Friedrich Engesser
Friedrich Engesser (* 12. Februar 1848 in Weinheim an der Bergstraße; † 29. August 1931 in Achern) war ein deutscher Bauingenieur und Hochschullehrer.
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Engesser besuchte die Bendersche Privatschule in Weinheim sowie das Gymnasium in Mannheim und studierte von 1865 bis 1869 am Polytechnikum Karlsruhe. Nach dem bestandenen ersten Staatsexamen begann er ein Referendariat in der Bauverwaltung des Großherzogtums Baden; er arbeitete zunächst bei der badischen Schwarzwaldbahn (ab 1874 in der Zentraldirektion in Karlsruhe) und war dann Zentralinspektor der badischen Staatsbahn in Karlsruhe. 1876 wurde er zum Ingenieur 1. Klasse ernannt, 1884 zum Bahnbau-Inspektor und 1885 zum Staatseisenbahn-Baurat. 1885 wurde er an der aus dem Polytechnikum hervorgegangenen Technischen Hochschule Karlsruhe Professor für Statik, Brückenbau und Eisenbahnwesen. 1910 wurde er zum Geheimen Oberrat ernannt. Er wurde 1915 emeritiert, lehrte aber noch bis 1923. Er galt als gewissenhafter, gründlicher und unermüdlicher Lehrer. Zu seinen zahlreichen Schülern gehören Heinrich Leitz und Karl Kriemler. Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl wurde Wilhelm Schachenmeier (1882–1927). Er war Mitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und des Karlsruher Bezirksvereins des VDI.[1]
Engesser befasste sich vor allem mit dem Konstruktivem Ingenieurbau und der Baustatik im Holzbau, Stahlbau, Massivbau, Eisenbahnbau und Wasserbau, sowie mit Festigkeitslehre und Baustoffkunde. Außerdem entwickelte er eine Erddrucklehre im Grundbau.[2] Er arbeitete über statisch unbestimmte Fachwerke (Zusatzkräfte, Nebenspannungen) und die Knickfestigkeit von Stäben.
Nach Karl-Eugen Kurrer bildete er mit Heinrich Müller-Breslau und Christian Otto Mohr das „Dreigestirn der klassischen Baustatik“ und „trug wie kein anderer zur baustatischen Grundlegung des Stahlbaus bei“.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Technische Hochschule Braunschweig verlieh Friedrich Engesser die Ehrendoktorwürde.[3]
- Friedrich Engesser war Ehrenmitglied der Karlsruher Burschenschaft Tulla.[4]
- Auf dem Campus des heutigen Karlsruher Instituts für Technologie wurden eine Straße und ein Hörsaal nach ihm benannt.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theorie und Berechnung von Bogenfachwerkträgern ohne Scheitelgelenk. Springer, Berlin 1880.
- Geometrische Erddrucklehre. In: Zeitschrift für Bauwesen, 30. Jahrgang 1880, Spalte 189.
- Über den Erddruck gegen innere Stützwände. In: Deutsche Bauzeitung, 16. Jahrgang 1882, S. 91–93.
- Über die Knickfestigkeit gerader Stäbe. In: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover, Jahrgang 1889, S. 455.
- Die Zusatzkräfte und Nebenspannungen eiserner Fachwerkbrücken. I. Die Zusatzkräfte. Julius Springer, Berlin 1892. (online bei Internet Archive)
- Die Zusatzkräfte und Nebenspannungen eiserner Fachwerkbrücken. II. Die Nebenspannungen. Julius Springer, Berlin 1893. (online bei Internet Archive)
- Über die Berechnung auf Knickfestigkeit beanspruchter Stäbe aus Schweißeisen und Flußeisen. In: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, Jahrgang 1893, S. 506.
- Zur Theorie des Baugrundes. In: Centralblatt der Bauverwaltung, 13. Jahrgang 1893, S. 306–308.
- Die Berechnung von Rahmenträgern. Ernst & Sohn, Berlin 1913. (2. Auflage 1919)
- Über die Bestimmung der Knickfestigkeit gegliederter Stäbe. In: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, Jahrgang 1913, Heft 47.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- E. Gaber: Friedrich Engeßer †. In: Die Bautechnik, 9. Jahrgang 1931, Heft 45 (vom 16. Oktober 1931), S. 664.
- Otto Steinhardt: Friedrich Engesser. C. F. Müller, Karlsruhe 1949.
- Walter Sbrzesny: Engesser, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 530 f. (Digitalisat).
- Otto Steinhardt Erinnerung an Friedrich Engesser. In: Bautechnik, 75. Jahrgang 1998, Heft 2 (vom Februar 1998), S. 109–111.
- T. Dietrich: Five outstanding contributors to the development of earth pressure theory in Germany. In: Geotechnik, Jahrgang 1985, Sonderheft (zur Erddrucklehre; behandelt werden neben Engesser auch Fritz Kötter, Ludwig Prandtl, Hans Reissner, Theodore von Kármán)
- Jörg Wauer: Die Mechanik und ihre Fachvertreter an der Universität Karlsruhe. KIT Science Publications, Karlsruhe 2017, S. 77 f.
- Klaus Stiglat (Hrsg.): Bauingenieure und ihr Werk. Ernst & Sohn, Berlin 2004.
- Karl-Eugen Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, Berlin 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 992 f. (Biografie)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Datensatz bei structurae
- Kurzbiografie auf den Seiten des KIT
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1914. Berlin 1914, S. 218.
- ↑ vgl. Schriften
- ↑ Bestand B2 – Akten der Ehrendoktoren – Engesser, Friedrich (1848–1931) ( vom 26. Juni 2013 im Internet Archive) auf biblio.tu-bs.de (PDF; 214 kB)
- ↑ Karlsruher Burschenschaft Tulla 1893–1993. Karlsruhe 1993, S. 29.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Engesser, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bauingenieur und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 12. Februar 1848 |
GEBURTSORT | Weinheim |
STERBEDATUM | 29. August 1931 |
STERBEORT | Achern |