Benutzer:Arne List/U-Umlaut
Der U-Umlaut, ist ein germanischer Umlaut, der heute noch im Isländischen und Färöischen erhalten ist.
Er fand wie der I-Umlaut an der Sprachstufe zwischen Urnordisch und Altnordisch um ca. 500 n.Chr. statt.
Der U-Umlaut hat seinen Namen nach dem unbetonten /u/ [1]
(oder /v/), das einen vorhergehenden betonten /a/ im Wort zu altnordisch /ǫ/ verändert. Dieses altnordische Phänomen ist auch bei Wörtern zu beobachten, in denen das beeinflussende /u/ weggefallen ist.Altnordisch /ǫ/ wird in diesem Fall weiter zu färöisch/isländisch /ø, ö/ verändert, wobei sich auch die Aussprache von
zu färöisch , bzw. isländisch , verschiebt.Genus | Urnordisch | Altnordisch | Färöisch | Isländisch | (Übersetzung) |
---|---|---|---|---|---|
m. | *vantus | vǫttr | vøttur | vettlingur | Fäustling |
n. | *landu | lǫnd | lond | lönd | Länder (sg. land) |
n. | *barnu | bǫrn | børn | börn | Kinder (sg. barn) |
n. | *fjallu | fjǫll | fjøll | fjöll | Berge (sg. fjall) |
f. | *arku | ǫrk | ørk (pl.), ark (sg.) | örk (sg.), arkar (pl.) | Papierbogen |
f. | *stangu | stǫng | stong (sg.), stangar (pl.) | stöng (sg.), stangar (pl.) | Stange |
Sonderfall /o/ im Färöischen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im heutigen Färöisch manifestiert sich der Umlaut meistens als /ø/, aber vor /m, n/ als /o/
, :- mann (akk. sg.) -> monnum (dat. pl.); land (nom., akk. sg.) -> lond (nom., akk. pl.)
- samur (nom. sg. m.) -> somum (dat. pl.) ‚gleich‘
Im Isländischen gibt es diese Unterscheidung nicht, sondern der Umlaut ist immer ein /ö/:
- mann -> mönnum; land -> lönd
Verschwundenes /u/
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ursprüngliche /u/, das den Umlaut verursachte, ist oft verschwunden[2]:
- Im starken Femininum Singular:
- øksl (sg.) <- akslar (pl.) ‚Achseln‘
- vørr (sg.) <- varrar (pl.) ‚Lippen‘
- Im starken Neutrum Plural:
- land (sg.) -> lond (pl.) ‚Land‘
- fjall (sg.) -> fjøll (pl.) ‚Berg‘
- In Adjektiven: langur (m.) -> long (f.) ‚lang‘
Erhaltenes /u/
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während das /u/ in der Nominalendung -ur ein Produkt der U-Epenthese im Färöischen und Isländischen ist, und somit keinen Umlaut bewirkt, ist die Dativendung -um (färöisch !) im Plural ein Beispiel für ein erhaltenes /u/ mit umlautendem Effekt.
Nom./Akk. Singular |
Dativ Plural | (Übersetzung) | |
---|---|---|---|
Färöisch | dalur / dal | dølum | Tal |
Isländisch | dölum | ||
Färöisch | maður / mann | monnum | Mann |
Isländisch | mönnum |
Im Imperfekt Plural ist der U-Umlaut im Isländischen regelmäßig, im Färöischen hingegen nicht.
Infinitiv | Altnordisch | Färöisch | Isländisch | (Übersetzung) |
---|---|---|---|---|
kalla (‚rufen‘) | kǫlluðum | kallaðu | kölluðum | wir riefen |
fremja (‚begehen, verüben‘) | frǫmdu | framdu | frömdu | sie verübten |
Färöische Dubletten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während die Umlautung mit dem Dativ Plural im Altnordischen und Neuisländischen regelmäßig ist, gibt es im Färöischen Dubletten (zwei mögliche Formen):
Grundform | Dativ Plural | (Übersetzung) | |
---|---|---|---|
Altnordisch | armr | ǫrmum | Arm |
Färöisch | armur | armum/ørmum | |
Isländisch | örmum | ||
Altnordisch | spakr | spǫkum | ruhig |
Färöisch | spakur | spakum/spøkum | |
Isländisch | spökum | ||
Altnordisch | grannr | grǫnnum | dünn |
Färöisch | grannur | grannum/gronnum | |
Isländisch | grönnum |
Bei den starken weiblichen Nomen gibt es im Singular ebenfalls eine Reihe färöischer Dubletten:
Färöisch | Isländisch | (Übersetzung) |
---|---|---|
ørk/ark | örk | Papierbogen |
søk/sak | sök | Sache |
Obligatorischer Umlaut
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Keine Ausnahmen gibt es im Färöischen wie im Isländischen beim Umlaut starker sächlicher Nomen im Nominativ und Akkusativ Plural. Im Falle von barn -> børn existiert er sogar im Dänischen.
Das Färöische Æ
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Besonderheit des Färöischen ist hierbei der U-Umlaut mit dem <æ>, das lautlich dem /a/ entspricht.
Altnordisch | Mittelisländisch | Färöisch sg. -> pl. | (Übersetzung) |
---|---|---|---|
tré | træ -> trø | Baum | |
bréf | bræv -> brøv | Brief | |
kné | hné | knæ -> knø | Knie |
Der U-Umlaut ist im Färöischen unproduktiv (ganz im Gegensatz zum Isländischen), da das unbetonte kurze /u/ kaum als klarer runder U-Laut artikuliert wird, sondern oft dem unbetonten /i/ in den modernen Dialekten ähnelt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paulivar Andreasen, Árni Dahl: Mállæra. Tórshavn: Føroya Skúlabókagrunnur, 1997 (3. Aufl. 2004) ISBN 99918-0-122-7 (S. 35-38 „Umljóð“, speziell 36f. „U-umljóð“)
- Höskuldur Thráinsson et.al.: Faroese. An Overview and Reference Grammar. Tórshavn: Føroya Fróðskaparafelag, 2004 ISBN 99918-41-85-7 (S. 397-400 „7.4.1.4 Umlaut in Faroese“)