BSW-Hinweispapier Auflagerpressung

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Nachweis der Lasteinleitung und

zulässige Pressung der Dämmung durch


aufgelegte Solaranlagen auf Flachdächern

Hinweispapier
Einleitung
Flachdächer sind häufig aufgrund ihrer Größe und Insbesondere im Bereich eines Auf- oder Aus-
Lage prädestiniert für die Installation von Solar- stiegs werden bei häufigem Begehen Dämmungen
anlagen. Ganz überwiegend werden die Solaran- verformt und beschädigt, wenn keine geeigneten
lagen auf Flachdächern aufgelegt und ballastiert. lastverteilenden Wege vorhanden sind.
Wichtiger Vorteil ist dabei, dass keine Durchdrin-
gung der Dachhaut stattfindet. Besonderes Augenmerk dieses Hinweispapieres
ist die Druckbeanspruchung der Dämmung unter-
Neben der Traglastreserve der Dachkonstruktion halb der auf das Dach aufgelegten Grundschienen
ist auch auf die lokale Belastbarkeit des Dach- der PV-Anlage (linienförmiges Auflager) bzw.
aufbaus zu achten. Dieser wird bei Flachdächern punktförmige Auflager. Dabei sind die Schneelast
heutzutage häufig als „Warmdach“ ausgeführt und die notwendige Ballastierung die maßgeben-
(Dämmung oberhalb der Tragschicht), wie in Bild 1 den Faktoren für die Pressung unterhalb der Auf-
beispielhaft dargestellt. Meist sind diese Dächer lager. Wo vorher flächige Einwirkungen vorhanden
als ungenutzte Dächer geplant worden. waren, wird der Dachaufbau und speziell die Wär-
medämmung durch punktuelle oder linienförmige
Montage und Betrieb von Solaranlagen stellen für Lagerungen der PV-Anlage belastet.
die Dachabdichtungen und die weiteren Funktions-
schichten eine Beanspruchung dar. Hierbei muss Durch die Druckbeanspruchung der Dämmung und
die Funktionstüchtigkeit jeder einzelnen Funktions- der daraus resultierenden Pressung/Verformung
schicht dauerhaft erhalten bleiben. Neben den können Schäden auftreten, z. B. in der Abdichtung.
durch die PV-Anlage hervorgerufenen ständigen Dies muss durch sorgfältige Planung und Installa-
Belastungen, die Gegenstand dieses Hinweis- tion verhindert werden. In diesem Hinweispapier
papiers sind, müssen auch temporäre Belastun- wird auf die Planung und daraus abgeleitete Maß-
gen bei Errichtung und Wartung beachtet werden. nahmen eingegangen.

Bild 1: Schematischer
Dachaufbau („Warm-
dach“) mit aufgelegtem
PV-Flachdachsystem

1
Die Dämmstoff-Norm DIN 4108-10 gibt für Polystyrol-Dämmungen mit der mittleren Druckfestigkeit "dm" für Polystyrol Hartschaum
(EPS) 100 kPa und für Polystyrol-Extruderschaum (XPS) 200 kPa an. Für Polyurethan-Hartschaum (PU) und Schaumglasdämmstoffe (CG)
werden für das Anwendungsgebiet DAA in DIN 4108-10 keine Dämmungen mit mittlerer Druckfestigkeit "dm" aufgeführt.

