1190er

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Die neunziger Jahre des zwölften Jahrhunderts gehören in Europa zur Epoche des Hochmittelalters. Die europäische Kunst ist vom Übergang von der Romanik zur Gotik geprägt, die von Frankreich ausgegangen war und sich dort bereits durchgesetzt hat. In der europäischen Literatur entwickelt sich, ebenfalls von Frankreich ausgehend, die höfische Dichtung.

Dritter Kreuzzug

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Der Beginn des Jahrzehnts ist vom Dritten Kreuzzug (1189–1192) gekennzeichnet. Schauplatz ist das Heilige Land, involviert sind große Teile der arabischen Welt und Europas, das Papsttum und indirekt Byzanz.

Kirche und Papst

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Das Jahrzehnt wird von einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Kaisertum und Papsttum beherrscht. Nach dem Tod Papst Clemens’ III. (25. März 1191) wird Coelestin III. 85-jährig am 30. März 1191 dessen Nachfolger. Heinrich VI. zwingt Coelestin III., ihn am 14. April 1191 zum Kaiser zu krönen. 1193 exkommuniziert Coelestin III. Leopold V. von Österreich für die Gefangennahme von Richard Löwenherz.

Innozenz III. wird Nachfolger Coelestins III. († 8. Januar 1198) und ruft zum vierten Kreuzzug auf. Nach dem Tod Heinrichs VI. (28. September 1197) beginnt Innozenz III., eine energische Politik zur Stärkung der päpstlichen Machtstellung und der Ausweitung des Kirchenstaates zu betreiben und zieht Reichsgebiet in Mittelitalien ein (Rekuperationen). Im deutschen Thronstreit beansprucht der Papst die Entscheidung über die Doppelwahl von Otto IV. und Philipp von Schwaben.

Das Heilige Römische Reich ist in den 1190er Jahren von staufischen Großmachtplänen geprägt, ein Erbreichsplan Heinrichs VI. scheitert jedoch an den Fürsten. Nach dem Tod Heinrichs VI. 1197 verliert das Stauferreich an Macht und es entbrennt der Deutsche Thronstreit.

  • 18. Mai 1190: Friedrich Barbarossa stirbt auf dem Kreuzzug. Nachfolger als deutscher König wird sein Sohn Heinrich VI.
  • Juli 1190: Heinrich VI. schließt Frieden mit Heinrich dem Löwen.
  • 1191: Erster Italienzug Heinrichs VI. Sein Versuch, das Königreich Sizilien zu erobern, scheitert.
  • 14. April 1191: Heinrich VI. zwingt Papst Coelestin III., ihn zum Kaiser zu krönen.
  • 1194: Heinrich VI. versöhnt sich mit Heinrich dem Löwen.
  • 6. August 1195: Heinrich der Löwe stirbt in Braunschweig.
  • 1194 bis 1195: Zweiter Italienzug Heinrichs VI. Er erobert das Königreich Sizilien.
  • Dezember 1196: Der einjährige Sohn Heinrichs VI., Friedrich II., wird zum König gewählt.
  • 28. September 1197: Heinrich VI. stirbt während der Vorbereitung eines Kreuzzugs an der Malaria in Messina.
  • 1198: Der Staufer Herzog Philipp von Schwaben und der Welfe Otto IV. werden zu konkurrierenden Königen gewählt.

In den 1190er Jahren war zunächst Leopold V. Herzog von Österreich. In seine Regierungszeit fiel die Gefangennahme von Richard Löwenherz in Erdberg bei Wien am 21. Dezember 1192. Am 28. März 1193 wurde Richard an Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert und auf die Burg Trifels überstellt. Leopold amtierte noch bis 1194. Sein Nachfolger wurde Friedrich I., auf den 1198 Leopold VI. folgte.

Reichsitalien steht ganz im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen dem Papst und dem römisch-deutschen Kaiser.

