„Lonza Group“ – Versionsunterschied
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Version vom 19. Mai 2016, 15:35 Uhr
Lonza Group AG[1]
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | CH0013841017 |
Gründung | 1897 (Lonza) / 1999 (Börsennotierung Lonza Group AG) |
Sitz | Basel, Schweiz |
Leitung | Richard Ridinger (CEO) Rolf Soiron (VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 10'789 (1. Januar 2013) |
Umsatz | 3,925 Mrd. CHF (2012) |
Branche | Chemie, Pharma |
Website | www.lonza.com |
Die Lonza Group AG ist ein schweizerisches Chemie- und Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in Basel.
Geschichte
1897 wurden in Gampel im Kanton Wallis die Lonza Elektrizitätswerke gegründet, die nach dem Namen des aus dem Lötschental fliessenden Flusses benannt wurde. Mit der erzeugten Elektrizität wurden zunächst Calciumcarbid und Acetylen hergestellt. 1909 erfolgte der Umzug nach Visp, wo man zunächst Kunstdünger produzierte. 1920 gelang der Einstieg in das Keten- und Diketengeschäft, ein Gebiet, auf dem die Lonza heute noch tätig ist. 1950 erfolgte der Einstieg ins Geschäft mit Niacin (Vitamin B3). Ein eigener Naphtha-Cracker – mit 30'000 Jahrestonnen Acetylen einer der kleinsten Cracker der Welt – ging 1965 in Visp in Betrieb. 1969 expandierte das Unternehmen auf den amerikanischen Markt. Bis in die 1990er Jahre war die chemische Industrie ein wichtiges Standbein der Stadt. In Waldshut bestand von 1913 bis 1990 das ehemalige Lonza-Werk, das zu seinen Hochzeiten in den 1950er Jahren bis zu 1'600 Mitarbeiter beschäftigte, hier ist ein Gewerbepark entstanden.
1974 wurde Lonza von der Alusuisse übernommen und bildete in den folgenden Jahren als Tochterunternehmen des Alusuisse-Konzerns dessen Chemie-Division. Mit der Umstrukturierung der Alusuisse in eine Holding entstand im Mai 1990 die Alusuisse-Lonza Holding AG. 1992 erfolgte der Zukauf eines Produktionsstandorts in Kouřim in der Tschechischen Republik, 1997 die Expansion nach China.
Die sichtbare Neuausrichtung des Konzerns begann im April 1998 mit Umbenennung in «Alusuisse Lonza Group AG» (Algroup). Am 11. August 1999 gab der Verwaltungsrat die Absicht bekannt, die Lonza-Divisionen Chemie und Energie wieder ausgliedern zu wollen, um eine Dreierfusion der Algroup mit Alcan und Péchiney durchzuführen, in die nur die Divisionen Aluminium und Verpackungen eingebracht werden sollen. Am 18. Oktober 1999 wurde die vorgeschlagene Ausgliederung an einer ausserordentlichen Generalversammlung gutgeheissen, und bereits am folgenden 1. November ging die verselbständigte Lonza Group AG mit Sitz in Zürich an die Börse. Die ehemalige Muttergesellschaft Alusuisse Lonza Group AG strich den einstigen Bezug zur Lonza erst im Juni 2000 aus ihrem Namen. Im April 2002 wurde der gesellschaftsrechtliche Sitz der Lonza Group von Zürich an den operativen Konzernsitz nach Basel verlegt.
Im Jahr 2006 brachte Lonza den Geschäftsbereich «Polymer Intermediates» an die Mailänder Börse, der seitdem unter dem Namen «Polynt SpA» mit Sitz in Italien firmiert. Die Lonza Gruppe hält heute keine Minderheitsbeteiligung an Polynt mehr. Ein Teil des Erlöses dieses Börsengangs floss in den Aufkauf der Biotechniksparten der US-Biotechnikfirma Cambrex, mit 460 Mio. US-Dollar. Diese Geschäftsbereiche wurden in die Lonza Biopharmazeutika bzw. als neuer Sektor «Bioscience» in das Konzerngeschäft integriert. Im Jahr 2011 erfolgte mit dem Kauf des US-amerikanischen Biozidherstellers Arch Chemicals für rund 1,6 Milliarden Franken die grösste Übernahme in der Firmengeschichte. Seit Oktober 2011 ist Lonza auch am Hauptsegment der Börse in Singapur gelistet und ist damit das erste an der Schweizer Börse gelistete Unternehmen mit einer Sekundärkotierung in Singapur.
