün –
Glas – Diamant
Entwurf VDI 3398 – 11 –
ae_soll 1)
rs rr
vw
O
vs S
vr
R ae2
2)
A rs rr
vw
O
vs S
ae3 vr
3)
R
rs rr
vw A
O
vs S vr
R
A
7.3.2 Sensorik
Zur Charakterisierung und Regelung des Schleif-
prozesses werden in vielfältiger Weise Sensoren
eingesetzt (Tabelle 7). Die Einbindung der Sen-
sorik in die Maschinensteuerung beeinflusst unmit-
telbar die Produktivität der Spitzenlosschleifma-
schine und die Qualität der Werkstücke. Hierdurch
können die Werkzeugkosten und Prozesszeiten
minimiert werden.
7.3.3 Fehler und Fehlerursachen
In Tabelle 8 sind Fehler auf dem Werkstück
sowie Fehlerursachen beim Spitzenlos-Einstech-
schleifen und in Tabelle 9 beim Spitzenlos-
Durchgangschleifen dargestellt. Der Zusammen-
hang zwischen Fehler und Fehlerursache ist durch
Zahlen von 1 bis 5 gewichtet, wobei 1 einen sehr
ausgeprägten Zusammenhang und 5 einen schwa-
chen Zusammenhang darstellen.
Bild 24. Mögliche Amplituden verschiedener Werk-
8 Maschinenkonzepte stückwelligkeiten (Quelle: WZL Aachen)
8.1 Aufbau Maschinensystem Beim Spitzenlosschleifen sind die Maschinen auf-
Der prinzipielle Aufbau einer Spitzenlosschleifma- grund der großen Scheibeneingriffsbreiten hohen
schine ist in Bild 25 dargestellt. Belastungen ausgesetzt. Dementsprechend müssen
sie eine sehr hohe statische, dynamische und ther-
mische Steifigkeit aufweisen.
Tabelle 6. Typische Messverfahren zur Durchmessererfassung der Werkstücke
Messverfahren Beispiel Eigenschaften
Taktil Messtaster robust und schmutzunempfindlich; Messwertgeberaufbau und dynamische
Belastbarkeit verlangen besondere Beachtung
Pneumatisch Ringdüse insbesondere gegen Verschmutzung unempfindlich, erfassen jedoch nur
einen kleinen Durchmesserbereich
Optisch Laserinterferometer erfordern eine trockene und saubere Werkstückoberfläche
Induktiv Wirbelstromsensoren erfassen nur einen eingeschränkten Durchmesserbereich
Regelscheibenneigung/Axialer Anschlag
Schleifscheibenkondition (Wirkrautiefe)
Regelscheibenschlittenschwenkung
Höhenlage der Werkstückauflage
Schleifscheibenspezifikation
Schleifscheibenverschleiß
Werkstückvorbearbeitung
Schleifscheibenunwucht
Regelscheibendrehzahl
Schnittgeschwindigkeit
Schleifscheibenform
Regelscheibenform
Werkstückgewicht
Einstechvorschub
Kühlmittelfilterung
Vorarbeit-Richten
Werkstückhärte
Kühldüsen
Schleifzeit
Fehler
Werkstückrundheit
Unrundheit/Welligkeit 1 3 2 4
Rattermarken 3 2 2 2 3 1
Flache Stellen 1 2 2
Werkstückform
Konvexe/konkave Zylinderabweichung 1 1
Konische Zylinderabweichung 3 1 1 2
Längenabweichung 1
Geradheit unzureichend/Rundlauf unzulässig 1 2 3 1
Werkstückoberfläche
Große Rauheit 3 2 1 3 3
Thermische Randzonenbeschädigung 3 2 1 3 1 2
Schleifrisse 3 2 1 3 1 1
Werkstückdurchmesser
Maßveränderung 1 2 3 3
Schleifscheibenkondition (Wirkrautiefe)
Führungsbacke am Einlauf/auslauf
Höhenlage der Werkstückauflage
Schleifscheibenspezifikation
Schleifscheibenverschleiß
Werkstückvorbearbeitung
