„Schweizer Schokolade“ – Versionsunterschied
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* 2015 – Choba Choba in Bern<ref>{{Internetquelle |autor=Christian Egli |url=https://www.bazonline.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/die-schokoladenrebellen/story/13574791 |titel=Die Schokoladen-Rebellen |werk=[[Basler Zeitung]] |datum=2017-12-16 |abruf=2020-12-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Florence Vuichard |url=https://www.handelszeitung.ch/bilanz/von-der-nische-den-supermarkt-choba-choba-neu-im-coop-regal |titel=Von der Nische in den Supermarkt: Choba Choba neu im Coop-Regal |werk=[[Handelszeitung]] |datum=2020-09-29 |abruf=2020-12-22}}</ref> |
Version vom 21. Oktober 2021, 14:54 Uhr
Schweizer Schokolade ist ein geschützter Herkunftsbegriff für Schokolade, die in der Schweiz hergestellt wird. Als wichtigste Produktkategorien können einerseits Frischschokolade von Konditoreien und andererseits industriell produzierte und damit besser haltbare, meist tafelförmige Schokolade, sowie Pralinen, Osterhasen, Schoggistängeli (Branches) und Kirschstängeli, unterschieden werden. Letztere werden wegen ihrer besseren Eignung für den Export im Allgemeinen als Schweizer Schokolade bezeichnet und teilweise auch im Ausland hergestellt. Der schweizerdeutsche Ausdruck für Schokolade ist Schoggi, der sich auch im Namen der traditionellen Schoggitaler findet. Schokolade gehört zu den weltweit besonders häufig mit der Schweiz assoziierten Produkten.
Geschichte
Die Schokolade kam im Laufe des 16. Jahrhunderts aus Amerika nach Europa. Spätestens im 17. Jahrhundert wurde sie auch in der Schweiz bekannt und produziert. Für das 18. Jahrhundert sind nur wenige schokoladeproduzierende Betriebe bekannt, insbesondere im Tessin und in der Genferseeregion. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fing der Ruf der Schweizer Schokolade an, sich im Ausland zu verbreiten. In engem Zusammenhang damit steht die Erfindung des Conchierens (Fondantschokolade) durch Rodolphe Lindt und die Weiterentwicklung der Milchschokolade durch Daniel Peter, die eine industrielle Fertigung ermöglichte.
Hersteller
Im Laufe des 19. Jahrhunderts und bis ins 21. Jahrhundert wurden zahlreiche Schokoladenfabriken für haltbare Tafelschokolade gegründet:
- 1819 – Cailler in Vevey (heute Nestlé)
- 1826 – Suchard im Ortsteil Serrières in Neuchâtel (heute Mondelēz International), mit der Marke Milka
- 1826 – Chocolats et Cacaos Favarger in Genf (heute in Versoix)
- 1830 – Kohler in Lausanne
- 1845 – Sprüngli in Zürich (heute Lindt & Sprüngli in Kilchberg)
- 1852 – Maestrani in St.Gallen (heute in Flawil)
- 1856 – Klaus in Le Locle (heute in Morteau, Frankreich)[1]
- 1867 – Peter in Lausanne (heute Nestlé)
- 1879 – Lindt in Bern (heute Lindt & Sprüngli)
- 1887 – Frey in Aarau (heute Migros)
- 1899 – Tobler in Bern (heute Mondelēz International), u. a. mit der Marke Toblerone
- 1901 – Chocolat Villars in Villars-sur-Glâne (heute in Fribourg)
- 1903 – Cima - Norma in Dangio-Torre (Gemeinde Blenio) im Bleniotal (heute Private Label bei Stella)
- 1908 – Felchlin in Ibach
- 1928 – Stella in Giubiasco[2]
- 1929 – Chocolats Camille Bloch in Bern (heute in Courtelary) mit der Marke Ragusa
- 1931 – Carma in Zürich (heute Barry Callebaut)[3]
- 1932 – Bernrain in Kreuzlingen[2]
- 1933 – Chocolats Halba in Wallisellen (heute Coop)
