Kloster Oliva
Kloster Oliva | |
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Äbtepalast des Klosters Oliva
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Lage | Polen Woiwodschaft Pommern |
Liegt im Bistum | Danzig |
Koordinaten: | 54° 24′ 38″ N, 18° 33′ 31,9″ O |
Ordnungsnummer nach Janauschek |
478 |
Gründungsjahr | 1185/1186 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1831 |
Jahr der Wiederbesiedlung | 1945 |
Mutterkloster | Kloster Kolbatz |
Primarabtei | Kloster Clairvaux |
Kongregation | Polnische Kongregation |
Das Kloster Oliva (polnisch Opactwo Cystersów w Oliwie) ist ein Kloster des Zisterzienserordens, das in der ehemals eigenständigen Stadt Oliva (seit 1926 Stadtteil von Danzig) liegt. Es bestand von 1185/1186 bis zu seiner Säkularisation 1831 und wurde 1945 durch das Kloster Szczyrzyc wiederbesiedelt.[1] Herausragendes Baudenkmal ist die Abteikirche Oliva, seit 1925 Kathedrale des neu gegründeten Bistums Danzig, seit 1992 Erzkathedrale.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kloster wurde 1185 oder 1186 von Herzog Sobiesław I. von Pommerellen mit Mönchen aus dem Kloster Kolbatz bei Stettin gegründet, das selber Tochterkloster des dänischen Esrom war. Die ersten Mönche aus Kolbatz waren schon um 1175 angekommen,[2] nach einer Angabe des westpreußischen Regionalhistorikers und Volkskundlers Alexander Treichel (1837–1901) bereits 1170.[3] Von 1215 bis 1245 war es Sitz des Missionsbischofs für Preußen. Dieser Zisterziensermönch Christian war vorher Abt von Łękno (Tochterkloster der Abtei Altenberg im Rheinland) gewesen und wird heute nach den Orten seiner Wirkung Christian von Łękno, Christian von Oliva oder Christian von Preußen genannt.
Die Abtei wurde später mehrfach zerstört: 1224 von den heidnischen Pruzzen, 1433 von den Hussiten und 1577 von den Danzigern.
Alle Orte, die Oliva 1220 besaß, waren gegenüber Danzig zum Burgdienst verpflichtet.[4] Ihm gehörte der Teil von Weichselmünde, in dem sich seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Danziger Hafen entwickelte. Zum Kloster gehörten unter anderem Zuckau wie auch fünf Dörfer auf der Oxhöfter Kämpe: Saspe, Glettkau, Zoppot, Koliebken und Rahmel. In den Jahrhunderten nach seiner Gründung konnte das Kloster aufgrund zahlreicher Stiftungen und Schenkungen seinen Besitzstand beträchtlich erweitern.[5][6]
Das Kloster spielte ab dem Jahre 1342 bei der Durchsetzung des Bernsteinregals eine wichtige Rolle, als ihm vom Deutschen Orden das Sammelrecht für Bernstein übertragen wurde. Von diesem Zeitpunkt an überwachte das Kloster Oliva die Sammeltätigkeit der Bevölkerung.[7]
Die im Kern romanische Klosterkirche, heute Erzbischofskirche, wurde im frühen 13. Jahrhundert erbaut und im 17. Jahrhundert zunächst im Renaissance-, dann im Barockstil umgestaltet.
Als das westliche Preußen unter die Schirmherrschaft des Königs von Polen-Litauen gelangte, mussten sich die Mönche des Klosters Oliva bald der polnischen Übernahmeversuche erwehren. Sie erbaten daher päpstliche Hilfe, und 1487 wurden sie von jeder Verbindung zum polnischen Klerus freigestellt.[8]
Am 3. Mai 1660 beendete der Friede von Oliva den Schwedisch-Polnischen Krieg von 1655 bis 1660.
1697 wurden hier der französische Prinz François Louis de Bourbon-Conti und sein Gefolge von Truppen Augusts des Starken überwältigt und zur Rückkehr nach Frankreich genötigt. Conti hatte eigentlich die Königswahl gegen August gewonnen, doch dessen Generaladjutant Jacob Heinrich von Flemming hatte bereits stellvertretend für August öffentlich den Eid auf die Pacta conventa geleistet, während Conti erst über den Öresund heransegelte. Nach seiner Landung und Einquartierung im Kloster Oliva, unweit seiner Schiffe, hatte ein Teil des polnischen Adels den französischen Prinzen am 26./27. Juni in Wola zum König ausgerufen, woraufhin August mit 8.000 Soldaten in Polen einmarschiert war. Durch die Flucht Contis konnte er unangefochten den Thron besteigen.[9]
1754 bis 1756 wurde im Auftrag des Abtes Jacek Rybiński der Äbtepalast zu Oliva gebaut.