Schleifscheibenunwucht
Schnittgeschwindigkeit
Regelscheibenneigung
Schleifscheibenform
Abrichtereinstellung
Regelscheibenform
Werkstückgewicht
Einstechvorschub
Kühlmittelfilterung
Vorarbeit-Richten
Werkstückhärte
Kühldüsen
Schleifzeit
Fehler
Werkstückrundheit
Unrundheit/Welligkeit 1 3 2 2 3 4 5 5
Rattermarken 2 3 2 2 3 1
Flache Stellen 1 3 3
Werkstückform
Konvexe/konkave Zylinderabweichung 3 2 2 1
Zylindrische/konische Zylinderabweichung 1 2 3
Geradheit/Rundlauf unzureichend 1 3 1 2 4
Schraubenlinienförmige Formabweichung 1 1 2 2 2 3 3 4
Werkstückoberfläche
Große Rauheit 1 2 1 3 3 3
Thermische Randzonenbeschädigung 1 1 3 3 1 2
Schleifrisse 1 1 3 1 2
Werkstückdurchmesser
Maßveränderung 1 1 2 2 3
– 18 – VDI 3398 Entwurf
Bild 25. Prinzipieller Aufbau einer Spitzenlosschleifmaschine (Quelle: Schaudt Mikrosa GmbH)
Bild 26. Achsen und Bewegungsrichtungen einer Spitzenlosschleifmaschine (Quelle: Schaudt Mikrosa
GmbH)
Entwurf VDI 3398 – 19 –
Das Maschinebett als Basis besteht aus Guss, Mi- an der Regelscheibe und eines zu hohen Reibmo-
neralguss oder Granit. Eine integrierte Bettspülung ments an der Werkstückauflage zu umgehen, wird
dient zur Reinigung und gleichmäßigen Temperie- die Anordnung von Schleif- und Regelscheiben
rung. Das Maschinebett steht auf schwingungs- schräg ausgeführt. Dadurch wird ein Teil der
dämpfenden Nivellierelementen, die gleichzeitig Werkstückgewichtskraft auf die Regelscheibe ver-
zur Justage der Maschine dienen. lagert, sodass sich die Normalkraft an der Werk-
Auf dem Maschinenbett befinden sich die Bau- stückauflage verringert. Anschliffe auf dem Werk-
gruppen für Schleif- und Regelspindel. Diese kön- stück können bei dieser Bauform vermieden wer-
nen, je nach Typ, als feste oder bewegliche Syste- den, da das Werkstück beim Andrehen unterstützt
me ausgeführt sein. Zur Lagerung von Schlitten wird. Ist die Schleifscheibe zur Regelscheibe so
dienen Gleitführungen oder Stick-Slip-freie Wälz- weit geneigt, dass die Gewichtskraft des Werk-
führungen. Die Vorschubbewegung erfolgt durch stücks hauptsächlich durch die Regelscheibe auf-
mechanische, pneumatische oder hydraulische genommen wird, spricht man von einer vertikalen
Achsen, die manuell oder CNC-gesteuert werden. Anordnung. Hierbei wird neben der Erzielung
eines hohen Anpressdrucks zwischen Werkstück
Vorteilhaft sind Schleifspindelantriebe, die eine
und Regelscheibe eine günstige Zu- und Abfuhr
konstante Umfangsgeschwindigkeit von 20 m/s bis
schwererer Werkstücke gewährleistet. Bei dieser
63 m/s für konventionelle sowie von bis zu
Sonderbauform ist allerdings nur das Schleifen
120 m/s für Schleifscheiben mit hochharten
„unter Mitte“ möglich.
Schleifmitteln ermöglichen. Aufgrund der großen
Scheibenmassen kommt dem Auswuchten eine Tabelle 10. Achsen und Relativbewegungen beim
besondere Bedeutung zu. Aus diesem Grund sind Spitzenlosschleifen
automatische Auswuchtsysteme von Vorteil.
