Alusuisse

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Alusuisse, Zürich-Altstetten

Die Alusuisse wurde 1888 unter der Firma Aluminium-Industrie Aktiengesellschaft (AIAG) in Zürich gegründet und baute die erste Aluminiumhütte Europas. Nach verschiedenen Fusionen und Übernahmen gehörten die verbleibenden Betriebe und Aktiven zum kanadischen Alukonzern Alcan (Primärherstellung) bzw. zu Constellium (Weiterverarbeitung). Daraus gingen die heute in der Schweiz für die Produktion zuständige Novelis sowie eine weitere Abspaltung, die Constellium, hervor.[1]

Gründeraktie der Aluminium-Industrie-AG vom 1. Januar 1892

Die vier Hauptverantwortlichen für den Bau der Aluminiumhütte waren Gustave Naville, Georg Robert Neher, Peter Emil Huber-Werdmüller und Paul Louis Toussaint Héroult. Héroult hatte im April 1886 das Patent für die Aluminium-Schmelzflusselektrolyse erhalten, das er in das Unternehmen einbrachte. Peter Emil Huber-Werdmüller, Präsident der Maschinenfabrik Oerlikon, lieferte die Dynamomaschinen zur Befriedigung des enormen Strombedarfs; Gustav Naville, Präsident von Escher, Wyss & Cie. in Zürich, war seinerzeit führend im Turbinenbau. Die J. G. Nehers Söhne & Cie., vertreten durch Georg Robert Neher, hatte die Nutzungsrechte für die Wasserkraft am Rheinfall und konnte mit ihrem vormaligen Eisenhüttenwerk die Infrastruktur bereitstellen.

Aluminiumwerk Neuhausen, 1930

Sie gründeten zusammen mit weiteren Aktionären am 31. Oktober 1887 die Schweizerische Metallurgische Gesellschaft. 1888 wurde in Neuhausen am Rheinfall an der Stelle des einstigen Eisenwerks im Laufen (gegründet 1693, Produktion bis 1779 und von 1810 bis 1850), das hier einst Bohnerz aus dem Klettgau verhüttete, ihr erstes Werk gebaut. Zum Zwecke der Grossproduktion wurde die Aluminium-Industrie AG (AIAG) gegründet, an der deutsche Investoren wie Georg von Siemens, Emil Rathenau und Carl Fürstenberg massgeblich beteiligt waren. Nachdem die Produktion in Neuhausen überaus erfolgreich gewesen war, expandierte die AIAG, und es folgten zwei weitere Werke, 1898 im deutschen Rheinfelden (Aluminium Rheinfelden) und 1899 im österreichischen Lend (heutige Salzburger Aluminium AG). Jedoch stellte sich bald heraus, dass alle drei Standorte ungünstig waren. Beispielsweise war die Wasserversorgung nicht optimal, die Arbeitskräfte waren im Vergleich zu anderen Regionen zu teuer, oder es gab keine gute Stromversorgung, da zum Beispiel ein Wasserkraftwerk fehlte.

Im Jahr 1905 machte sich die AIAG daran, ihre Produktionsstätten ins Wallis zu verlegen. Das begann damit, dass sie erst die Wasserversorgung regelte, indem sie eine Konzession für die hydroelektrische Nutzung des Flusses Navisence erwarb, womit das Hauptproblem der vorigen Standorte schon vor dem Bau der neuen Aluminiumhütte geregelt werden konnte. Noch im selben Jahr begannen die drei Jahre dauernden Bauarbeiten für das neue Werk in Chippis. Das für die AIAG gebaute Wasserkraftwerk wurde 1952 in die heute zur Alpiq Holding (ex Atel-Gruppe) gehörende Kraftwerke Gougra AG (KWG, französisch: Forces Motrices de la Gougra SA) überführt.

Im Jahr 1908 wurde das neue Werk in Chippis planmässig eingeweiht. Trotz tiefen Lohnkosten blieb der erwartete Gewinn aufgrund der eher schwachen Nachfrage nach Aluminium vorerst aus. Dank dem Bau weiterer Kraftwerke zwischen 1911 und 1942 in Susten, Bramois, Turtmann, Oberems und Mörel war das langfristige Stromangebot gesichert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Energie auch von weiteren, neuen Stauwerken, wie zum Beispiel dem Moiry-Stauwerk, erworben.

