Braune Violinspinne
Braune Violinspinne | ||||||||||||
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Loxosceles rufescens | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Loxosceles rufescens | ||||||||||||
(Dufour, 1820) |
Die Braune Violinspinne (Loxosceles rufescens) ist eine Art der Sechsäugigen Sandspinnen (Sicariidae) und lebt im Mittelmeerraum.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art besitzt sechs lichtreflektierende Augen, dabei ist der Abstand der Mittelaugen zu den Seitenaugen über zwei Mal größer als ihr Durchmesser. Männchen werden bis zu 7,5 mm lang, Weibchen bis zu 9 mm. Der Hinterkörper (Opisthosoma) ist grau bis gelbbraun. Die Vulva des Weibchens besitzt eng zusammenliegende Rezeptakeln, die in nach innen zeigenden Loben enden. Der Pedipalpus des Männchens hat eine verdickte Tibia. Der Embolus des Pedipalpus ist gebogen, ungefähr so lang wie die Bulbusbreite.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Braunen Violinspinne liegt in Südeuropa und Nordafrika. In die Vereinigten Staaten, nach Asien und nach Australien wurde sie eingeschleppt.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tiere fertigen unter Steinen ein auf dem Boden aufliegendes, filzartiges Netz an, in dem sich die Beute mit den Füßen verfängt.
Giftigkeit und Bissunfälle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Loxosceles-Arten besitzen ein potentes Gift, welches das Gewebe um die Bissstelle zerstört und tiefe, schwer heilende Wunden hinterlässt (Loxoscelismus). Obwohl das Gift von Loxosceles rufescens über ein ähnliches toxisches Profil verfügt wie das ihrer nahen Verwandten Loxosceles laeta und Loxosceles reclusa, wird die Art als weitaus weniger gefährlich eingeschätzt, was allerdings auch statistische Ursachen haben kann.[1] Unfallmeldungen sind selten, da die Spinne meist zurückgezogen in kaum besiedelten Gegenden lebt und wenig bissfreudig ist.[2] Wie die meisten Arten ihrer Gattung verkriecht sie sich aber auch in menschlichen Behausungen.[3]
Bissverletzungen sind insbesondere aus Süd- und Mittelitalien, Südfrankreich, Griechenland, Spanien und der westlichen Türkei bekannt. Anfänglich ist der Biss meist schmerzlos, später können sich kleine Pusteln und Rötungen rund um die Bissstelle bilden, die Juckreiz und Schmerzen verursachen. Das schwere Symptombild eines Loxosceles-Bisses tritt auf, wenn die Spinne zusätzlich zu ihrem Gift auch Bakterien in das Gewebe übertragen hat.[4] Dann bildet sich eine unter Umständen mehrere Zentimeter große, über ca. 10 Tage hinweg langsam wachsende Nekrose um die Bissstelle, häufig in Kombination mit einer starken Entzündung der betroffenen Körperstelle und leichter Hämolyse. Verantwortlich für die nekrotische Wirkung ist eine erhöhte enzymatische Aktivität im Gift der Spinnen, das neben einer toxischen Komponente das seltene Enzym Sphingomyelinase D (SMD) enthält.[5][6][7] Ein Gegengift gibt es nicht.[8]
Todesfälle kommen vor,[5] sind aber sehr selten. Der erste in Europa überhaupt beschriebene Todesfall infolge des Spinnenbisses einer Loxosceles-Art wurde im Sommer 2016 aus Catanzaro in Italien gemeldet und ging Vermutungen zufolge auf Loxosceles rufescens zurück.[9] Der Fall wurde aber wegen Unstimmigkeiten in Zweifel gezogen und gilt als ungenügend belegt.[1] Einem britischen Urlauber, der 2021 auf Ibiza von Loxosceles rufescens in die Hand gebissen wurde, mussten zwei Finger amputiert werden.[10][11] Im August 2023 starb ein Mann in der Region Latium nach allergischer Reaktion auf einen Biss.[12] Im Sommer 2024 kam es Presseberichten zufolge auf Sizilien und im süditalienischen Bari zu zwei Todesfällen kurz hintereinander, die auf Bisse der Braunen Violinspinne im Freien zurückgeführt wurden, welche anfänglich unbehandelt geblieben waren.[13][14] Häufig vermuten Bissopfer zunächst nichts Ernstes, bis sich der Zustand der Wunde nach einigen Tagen rapide verschlechtert und noch nach mehreren Wochen zum septischen Schock und einem Multiorganversagen führen kann.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frieder Sauer, Jörg Wunderlich: Die schönsten Spinnen Europas. Nach Farbfotos erkannt. 5. Auflage. Fauna Verlag, 1997, ISBN 3-923010-03-6, S. 46.