Achse Relativbewegung
Um eine Vorschubbewegung des Werkstücks in
axialer Richtung zu erzielen, muss die Regelspin- Hauptachsen
del um den Winkel Įr geneigt werden. Die Dreh- X1 radial zwischen Schleifscheibe und
bewegung der Regelspindel muss sehr konstant Werkstück
und gleichförmig sein. Deshalb kommen hier vor- X4 radial zwischen Regelscheibe und
zugsweise Servomotoren zum Einsatz. Die Über- Werkstück
tragung vom Motor zur Spindel erfolgt mittels S1 Drehbewegung der Schleifscheibe
Getriebe und ermöglicht Drehzahlen von 3 min–1 S2 Drehbewegung der Regelscheibe
bis zu 1000 min–1. Hilfsachsen
Der Sekundärschutz deckt den Arbeitsraum ab und X2 radial zwischen Abrichtwerkzeug und
hat die Aufgabe den Bediener zu schützen. Man Schleifscheibe
unterscheidet voll- und teileingehauste Maschinen. X3 radial zwischen Abrichtwerkzeug und
Regelscheibe
8.2 Kinematisches System
X6 axiale Verstellung des Sprühschutzes
Achsen und Bewegungsrichtungen einer Spitzen-
losschleifmaschine werden in Bild 26 dargestellt. Z2 axial zwischen Abrichtwerkzeug und
Schleifscheibe
Tabelle 10 listet Bewegungen und Verstellungen
Z3 axial zwischen Abrichtwerkzeug und
auf, die bei Spitzenlosschleifmaschinen notwendig Regelscheibe
bzw. vorhanden sein können.
Z4 axiale Verstellung der Werkstückauflage
8.3 Klassifikation nach der Bauweise Y1 Höhenverstellung der Werkstückauflage
Spitzenlosschleifmaschinen können hinsichtlich S6 Drehbewegung des Abrichtwerkzeugs
der Maschinenkonstruktion in drei gebräuchliche für die Schleifscheibe
Anordnungen unterschieden werden (Bild 27). A3 Neigung der Regelspindel um den Win-
Die horizontale Bauweise bietet eine gute Zugäng- kel Įr
lichkeit beim Einrichten der Maschine und stellt B1 Schwenken der Regelscheibeneinheit
die gebräuchlichste Bauform dar. Diese Horizon- um den Winkel į
talbauweise führt beim Schleifen schwerer Werk- B3 Schwenken des Regelscheibenabrich-
stücke zu einem hohen Reibmoment an der Werk- ters um den Winkel Į'r
stückauflage und einer geringen Anpresskraft an B4 Schwenken der Werkstückauflage um
der Regelscheibe, wodurch die Regelung der den Winkel įa
Werkstückgeschwindigkeit beeinträchtigt wird.
Um den Nachteil einer zu geringen Anpresskraft
– 20 – VDI 3398 Entwurf
9 Werkstückhandling
9.1 Allgemeines
Die Produktivität von Werkzeugmaschinen wird
heute wesentlich von dem eingesetzten
Bild 27. Werkzeuganordnungen in Spitzenlos- Handlingsystem bestimmt. Aus Sicherheitsgründen
schleifmaschinen (Quelle: WZL Aachen)
können hochproduktive Maschinen, wie Spitzen-
SLS Schleifscheibe g Schwerkraft losschleifmaschinen, nicht mehr von Hand be- und
RS Regelscheibe x Zustellung entladen werden. Je nach Automatisierungsgrad
AS Auflageschiene
der Werkzeugmaschine ergibt sich eine mehr oder
weniger vollständige Handhabungskette
(Bild 29).
a) b)
Auflageschiene x4
x1 x4 x1Zustellbewegung
ortsfest Regelscheibe x1
Maschinenbett
Maschinenbett ortsfest
Zustellbewegung Zustellbewegung
Zustellbewegung Regelscheibe und
Schleifscheibe Regelscheibe
Auflageschiene zur Schleifscheibe
Bild 28. Ortsfester und beweglicher Schleifspalt (Quelle: Schaudt Mikrosa GmbH)
Entwurf VDI 3398 – 21 –
9.2 Zu- und Abführungen beim schmalen Ringen ist hierbei sehr schnell die Gren-
Durchgangschleifen ze des Realisierbaren erreicht. Deshalb werden
Ringe dem Schleifspalt meist rotierend durch
9.2.1 Ringe und Scheiben
Zweiwalzenzuführungen zugeführt und die Strang-
Ringe und Scheiben (z. B. Kugellageraußenringe bildung erfolgt durch automatisierte Systeme aus
oder Ventilsitzringe für die Automobilindustrie) dem Schüttgut (Bild 30).