2
Bild 2: Schneeauflage auf einem PV-Flachdachsystem (Quelle: IBC Solar)

Normative Anforderungen
Solaranlagen unterliegen den jeweiligen fach- hergestellte Wärmedämmstoffe“). Dort wird für
spezifischen Normen und Richtlinien und denen genutzte Flachdächer mit einem Warmdachaufbau
der Bautechnik. Nach DIN 18531:2017-07 („Abdich- (Dämmung unter Dachabdichtung) das Anwen-
tung von Dächern sowie Balkonen, Loggien und dungsgebiet “DAA“ mit der Produkteigenschaft „dh“
Laubengängen“) werden Dächer mit ballastierten (hohe Druckbelastbarkeit) genannt, während für
Solaranlagen bzw. die betreffenden Dachbereiche, ungenutzte Dächer häufig die Dämmung DAA-dm
als genutzte Dächer betrachtet. Ebenso definiert (mittlere Druckbelastbarkeit) verwendet wird 1.
die Fachregel für Abdichtungen (Flachdach-
richtlinie) Dächer mit Solaranlagen als genutzte Damit gelten für die Druckbelastbarkeiten für
Flächen. Die Anforderungen an die Dämmung auf Dämmungen aus den Werkstoffen expandiertes
Flachdächern bei genutzten Dächern sind höher Polystyrol (EPS), extrudiertes Polystyrol (XPS),
als bei ungenutzten Dächern. Konkret verweisen Polyurethan Hartschaum (PU) und Schaumglas
beide für das Flachdach relevanten Normen/ (CG) die Werte aus Tabelle 1. Hierbei ist zu beachten,
Richtlinien bezüglich der Dämmung auf die DIN dass diese Werte Ergebnis von Laborprüfungen
4108-10 („Wärmeschutz und Energie-Einsparung mit Kurzzeitbelastungen sind (DIN EN 826) und der
in Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene An- Klassifizierung von Dämmungen innerhalb einer
forderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig Werkstoffgruppe dienen.

Tabelle 1: Anforderung für Druckbelastbarkeit von Dämmungen bei genutzten


Dächern im Anwendungsgebiet DAA (nach Flachdachrichtlinie)

3
Für Wärmedämmstoffe aus Mineralwolle werden in siert jedoch die Flachdachrichtlinie die anerkannten
der DIN 4108-10 für die Anwendungskategorie DAA Regeln der Technik wie im Infokasten beschrieben.
(Außendämmung Dach unter Dachabdichtung) keine
Druckbelastbarkeiten für dm (mittlere Druckbelast- Neben der Flachdachrichtlinie nennt die DIN 18531 im
barkeit) oder dh (hohe Druckbelastbarkeit) genannt. Teil 1: „Nicht genutzte und genutzte Dächer – Anfor-
Entsprechend kann daraus kein Hinweis auf die derungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze“
Druckbelastbarkeit für genutzte Dächer mit Mineral- im Kapitel 6.13 Solaranlagen weitere Planungshin-
wolledämmung gewonnen werden. Hier konkreti- weise, die zu beachten sind.

Flachdachrichtlinie Wärmedämmstoffe aus Mineralwolle nach DIN EN 13162 mit einer Druckfestigkeit/-spannung von
12-2016 Teil 3.4
Wärmedämmung
mindestens 70 kPa bei 10 % Stauchung sind bei genutzten Dachflächen geeignet, bei denen die Nut-
(6) zung ausschließlich aus Solaranlagen oder anderweitigen technischen Anlagen besteht. Oberhalb
der Wärmedämmung/Abdichtung muss eine lastverteilende Schicht angeordnet werden, die bereits
bei der Montage der Solaranlage bzw. technischen Anlage erforderlich ist. Die Freigabe des Dämm-
stoffs für diese Anwendung durch den Hersteller ist erforderlich.

Empfehlungen von Fachverbänden


von Dämmstoffen und Herstellern
In den Datenblättern der Dämmstoffhersteller die Praxis übersetzt. Nach DIN 13163, Anhang F,
werden für Deutschland als standardisierte An- kann erwartet werden, dass eine Stauchung von
gaben die Druckbelastungen nach EN 826 (CS(10)) 2 % oder weniger nach 50 Jahren auftritt, wenn sie
für eine 10 %-ige Stauchung der Wärmedämmung einer permanenten Druckspannung von 0,3 · CS(10)
angegeben (Laborwert). ausgesetzt sind.

