Mechanische Galeone

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Mechanische Galeone
Material vergoldetes Messing, Stahl und andere Materialien
Größe 78,5 cm lang, 104 cm hoch
Hergestellt ca. 1585 in Augsburg
Ausstellungsort British Museum, London

Die Mechanische Galeone ist ein kunstvolles Tischornament in Form eines Schiffes. Sie ist außerdem ein Automat und eine Uhr. Hergestellt wurde sie etwa 1585 von Hans Schlottheim in Süddeutschland. Sie befand sich im Besitz von August (Kurfürst von Sachsen).[1] Heute ist das Modell im British Museum in London. Zwei ähnliche Exemplare befinden sich in Museen in Frankreich (Château d'Écouen) und Österreich (Kunsthistorisches Museum).

Im 16. Jahrhundert kam die Begeisterung für Automaten auf, deren Herstellung von Machthabern wie Rudolf II. und Süleyman I. finanziert wurde. Man vermutete zunächst, dass sich die Mechanische Galeone im Besitz von Rudolf II in Prag befand, aber neuere Hinweise deuten darauf hin, dass sie 1585 zum Inventar der Kunstkammer von August (Sachsen) gehörte.[2]

Hans Schlottheim war ein Goldschmied und Uhrenmacher, der von 1547 bis 1625 lebte. Die Automaten wurden möglich gemacht durch die Entwicklung von gewickeltem gehärteten Stahl. Dadurch war es möglich, potentielle Energie in einer Feder zu speichern und so eine tragbare Energiequelle zu schaffen.[3] Uhren waren zu dieser Zeit neu und wurden als Magie gesehen.[1]

Detail, das die Uhr, deren Besitzer, die anderen sechs Kurfürsten und den Römisch-deutschen Kaiser zeigt.

Das Schiff konnte auf Rädern bewegt werden, was verbreitet war; heute sind die Räder entfernt. Die Stunden und Viertelstunden der Uhr wurden von verkehrt herum stehenden Glocken im Krähennest geschlagen. Mechanische Musik wurde gespielt und von einer Trommel begleitet. Auf dem Schiff ist eine Uhr, die aber klein ist und neben dem detailreichen Sockel des größten Mastes kaum auffällt. Sieben Kurfürsten, darunter August,[1] gehen vor der sitzenden Figur von Kaiser Rudolf II.[4]

Zuletzt machte das Schiff Geräusche und Rauch, als ob Kanonen abgefeuert würden und Trompeten dröhnten. Es wurde behauptet, dass die Mechanische Galeone „die langweiligsten kaiserlichen Bankette belebt hätte, indem sie mit lodernden Kanonen und blasenden Trompeten entlang des Tisches fuhr“.[4]

Die Komplexität des Schiffes hatte zur Folge, dass Hans Schlottheim drei separate Uhrwerke einbauen musste. Eines betrieb das Geläut der Uhr, aber stellte auch Energie für die sieben sich drehenden Kurfürsten zur Verfügung. Die Musik inklusive der Trommel wurde von einem anderen Motor betrieben und der dritte Motor verlieh dem Schiff Bewegung. Der Mechanismus war alle 24 Stunden aufzuziehen.[5]

Ein anderes Meisterwerk Schlottheims war eine Uhr, die zur zwölften Stunde ein mechanisches Krippenspiel vorführte. Joseph schaukelte Jesus' Wiege, gefolgt von der Ankunft der Drei Könige und der Hirten. Maria verbeugte sich, um sie willkommen zu heißen. Dann bewegten sich zwei Engel nach oben und unten, während Gott zum Vorschein kam und sie segnete. Die Uhr soll im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sein.[6][7]

Heutiger Zustand

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2010 funktionierte die Mechanische Galeone nicht mehr. Das Fell der Trommel ist nicht mehr vorhanden und die ursprünglichen Räder wurden durch Füße ersetzt. Die acht Figuren auf dem Deck sind keine Originale, aber es wurden Abgüsse von ihnen genommen. Es ist bekannt, dass die Figuren auf dem Deck Trommeln und Trompeten hielten.[8]

Der Besitzer des Schiffes: August (Sachsen)

Octavius Morgan machte dem British Museum mehrere großzügige Spenden, darunter im Jahr 1866 diesen Automaten.[2] Davor könnte es ein Exemplar sein, das 1885 in einer Bestandsaufnahme im Grünen Gewölbe in Dresden genannt wurde.[1] Es soll Rudolf II. gehört haben.[9]

Vom selben Handwerker sind ähnliche Tischornamente bekannt; das Ähnlichste befindet sich im Musée de la Renaissance in Écouen (Frankreich). Das Tischornament, das Rudolf II gehörte, ist silbern und befindet sich im Kunsthistorischen Museum Wien.

Das Museum Speelklok in Utrecht besitzt eine funktionierende Replik des Schiffes inklusive einer Miniaturkanone.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Neil MacGregor: Episode 76, Mechanical Galleon. In: A History of the World in 100 Objects. BBC, abgerufen am 20. September 2010 (englisch).
  2. a b Octavius Morgan (1803–88). In: British Museum Highlights. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2012; abgerufen im Juli 2010 (englisch).
  3. Spring as discussed in automaton, Britannica.com, abgerufen im Juli 2010
  4. a b The art of small things, John Mack, S. 70, 2007, abgerufen im Juli 2010
  5. David Thompson: Comment. In: History of the World in 100 Objects. BBC, abgerufen am 20. September 2010 (englisch).
  6. The robot: the life story of a technology, S. 27, Lisa Nocks, abgerufen im Juli 2010
  7. Eastern magnificence & European ingenuity": clocks of late imperial China, Catherine Pagani, University of Michigan Press, 2001, S. 33.
  8. Mechanical Galleon. In: British Museum collection database. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2012; abgerufen im Juli 2010 (englisch).
  9. Mechanical Galleon. In: British Museum Highlights. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. November 2010; abgerufen im Juli 2010 (englisch).