werden im Durchgangschleifverfahren im Strang
Die Werkstücke können an unterschiedlichen Stel-
geschliffen. Bei manueller Beladung der Zufüh-
len in die Handhabungskette gelangen oder dieser
rung und leichten Werkstücken ist es möglich,
entnommen werden, jedoch müssen mindestens
einfache Flachbänder oder V-Bänder als Zufüh-
das Zuführen und das Abführen durch eine Hand-
rung einzusetzen. In diesem Fall wird der Maschi-
habungseinrichtung ausgeführt werden. Speziell
ne ein ruhender oder nicht rotierender Strang zuge-
für das Spitzenlosschleifen sind nur direkte Zu-
führt. Die Werkstücke werden erst beim Einlaufen
und Abführungen zum Schleifspalt relevant. Alle
in den Schleifspalt in Rotation versetzt. Nachteil
anderen Komponenten der Handhabungskette tref-
dieser Art der Zuführung ist, dass gerade bei ge-
fen genauso auch für andere Bearbeitungsverfah-
ringem Aufmaß Anschliffe entstehen können, die
ren oder Werkzeugmaschinen zu. Deshalb werden
durch den Schleifprozess nicht mehr beseitigt wer-
im Weiteren nur die Zu- und Abführungen zum
den können. Außerdem muss der Bediener ständig
Schleifspalt betrachtet (Tabelle 11).
mit der Durchgangsgeschwindigkeit der Maschine
Werkstücke auf das Zuführband auflegen. Bei sehr
Ordnen Transportieren
Zuteilen Zuführen
Sortieren Speichern
Richten
Speichern Maschine
Messen Abführen
Abtransportieren Bearbeitung
NIO-Ausschleusung
Tabelle 11. Unterscheidung der Handhabungseinrichtungen für das Spitzenlosschleifen nach dem Schleif-
verfahren
Durchgangschleifen Einstechschleifen
rotierende Zuführung ruhende Zuführung greiferbehaftete Zufüh- greiferlose Zuführung
rung
Kurze Werkstücke leichte Werkstücke Verwendung von Roh- und Zuführung durch
(/L > 1, (/L = (0,1…1), Fertigteilgreifern für schnel- Einschieber
z. B. Lagerringe) z. B. Bolzen) len Werkstückwechsel
2-Walzen-Zuführung Bandzuführung Ein- bis Sechsfachproduk- Abführung durch Weit-
tion möglich hubband
1-Walzen-Abführung Bandabführung
Lange Werkstücke
(/L < 1, z. B. Stangen)
Rollengangzuführung
Rollengangabführung
– 22 – VDI 3398 Entwurf
10 Anwendungsbeispiele
Bild 37. Spitzenlos-Einstechschleifen von Nockenwellen (Quelle: Schaudt Mikrosa GmbH/WENDT GmbH)
Werkstück: Nockenwelle (Schalenhartguss, GGG 70 50 HRC), 5 Lagerstellen Ø 28 mm
Schleifscheibe: CBN-Schleifscheiben in galvanischer Bindung, Korngröße B252 µm
Prozessparameter: vs = 90 m/s ts = 17 s z = 4 mm Q'w = 10 mm3/(mm · s)
KSS: Öl
Werkstückqualität Rz = 20 µm
Standzeit: 700 000 Wellen
Prozess: Fertigschleifen
Werkstück: Düsennadel (S 6-5-2, 750HV10); Ø 4,2 mm × 43 mm
Schleifscheibe: Siliziumcarbid-Schleifscheibe in keramischer Bindung, Korngröße 240
Prozessparameter: vs = 45 m/s ts = 4,3 s z = 0,02 mm Q´w = 0,03 mm3/(mm · s)
KSS: Öl
Werkstückqualität Rz = 0,6 µm
Durchmessertoleranz: ±0,5 µm
Rundheit: 0,5 µm
Prozess: Vorschleifen
Prozessparameter: vs = 40 m/s vfa = 1 m/min z = 0,08 mm
KSS: Emulsion
Werkstückqualität: Rz = 2 µm
Durchmessertoleranz: ±5 µm
Rundheit: 1,5 µm
Prozess Fertigschleifen
Prozessparameter: vs = 40 m/s vfa = 1 m/min z = 0,02 mm
KSS: Emulsion
Werkstückqualität Rz = 0,8 µm
Durchmessertoleranz: ±2 µm
Rundheit: 0,6 µm
– 32 – VDI 3398 Entwurf