Um aber die zulässige Pressung der Wärmedäm- XPS


mung für die besondere Belastung mit PV-Anlagen Der XPS-Hartschaum weist eine sehr hohe Druck-
einzuhalten, werden von Dämmstoffherstellern festigkeit auf (siehe Tabelle 1, Werte für CS(10)).
und Fachverbänden ergänzende Empfehlungen Bei einer Dauerbelastung von 50 Jahren und einer
hierfür vorgegeben. Stauchung von < 2 % (Langzeitkriechverhalten bei
Druckbeanspruchung, CC(2/1,5/50)) werden in den

Polystyrol Datenblättern produktspezifische Dauerdruck-


festigkeiten ermittelt nach EN 1606 angegeben.
EPS Diese Werte liegen in der Regel > 100 kPa.
Auch der Industrieverband für Hartschaum e. V. (IVH)
gibt in seinen physikalischen Eigenschaften von
EPS-Hartschaum (z. B. Styropor®) eine zulässige Mineralwolledämmstoff
Druckspannung bei ≤ 2% Stauchung an. Hier darf nur
30 % (ca. 1/3) der Druckspannung bei einer 10 %-igen
bzw. Mineralwolle
Stauchung angesetzt werden (siehe Tabelle 2). Der Fachverband für Mineralwolleindustrie weist
darauf hin, dass die zulässigen Druckspannun-
Im Falle von EPS sind die Ergebnisse aus den gen bei den einzelnen Herstellern erfragt werden
Laborprüfungen in der Produktnorm direkt für müssen, da diese von Hersteller zu Hersteller bzw.

4
Tabelle 2: Zulässige Auflagerpressung bei EPS (Quelle IVH, 4-2020)

von Typ zu Typ voneinander abweichen. Im Anhang Baustoff ideal elastisch, d.h. nach Entlastung
werden exemplarisch Informationen von ausge- stellt sich der Dämmstoff wieder in die ursprüng-
wählten Herstellern vorgestellt. liche Dicke zurück.“ Um hier die 2 % Stauchung
der Wärmedämmung bei der ständigen Last nicht

Polyurethan zu überschreiten, darf man nur 1/5 der zulässi-


gen Druckbelastbarkeit annehmen (Tabelle 3),
Untersuchungen des Industrieverbandes Poly- währenddessen diese sich für die veränderlichen
urethan-Hartschaum e. V. (IVPU) ergeben, dass Lasten auf 3/5 erhöht.
die Stauchung der Dämmschicht 2 % nicht über-
schreiten sollte. Wird die Dämmung stärker Für den PU-Hartschaum bedeutet dies, dass die
beansprucht, besteht die Gefahr, dass die Dach- Pressung unterhalb der Auflager bei ständiger
abdichtung beschädigt wird und somit eine Last den Wert von 20 kPa und bei veränderlicher
Undichtigkeit entstehen kann. Bei dieser Druck- Last 60 kPa nicht überschreiten darf (100 kPa bei
belastung von 2 %, so der IVPU, „verhält sich der 10 % Stauchung).

Tabelle 3: Lastfälle und Eigenschaftswerte von Dämmstoffen aus Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) (Quelle IVPU 2, Stand 17.03.2015).

2
https://daemmt-besser.de/fileadmin/user_upload/IVPU_Whitepaper_2015-02_Anforderung_Waermedaemmung_von_Solardaechern.pdf,
Zugriff: 20.5.2020

5
Hinweis zu Bestands-
dächern
Da bei älteren Flachdächern weder der Zustand noch
der Typ der Wärmedämmung bekannt ist, sollte dies
in der Planung einer Montage durch Probeöffnungen
überprüft werden. Da die Verweildauer einer PV-An-
lage auf dem Dach mindestens mit 20 Jahren anzu-
setzen ist, muss die Funktionstüchtigkeit des Dach-
aufbaus für diesen Zeitraum gewährleistet werden.
Es muss abgewogen werden, ob eine Sanierung vor
dem Bau einer PV-Anlage sinnvoll ist. Bild 1: Geöffnete Dachhaut mit Mineralwolldämmung (Quelle: IBC Solar).