- Gabriele Fusto, Luigi Bennardo, Ester Del Duca, Daniela Mazzuca, Federica Tamburi, Cataldo Patruno, Steven Paul Nisticò: Spider bites of medical significance in the Mediterranean area: misdiagnosis, clinical features and management. In: The Journal of Venomous Animals and Toxins Including Tropical Diseases. Band 26, 2020, Artikel 7534902. doi:10.1590/1678-9199-JVATITD-2019-0100
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Loxosceles rufescens im World Spider Catalog
- Loxosceles rufescens. In: Wiki der Arachnologischen Gesellschaft.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Gabriele Fusto, Luigi Bennardo, Ester Del Duca, Daniela Mazzuca, Federica Tamburi, Cataldo Patruno, Steven Paul Nisticò: Spider bites of medical significance in the Mediterranean area: misdiagnosis, clinical features and management. In: The Journal of Venomous Animals and Toxins Including Tropical Diseases. Band 26, Artikel 7534902, 2. Oktober 2020.
- ↑ Frieder Sauer, Jörg Wunderlich: Die schönsten Spinnen Europas. Nach Farbfotos erkannt. 5. Auflage. Fauna Verlag, 1997, ISBN 3-923010-03-6, S. 46.
- ↑ Thomas Hubiche, Pascal Delaunay, Pascal del Giudice: A Case of Loxoscelism in Southern France. In: The American Journal of Tropical Medicine and Hygiene. Band 88, Nr. 5, 1. Mai 2013, S. 807–808. PMC 3752741 (freier Volltext)
- ↑ Zwei Männer nach Spinnenbissen gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. August 2024, abgerufen am 21. August 2024.
- ↑ a b N. Yigit A. Bayram D. Ulasoglu T. Danisman I. Corak Ocal Z. Sancak: Loxosceles spider bite in Turkey (Loxosceles rufescens, Sicariidae, Araneae). Case Study. In: The Journal of Venomous Animals and Toxins Including Tropical Diseases. Band 14, Nr. 1, 2008. (scielo.br)
- ↑ Analyse von Spinnengiften (Syddansk Universitet). Ergebnisbericht in CORDIS – Forschungsergebnisse der EU, 14. März 2012, abgerufen am 21. August 2024.
- ↑ Matthew J. Foradori, Samuel C. Smith, Elizabeth Smith, Roger E. Wells: Survey for potentially necrotizing spider venoms, with special emphasis on Cheiracanthium mildei. In: Comparative Biochemistry and Physiology, C 141 (2005), S. 32–39 (hier: S. 32).
- ↑ a b 48-jähriger Urlauber stirbt auf der Peloponnes nach Spinnenbiss. In: Griechenland Zeitung. 9. August 2024, abgerufen am 18. August 2024.
- ↑ M. Pezzi, A. M. Giglio, A. Scozzafava, O. Filippelli, G. Serafino, M. Verre: Spider Bite: A Rare Case of Acute Necrotic Arachnidism with Rapid and Fatal Evolution. In: Case Reports in Emergency Medicine. Artikel 7640789, 29. August 2016. doi:10.1155/2016/7640789
- ↑ Olaf Kubasik: Glück nach Biss dieser Giftspinne: Junger Urlauber verliert „nur“ Finger. In: Echo 24, 20. Mai 2022, abgerufen am 1. März 2023.
- ↑ Así es la araña que ha obligado a amputar dos dedos a un turista de Ibiza. In: Verde y azul, 11. August 2021; Lucía Bohórquez: Un turista galés pierde dos dedos de una mano tras la mordedura de una araña en Ibiza. In: El País, 10. August 2021; Neus Palou: Esta es la araña que ha provocado la pérdida de dos dedos a un turista en Ibiza. In: La Vanguardia, 11. August 2021, alle abgerufen am 4. März 2023 (alle spanisch).
- ↑ Juliette Vignaud: Italie : un homme meurt après avoir été mordu par une araignée violoniste. In: lepoint.fr. 15. Juli 2024, abgerufen am 15. Juli 2024 (französisch).
- ↑ Morso da un ragno violino, muore carabiniere in Sicilia: Franco Aiello aveva 52 anni. In: Stato Quotidiano. 13. Juli 2024, abgerufen am 20. Juli 2024 (italienisch).
- ↑ 23-Jähriger stirbt nach dem Biss einer Braunen Violinspinne. In: Tagesschau (Rai Südtirol). 17. August 2024, abgerufen am 18. August 2024.