Dreierwalde-Prozesse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Dreierwalde-Prozesse werden zwei Kriegsverbrecherprozesse vor einem britischen Militärgericht in Wuppertal bezeichnet. Verhandelt wurde gegen acht Wehrmachtsangehörige wegen Fliegermorden beim Luftwaffenflugplatz Dreierwalde (heute Fliegerhorst Hopsten).[1]

Am 21. März 1945 war der Flugplatz Dreierwalde heftig bombardiert worden und mehrere abgesprungene alliierte Bomberbesatzungen gefangen genommen worden. Am 22. März wurden vier Gefangene (zwei Angehörige der Royal Air Force und zwei der Royal Australian Air Force) auf dem Weg zum Bahnhof von Wehrmachtssoldaten unter Führung von Oberfeldwebel Karl Amberger durch ein Waldstück geführt und dort angeblich auf der Flucht erschossen. Ein fünfter Gefangener, der australische Lieutenant Berick, konnte verwundet entkommen.[2] In der Nacht des 24. März 1945 wurden sieben oder acht Kriegsgefangene zum Ausbessern von Bombenschäden gebracht und als auf der Flucht erschossen gemeldet. Am 25. März wurde ein verwundeter Gefangener im Motorradseitenwagen aus dem Stützpunkt gefahren und vom Angeklagten Lang erschossen.[3]

Die Prozesse fanden in der britischen Besatzungszone vor einem britischen Militärgericht nach den Regeln des Royal Warrant statt.

  • Case Nr. 7 gegen Karl Amberger 11.–14. März 1946
  • Case Nr. 23 gegen Major Karl Rauer et al. am 18. Februar 1946

Das Gericht hielt die Tötungen für Kriegsverbrechen gegen die Haager Landkriegsordnung zum Schutz von Kriegsgefangenen. Die Offiziere wurden für schuldig befunden, für den Schutz der Kriegsgefangenen verantwortlich gewesen zu sein und keine Ermittlungen zu deren Tod durchgeführt zu haben.

Die acht Angeklagten wurden sämtlich zum Tod verurteilt. Sieben von ihnen wurden am 15. Mai 1946 hingerichtet. Beim achten Angeklagten wurde das Urteil in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt.

Urteile zu den Angeklagten
Name Dienstgrad Urteil Schuldspruch
Karl Amberger Oberfeldwebel Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Schuldig 22. März
Karl Rauer Major Todesurteil (umgewandelt in lebenslänglich) Mitschuldig 24. und 25. März
Bruno Böttcher Hauptmann Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Mitschuldig 24. und 25. März
Wilhelm Schaarschmidt Hauptmann Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Mitschuldig 24. und 25. März
Hermann Lommes Unteroffizier Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Schuldig 24. und 25. März
Otto Bopf Major Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Mitschuldig 24. und 25. März
Emil Günther Unteroffizier Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Schuldig 24. März
Ludwig Lang Feldwebel Todesurteil (vollstreckt 15. Mai 1946) Schuldig 24. und 25. März

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Nazi War Crimes Trials: Dreierwalde Trial. Jewish Virtual Library, aufgerufen am 1. Dezember 2024.
  2. Case No. 7 – Trial of Karl Amberger. (PDF; 3,9 MB) legal-tools.org, S. 82.
  3. Case No. 23 – Trial of Major Karl Rauer and six others. (PDF; 0,2 MB), Worldcourts.com, S. 113 f.