Berechnungen
Sicherheitsbeiwerte: Die Schneelast ermittelt sich aus dem Formfak-
Da man einen Nachweis für die Auflagerpressung tor μ und dem Basiswert der Bodenschneelast
nach der Gebrauchstauglichkeit (SLS) führt, kann gemäß DIN EN 1991-1-3 NA_2019-04 3 . Wenn sich
man den Teilsicherheitsbeiwert γQ = 1,0 setzen. zwischen Modul- bzw. Kollektorreihe Schnee lokal
anhäufen kann, müssen diese Schneeanhäufun-
Dämmungen sind nicht Teil der tragenden Ge- gen durch Ansatz des Formfaktors μ 5 gem. DIN EN
bäudestruktur. Daher sind sie statisch nach dem 1991-1-3_NA_2019-04 zu berücksichtigt werden.
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (SLS) zu Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn bei
bewerten. Dies bedeutet, dass sowohl für ständige max. anzusetzender Schneelast die Anlage nicht
Lasten als auch für veränderliche Lasten ein Teil- komplett eingeschneit ist und sich keine ebene
sicherheitsbeiwert γG = γQ = 1,0 anzusetzen ist. Schneefläche bildet. Bei niedrigen Anlagenhöhen
von < 30 cm kann in der Regel von einem Formfak-
Ständige Lasten: tor μ= 0,8 ausgegangen werden.
Hierzu zählen das Eigengewicht von Solarmodu-
len bzw. Solarkollektoren, des Montagesystems Die anzusetzende Schneelast auf eine vordere und
sowie der Beschwerung bzw. Ballastierung. hintere Stütze entspricht der Schneeauflast auf
ein ganzes Modul (siehe mittlere Grundschiene in
Veränderliche Lasten: Bild 2 und nachfolgende Berechnungsbeispiele).
Hierzu zählen Wind-, Schnee- und Begehungslasten. Weitere Hinweise zur Berechnung der Schneelast
Als maßgebende Einwirkung für den Nachweis der bei Solarthermischen Anlagen finden sich im BDH/
Dämmung unter Solaranlagen ist in der Regel die BSW-Arbeitsblatt zur Ermittlung von Schneelas-
Schneelast anzusehen. ten an solarthermischen Anlagen 4.

Insbesondere bei aerodynamisch optimierten Bild 2: Schneelasteinwirkung auf einzelne Grundschienen


Montagesystemen für PV-Anlagen werden die (linienförmige Auflager). Ein farbiger Block entspricht 1/4 der
Bruttofläche eines PV-Moduls bzw. eines Solarkollektors.
Winddrucklasten auf die Dämmung derart gering,
dass sie unter Berücksichtigung der kurzen Ein-
wirkungsdauer und dem nach DIN EN 1990 an-
zusetzenden Kombinationsbeiwert Ψ kaum eine
Rolle spielen.

Begehungslasten müssen nicht mit den Schnee-


lasten auf den Modulen kombiniert werden, da
keine zusätzliche Belastung unter der Aufstands-
fläche der Solaranlage entsteht.

3
Nationaler Anhang für Deutschland zum Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen – Schneelasten
4
https://www.bdh-koeln.de/fileadmin/user_upload/ISH2019/Infoblaetter/Infoblatt_Nr_49_Mai_2012_Ermittlung_von_Schneelasten_
Solarthermie.pdf

6
Flächenpressung [kN/m2] = [kPa] inkl. Schneelast unter der Schutzlage der Grundschiene
Maßgebend für Nachweis der Wärmedämmung

Bild 3: Auflagerpressung bei unterbrochener Schutzlage für den Wasserablauf


(Quelle: BayWa r.e. SES)

