Anna Jermolaewa

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Anna Jermolaewa (2021)

Anna Jermolaewa (geb. Анна Ермолаева; 1970 in Leningrad)[1] ist eine in Russland geborene Konzeptkünstlerin, die seit 1989 in Wien in Österreich lebt. Ihre künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum von Medien: Video, Installation, Malerei, Performance, Fotografie und Skulptur. 1999 wurde ihre Videoarbeit Chicken Triptych von Harald Szeemann ausgewählt, um im Arsenal bei der 48. Biennale di Venezia präsentiert zu werden.[2]

Anna Jermolaewa entwarf den österreichischen Pavillon zur 60. Biennale di Venezia 2024.[3][4]

Anna Jermolaewa wurde in einer jüdisch-russischen Familie in Leningrad (UdSSR) geboren. Nachdem sie als eines der ursprünglichen Mitglieder der ersten Oppositionspartei, der Demokratischen Union (Russia) (Демократический союз), und Mitherausgeberin einer ihrer Zeitungen der antisowjetischen Agitation und Propaganda beschuldigt worden war, floh sie 1989 nach Wien, Österreich.[5][6] Nach mehreren Versuchen wurde Jermolaewa als Studentin an der Akademie der bildenden Künste Wien angenommen, wo sie in der Klasse von Peter Kogler studierte. Im Jahr 1998 schloss sie das Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien ab und beendete 2002 ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien.[1]

Nachdem sie von 2006 bis 2011 als Professorin für Medienkunst am Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe und von 2016 bis 2017 als Gastprofessorin für Kunst in zeitgenössischen Zusammenhängen an der Kunsthochschule Kassel tätig war, ist sie seit 2018 Professorin für Experimentelle Gestaltung an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz.[1]

Jermolaewas künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum von Medien: Video, Installation, Malerei, Performance, Fotografie und Skulptur.

"Monument to a destroyed monument" von Anna Jermolajewa Universitätsplatz der Karl-Franzens-Universität,[7] Graz 2016
Waschküche mit Steintrog im Wirtschaftshof des Stiftes in Millstatt von Anna JERMOLAEWA (RU) und MARCK (CH), Kunstinstallation 2022, Kärnten, Österreich, Europäische Union

Jermolaewa hatte Einzelausstellungen im Kunsthaus Bregenz[8](2023), Schlossmuseum Linz[9], Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien[10] (2022), Magazin4, Bregenz (2020); Kunstraum Weikendorf[11](2018); Museum of the History of Photography, St. Petersburg (2017); 21er Haus, Wien (2016); Galeria Zachęta, Warschau (2015); Victoria Art Gallery, Samara (2013); Camera Austria, Graz (2012); Kunsthalle Krems (2012); Institute of Contemporary Art, Sofia (2011); Kunstverein Friedrichshafen (2009); und Museum Moderner Kunst, Passau (2004).[1]

Außerdem nahm sie an folgenden Biennalen teil: 60. Biennale von Venedig (2024)[12], 6. Moskauer Biennale für zeitgenössische Kunst, Moskau, Russland (2015); „The School of Kyiv“, Kyiv Biennale, Kiew, Ukraine (2015); „Sweet Dew – After 1980. 20th Anniversary of the Gwangju Biennale“, Gwangju Museum of Art, Korea (2014); „Production of Meanings“, 2nd Ural Industrial Biennial of Contemporary Art, Jekaterinburg, Russland (2012); „Forget Fear“, 7th Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, Berlin, Deutschland (2012); Triennale Linz 1.0[13] – Gegenwartskunst in Österreich, Linz, Österreich (2010); „Junge Künstler aus Mitteleuropa“, 3. Biennale Prag, Prag, Tschechoslowakei (1999); „dAPERTutto (APERTO over ALL)“, 48th Venice Biennale, Venedig, Italien (1999).[1]

Sie ist in folgenden Sammlungen vertreten: Kunsthaus Bregenz, Stedelijk Museum Amsterdam,[19] Friedrich Christian Flick Collection, Museum of Contemporary Art Kiasma,[20] Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Volpinum Kunstsammlung, MUSA, Museum auf Abruf, Vienna, Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Vehbi Koc Foundation, Kontakt-The Art Collection of Erste Group, Belvedere[21], Landesgalerie Linz, Vienna Museum, Artothek des Bundes[22], Collection of Bank Austria, EVN Collection, und Arbeiterkammer Vienna.[1]

