Gerd Böttcher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
00Größter Erfolg:
Geld wie Heu
auf Decca Nr. 19273

Gerd Böttcher (* 18. Juli 1936 in Berlin; † 26. Februar 1985 in Dortmund) war ein deutscher Schlagersänger.

Gerd Böttcher wuchs in Berlin auf und machte nach dem Schulabschluss zunächst eine Gärtnerlehre. Anschließend nahm er Gesangsunterricht, trat unter dem Pseudonym Tino Merano mit Schlagern in Kneipen auf und war Sänger des Tanzorchesters von Hans Karbe. Der Komponist, Orchesterleiter und Musikproduzent Werner Müller vermittelte ihm 1960 einen Plattenvertrag bei der Decca.

Seine erste Single mit der deutschen Version des Klassikers Jambalaya von Hank Williams wurde noch unter Böttchers Künstlernamen aufgenommen. Produzent Müller entschied jedoch, dass letztlich Böttchers echter Name auf dem Plattenetikett zu lesen war. Die Schallplatte schaffte den Sprung in die deutsche Hitparade. Eine textgleiche Version von Gerhard Wendland war bereits 1953 ein großer Hit. Gleichzeitig veröffentlichte die Decca unter dem Namen Werner Müller und Chorus eine Single, auf der Gerd Böttcher als Solosänger zu hören war.

Im Herbst 1960 wurde Gerd Böttchers Lied Ich komme wieder, eine Adaption des Hits It’s Now or Never (’O sole mio) von Elvis Presley, veröffentlicht.

Bis 1962 nahm Böttcher die folgenden fünf Presley-Titel auf:

  • Ich komme wieder (Original: It’s Now or Never)
  • Adieu, Lebewohl, Goodbye (Original: Tonight’s so Right for Love)
  • Ich such dich auf allen Wegen (Original: Surrender)
  • Rock-A-Hula-Baby (mit Detlef Engel; Original: Rock A Hula Baby)
  • Du schaust mich an (Original: She’s Not You)

Erstmals unter die ersten zehn Hitparadenplätze kam Böttcher 1961 mit Adieu, Lebewohl, Goodbye, dessen Melodie auf der Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach basierte. Das Label Fontana Records brachte wenig später eine textgleiche, jedoch langsamer arrangierte Version von Peter Beil auf den Markt.

Böttchers erfolgreichstes Jahr war 1962, als er mit Geld wie Heu, der Coverversion von Pat Boones Johnny Will, bis auf Platz 2 der Hitlisten vorstieß und insgesamt 24 Wochen notiert wurde. Ähnlich erfolgreich war Für Gaby tu’ ich alles (Platz 4 und 24 Wochen notiert), bei dem es sich um einen Titel handelte, den Werner Müller unter seinem Pseudonym Heinz Buchholz komponierte. Den Text schrieb Hans Bradtke.

Zu Böttchers populärsten Decca-Aufnahmen gehörten auch zehn Duette mit Detlef Engel. Erfolgreich war Böttcher vor allem mit Coverversionen US-amerikanischer Hits von Burt Bacharach, Chubby Checker, The Everly Brothers, Ricky Nelson, Buck Owens, Cole Porter, Johnny Tillotson und anderen. 1963 trat Böttcher mit dem von Alexander Gordan komponierten Schlager Mach nicht Hochzeit ohne mich bei den Schlager-Festspielen in Baden-Baden an. Obwohl das Lied nur auf dem 12. und damit letzten Platz landete, wurde die Single in den Hitparaden notiert. Auf der B-Seite befand sich der Titel Auf der Hacienda fehlt eine Frau von Billy Mo, der beim Wettbewerb auf dem achten Platz landete. Bis 1965 produzierte Werner Müller insgesamt 24 Singles mit Gerd Böttcher. Die Hälfte davon schafften den Sprung in die Charts. Damit war Böttcher der erfolgreichste deutsche Vertreter des sogenannten Highschool-Rock-’n’-Roll. Er trat in populären Fernsehsendungen auf, wie 1961 in der Treffpunkt Telebar und 1963 in der Caterina-Valente-Show Bonsoir Kathrin.