Auflagerfläche nung der Grundschiene zur Trapezblechsicke die


Belastung aus PV-Anlage und Schneelast über
Linienförmige Systeme: die Grundschiene auf eine einzelne Trapezblech-
Da man bei den meisten Systemen von einer sicke konzentriert.
Lastverteilung durch die Steifigkeit der Grund-
schienen ausgehen kann, wird bei durchgehenden Bei schmalen Grundschienen, die parallel zur
Schienensystemen als Lasteinzugsbreite der Sicke verlaufen, besteht außerdem die Gefahr,
Reihenabstand des Systems multipliziert mit der dass die Dämmung nachgibt, wenn die Grund-
Schienenbreite angesetzt. schiene über dem Wellental des Trapezbleches
verläuft.
Bei linienförmigen Systemen quer zum Dachgefälle
muss man für den sicheren Wasserablauf sorgen.
Wenn eine Querentwässerung notwendig ist, müs- Vermeidung scharfer
sen die Schutzlagen unter den Schienen unterbro-
chen werden (Bild 3). In diesem Fall reduziert sich
Kanten
die Auflagerfläche um die Zwischenräume. Scharfe Kanten können Verletzungen an der Dach-
haut hervorrufen und zu Undichtigkeiten führen.
Punktuelle Systeme: Deshalb sollte ein Schutz der Dachhaut z. B. durch
Hier wird die Fläche des punktförmigen Schutzlagen oder Kantenschutz gewährleistet
Auflagers angesetzt. werden.

Scharfe Kanten können sein:


Vermeidung von • Ende von Bodenschienen
Lastkonzentrationen • Ecken oder Ränder von punktuellen Auflagern
• Zwischenstöße, z. B. bei gesägten Bodenschienen
Bei Flachdächern mit Trapezblech sollte die • Ballastwannen
Grundschiene bevorzugt quer zum Trapezblech • Firstkopplungen
verlaufen. Ansonsten wird bei paralleler Anord- • oder ähnliches

7
Berechnungsbeispiele

Berechnungsbeispiel 1:
Schneelast 5 mit 12 cm breiter Basisschiene: 85 kg/m² Die Gesamtbelastung auf ein Modul berechnet sich
(entspricht 0,85 kN/m²) als Summe aus:

10°

262
Modulfläche = Länge · Breite = 1,65 m · 0,992 m = 1,63 m²
1600
Schneelast v 111 kg
Unter Berücksichtigung des Sicherheitsniveaus für Ge- Eigengewicht Modul v 18 kg (Datenblatt Modulhersteller)
brauchstauglichkeitsnachweise (SLS) γ Q = 1,0 und dem Gewicht Montagesystem v 2 kg
Formbeiwert µ 5 = 0,8 6 ergibt sich die Schneelast auf ein (Angabe Montagesystemhersteller)
Modul zu: 1,0 · 0,8 · 85 kg/m² · 1,63 m² = 111 kg Ballast(maximal) v 25 kg
Max. Ballast auf einer Grundschiene innerhalb einer (Angabe Berechnung Montagesystemhersteller)
Reihe: 25 kg Belastung je Modul v 156 kg
10°

262

1600

Bild 4: Südaufständerung 10 ° mit einem Reihenabstand von 1,60 m und durchlaufender Schutzlage unter der Basisschiene

Für eine durchlaufende Grundschiene mit 0,12 m Breite Falls die Mineralwolle von den in Kapitel oben genann-
mit durchlaufender Schutzlage und einem Reihenab- ten Herstellern stammt, dann ergibt sich je nach Typ
stand von 1,6 Metern ergibt sich: zwischen 9 und 13 kPa zulässige Auflagerpressung, und
für dieses Rechenbeispiel wäre die Auflagerpressung
Auflagerpressung auf die Dämmung* noch eingehalten.
156 kg / (0,12 m · 1,6 m) = 813 kg/m²
813 kg/m² = 8,1 kN/m² = 8,1 kPa

Berechnungsbeispiel 2: Für zwei punktförmige Auflager mit den Maßen


Schneelast 7 200 kg/m², 2 punktförmige Auflager, 0,2 m · 0,2 m ergibt sich:
Maße 0,2 m · 0,2 m Auflagerpressung auf die Dämmung*
Last aus Schnee auf ein Modul: 1,0 · 0,8 · 200 kg/m² · 306 kg / (2 · 0,2 m · 0,2 m) = 3825 kg/m²
1,63 m² = 261 kg 3825 kg/m² = 38,3 kN/m² = 38,3 kPa