  • 1191: Nachdem Heinrich VI im ersten Italienzug Papst Coelestin III. gezwungen hat, ihn zum Kaiser zu krönen, gibt er den Römern das kaisertreue Tusculum preis. Der Zug nach Sizilien endet mit der gescheiterten Belagerung Neapels.
  • 1192: Coelestin belehnt den Normannen Tankred von Lecce mit Sizilien, nachdem Heinrich VI. die päpstliche Lehnshoheit nicht anerkannt hat.
  • 1194 bis 1195: Zweiter Italienzug Heinrichs VI.
  • 25. Dezember 1194: Heinrich VI. erobert nach Tankreds Tod das Normannenreich und wird in Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Die Wahl wird von der römischen Kurie nicht anerkannt. Der normannische Thronschatz wird nach Deutschland geschafft.
  • 1195: Heinrich VI. organisiert die Verwaltung Reichsitaliens neu: Sein Bruder Philipp von Schwaben wird Markgraf der Toskana (Tuszien), Markward von Annweiler wird Markgraf von Ancona und Herzog von Ravenna und der Romagna.
  • 1198: Nach dem Tod Heinrichs VI. beginnt das Papsttum, Reichsgebiet in Mittelitalien einzuziehen (Rekuperationen).

Britische Inseln

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Richard Löwenherz wird Ende 1192 auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug in Wien von Leopold von Österreich gefangen genommen und 1193 an Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert. Nach seiner Freilassung 1194 leistet er Heinrich VI. den Lehnseid. Ebenfalls 1194 bricht der Englisch-Französische Krieg aus, der sich bis 1199 hinzieht. Richard Löwenherz stirbt am 6. April 1199. Sein Nachfolger wird sein Bruder Johann Ohneland.

  • 1194 bis 1199: Englisch-Französischer Krieg. Große Teile der Normandie und im Vexin gehen an England verloren, auch die Rechte im Erzbistum Tours fallen an Richard Löwenherz.

Zypern war seit 1184 ein eigenes Kaiserreich unter Isaak Komnenos. Nach der Eroberung durch die Kreuzfahrer wird die Insel ein Teil der abendländischen Welt mit einem Nebeneinander byzantinischer und fränkischer Kultur.

Iberische Halbinsel

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Die iberische Halbinsel ist von der Auseinandersetzung der arabischen Almohaden und Christen, denen eine Expansion gelingt, gekennzeichnet (Reconquista).

Byzanz um 1180

Ausgehend von der altfranzösischen Literatur setzte sich seit den 1180er Jahren die höfische Dichtung in Europa durch. In Deutschland entwickelte sich die Blütezeit der sogenannten mittelhochdeutschen Klassik. Die meisten literarischen Werke lassen sich nicht exakt datieren.

In Frankreich starb um 1190 Chrétien de Troyes, der als Begründer des höfischen Versromans gilt. Nach 1191 vollendete Béroul den Tristan.

In Deutschland dichtete Hartmann von Aue den Erec, Gregorius, den Armen Heinrich und Iwein. Genaue Datierungen über die relative Chronologie seiner Werke hinaus sind nicht möglich, Hartmanns Schaffen fällt aber in den Zeitraum zwischen 1180 und 1205. Zwischen 1190 und 1200 starb Heinrich von Veldeke, der gemeinsam mit Hartmann als Begründer des höfischen Romans in Deutschland gilt.

Nur ungenau lassen sich auch die Abfassung des Nibelungenliedes (zwischen 1180 und 1210), des deutschen Lucidarius (um 1190) und Herborts von Fritzlar Trojaroman (zwischen 1190 und 1200) datieren.

Der Minnesänger Friedrich von Hausen starb auf dem dritten Kreuzzug bei Philomelium in Kleinasien. Reinmar der Alte stand um 1190 im Dienst Leopolds V. von Österreich in Wien. Walther von der Vogelweide dichtete bis 1198 Minnelyrik und Spruchdichtung am Hof Friedrich I. von Österreich, danach an verschiedenen Höfen. Um 1200 dichteten Heinrich von Morungen, Bligger von Steinach, Heinrich von Rugge und Albrecht von Johansdorf höfische Lyrik.


Islamisch-arabische Welt

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Iberische Halbinsel

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Durch die christliche Reconquista werden die arabischen Almohaden in die Defensive gedrängt.

  • Zwischen 1190 und 1200: Der jüdische Philosoph Maimonides vollendet sein Hauptwerk Dalalat al-Ha’irin (‚Führer der Unschlüssigen‘; Datierung umstritten).
  • 11. Dezember 1198: Der spanisch-arabische Philosoph und Aristoteles-Kommentator Averroes (Ibn Ruschd) stirbt.
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