Ama (Taucher)
Ama (jap. 海人, dt. „Meermensch“, für Männer: 海士, dt. „Meermann“, für Frauen: 海女, dt. „Meerfrau“) ist die japanische Bezeichnung für Apnoe-Muscheltaucher, üblicherweise Frauen. Die Schriftzeichen 海人 werden auf in den Ryūkyū-Sprachen uminchu und im Dialekt der Izu-Halbinsel kaito gelesen.
Arbeitsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Traditionell hatten Ama beim Tauchen ein Fundoshi (Lendenschurz) an, heutzutage tragen sie meist Neoprenanzüge, über die sie weiße Kleidungsstücke streifen. Die weiße Kleidung soll Haie und Unglück fernhalten. Das geweihte Kopftuch wird nach alter Tradition gebunden.[1] Die Frauen bleiben bis zu einer Minute unter Wasser und erreichen Tiefen von fünf bis maximal zwanzig Metern. Bei geringer Tauchtiefe von 5 bis 7 Meter bleiben sie für ihre Sammelaktivitäten etwa 15 Sekunden am Meeresboden. Sie wiederholen ihre Tauchgänge dann bis zu 60 mal pro Stunde. Sie tauchen in der Fangsaison von März bis September nach Meeresschnecken, Muscheln, Seeigel, Algen und insbesondere den kostbaren Seeohren (Awabi).
Die Arbeit ist sehr anstrengend, die Anzahl der Ama in Japan inzwischen auf rund 2000 Taucherinnen[2] (Stand 2016) abgesunken. Für den Rückgang der Tätigkeit gibt es noch weitere Ursachen: Einerseits gehen durch Überfischung und Verschmutzung die natürlichen Bestände zurück, andererseits kommen heute 80 % aller Abalonen, die in Japan gegessen werden, aus Zuchtbetrieben. Außerdem sind infolge des gesellschaftlichen Wandels auch für jüngere Frauen Ausbildung und Berufe mit Arbeitsmöglichkeiten außerhalb von Fischerei und Landwirtschaft attraktiver geworden. Unter den verbliebenen Ama finden sich nicht wenige, die noch als 70-Jährige tauchen.[3]
Literarische Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ian Fleming ließ einen Zeitraum am Ende des Romans Du lebst nur zweimal bei den Ama spielen: James Bond braucht eine Operationsbasis in deren Seegebiet und wird dort in einer Familie untergebracht. Beim Einsatz wird er verletzt und verliert sein Gedächtnis. Bis Bruchstücke aus seinem früheren Leben auftauchen, bleibt er bei einer jungen, attraktiven Taucherin in einem eheähnlichen Verhältnis.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nina Poppe: Ama. Verlag Kehrer, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-86828-251-1, Bilder. (Nominiert für den Deutschen Fotobuchpreis 2013.)[4]
- G. Teruoka: Die Ama und ihre Arbeit. Vorläufiger Bericht. Eine Untersuchung über die japanischen Taucherinnen. In: Arbeitsphysiologie (1932) 5, ISSN 0365-0863, S. 239–251, doi:10.1007/BF02009115.
Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Meerfrauen von Japan. Dokumentarfilm, Deutschland, 2009, 52:30 Min., Buch und Regie: Carmen Butta, Produktion: MedienKontor, arte, Reihe: 360° – Geo-Reportage, Erstsendung: 1. November 2009 bei arte, Inhaltsangabe von Geo, online-Video.
- Ama-San – Die Frauen des Meeres Dokumentarfilm, Japan/Portugal/Schweiz, 2016, 112 Min., Buch und Regie: Cláudia Varejão
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Haenyo in Südkorea
- Wawata Topu in Osttimor
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Nedwed: Die Ama, Juli 2009, ausführliche Beschreibung und Geschichte, (PDF; 22 S., 1,3 MB)
- Lance Henderstein: Unterwegs mit den Ama, den 70-jährigen Apnoetaucherinnen Japans. In: vice.com, 12. Dezember 2016, Fotoreportage.
- Françoise Kadri: Japan’s Ama Women Divers. In: AFP, 17. Juni 2003, (engl.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ GEO Reportage - Die Meerfrauen von Japan - Die ganze Doku. Abgerufen am 23. Januar 2021.
- ↑ Lance Henderstein: Unterwegs mit den Ama, den 70-jährigen Apnoetaucherinnen Japans. In: vice.com, 12. Dezember 2016.
- ↑ Carsten Germis: Japans starke Frauen sind oft schon siebzig. In: FAZ, 21. September 2013, S. 14.
- ↑ Grey Hutton: Japanische Meeresfrauen. In: vice.com, 12. April 2012, Interview mit Poppe.