- 1947 – Gysi Chocolatier in Bern-Bümpliz (Produktion eingestellt)[4]
- 1957 – Chocolat Alprose in Caslano (heute Barry Callebaut)
- 1962 – Läderach in Glarus (heute in Ennenda)
- 1980 – Goldkenn in Genf, heute in Le Locle (Firmennahme ab 2010) mit den Marken Swiss Dream und La Semeuse (Kaffee/Schokolade)
- 1996 – Barry Callebaut in Zürich
- 2015 – Choba Choba in Bern[5][6]
- 2015 – Taucherli Schokolade in Zürich (heute in Adliswil)
- 2016 – Chocolat Dieter Meier in Zürich, eine Marke des Lebenskünstlers Dieter Meier
- 2016 – Garçoa in Zürich
- 2016 – Kohler Chocolates in Wädenswil
- 2017 – La Flor in Zürich
- 2017 – Orfève in Satigny, Genf
Sonstige Schokoladenprodukte-Hersteller mit Einzelhandelsvertrieb:
- 1928 – Gottlieber Spezialitäten, Hersteller der Gottlieber Hüppen (Hippe) in Gottlieben
- 1934 – Kägi fret (international: Kägi), eine mit Schokolade überzogene Waffelspezialität aus Lichtensteig im Toggenburg
Absatzmärkte
Die schweizerische Schokoladenindustrie war im späten 19. Jahrhundert bis hin zum Ersten Weltkrieg sehr exportorientiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg fingen Schweizer Schokoladenproduzenten aufgrund von Handelsrestriktionen an, für das Ausland bestimmte Schokolade im Ausland zu produzieren. Die Schweiz war im Jahr 2000 mit 54 % der grösste Absatzmarkt für in der Schweiz produzierte Schokolade, wobei die Schweizerinnen und Schweizer pro Kopf etwas weniger Schokolade konsumieren als Deutsche (im Jahr 2015 11,10 kg pro Kopf und Jahr).[7]
Im Jahr 2016 wurden im In- und Ausland laut Chocosuisse 185'639 Tonnen Schweizer Schokolade verkauft, womit ein Branchenumsatz von 1'764 Millionen Schweizer Franken erzielt wurde. Im selben Jahr wurden in der Schweiz pro Kopf 11,0 kg Schokolade konsumiert und 65,7 Prozent der Gesamtproduktion ins Ausland exportiert. Deutschland macht dabei 15 % des Exportumsatzes aus, Grossbritannien 11,7 % und Frankreich 11,4 %.[8]
2020 ging die von der Schweizer Schokoladenindustrie hergestellten Schokolade zu 70 % in den Export. Die Importe nahmen auf 43 % zu. Der Pro-Kopf-Schokoladenkonsum fiel auf 9,9 Kilogramm, so wenig wie zuletzt 1982.[9][10]
Struktur der Schweizer Schokoladenindustrie
1901 schlossen sich die Schweizer Schokoladenproduzenten in der Union libre des fabricants suisses de chocolat zusammen. Diese wurde 1916 aufgeteilt in Chambre syndicale des fabricants suisses de chocolat und Convention chocolatière suisse. Die ehemalige Chambre syndicale – heute Chocosuisse – ist eine Interessenvertretung für schokoladeproduzierende Betriebe. Sie haben die Eidgenössische Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt» abgelehnt.[11] Die Convention chocolatière bemühte sich um die Qualität der Schweizer Schokolade und um eine einheitliche Preispolitik. Sie wurde 1994 aufgelöst.
Rund ein Drittel des Schweizer Zuckers wird zu Schweizer Schokolade verarbeitet.[12]
Literatur
- Alain J. Bourgard: CH comme Chocolat: L’incroyable destin des pionniers suisses du chocolat. Slatkine, Genf 2003, ISBN 2-832-100-368.
- Andrea Franc: Wie die Schweiz zur Schokolade kam – Der Kakaohandel der Basler Handelsgesellschaft mit der Kolonie Goldküste (1893–1960), Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Bd. 180, Schwabe Verlag, Basel 2008, ISBN 978-3-7965-2409-7.
- Marysia Morkowska: Schweizer Schokolade. Fona, Lenzburg 2009, ISBN 978-3-03780-387-5.
