Nikolai Huke
Nikolai Huke (* 20. November 1983 in Gießen) ist ein deutscher Politikwissenschaftler.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Huke absolvierte von 2003 bis 2009 mit einem Studienstipendium der Hans-Böckler-Stiftung ein Lehramtsstudium mit den Fächern Sozialkunde und Deutsch an der Philipps-Universität Marburg.[1] Während seines Studiums war er als Referent für Hochschulpolitik des AStA Marburg tätig.[2] Anschließend arbeitete er bis 2012 an der gleichen Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft.[3] Im Jahr 2016 schloss er seine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Promotion zum Thema „Sie repräsentieren uns nicht. Soziale Bewegungen und Krisen der Demokratie in Spanien“ ab, in der er u. a. die Proteste in Spanien 2011/2012 und die Kämpfe um Wohnraum und gegen Zwangsräumungen der Plataforma de Afectados por la Hipoteca untersuchte.[4] Parallel zu seiner Promotion arbeitete er mit David J. Bailey, Mònica Clua-Losada und Olatz Ribera-Almandoz im internationalen Forschungsprojekt „Beyond defeat and austerity. Disrupting the (critical political economy of) neoliberal Europe“.[5]
Ab 2016 arbeitete Huke für vier Jahre an der Eberhard Karls Universität Tübingen[6], wo er das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Forschungsprojekt „Willkommenskultur und Demokratie in Deutschland“ koordinierte.[7] In einer Studie des Forschungsprojekts analysierte er Rassismus und Moralpaniken in migrationspolitischen Debatten auf der Facebook-Seite von Boris Palmer.[8] Nach einem Vortrag über die Ergebnisse der Studie in Tübingen[9] warf Palmer ihm auf Facebook eine „falsche Beschreibung der Wirklichkeit“[10] vor. Huke stellte demgegenüber fest, Palmer arbeite „mit Falschaussagen und Unterstellungen“[11], um Kritik abzuwehren. In einem gemeinsamen Blog mit Doreen Bormann auf der Seite der Wochenzeitung Der Freitag thematisierte Huke Rassismuserfahrungen von Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt und in Behörden.[12] Ein Blogbeitrag zur Wohnraumsituation von Geflüchteten[13] wurde von der mutmaßlich vom deutschen Neonazi Mario Rönsch betriebenen Fake-News-Seite Anonymousnews.ru für rassistische Hetze gegen Flüchtlinge missbraucht.[14] Im Rahmen des Forschungsprojekts koordinierte Huke darüber hinaus eine von der Filmemacherin Anne Frisius umgesetzte Dokumentarfilmreihe über Willkommenskultur.[15] Zudem veröffentlichte er eine von Pro Asyl und der IG Metall herausgegebene Studie zum Thema „,Ganz unten in der Hierarchie‘: Rassismus als Arbeitsmarkthindernis für Geflüchtete“.[16][17]
Im Jahr 2017 war Huke Postdoc-Stipendiat der Fritz Thyssen Stiftung mit einem Forschungsprojekt zum Thema „Zerrissene Demokratie. Erosionen und Legitimitätskonflikte demokratischer Verfassungsstaaten in Südeuropa“.[18] 2019 war er Gastwissenschaftler am Arbeitsbereich von Wolfgang Menz an der Universität Hamburg.[19] Von 2020 bis 2022 war er an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel tätig.[20] Er führte dort ein Forschungsprojekt zum Thema „Gefährdetes Leben. Alltag und Protest in Flüchtlingsunterkünften im Zuge der Corona-Pandemie“ durch.[21] Ergebnisse des Projekts wurden in einer von Pro Asyl herausgegebenen Studie mit dem Titel „Bedeutet unser Leben nichts? Erfahrungen von Asylsuchenden in Flüchtlingsunterkünften während der Corona-Pandemie in Deutschland“[22][23] veröffentlicht. Die Studie stieß medial auf große Resonanz.[24][25] Seit April 2024 leitet Huke an der Universität Hamburg das durch die Hans-Böckler-Stiftung finanzierte Projekt „Arbeitsrechte in prekären Lebenslagen“.[26]
Huke forscht zu Internationaler Politischer Ökonomie, sozialen Bewegungen, Gewerkschaften, Europäischer Integration, Migration, autoritärem Populismus, Prekarität und Demokratie.[27][28][29] Journalistische Gastbeiträge von ihm sind unter anderem im Tagesspiegel[30] und der Monatszeitschrift Analyse & kritik[31] erschienen. Huke ist zudem in der außeruniversitären politischen Bildungsarbeit tätig.[32] Huke ist Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft[33], der Mittelbauinitiative Hamburg[34] und der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung.[35]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monographien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolai Huke: Ohnmacht in der Demokratie. Das gebrochene Versprechen politischer Teilhabe. transcript, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-8376-5682-4.
- David Bailey, Mònica Clua-Losada, Nikolai Huke, Olatz Ribera-Almandoz: Beyond Defeat and Austerity. Disrupting (the Critical Political Economy of) Neoliberal Europe. Routledge, London 2017, ISBN 978-1-138-89054-1.
- Nikolai Huke: Sie repräsentieren uns nicht. Soziale Bewegungen und Krisen der Demokratie in Spanien. Westfälisches Dampfboot, Münster 2017, ISBN 978-3-89691-103-2.
- Nikolai Huke: Krisenproteste in Spanien. Zwischen Selbstorganisation und Überfall auf die Institutionen. edition assemblage, Münster 2016, ISBN 978-3-96042-006-4.
- Nikolai Huke: Diskursive Formationen und Kräfteverhältnisse in der europäischen Migrationspolitik. FEI, Marburg 2010, ISBN 978-3-8185-0477-9.
Herausgeberschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anne Lisa Carstensen, Peter Birke, Nikolai Huke, Lisa Riedner (Hrsg.): Geteilte Arbeitswelten. Konflikte um Migration und Arbeit. Beltz Juventa, Weinheim 2024, ISBN 978-3-7799-7914-2.
- Samia Dinkelaker, Nikolai Huke, Olaf Tietje (Hrsg.): Nach der »Willkommenskultur«. Geflüchtete zwischen umkämpfter Teilhabe und zivilgesellschaftlicher Solidarität. transcript, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8376-5414-1.
- Hans-Jürgen Bieling, Nikolai Huke (Hrsg.): Migration und Teilhabe. 2020 (buergerimstaat.de [PDF]).
- Carina Book, Nikolai Huke, Norma Tiedemann, Olaf Tietje (Hrsg.): Autoritärer Populismus. Westfälisches Dampfboot, Münster 2020, ISBN 978-3-89691-257-2.
- Carina Book, Nikolai Huke, Sebastian Klauke, Olaf Tietje (Hrsg.): Alltägliche Grenzziehungen. Das Konzept der „imperialen Lebensweise“, Externalisierung und exklusive Solidarität. Westfälisches Dampfboot, Münster 2019, ISBN 978-3-89691-273-2.
- Forschungsgruppe Staatsprojekt Europa (Hrsg.): Kämpfe um Migrationspolitik. Theorie, Methode und Analysen kritischer Europaforschung. transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2402-1.
- Forschungsgruppe Staatsprojekt Europa (Hrsg.): Die EU in der Krise. Zwischen autoritärem Etatismus und europäischem Frühling. Westfälisches Dampfboot, Münster 2013, ISBN 978-3-89691-898-7.
- Forschungsgruppe Europäische Integration (Hrsg.): Rechtspopulismus in der Europäischen Union. VSA, Hamburg 2012, ISBN 978-3-89965-530-8.
- Forschungsgruppe Europäische Integration (Hrsg.): Die Außenbeziehungen der Europäischen Union: Hegemonialer Anspruch und umkämpfte Wirklichkeit. FEI, Marburg 2010, ISBN 978-3-8185-0484-7 (vifapol.de [PDF]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolai Huke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nikolai Huke auf Academia.edu
- Private Homepage von Nikolai Huke
- Nikolai Huke bei Google Scholar
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ WWW.HIERGEBLIEBEN.DE. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Redaktion neues deutschland: Bildungssplitter (neues deutschland). Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ BdWi - Prekär und unzufrieden, aber keine Bewegung. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Sie repräsentieren uns nicht. Soziale Bewegungen und Krisen der Demokratie in Spanien. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Beyond Defeat and Austerity: Disrupting (the Critical Political Economy of) Neoliberal Europe. Abgerufen am 1. Oktober 2020 (englisch).
- ↑ Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Startseite | Welcome Democracy. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Nikolai Huke: „Die neue Angst vorm schwarzen Mann“: Moralpaniken als Reaktion auf Geflüchtete im Regierungsbezirk Tübingen. In: sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung. Band 7, Nr. 1/2, 15. Mai 2019, ISSN 2197-2567, S. 69–92, doi:10.36900/suburban.v7i1/2.482 (zeitschrift-suburban.de [abgerufen am 1. Oktober 2020]).
- ↑ Vortrag zum Diskurs auf Boris Palmers Facebook-Seite. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Boris Palmer. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Nikolai Huke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Doreen Bormann / Nikolai Huke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Arbeitsmarktintegration - Kaum Wohnraum für Flüchtlinge. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Nikolai Huke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Dokumentarfilme | Welcome Democracy. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ »Ganz unten in der Hierarchie«: Rassismus als Arbeitsmarkthindernis für Geflüchtete. Abgerufen am 30. September 2021.
- ↑ Gea: Tübinger Politikwissenschaftler berichten über Diskriminierungen gegenüber Geflüchteten - Kreis Tübingen - Reutlinger General-Anzeiger. Abgerufen am 30. September 2021.
- ↑ Fritz Thyssen Stiftung: Jahresbericht 2017. (PDF) Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Neuer Gastwissenschaftler: Dr. Nikolai Huke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Nikolai Huke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Dr. Nikolai Huke. Abgerufen am 8. Januar 2021.
- ↑ »Bedeutet unser Leben nichts?« Abgerufen am 30. September 2021.
- ↑ Uni Kiel: So schlimm ist das Leben in Flüchtlingsunterkünften. In: MOPO. 6. September 2021, abgerufen am 30. September 2021.
- ↑ Deutsche Welle (www.dw.com): Niemcy. „Okrutna codzienność“ w ośrodkach dla uchodźców | DW | 02.09.2021. Abgerufen am 10. November 2021 (polnisch).
- ↑ FOCUS Online: Hass-Welle gegen Flüchtlinge: Autor von brisanter Asyl-Studie greift rechte Trolle an. Abgerufen am 10. November 2021.
- ↑ Arbeitsrechte in prekären Lebenslagen. Abgerufen am 6. Juni 2024.
- ↑ https://twitter.com/nihuke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Nikolai Huke - Google Scholar. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Neuer Gastwissenschaftler: Dr. Nikolai Huke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Die tödlichen Folgen der Realitätsverweigerung. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Leben im Abseits. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Zusammen lesen: Stuart Hall - Rosa-Luxemburg-Stiftung. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ GEW Hochschulzeitung. (PDF) Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ https://twitter.com/nihuke. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
- ↑ Nikolai Huke | AkG. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
Personendaten | |
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NAME | Huke, Nikolai |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 20. November 1983 |
GEBURTSORT | Gießen |