Während ihres Studiums in Leningrad beteiligte sich Anna Jermolaewa an der Herausgabe der kleinen maschinengeschriebenen Wochenzeitung Demokratische Opposition für die Demokratischen Union, die eine Auflage von 500 Exemplaren pro Ausgabe hatte.[23][24] Im Alter von siebzehn Jahren wurde ein Strafverfahren gegen sie und zwei weitere Redakteure, Artem Gadasik und Wladimir Jaremenko, eröffnet. Es wird vermutet, dass dieser Fall das letzte Gerichtsverfahren dieser Art vor dem Zusammenbruch der UdSSR war. Jermolaewa wurde wegen eines in der Wochenzeitung veröffentlichten Gedichts von Wladimir Jaremenko der antisowjetischen Agitation und Propaganda beschuldigt. Die Ermittler verhörten dreihundert Personen und führten mehr als ein Dutzend Durchsuchungen durch, bei denen Manuskripte, Videorekorder und Fernsehgeräte beschlagnahmt wurden. Der von der US-Regierung finanzierte Sender Radio Liberty verfolgte die Ermittlungen aufmerksam, und Politiker und Menschenrechtsaktivisten sprachen ständig über das Schicksal von Jaremenko, Gadasik und Jermolaewa.[25] Angesichts der möglichen politischen Repressionen und eines offenen Strafverfahrens beschloss sie, aus der UdSSR zu fliehen. Über Bekannte aus Lemberg erbaten sie und andere Mitglieder der Redaktion der Demokratischen Opposition eine Einladung von Unbekannten nach Krakau. Dort half ihnen eine Frau, an einer der für Polen angebotenen Einkaufsreisen nach Wien teilzunehmen. Es gelang ihnen, die Grenze mit einem sowjetischen Pass zu überqueren. In den ersten drei Wochen in Österreich verbrachten Jermolaewa und ihre Partner ihre Nächte auf Bänken im Wiener Westbahnhof, ohne Essen, bevor sie im Flüchtlingslager in Traiskirchen unterkamen.

Commons: Anna Jermolaewa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Biography. Anna Jermolaewa, abgerufen am 9. Januar 2023 (englisch).
  2. Sabine Schaschl: Anna Jermolaewa, Never Stop The Action! In: Lebt und arbeitet in Wien. Ausstellungskatalog. Kunsthalle Wien, Wien 2020, S. 142–147. Zitiert nach Sabine Schaschl: Anna Jermolaewa, Never Stop The Action! In: Yumpu. Abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
  3. Karin Seyringer: Österreich-Pavillon bei Kunstbiennale 2024 von Jermolaewa und Spindler. In: Tips - total regional. 16. Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023.
  4. Werner Remm: Anna Jermolaewa gestaltet den Beitrag im Österreichischen Pavillon Venedig 2024. In: artmagazine.cc. 16. Januar 2023, abgerufen am 13. September 2023.
  5. В Петербурге умер бывший глава ФСКН Виктор Черкесов. In: severreal.org. 9. November 2022, abgerufen am 27. Januar 2023 (russisch).
  6. Anna Tolstova: Анна Ермолаева: «Диссидентство не было романтическим увлечением». In: kommersant.ru. 17. April 2013, abgerufen am 27. Januar 2023 (russisch).
  7. Anna Jermolaewa - Projekt. Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, abgerufen am 30. Januar 2023.
  8. Anna Jermolaewa im Kunsthaus Bregenz. kultur-online.net, 11. Juli 2023, abgerufen am 13. September 2023.
  9. Anna Jermolaewa - Number two. museumsfernsehen.de, abgerufen am 13. September 2023.
  10. MAK Wien: Anna Jermolaewa - Chernobyl Safari. simskultur.eu, 2023, abgerufen am 13. September 2023.
  11. anna jermolaewa - Zwei linke Füße de. Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich, abgerufen am 26. Januar 2023.
  12. Anna Jermolaewa konzipiert Österreich-Pavillon bei Kunstbiennale 2024 in Venedig. In: bmkoes.gv.at. 2024, abgerufen am 21. April 2024.
  13. Triennale Linz 1.0. – Gegenwartskunst in Österreich – 3. Juni. bis 26. September 2010. In: lentos.at. Abgerufen am 21. Januar 2023.
  14. T-Mobile art award 2006 geht an Anna Jermolaewa. In: ots.at. 18. Oktober 2006, abgerufen am 20. April 2024.
  15. Outstanding Artist Awards. In: orf.at. 30. September 2011, abgerufen am 21. April 2024.
  16. Österreichischer Kunstpreis 2020 – Bildende Kunst: Anna Jermolaewa. In: bmkoes.gv.at. 2020, abgerufen am 21. April 2024.
  17. Otto-Breicha-Preis geht an Anna Jermolaewa. ORF, 25. November 2021.
  18. Dr.-Karl-Renner-Preise der Stadt Wien 2022. In: presse.wien.gv.at. 11. November 2022, abgerufen am 21. April 2024.
  19. Anna Jermolaewa. In: stedelijk.nl. Abgerufen am 8. Dezember 2021 (englisch).
  20. Finnish National Gallery - Work: 3´Attempts to Survive. In: kansallisgalleria.fi. Abgerufen am 8. Dezember 2021 (englisch).
  21. Anna Jermolaewa. In: sammlung.belvedere.at. Abgerufen am 13. September 2023.
  22. Anna Jermolaewa. In: artothek.info. Abgerufen am 13. September 2023.
  23. Slods: Страницы современной истории. Последнее в СССР дело за "антисоветскую пропаганду". In: gazeta_ds.com. 20. Dezember 2022, abgerufen am 27. Januar 2023 (russisch).
  24. Anna Tolstova: Анна Ермолаева: «Диссидентство не было романтическим увлечением». In: kommersant.ru. 17. April 2013, abgerufen am 27. Januar 2023 (russisch).
  25. Dmitry Volchek: Сорок котов и два Ленина. In: svoboda.org. 6. November 2016, abgerufen am 27. Januar 2023 (russisch).