Trotz der bis dahin einigermassen stabilen Wirtschaftsbilanz und dem gefestigten Hauptstandort in der Schweiz wurde mit der Zeit die Produktion auch wieder vermehrt ins Ausland verlagert, um auch dort Abnehmer der Produkte zu finden und den eigenen Verkaufsmarkt auszuweiten. Mit den besseren Transportmöglichkeiten wurden zunehmend ausländische Standorte interessant, und auch weil ausländische Arbeiter immer günstiger wurden. Um weitere Kosten zu sparen, wurden auch schon stillgelegte Werke im Ausland wieder in Betrieb genommen und teilweise erneuert.

Im Jahr 1929 eröffnete die AIAG ihr neues Walz- und Presswerk in Siders. 1944 wurde das Werk in der Schweiz (Neuhausen) in ein Forschungszentrum umgewandelt und ausgebaut. 1970 fusionierte man aufgrund des «Fluorkrieges» (man entdeckte Umweltschutzmängel bei der Verarbeitung von Fluor) mit dem Chemieunternehmen Lonza und ihr somit das Bestehen gesichert.

In den 1980er-Jahren folgte ein Umdenken. Es wurden Arbeitsplätze abgebaut, alte Elektrolyse-Werke geschlossen, die Anlagen für Zwischenproduktion modernisiert und in Verpackungsbereiche erweitert. Im Verpackungsbereich fusionierte man mit der schon bestehenden Firma Lawson Mardon. Im Jahr 1997 beschäftigte die Alusuisse-Lonza-Gruppe weltweit über 30'000 Mitarbeiter. Im Frühjahr 1998 gab sich das Unternehmen die neue Firma Algroup. Im Jahr 2000 folgte die Fusion mit dem kanadischen Unternehmen Alcan, das wiederum 2007 in dem Unternehmen Rio Tinto Alcan aufging.

  • 1917: 1700 Arbeiter
  • 1942: mehr als 3500
  • Seit 1970: ca. 2000

Von Anfang an war die AIAG einer der wichtigsten Arbeitgeber im Wallis, was die Zahlen der beschäftigten Arbeiter der Aluminiumhütte von 1917 bis Ende 20. Jahrhundert verdeutlichen.

Die Arbeiterzahl sank nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund modernerer Produktionsmethoden sowie der erneuten Produktionsauslagerung ins Ausland. Zum Vergleich: Noch im Jahr 1936 beschäftigte die AIAG ausserhalb der Schweiz fast 12'000 Arbeiter.

  • Tobias Bauer/Greg J.Crough/Elias Davidsson u. a.: Silbersonne am Horizont. Alusuisse – Eine Schweizer Kolonialgeschichte. Limmat Verlag, Zürich 1989. ISBN 978-3-85791-145-3.
  • Werner Bellwald, Sandro Guzzi-Heeb (Hrsg.): Ein industriefeindliches Volk? Fabriken und Arbeiter in den Walliser Bergen. Verlag Hier und Jetzt, Baden 2006, ISBN 3-906419-88-6.
  • Leo Grob: Bevor die Fabriken schliessen. Arbeit und Management bei Alusuisse (1960-1991). Böhlau Verlag, Köln/Wien 2024, ISBN 9783412531027.
  • Adrian Knoepfli: Im Zeichen der Sonne. Licht und Schatten über der Alusuisse 1930–2010. Verlag Hier und Jetzt, Baden 2010, ISBN 978-3-03919-171-0.
  • Cornelia Rauh: Schweizer Aluminium für Hitlers Krieg? Zur Geschichte der 'Alusuisse' 1918-1950 (= Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. Band 19). C. H. Beck Verlag, München 2009, ISBN 978-3-406-52201-7 (Rezension).
Commons: Alusuisse – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Dominik Feldges: Wo das Erbe von Alusuisse weiterlebt. In: NZZ.ch. 23. Januar 2017.