Schneelast v 261 kg Für ein Polystyrol des Typs EPS 035 DAA dh beträgt
Eigengewicht Modul v 18 kg (Datenblatt Modulhersteller) gemäß Tabelle 3 die zulässige Auflagerpressung
Gewicht Montagesystem v 2 kg 45 kPa bei 2 % Stauchung und wäre in diesem Fall
(Angabe Montagesystemhersteller) eingehalten.
Ballast(maximal) v 25 kg
(Angabe Berechnung Montagesystemhersteller) Für ein Polystyrol des Typs EPS 035 DAA dm beträgt
Belastung je Modul v 306 kg gemäß Tabelle 3 die zulässige Auflagerpressung ledig-
lich 30 kPa und wäre in diesem Fall nicht eingehalten.
Zusätzliche Maßnahmen werden erforderlich.

*)
aus Vereinfachungsgründen wurde die Modulneigung vernachlässigt und die Umrechnung von 1 kN auf 100 kg angesetzt
5
85 kg/m² sind ein hier verwendetes Beispiel. Es muss der tatsächliche Wert am Aufstellort berücksichtigt werden.
6
Der Wert kann bis auf 1,0 ansteigen, siehe DIN EN 1991-1-3:2019-04
7
200 kg/m² sind ein hier verwendetes Beispiel. Es muss der tatsächliche Wert am Aufstellort berücksichtigt werden.

8
Lösungsvorschläge
Falls die zulässige Auflagerpressung überschritten ist, dann ergeben sich
folgende Lösungsmöglichkeiten:

1. Vergrößerung der Auflagerfläche


a. Dritte Grundschiene bzw. zusätzliche Stützen
b. Zusätzliche Schutzlagen, falls diese unterbrochen sind.
c. Lastverteilungselemente unter der Grundschiene
d. Ballastwannen in Bereichen mit sehr hohem Ballast zur Verteilung
des Ballastgewichts auf eine größere Fläche

2. Reduzierung der Schneelast auf eine mittlere Wiederkehrperiode von 50 Jahren


auf 25 Jahre - nur in Absprache mit dem Statiker und dem Gebäudeeigentümer

3. Dachsanierung mit einer druckfesteren Wärmedämmung

Einleitung horizontaler Kräfte


Erfahrungsgemäß können horizontale Kräfte, die aus der Aufstellung von typischen
ballastierten Solaranlagen eingeleitet werden, über den Dachaufbau in die Trag-
konstruktion übertragen werden. Ein expliziter Nachweis kann entfallen, wenn
folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

• Dachneigung ≤ 5°
• Aufständerungswinkel der Photovoltaikmodule ≤ 15 °
• maximale Höhe von 50 cm zwischen der Oberkante der Module und der Dachbahn

Hinweis zur Auslegung der DIN 18531:

Bei der Formulierung ging es den Mitarbeitern des Arbeitsausschusses nur um die Ver-
klebung von Solaranlagen auf den Dachbahnen, welche unerwünscht ist. Diese Einbau-
situationen sind zwar möglich, müssen jedoch Ihre Funktionalität, Bewährung etc. durch
jeweilige Einzelnachweise belegen. Ballastierte Systeme sind durch die Formulierung
nicht tangiert, hier sah der Arbeitsausschusses nicht die Notwendigkeit einer Regelung.
Die durch eine Ballastierung eingeleiteten Kräfte wurden als gering eingestuft.

Schlussfolgerungen
Durch das Aufstellen von ballastierten Solaranlagen auf Flachdächern erhöhen sich
die Druckbeanspruchungen auf die einzelnen Funktionsschichten. Im Bestand werden
häufig aus ungenutzten Flachdächern genutzte Dächer mit PV-Anlage gemacht. Als
eine der notwendigen Prüfungen ist in jedem Fall auch die Dämmung zu betrachten.
Deren Zustand muss zur Vermeidung von Beschädigungen bzw. Undichtigkeiten in der
Dachabdichtung aufgrund zu großer Verformungen während der Nutzungsphase (20
bis 35 Jahre) untersucht werden. Bei Neubauten kann man sowohl bezüglich der Trag-
fähigkeit als auch der einzusetzenden Materialien noch Einfluss nehmen.