Im Rahmen der Ersten Teilung Polen-Litauens, mit der die Wiedervereinigung westlicher Teile Preußens mit dem östlichen Teil einherging, kam das Kloster Oliva 1772 als Teil der neu gebildeten Provinz Westpreußen an das Königreich Preußen. 1830 wurde hier die Konvention von Oliva geschlossen.
Nach der Säkularisation 1831 wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche. Es folgte der Abbruch oder die Restaurierung der stark reparaturbedürftigen Klostergebäude. Neben dem Kloster hatte sich eine kleine Ortschaft entwickelt.
Durch den Vertrag von Versailles wurde Danzig mit einem Umland von etwa 2000 km² einschließlich mehrerer Orte mit Wirkung vom 10. Januar 1920 zur Freien Stadt erklärt. Kirchlich (katholisch) gehörte das Land links der Weichsel zum Bistum Kulm im jetzt polnisch gewordenen Pommerellen, das Land rechts der Weichsel, zwischen Weichsel und Nogat, zum Bistum Ermland, das mit Ostpreußen Teil Deutschlands geblieben war. Die Zahl der Katholiken im Gebiet der Freien Stadt betrug 119.470, das waren 32 % der Gesamtbevölkerung. Wegen der zunehmenden politischen Spannungen wurde deutlich, dass eine Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse erfolgen musste. Da die Bevölkerung zu 95 % deutsch war (wie die Wahlen zum Volkstag bewiesen), wurde es als misslich empfunden, dass der größte Teil des Gebiets der Freien Stadt in kirchlicher Hinsicht dem jetzt polnisch gewordenen Bistum Kulm unterstand. Papst Pius XI. regelte durch ein Dekret vom 22. April 1922 die Zuständigkeit vorläufig so, dass das Gebiet der Freien Stadt von den Bistümern Kulm und Ermland abgetrennt und zu einer Apostolischen Administratur gemacht wurde. Zum Apostolischen Administrator wurde der bisherige Bischof von Riga, Eduard Graf O’Rourke, bestellt. Durch die Bulle „Universa Christifidelium cura“ („In Unserer alle Christgläubigen umfassenden Sorge“) vom 30. Dezember 1925 erhob Papst Pius XI. die bisherige Apostolische Administratur zu einem exemten (das heißt: Rom unmittelbar unterstellten) Bistum. Mit Schreiben vom 3. Januar 1926 ernannte der Papst Eduard Graf O’Rourke zum ersten Bischof von Danzig. Oliva wurde zum Bischofssitz bestimmt. Die Pfarrkirche von Oliva, die alte Zisterzienserkirche, bestimmte der Papst als Kathedralkirche des Erzbistums Danzig.
Die Ortschaft Oliva wurde 1926 zur Stadt Danzig eingemeindet.
1945 wurde das Kloster durch das Kloster Szczyrzyc wiederbesiedelt.
Nach 1964 wurden die Grenzen des Bistums Danzig den neuen seelsorglichen Erfordernissen angepasst und sein Gebiet weit ins Umland hinein erweitert. 1992 wurde Danzig zur Erzdiözese mit den Suffraganen Pelplin und Thorn erhoben.
2017 wurde der Komplex zum Pomnik historii (Geschichtsdenkmal) erklärt.
Musikhandschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Hilfe der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit wurden seit etwa 1997 wertvolle Musikhandschriften aus der Klosterbibliothek veröffentlicht: es sind Werke italienischer Komponisten wie Andrea Gabrieli und Giovanni Gabrieli, Costanzo Antegnati, dazu aus Nürnberg Hans Leo Haßler und Valentin Haussmann neben anonymen Meistern.
Ein Teil besteht aus Orgeltabulaturen zum Gebrauch im Gottesdienst.
Der andere Teil enthält weltliche Tanzweisen, durchweg als Chorea bezeichnet.
