Grenzproduktivitätsentlohnung
Die Grenzproduktivitätsentlohnung ist eine neoklassische Theorie, welche sich mit der Nachfrage eines Unternehmens nach zusätzlicher Arbeit beschäftigt. Diese Lohntheorie begründet das interdependente Zusammenspiel der Arbeitsnachfrage, abhängig vom Lohnsatz und der Kapitalnachfrage (der Investitionen), abhängig von den Kapitalkosten (dem Zinssatz).[1]
Die unternehmerische Maxime der Gewinnmaximierung erfordert, dass das Grenzprodukt der Produktionsfaktoren den marginalen Faktorkosten entspricht. Bei Grenzproduktivitätsentlohnung der Produktionsfaktoren bestimmt also die Produktionselastizität der Faktoren die gesamtgesellschaftliche Einkommensverteilung.[1]
Beispielrechnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegeben sei die Produktionsfunktion eines Postdienstleistungsunternehmens, wobei die Anzahl der Arbeitsstunden ist:
Die Arbeitsnachfrage ergibt sich durch Gleichsetzen der ersten Ableitung der Produktionsfunktion mit dem Reallohn:
Bei einem Stundenlohn von 7,50 Euro und einem Briefporto von 0,25 Euro ergibt sich
- ,
sodass man eine Arbeitsnachfrage von erhält.
Narrative Formulierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem US-amerikanischen Ökonom John Bates Clark gilt für die Grenzproduktivitätsentlohnung eine Belohnung von Produktionsfaktoren in Übereinstimmung mit ihrer marginalen Produktivität. Sie basiert auf dem Gesetz der abnehmenden Grenzprodukte und setzt vollkommene Konkurrenz und vollkommen mobile Produktionsfaktoren voraus. Ein Unternehmen fragt demnach solange zusätzliche Arbeit nach, solange der zusätzliche Erlös (Grenzerlös der Arbeit) größer oder gleich den zusätzlichen Kosten (Grenzkosten der Arbeit) ist.[2][3]
Mathematische Formulierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- also Grenzerlös (WGP) = nominale Grenzkosten
oder
- also Grenzertrag = reale Grenzkosten[4]
Die Faktorproduktivitäten bestimmen sich aus der Kapitalintensität durch folgende Cobb-Douglas-Produktionsfunktion:
- mit
Das Grenzprodukt der Produktionsfaktoren kann aus den partiellen Ableitungen der Produktionsfunktion bestimmt werden:
Dies bedeutet, dass ein Entscheidungsträger auf unternehmerischer Seite zusätzliche Arbeit nachfragt, solange das Wertgrenzprodukt der Arbeit größer oder gleich dem Lohnsatz () ist, also bis der Grenzertrag eines zusätzlichen Arbeitnehmers () mit dem Reallohn (reale Grenzkosten) übereinstimmt.
Es gilt: Eine bessere Kapitalausstattung der Arbeitsplätze führt zu einer höheren Arbeitsproduktivität; wenn mehr Kapital eingesetzt wird, ist die Kapitalproduktivität geringer.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- John Bates Clark: The distribution of wealth: A theory of wages, interest and profits. Macmillan, New York, NY, 1899.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Beschäftigung und Lohnstrukturen nach Qualifikationen und Altersgruppen : eine empirische Analyse auf der Basis der IAB-Beschäftigtenstichprobe (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., FITZENBERGER, Bernd, Alfred GARLOFF (beide Universität Mannheim, IFS und ZEW), Karsten KOHN (Universität Mannheim), Beitrag für das Schwerpunktheft 2003 der Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zu “Löhne und Beschäftigung”, Universität Konstanz, November 2003, zuletzt abgerufen am 1. Dezember 2017
- ↑ Clark, J. B., 1891, Distribution as determinded by a law of rent, pp. 289-318 in: Quarterly Journal of Economics, April.
- ↑ Clark, J. B., 1908, The Distribution of Wealth, N.Y.: Macmillan; Erstausgabe 1899.
- ↑ Grundzüge der Makroöknonomik, Prof. Dr. Werner Smolny, Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Universität Ulm von WS 09/10, zuletzt abgerufen am 1. Dezember 2017