- Roman Rossfeld: Vom Frauengetränk zur militärischen Notration. Der Konsum von Schokolade aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. ISSN 0005-9420, Jg. 63 (2001), S. 55–65 (PDF, 3,8 MB, 12 Seiten).
- Roman Rossfeld: Schweizer Schokolade. Industrielle Produktion und kulturelle Konstruktion eines nationalen Symbols 1860–1920. Hier + Jetzt, Baden 2007, ISBN 978-3-03-919048-5 (Dissertation, Universität Zürich, 2004).
- Roman Rossfeld: Markenherrschaft und Reklameschwung. Die schweizerische Schokoladeindustrie zwischen Produktions- und Marketingorientierung, 1860–1914. In: Hartmut Berghoff (Hrsg.): Marketinggeschichte. Die Genese einer modernen Sozialtechnik. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-593-38323-1, S. 87–119.
Film
- Der bittere Weg zum süßen Erfolg. Über den Aufstieg der Schweizer Schokolade. Dokumentarfilm, Schweiz, 2010, 49 Min., Buch und Regie: Christa Ulli, Moderation: Kathrin Winzenried, Produktion: SRF, 3sat, Reihe: DOK, Erstsendung: 5. Mai 2010, Inhaltsangabe ( vom 31. Mai 2013 im Internet Archive) von 3sat.
Weblinks
- Albert Pfiffner: Schokolade. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Kulinarisches Erbe der Schweiz: Schweizer Schokolade
- Chocosuisse – Verband Schweizerischer Schokoladefabrikanten
- Schokolade in der Schweiz, Dossier auf swissworld.org
- Schokolade statt Regenwald: Wie Schweizer Importe die weltweite Entwaldung anheizen – WWF Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Jura: Franche-Comté. In: Jean-Michel Dulin (Hrsg.): Le Guide Vert. Nr. 14. Guide Michelin (Manufacture Française des Pneumatiques Michelin, Clermont-Ferrand), 2000, ISBN 2-06-034005-5, ISSN 0293-9436, S. 231.
- ↑ a b Geschichte. In: swisschocolate.ch. Abgerufen am 2. März 2021.
- ↑ Die Geschichte von Carma erzählt von Schweizer Meisterchocolatiers. In: barry-callebaut.com. Abgerufen am 2. März 2021.
- ↑ Thomas Gysi im Gespräch mit Michael Sahli: Ende einer Ära: Thomas Gysi über das Scheitern als Schokoladeproduzent. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 12. Januar 2020, abgerufen am 21. Oktober 2021.
- ↑ Christian Egli: Die Schokoladen-Rebellen. In: Basler Zeitung. 16. Dezember 2017, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- ↑ Florence Vuichard: Von der Nische in den Supermarkt: Choba Choba neu im Coop-Regal. In: Handelszeitung. 29. September 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- ↑ Mathias Brandt: In diesen Ländern ist die Lust auf Schokolade am grössten. In: Handelszeitung. 15. März 2016, ISSN 1422-8971 (handelszeitung.ch [abgerufen am 21. Oktober 2021]).
- ↑ https://www.chocosuisse.ch/wp-content/uploads/2017/03/Schweizer-Schokoladeindustrie-im-Jahr-2016_Web.pdf
- ↑ Schoggikonsum auf 40-Jahres-Tief – Kritik am Zuckerpreis. In: Schweizer Bauer. 1. März 2021, abgerufen am 1. März 2021.
- ↑ Schweizer Schokoladenkonsum – Schweizer Schoggi in der Krise. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 2. März 2021, abgerufen am 2. März 2021.
- ↑ Unternehmensverantwortung: Die Schweizer Schokoladefabrikanten unterstützen den Gegenvorschlag des Parlaments und lehnen die Initiative ab. In: chocosuisse.ch. 20. November 2020, abgerufen am 21. November 2020.
- ↑ Jil Schuller: Das Geschäft mit Schweizer Schokolade läuft schlecht. In: BauernZeitung. 27. Oktober 2020, abgerufen am 28. Oktober 2020.