Bei Hartschaum-Dämmungen auf den Flachdächern gibt es kaum Probleme, die


zulässige Pressung unterhalb der Systemen einzuhalten, während bei Mineralwol-
ledämmung geprüft werden sollte, ob die Dämmwolle für das ausgewählte System
zugelassen ist und die zulässige Pressung eingehalten wird.

9
Anhang
Informationen von ausgewählten
Mineralwolle-Herstellern
Rockwool
Zulässige Belastung von ROCKWOOL Flachdach-Dämmplatten durch Photovoltaik
(Eigengewicht
Tabelle und
4: Zulässige Schnee)
Belastung von Rockwool-Dachplatten durch Photovoltaik (Quelle: Rockwool Deutschland, STAND 01/2020) 8

flächige Belastung kleinflächige/linienförmige Belastung punktförmige Belastung

↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓↓ ↓↓↓↓ ↓
bis 0,50 × 0,50 m bzw. bis 0,15 m Breite bis 0,20 m ⌀

Produkt zul. flächige Belastung zul. kleinflächige/ bei z. B. bei z. B. zul. punktförmige bei z. B.
linienförmige Belastung 0,40 × 0,40 m 0,10 m Breite Belastung 0,15 m ⌀

kN/m² [kg/m²] kN/m² [kg/m²] kN [kg] /Auflager kN [kg] / lfdm kN/m² [kg/m²] kN [kg] /Auflager

Megarock 6,0 [600] 12,0 [1200] 1,9 [190] 1,2 [120] 60 [6000] 1,1 [110]

Hardrock 040 / 038


Georock 038
Bondrock 040 MV 5,0 [500] 11,0 [1100] 1,7 [170] 1,1 [110] – –
Georock 040 MV
Bitrock

Bestand:
Durock 040 / 037 4,0 [400] 10,0 [1000] 1,6 [160] 1,0 [100] – –
Georock 037

Hinweis: Für andere Länder werden von Rockwool andere Werte unter anderen Produktnamen angegeben, z. B. die BENELUX-Staaten (Tabelle 5)

STAND 01/2020

Tabelle 5: Zulässige Belastung von Rockwool für BENELUX (Quelle: ROCKWOOL B.V., STAND 05/2020)

9 10

10
Paroc

Tabelle 6: Zulässige Belastung durch Solaranlagen von Paroc (Stand: ≈11/2017)

Knauf

Tabelle 7: Angaben der Firma Knauf Insulation (Stand: 03/2019)

BEANSPrUchBArKEIt VON
KNAUF INSULAtION DAchDäMMPLAttEN – WIDErStäNDE r K
PL (5 mm) [N]
CS (10) [kPa]
λ D Steinwolle

Flächenlast Flächenlast kraFt linienlast linienlast Flächenlast kraFt


[W/m∙K]

vollflächig angesetzt bei lastverteilender Platte pro lastverteilender Platte bei lastverteilender Platte bei lastverteilender Platte bei Ø = 15 cm pro lastverteilender Platte
Produkt in [kPa] [kN/m²] [40 x 40 cm] in [kPa] [kN/m²] [40 x 40 cm] in [kN] [40 cm ∙ lfdm.] in [kN/lfdm.] [10 cm ∙ lfdm.] in [kN/lfdm.] in [kPa] [kN/m²] bei Ø = 15 cm in [N]

Knauf Insulation
0,037 ≥ 70 ≥ 700 3,6 6,4 1,0 2,2 0,8 9,0 165
Dachdämmplatte DDP2-U PLUS
Knauf Insulation
0,039
Dachdämmplatte DDP
≥ 70 ≥ 650 4,5 8,0 1,2 2,8 1,0 11,0 190
Knauf Insulation
0,038
Dachdämmplatte SmartRoof Top
Knauf Insulation
0,039 ≥ 90 ≥ 800 5,0 8,5 1,3 2,9 1,1 13,0 230
Dachdämmplatte DDP-X
Knauf Insulation
0,039 ≥ 90 ≥ 2000 7,0 14,0 2,5 4,0 2,0 35,0 650
Dachdämmplatte DDP-MAX
Knauf Insulation 0,039 ≥ 90 ≥ 800
Dachdämmplatte DDP-X
3,3 13,3 2,1 3,9 1,9 30,0 500
mit Oberlage Knauf Insulation
Dachdämmplatte DDP-MAX in 60 mm 0,039 ≥ 90 ≥ 2000