Aus den eher liturgisch zu verwendenden Stücken eine „Fuga in g“ eines anonymen Meisters:
Eine anonyme Tanzweise, Chorea Nr. 32:
Bilder
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Kloster Oliva (Briefmarke der Freien Stadt Danzig, 1938)
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Kloster Oliva
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Kloster in der Nacht
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Kloster Oliva mit Garten
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Nautiluspokal von Abt Aleksander Kęsowski, 1643–1667[10]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Handschrift: Annalium Primae Monastrii B.M. De Oliva Fundationis, 1611 (urn:nbn:de:gbv:9-g-4879129) – Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zygmunt Iwicki: Oliva. Führer durch die Kathedrale und das ehemalige Kloster. Laumann, Dülmen 1994.
- Heinz Lingenberg: Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig. Klett, Stuttgart 1982.
- Richard Stachnik: Die katholische Kirche in Danzig. Münster (Westfalen) 1959.
- Marek Biernacki (Hrsg.): Bogusław Świtała (Fotogr.), Dariusz Aleksander Dekański, Alicja Słyszewska (Vorwort): Cystersi na Pomorzu Wschodnim. Wśród ciszy modlitwy i przestrzeni sztuki/Zisterzienser in Ostpommern. Zwischen Gebetstille und Kunstraum/The Cistercian Order in Eastern Pomerania. Immersing in the silent prayer and art (Übersetzungen von Beata Łapanowska, Izabela Taraszczuk, Marek Kuczyński, Katarzyna Zimnicka). Ząbki: Apostolicum 2005, ISBN 83-7031-513-5.
- Digitalisiertes historisches Schrifttum zur Klosterchronik
- Handschrift: Annalium Primae Monastrii B.M. De Oliva Fundationis, 1611 (urn:nbn:de:gbv:9-g-4879129) - Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern
- Heinrich Friedrich Jacobson: Beitrag zur Geschichte der preußischen Klöster – Das Mönchskloster Oliva. In: Leopold von Ledebur (Hrsg.): Neues allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Band 2. Berlin / Posen / Bromberg 1836, S. 193–259 (Textarchiv – Internet Archive) und S. 290–386 (Textarchiv – Internet Archive).
- Johann Karl Kretzschmer: Geschichte und Beschreibung der Klöster in Pommerellen. Band 1: Die Zisterzienser-Abtei Oliva. Danzig 1847 (archive.org).
- Theodor Hirsch: Das Kloster Oliva – Ein Beitrag zur Geschichte der westpreußischen Kunstbauten. Danzig 1850 (archive.org).
- Max Toeppen: Geschichte der Preussischen Historiographie von P. v. Dusburg bis auf K. Schütz. Berlin 1853, S. 18 ff. (Google Books) und (Google Books).
- Max Perlbach: Die Aeltere Chronik von Oliva. Göttingen 1871 (Google Books).
- Max Perlbach: Ueber die Ergebnisse der Lemberger Handschrift für die ältere Chronik von Oliva. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Vierte Folge, Band 9, Königsberg i. Pr. 1872, S. 18–40 (Google Books).
- Gotthilf Löschin: Geschichte der Abtei Oliva. In: Beiträge zur Geschichte Danzigs und seiner Umgebungen, Heft 1, Danzig 1837, S. 3–17 (Google Books).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ szlakcysterski.org
- ↑ Erich Keyser: Oliva. In: Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 163.
- ↑ Alexander Treichel: Mehlken, Kreis Carthaus (historischer Nachtrag), in: Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Redigiert von Rud. Virchow. Jahrgang 1897, Verlag Asher & Co., Berlin 1897, Seite 129–131, insbesondere S. 131 (Google Books).
- ↑ Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preußen. Gotha 1858, S. 44.
- ↑ Neues allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Hrsg. Leopold von Ledebur. Band 2. Berlin / Posen / Bromberg 1836, S. 193 ff., Textarchiv – Internet Archive
- ↑ Staatsarchiv Danzig – Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945 (Czeław Biernat u. a., Hrsg.), Oldenbourg, München 2000, S. 248.
- ↑ Gisela Reineking von Bock: Bernstein – Das Gold der Ostsee. Callwey, München 1981, ISBN 3-7667-0557-1.
- ↑ Kloster Oliva von jeder Verbindung zum polnischen Klerus freigestellt
- ↑ Dagmar Sommer: Fürstliche Bauten auf sächsischen Medaillen: Studien zur medialen Vermittlung landesherrlicher Architektur und Bautätigkeit (= Schriften zur Residenzkultur). 2007, ISBN 978-3-86732-014-6, S. 201.
- ↑ Marcin Latka. Abbot Kęsowski’s cup. artinpl, abgerufen am 25. Juli 2019.