Unternehmen
Zum Geschäft der Lonza gehören auch Produktion und Prozessbegleitung von pharmazeutischen Wirkstoffen und das Microbial-Control-Geschäft. Ihre Aktivitäten umfassen auch die Bereiche Wasserbehandlung, Körperpflege, Gesundheit und Hygiene, industrielle Konservierung, Materialschutz und Holzbehandlung sowie die zellbasierten Forschung, in Endotoxin-Nachweissystemen sowie die Herstellung von Produkten für die Zelltherapie.
Kennzahlen und Standorte
Die Lonza Group hat ihren Konzernsitz in Basel und ist seit November 1999 an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Der älteste und grösste F&E und Produktionsstandort mit heute rund 2800 Mitarbeitenden befindet sich in Visp im Kanton Wallis und ist Teil der Konzerntochter «Lonza AG».
Das Unternehmen erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 3,925 Milliarden Schweizer Franken (Vorjahr 2,692 Milliarden Franken) und einen Reingewinn von 335 Millionen Franken (Vorjahr 261 Millionen Franken). Die Unternehmensgruppe beschäftigte per Ende 2012 10789 Mitarbeiter (Vorjahr 11000 Mitarbeiter) verteilt auf weltweit über 45 Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte.
Geschäftsbereiche
Die Geschäftsbereiche der Lonza umfassen
- Lonza Life Science Ingredients, LSI (Nahrungs- und Futtermittelzusätze zur Förderung der Gesundheit bis hin zu komplexen chemischen Zwischenstoffen für die Landwirtschaft)
- Lonza Microbial Control, LMC (Chemikalien zur Bekämpfung bzw. selektiven Hemmung des Wachstums von Mikroorganismen)
- Lonza Custom Manufacturing, LCM (Herstellung von Inhaltsstoffen, die in wichtigen Medikamenten zur Behandlung von Patienten mit Herz- und Gefäss-Krankheiten, Krebs, neurologischen Erkrankungen und Infektionskrankheiten zur Anwendung kommen)
- Lonza Bioscience, LBS (Herstellung von Hilfsmitteln, die von Life-Sciences-Kunden zur Erforschung, Entwicklung und Produktion sowie zum Testen von therapeutischen Produkten eingesetzt werden)
Biozide
Der Geschäftsbereich LMC stellt die Biozide DMDM-Hydantoin, Iodocarb, Benzisothiazolinon (BIT), Methylisothiazolinon (MIT) und Chlormethylisothiazolinon (CMIT) her.[2]
Strategie
Mit Antritt des CEOs Stefan Borgas im Jahr 2004 entwickelt sich Lonza in Richtung Life Sciences mit deutlichem Schwerpunkt auf Biotechnologie sowie Exklusivsynthese für den Pharmabereich. Fast alle Zukäufe der Jahre 2006–2008 umfassten Biotech-Firmen sowie aus dem Bereich Feed/Food und Nutrition. Infolge dieser Neuausrichtung auf Life-Sciences soll auch die klassische Chemie des Unternehmensbereichs «Feinchemikalien» einer Neuausrichtung unterzogen werden. Hier soll eine stärkere Fokussierung auf Ernährung, Agro und Hygiene erreicht werden. In diese Strategie passt auch die Verselbständigung des Unternehmensbereichs «Polymer Intermediates» im Jahr 2006. Das Jahr 2007 war gekennzeichnet durch eine Konsolidierung der im Vorjahr getätigten Zukäufe. Im Jahr 2008 ging die Konsolidierung Lonzas weiter, flankiert von kleinen und mittleren Zukäufen, wie beispielsweise die deutsche amaxa.