1966 wechselte Böttcher kurzzeitig zur Plattenfirma Polydor. Dort entstanden zwei Singles mit Kompositionen von Joachim Heider und Michael Holm, von denen eine in die Hitparade gelangte. 1967 unterschrieb Böttcher einen Plattenvertrag bei der erst 1964 gegründeten Hansa Musik Produktion. Mit den von Dieter Zimmermann produzierten und komponierten Liedern Bitte sag mir noch nicht gute Nacht und Romantische Stunden verbuchte Böttcher letztmals Erfolge in den Charts. Sein 1968 veröffentlichtes Stück Wenn die Sehnsucht beginnt, eine Coverversion des britischen Nummer-eins-Hits Let the Heartaches Begin, geriet zu einem erneuten Misserfolg.

Im gleichen Jahr erfolgte ein erneuter Wechsel, diesmal zum Plattenlabel Metronome. Obwohl Böttcher mit jungen Komponisten wie Dieter Zimmermann, Michael Holm oder Giorgio Moroder zusammenarbeitete und in diesem Zeitraum zahlreiche Auftritte in Diskotheken absolvierte, gelang ihm kein nennenswerter Erfolg mehr. Daran konnten auch mehrere Auftritte in der ZDF-Drehscheibe und am 18. Oktober 1969 in der ZDF-Hitparade nichts ändern. Ab 1970 erschienen vier, unter anderem von Howard Carpendale produzierte Singles bei EMI Columbia. Aber auch mit diesen Liedern blieb Böttcher ein Comeback verwehrt. Ab 1972 war Böttcher ohne Plattenvertrag. Es folgten Probleme mit Alkohol und dem Finanzamt sowie die Scheidung seiner ersten Ehe. 1974 arbeitete der einst erfolgreiche Sänger wieder in seinem gelernten Beruf als Gärtner. 1976 veröffentlichte die Ariola mit dem von Drafi Deutscher komponierten Schlager Tanz noch einmal Rock ’n’ Roll mit mir Böttchers letzte aufwendig produzierte Single.

Im Zuge des 1950er-Jahre-Revivals in den frühen 1980er Jahren trat Böttcher wieder mit seinen alten Hits auf Konzerten und im Fernsehen auf. Es entstanden auch wieder Schallplattenaufnahmen, darunter ein Duett mit seiner Stieftochter Silke. 1985 plante man die Produktion einer Langspielplatte, zu deren Realisierung es jedoch nicht mehr kommen sollte. Kurz nach einem Auftritt als Karnevalsprinz seines Wohnortes Werne beim WDR starb Gerd Böttcher im Alter von 48 Jahren in einem Dortmunder Krankenhaus an Nierenversagen.

00Erste Single:
Decca Nr. 19065 von 1960
A/B-Seite Katalog-Nr. Veröffentlichung
Decca
Jambalaya / Weine nicht um mich 19065 Juni 1960
Oh Katherin / Sing Nachtigall sing 19067 Juni 1960
Ich komme wieder / Du – heut nacht! 19101 August 1960
Deine roten Lippen / Adieu – Lebewohl – Goodbye 19131 Dezember 1960
Ich such dich auf allen Wegen / Ay-ay oh Signorina 19170 April 1961
Weil du meine große Liebe bist / Heim, heim möcht’ ich ziehen 19213 Juni 1961
Man geht so leicht am Glück vorbei / Tina-Lou 19229 August 1961
Oh Billy Billy Black / Über Die Prärie (& Detlef Engel*) 19240 August 1961
Geld wie Heu / Carolin, Carolin 19273 Januar 1962
Rock-A-Hula-Baby / In Der Twist-Spelunke von Mac Miller * 19279 Januar 1962
Ein Dutzend and’re Männer / So wie ein Indianer 19350 Mai 1962
Ich kenn’ die Straßen der weiten Welt / Denn * 19356 Mai 1962
Du schaust mich an / Für Gaby tu’ ich alles 19388 November 1962
Sailor Boy / Zwei Caballeros * 19412 Januar 1963
Meine Braut, die kann das besser / Susanna 19421 März 1963
Mach’ nicht Hochzeit ohne mich / (Billi Mo: Auf der Hazienda fehlt eine Frau) 19440 Mai 1963
Bing-Bang-Bungalow / Blue Lady 19461 August 1963
Tschau – Auf Wiedersehn / Lady Lou 19509 Dezember 1963
Nur keine Beatle-Frisur / Weil du so himmelblaue Augen hast 19531 Mai 1964
Stern von Samoa / Eine Welt ohne Liebe * 19603 Juli 1964
Nur Annemarie kommt in Frage / Lorelei 19622 September 1964
Pretty Woman / Mädchen gibt’s wie Sand am Meer 19639 November 1964
Crazy Little Bluebird / Wo ist mein Baby 19665 März 1965
Eine gefiel mir am allerbesten / Ich find nichts dabei 19724 September 1965
Polydor
Schenk’ mir dein Vertrauen / Wer wird der Nächste sein 52611 Februar 1966
Ich stehe zu dir / Niemals darfst Du mich verlassen 52688 Juni 1966
Hansa
Einmal trägst du meinen Namen / Irgendwo In Mexico 19276 Februar 1967
Sag’ mir noch nicht Gute Nacht / Wenn sich der Wind auch dreht 19506 Juli 1967
Romantische Stunden / Wo fängt die Liebe an 19738 Oktober 1967
Roses for You / Schenk mir dein Herz als Souvenir 14012 April 1968
Metronome
Mona Lisa / Einsames Mädchen 25071 1968
Grand Prix / Wer wird denn weinen 25163 Oktober 1968
Schöne Helena / Das darf doch nicht wahr sein 25196 1970
Mambola / Wer hat die Liebe erfunden 25233 1970
Columbia
Eine Rose aus deinem Garten / Rock ’n’ Roll Boogie 29930 1972
Jeder Tag ein neuer Morgen / Ein Herz mit Telefon 30378 1972
Ariola
Tanz noch einmal Rock ’n’ Roll mit mir / Regenbogen 17421 1976
OMP
Melanie / Madeleine 7810 1977

