Nae Ionescu
Nae Ionescu, eigentlich Nicolae C. Ionescu, (* 4. Junijul. / 16. Juni 1890greg. in Brăila; † 15. März 1940 in Bukarest) war ein rumänischer Philosoph, orthodoxer Theologe, Universitätslehrer und Journalist. Er war Lehrer von Mircea Eliade, Constantin Noica Mircea Vulcănescu, Mihail Sebastian, Emil Cioran und Eugène Ionesco. Nae Ionescu gilt als der Begründer des rumänischen Existentialismus, bekannt als Trairismus (rum. trăire = Erlebnis), eine philosophische Bewegung, die durch Irrationalismus, Mystik, Messianismus und Radikalismus gekennzeichnet war.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nae Ionescu besuchte in seiner Heimatstadt Brăila die Schule und begann sein Studium, wechselte dann aber nach Bukarest an die Fakultät für Literatur und Philosophie in Bukarest und setzt das Studium in Göttingen fort. Zu Beginn des Weltkrieges ist er in Rumänien. Am 25. November 1915 heiratete er Margarete Helene Fotino. Im Januar 1916 gehen sie gemeinsam nach Deutschland. Nachdem Rumänien im August 1916 in den Krieg eintrat, mussten sie in das Gefangenenlager Schloss Celle (Hannover). Sein erster Sohn, Roger, wurde im Lager Anfang 1917 geboren. Der zweite Sohn, Răzvan, wurde im Juni 1918 geboren. Im Jahre 1919 verteidigte er seine Promotion in Philosophie an der Universität München über »Die Logistik als Versuch einer neuen Begründung der Mathematik« bei Bäumker. Später war Ionescu Professor für Logik, Geschichte der Logik und Metaphysik an der Bukarester Universität und Direktor der Tageszeitung Cuvântul (dt.: „Das Wort“) (1929–1933). In diesem national-orthodoxen Blatt ist eine Vielzahl von Artikeln zu Theologie, Literatur, Wirtschaft und Politik von ihm und später seinen Schülern veröffentlicht worden. Als Schüler Husserls hat er das Erleben in den Mittelpunkt seines Nachdenkens gestellt. In Rumänien hat er Nietzsche zu größerer Bekanntheit verholfen.[1]
Wegen rechtsextremistischer Überzeugungen wurde er mehrfach verhaftet und lebte seit 1939 unter Hausarrest. Er starb am 15. März 1940 in seiner Villa in Băneasa in der Gegenwart der Pianistin Cella Delavrancea. Über seinen Tod wurden bald Gerüchte eines politischen Mordes verbreitet, doch dafür gibt es keine Belege.[2]
Ionescu ist zwar der „Eisernen Garde“ nicht beigetreten, hat die national-konservative rumänische Elite jedoch nachhaltig beeinflusst. Besonders hervorzuheben sind sein Irrationalismus und seine Mystik, die eingebettet ist in die orthodoxe Ablehnung des Westens und der Juden. Für Ionescu und seine Schüler schließen Christentum und Judentum einander aus.[3] So wurde er zu einem Wegbereiter des rumänischen Holocaust.[4] Seiner lebensphilosophischen Haltung entsprechend gibt es kaum größere Werke von ihm. Rezipiert wurde er vor allem von den Rumänen im Exil (Paris). Im kommunistischen Rumänien standen seine Werke auf dem Index, so dass Ionescu erst in den 1990er Jahren in Rumänien wiederentdeckt wurde.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Curs de filosofie a religiei. 1924–1925. ISBN 973-22-0624-1
- Nae Ionescu – „Creaţiune şi păcat“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dora Mezdrea: Nae Ionescu. Biografia. 4 Bde., 2001–2005, ISBN 973-8157-24-2
- Dora Mezdrea: Nae Ionescu. Abriss seines Lebens und Werkes. Aus dem rumän. Manuskript übers. von Erwin Hellmann. Karolinger, Wien 2008, ISBN 978-3-85418-120-0 (Auszug aus dem Original. Inhaltsverzeichnis auf dem Server Deutsche Nationalbibliothek.)
- Isabela Vasiliu-Scraba: Metafizica lui Nae Ionescu. 2000, ISBN 973-8134-06-4
- Isabela Vasiliu-Scraba: In labirintul rasfrangerilor. Nae Ionescu prin discipolii sai: Petre Tutea, Emil Cioran, Mircea Eliade, Mircea Vulcanescu, Vasile Bancila. 2000, ISBN 973-8134-05-6
- Hannelore Mueller: Der frühe Mircea Eliade. Münster 2004, ISBN 3-8258-7525-3
- Sigrid Irimia-Tuchtenhagen: Ionescu, Nae. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 781–789 .
- George Ciorănescu: Ionescu, Nae, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. München 1976, S. 227 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Nae Ionescu im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Simion Dănilă, Die Rezeption Friedrich Nietzsches in Rumänien, in: Nietzsche Studien, Bd. 34, Berlin, New York, 2005, ISBN 3-11-018262-9, S. 217–245
- ↑ Hannelore Müller, Der frühe Mircea Eliade, LIT Verlag Berlin-Münster-Wien-Zürich-London 2004, S. 104
- ↑ Ionescu: „Prefață“ in Mihai Sebastian, De două mii de ani (Bucharest: Nationala-Ciornei, 1934), S. XXVIII
- ↑ The report of the International Commission on the Holocaust in Romania was submitted to President Ion Iliescu in Bucharest on November 11, 2004 ( des vom 1. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Personendaten | |
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NAME | Ionescu, Nae |
ALTERNATIVNAMEN | Ionescu, Nicolae C. |
KURZBESCHREIBUNG | rumänischer Philosoph |
GEBURTSDATUM | 16. Juni 1890 |
GEBURTSORT | Brăila |
STERBEDATUM | 15. März 1940 |
STERBEORT | Bukarest |