Ende des Jahres 2009 verkündete der Vorstand drei Standorte in den USA und UK zu schliessen. Betroffen davon sind ca. 170 Mitarbeitende. Gegen Ende des Jahres 2010 lief das Kostensenkungsprogramm aus, was zu Einsparungen in hohen zweistelligen Millionenbeträgen geführt haben soll. Mit dem Kauf von Arch Chemicals im Oktober 2011 hat Lonza ihr Portfolio erweitert. Im Januar 2012 trennte sich Lonza von CEO Stefan Borgas, nachdem der Reingewinn sich für 2011 fast halbierte und Borgas die Erwartungen nicht erfüllte.[3] Seit 1. Mai 2012 ist Richard Ridinger der neue CEO von Lonza.
Lonza-Hochhaus
Das 68 Meter hohe Lonza-Haus von Hans Rudolf und Otto Suter aus dem Jahr 1962 ist ein markantes Hochhaus in Basel und wird oft mit dem Mailänder Pirelli-Bau verglichen. Zum Bezugszeitpunkt war das Hochhaus das höchste Basels. Die nüchterne, feingliedrige Fassade des Hauses brachte ihm den Spitznamen Rasierapparat ein.
Quecksilberbelastung im Raum Visp
Im Rahmen der Bauarbeiten der A9 im Raum Visp wurde 2010/2011 bekannt, dass Aushubmaterial stark mit Quecksilber kontaminiert ist.[4] Es wurde ein Höchstwert von 3070 mg Quecksilber pro Kilo ermittelt[5], dies entspricht etwa dem 60'000-fachen des natürlichen Vorkommens von Quecksilber. Diese Werte sind auf die Praxis der Lonza AG von 1930 bis 1976 zurückzuführen, quecksilberhaltiges Abwasser ungereinigt in den Grossgrundkanal zu leiten. Die Menge des in den Grossgrundkanal abgegebenen Quecksilbers wird von der Lonza aktuell auf 50 Tonnen geschätzt, weitere 50 Tonnen wurden in die Atmosphäre abgegeben, 27 Tonnen gelten vorderhand als "verschollen".[6]
Bei weiteren, grossflächigen Untersuchungen wurde festgestellt, dass im Wohngebiet Visp/Raron von 469 beprobten Parzellen 71 einen Wert von über 2 mg Hg/kg aufweisen, für diese Parzellen gilt ein Nutzungsverbot für private Gärten und Spielplätze sowie eine Sanierungspflicht. Weitere 104 Parzellen weisen einen Wert zwischen 0.5 und 2 mg Hg/kg auf und werden somit in das Kataster der belasteten Standorte aufgenommen.[7] Die belasteten Grundstücke liegen teils fernab vom Grossgrundkanal - die Belastung ist dadurch zu erklären, dass jahrzehntelang die Sedimente des Grossgrundkanals ausgebaggert wurden und für die Umgebung von Wohnbauten oder als Dünger verwendet wurden.
Die Lonza AG hat sich zur Vorfinanzierung der Sanierung der sanierungsbedürftigen Parzellen bereit erklärt, allerdings ausdrücklich ohne Präjudiz.
Am 31. März 2015 wurde bekannt, dass die AefU (Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz) und der WWF Oberwallis weitere Proben genommen haben, in denen über 100 weitere problematische chemische Substanzen nachweisbar sind. Die toxikologische Gesamtwirkung ist laut AefU aufgrund der Vielfalt der gefundenen Stoffe kaum beurteilbar, auch weil für die meisten der gefundenen Substanzen weder in der Eidgenössischen Altlastenverordnung noch in der Bodenschutzverordnung ein Grenzwert existiert. [8]
Weblinks
- Lonza Group (englisch)
- Werner Bellwald: Lonza. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag im Handelsregister des Kantons Basel-Stadt
- ↑ Preservatives
- ↑ Lonza-Chef hat Erwartungen nicht erfüllt. In: NZZ Online vom 25. Januar 2012.
- ↑ Offizielle Website des Kantons Wallis > Grossgrundkanal > Ausgangslage
- ↑ Nachrichtenmeldung von Radio Rottu vom 14. Mai 2014
- ↑ Lonza leitete 50 Tonnen Quecksilber in Kanal In: NZZ Online vom 21. Februar 2014
- ↑ 71 Walliser Grundstücke müssen saniert werden In: Tages-Anzeiger vom 16. Februar 2015
- ↑ Über hundert teilweise problematische Substanzen im Boden In: Schweizer Bauer vom 31. März 2015