Kaozheng

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Kaozheng (Chinesisch: 考證; wörtlich: „Suche nach Beweisen“[1]), alternativ kaoju xue (考據學; „Beweisgelehrsamkeit“) genannt, war eine chinesische Denkschule mit Schwerpunkt auf der Philologie, die während der Qing-Dynastie (1644–1912) von ca. 1600 bis 1850 aktiv war. Das häufigste Auftreten ist während des Aufstiegs der Qianlong Kaisers und Jianqing Kaisers, daher wird es auch oft als Qian-Jia Schule bezeichnet. Das vorgehen gleicht dem der moedernen Textkritik und auf hinsicht wissenschaftlicher Themen wird es der empirischen Lehrschule zugeordnet.

Einige der bedeutendsten Denker der ersten Generation der Qing-Dynastie, darunter Gu Yanwu, Huang Zongxi und Fang Yizhi, waren – zumindest im Inneren – treue Anhänger der Ming-Dynastie.[1] Teilweise als Reaktion auf die vermeintliche Nachlässigkeit und Übermaß der späten Ming-Dynastie wandten sie sich dem Kaozheng, oder der evidenzbasierten Gelehrsamkeit, zu, die sorgfältiges textuelles Studium und kritisches Denken betonte.[2]

Anstatt Kaozheng nur als ein lokales Phänomen in der Region um Jiangnan und Peking zu betrachten, wurde vorgeschlagen, es als allgemeinen Trend in der Entwicklung der chinesischen Gelehrsamkeit zu sehen, insbesondere im Hinblick auf die Beiträge von Cui Shu (1740–1816).

Gegen Ende der Qing-Dynastie und im frühen 20. Jahrhundert sahen Reformgelehrte wie Liang Qichao, Hu Shih und Gu Jiegang im Kaozheng einen Schritt zur Entwicklung einer empirischen Gelehrsamkeit und Wissenschaft in China. Im Gegensatz dazu kritisierten Carsun Chang und Xu Fuguan Kaozheng als intellektuell unfruchtbar und politisch gefährlich.

Der Gelehrte Yu Ying-shih bemühte sich im späten 20. Jahrhundert, eine Kontinuität zwischen Kaozheng und dem Neokonfuzianismus aufzuzeigen, um eine nicht-revolutionäre Basis für die chinesische Kultur zu schaffen. Im Gegensatz dazu argumentierte Benjamin Elman, dass Kaozheng eine „empirische Revolution“ darstellte, die mit der neokonfuzianischen Verbindung von teleologischen Überlegungen und Gelehrsamkeit brach.[1]

Einfluss in Japan

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Die Methoden des Kaozheng wurden in der Edo-Zeit nach Japan importiert und als Kōshō oder Kōshōgaku bekannt. Dieser Ansatz verband textkritische Methoden mit Empirismus, um die ursprünglichen, alten Bedeutungen von Texten zu entdecken. Der früheste Einsatz der Kaozheng-Methoden in Edo-Japan war Keichūs kritische Edition des Man’yōshū. Diese Methoden wurden schließlich von der Kokugaku-Schule genutzt, um zu argumentieren, dass die moderne Wissenschaft in Japan heimisch sei; sie trugen auch zur Kritik der Kokugaku an dem Buddhismus bei.

  • Ch'i-ch'ao Liang: Intellectual trends in the Ch'ing period. Harvard University Press, Cambridge, MA 1959, OCLC 445782
  • Xinzhong Yao: The Encyclopedia of Confucianism. Routledge, 2015, ISBN 978-1-317-79349-6 (
  • Jason Josephson: The Invention of Religion in Japan. University of Chicago Press, 2012, ISBN 978-0-226-41235-1, The Science of the Gods
  • Edward S. Krebs: Shifu, Soul of Chinese Anarchism. Rowman & Littlefield, 1998, ISBN 978-0-8476-9014-5, Liu's Prison Essays, S. 48–50
  • Pioneer of the Chinese Revolution: Zhang Binglin and Confucianism. Stanford University Press, 1990, ISBN 978-0-8047-6664-7, S. 58–60
  • Michael Quirin: Scholarship, Value, Method, and Hermeneutics in Kaozheng: Some Reflections on Cui Shu (1740–1816) and the Confucian Classics. In: History and Theory. 35. Jahrgang, Nr. 4, 1996, S. 34–53
  • Jonathan D. Spence: The Search for Modern China. W. W. Norton, 1990, ISBN 978-0-393-30780-1, S. 103–105 (englisch).
  • Gina Anne Tam: Dialect and Nationalism in China, 1860–1960, Verlag Cambridge University Press ISBN 978-1-108-77640-0

Einzelnachweise

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  1. a b Dawid Rogacz: Chinese Philosophy of History: From Ancient Confucianism to the End of the Eighteenth Century. Bloomsbury Publishing, 2020, ISBN 978-1-350-15011-9, S. 152.
  2. Edward S. Krebs: Shifu, Soul of Chinese Anarchism. Rowman & Littlefield, 1998, ISBN 978-0-8476-9015-2, S. 49.