Massaker von Grabovica
Koordinaten: 43° 39′ 0″ N, 17° 45′ 0″ O
Das Massaker von Grabovica ist ein Kriegsverbrechen des Bosnienkriegs, das vom 8. auf den 9. September 1993 in der Ortschaft Gornja Grabovica im Norden der Herzegowina verübt wurde. Dieser Massenmord an der ausschließlich kroatischen Zivilbevölkerung des Ortes wurde von Angehörigen der Armee der Republik Bosnien und Herzegowina begangen.
Die genaue Anzahl der zivilen Opfer des Massakers ist unklar. Es wurden 33 Leichen gefunden, darunter vor allem Greise, Frauen und ein Kind im Alter von dreieinhalb Jahren. 19 Personen gelten als vermisst. Die Häuser der kroatischen Einwohner wurden geplündert und in Brand gesetzt.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ortschaft Gornja Grabovica bei Jablanica ist im nördlichen Teil der Herzegowina gelegen und wurde während der „Operation Neretva“ genannten Großoffensive Kampfgebiet. Am 14. September 1993 drang die 9. motorisierte Brigade der bosnischen Armee in die benachbarte Ortschaft ein und verübte das Massaker von Uzdol. Unter den 29 zivilen Opfern im Nachbarort Uzdol waren auch Frauen und Kinder.
Aufarbeitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erst im Jahre 2005 kam es zu Anklageerhebungen gegen Beteiligte an den Massenmorden. Die Chefanklägerin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, die Schweizerin Carla Del Ponte, erhob auch Klage gegen Sefer Halilović, den ehemaligen General der von Bosniaken dominierten Regierungstruppen. Die Anklage hält den General für den Hauptverantwortlichen. Als Vorgesetzter der entsprechenden Einheiten hätte er die über Tage andauernden Gräueltaten verhindern und die Täter bestrafen müssen. Die Haager Richter lehnten die Anklage jedoch ab und sprachen Halilović im November 2005 aus Mangel an Beweisen frei. An dem verübten Kriegsverbrechen an sich ließen sie aber keine Zweifel. Verurteilt wurden bislang fünf einfache Soldaten der bosnischen Armee, höherrangige Offiziere wurden bis 2010 nicht zur Verantwortung gezogen.
Identifizierte Opfer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Josip Brekalo (* 1939)
- Luca Brekalo (* 1939), Ehefrau des Josip Brekalo
- Pero Čuljak (* 1913)
- Matija Čuljak (* 1917), Ehefrau des Pero Čuljak
- Andrija Drežnjak (* 1921)
- Mara Drežnjak (* 1921), Ehefrau des Andrija Drežnjak
- Dragica Drežnjak (* 1953), Tochter des Andrija Drežnjak
- Živko Drežnjak (* 1933)
- Ljuba (genannt Ljubica) Drežnjak (* 1932), Ehefrau des Živko Drežnjak
- Cvitan Lovrić (* 1936)
- Jela Lovrić (* 1940), Ehefrau des Cvitan Lovrić
- Ivan Mandić (* 1935)
- Mara Mandić (* 1912), Witwe
- Pero Marić (* 1914)
- Dragica Marić (* 1914), Ehefrau des Pero Marić
- Ilka Marić (* 1921), Witwe
- Marinko Marić (* 1941)
- Luca Marić (* 1944), Ehefrau des Marinko Marić
- Marko Marić (* 1906)
- Matija Marić (* 1907), Ehefrau des Marko Marić
- Martin Marić (* 1911)
- Ruža Marić (* 1935)
- Ruža Marić (* 1956)
- Ilka Miletić (* 1926)
- Anica Pranjić (* 1914), Witwe
- Luca Prskalo (* 1939)
- Franjo Ravlić (* 1917)
- Ivan Šarić (* 1939)
- Ivan Zadro (* 1924)
- Matija Zadro (* 1923), Ehefrau des Ivan Zadro
- Mladen Zadro (* 1956), Sohn von Ivan und Matija Zadro
- Ljubica Zadro (* 1956), Ehefrau des Mladen Zadro
- Mladenka Zadro (* 1989), Tochter von Mladen und Ljubica Zadro
- Mato Ljubic (* 1923)
- Kata Ljubic (* 1944)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Schultz: Kriegstribunal: Freispruch für bosnischen General (Hamburger Abendblatt vom 16. November 2005). Aufgerufen am 22. September 2010.
- Friedrich Jäger: Das Internationale Tribunal über Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Autorenkollektiv: DOSSIER: Crimes of Muslim Units against the Croats in BiH 1992–1994. Hrsg.: Centre for Investigation and Documentation. Mostar 1999, 10.3.1. The Crime in the Village of Grabovica, S. 110–115.
- Centar za prikupljanje dokumentacije (Hrsg.): Ratni zločini muslimanskih vojnih postrojbi nad Hrvatima Bosne i Hercegovine. Sarajevo 1997, Kronologija muslimanskog-hrvatskog sukoba u Bosni i Hercegovini (1992./1994.), S. 25 f.