Vinyl-Langspielplatten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Gerd Böttcher (1966; Decca BLK 16217)
  • Deine rote Lippen (1981; Bear Family Records BFX 15053)
  • Seine unvergessenen Erfolge 1971-81 (1987; Sieg-Ton ST 3010287)
  • Für Gaby tu’ ich alles (1987; Bear Family Records)
  • Pretty Woman (1996; Bear Family Records)
  • Ich komme wieder (2001; Kiddinx)
  • Tanz noch einmal Rock ’n’ Roll mit mir (2006; Bear Family Records)

Chartplatzierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen/​‑monate, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[1]Template:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen/Mo­nate, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE
1960 Jambalaya DE34
(3 Mt.)DE
Ich komme wieder DE2
(5 Mt.)DE
1961 Adieu, leb wohl, Goodbye DE8
(4 Mt.)DE
Deine roten Lippen DE38
(2 Mt.)DE
Ich such’ dich auf allen Wegen DE6
(2 Mt.)DE
Ay-Ay-Ay-Ay, oh Signorina DE37
(1 Mt.)DE
Weil du meine große Liebe bist DE8
(4 Mt.)DE
mit Detlef Engel
Heim, heim möcht’ ich ziehn DE34
(1 Mt.)DE
mit Detlef Engel
Tina-Lou DE21
(3 Mt.)DE
Oh Billy Billy Black DE11
(3 Mt.)DE
mit Detlef Engel
Man geht so leicht am Glück vorbei DE44
(1 Mt.)DE
1962 Geld wie Heu DE2
(6 Mt.)DE
Rock-A-Hula-Baby (Twist Special) DE26
(2 Mt.)DE
mit Detlef Engel
Ein Dutzend and’re Männer DE5
(5 Mt.)DE
Für Gaby tu’ ich alles DE4
(6 Mt.)DE
1963 Meine Braut, die kann das besser DE8
(4 Mt.)DE
Mach nicht Hochzeit ohne mich DE30
(1 Mt.)DE
Bing-Bang-Bungalow DE30
(1 Mt.)DE
1964 Lady Lou DE22
(3 Mt.)DE
1966 Schenk mir dein Vertrauen DE19
(2 Mt.)DE
1967 Sag mir noch nicht gute Nacht DE25
(½ Mt.)DE
Romantische Stunden DE36
(½ Mt.)DE
  • Frank Laufenberg: Rock & Pop Lexikon. Econ Taschenbuch Verlag, 1998, ISBN 3-612-26206-8, Band 1, S. 174.
  • Günter Ehnert (Hrsg.): Hitbilanz Deutsche Chart Singles 1956–1980. Taurus Press, 1987, ISBN 3-922542-24-7.
  1. Chartquellen: DE