Faustformel: 1 kN =100 kg | 1 N = 0,1 kg


Berechnet für einlagig verlegte Dämmstoffe außer der Kombination


Knauf Insulation Dachdämmplatte DDP-X mit Knauf Insulation Dachdämmplatte DDP-MAX in 60 mm als Oberlage* Knauf Insulation Gmbh
Es müssen geeignete nicht scharfkantige lastverteilende Platten eingesetzt werden heraklithstraße 8
Dynamische auftretende Lasten sind auszuschließen D-84359 Simbach am Inn
Ermittlung der Einwirkungen nach DIN EN 1991 telefon +49 (0)8571 40-0
R R
Für den Nachweis im Grenzustand der Gebrauchstauglichkeit gilt γ = 1 Rd = k = k = Rk γ
telefax +49 (0)8571 40-231
1,0
* den Berechnungen liegt eine vollflächige Auflage des Dämmstoffes auf dem Untergrund zugrunde [email protected]
Die Angaben dieses Schriftstückes entsprechen unserem Wissenstand und unserer Erfahrungen zum Zeitpunkt der Drucklegung (siehe Druckvermerk). Der Wissens- und Erfahrungsstand
entwickelt sich ständig weiter. Bitte achten Sie darauf, stets die aktuelle Auflage dieses Schriftstückes zu verwenden. Die Beschreibung der Produktverwendungen kann besondere
Bedingungen und Verhältnisse bei Einzelfällen nicht berücksichtigen. Prüfen sie deshalb unsere Produkte auf ihre Eignung für den konkreten Verwendungszweck. 03/2019 www.knaufinsulation.de

Hinweis: Die unterschiedlichen Belastungen ergeben sich daraus, dass die Fasern der Mineralwolle bei punktuellen Belastungen tragfähiger sind
als bei linienförmigen Systemen.

8
Sollten in der Tabelle keine Angaben gemacht werden, wird empfohlen, sich mit dem Hersteller in Verbindung zu setzen.
9
Rockwool Benelux hat bis 2019 die Werte aus statischen Belastungstests mit gleichmäßiger Flächenbelastung nach „MOAT 92“ für ihre Flachdach-Produkte
als Referenzwerte für Berechnungen bzgl. Lasten und PV-Anlagen zugrunde gelegt. Für lastverteilende Platten (z. B. 30 cm x 30 cm) werden für Anwendungen in
den Benelux-Ländern maximal 550 kg/m² empfohlen.
10
Im Jahr 2019 hat Rockwool Benelux das Langzeit-Kriechverhalten bei Druckbeanspruchung nach EN 1606 untersucht. Dieser Test, der vom Prüfinstitut SGS
Intron in Sittard (Niederlande) durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass eine maximale Belastung von 33 kPa zu einer maximalen Verformung von 2,0 bis 2,8 mm
bei einer Betriebsdauer von 10 Jahren führt. Für diese Tests wurde eine Belastungsfläche von 187,5 cm² verwendet, das Äquivalent eines in den Benelux-Ländern
üblicherweise verwendeten runden oder rechteckigen Solarsystemfußes.

11
Dieses Hinweispapier wurde erstellt durch den Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW-Solar)
Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW-Solar) German Solar Association
Fachgruppe Bautechnik Lietzenburger Str. 53
10719 Berlin | Germany
1. Auflage, Mai 2020

Herausgeber: Bundesverband Solarwirtschaft e. V. phone +49 30 2977788-43


fax +49 30 2977788-99
Kontakt: Maria Roos [email protected]

bsw.li/39RfrDZ twitter.com/BSWSolareV bsw.li/2usud3D www.solarwirtschaft.de/feed/

www.solarwirtschaft.de

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