Olympische Sommerspiele 1936/Leichtathletik – Speerwurf (Männer)

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Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin Speerwurf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 28 Athleten aus 19 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Berlin
Wettkampfphase 6. August 1936
Medaillengewinner
Deutsches Reich NS Gerhard Stöck (GER)
Finnland Yrjö Nikkanen (FIN)
Finnland Kalervo Toivonen (FIN)
1932 1948

Der Speerwurf der Männer bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde am 6. August 1936 im Olympiastadion Berlin ausgetragen. 29 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde der Deutsche Gerhard Stöck. Er gewann vor den beiden Finnen Yrjö Nikkanen und Kalervo Toivonen.

Bestehende Rekorde

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Weltrekord 77,23 m Matti Järvinen (Finnland Finnland) Helsinki, Finnland 18. Juni 1936[1]
Olympischer Rekord 72,71 m Finale OS Los Angeles, USA 4. August 1932

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasieger Gerhard Stöck verfehlte diesen Rekord mit seinem weitesten Wurf um 87 Zentimeter.

Durchführung des Wettbewerbs

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Die Athleten begannen mit einer Qualifikationsrunde. Siebzehn Wettbewerber – hellblau unterlegt – erreichten die für die Vorkampfteilnahme notwendige Qualifikationsweite von 60,00 Metern. Im Vorkampf hatte jeder Teilnehmer drei Versuche. Die besten sechs Athleten – wiederum hellblau unterlegt – qualifizierten sich dann für weitere drei Versuche im Finale. Dabei ging das Resultat des Halbfinales mit in das Endresultat ein. Alle Teilwettkämpfe wurden am 6. August ausgetragen.

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

x ungültig
verzichtet
g geschätzt

6. August 1936, 10:30 Uhr
Wetterbedingungen: bedeckt, 16 °C, Rückenwind bei ca. 2,4 m/s[2]

Platz Name Nation 1. Versuch
(m)
2. Versuch
(m)
3. Versuch
(m)
Resultat
(m)
1 József Várszegi Ungarn 1918 Ungarn 69,70g 58,50g 69,70g 69,70g
2 Yrjö Nikkanen Finnland Finnland 67,00g 59,60g 67,00g 67,00g
3 Matti Järvinen Finnland Finnland 66,00g 66,00g 66,00g
4 Eugeniusz Lokajski Polen 1928 Polen 65,50g 65,50g 65,50g
5 Kalervo Toivonen Finnland Finnland 64,90g 59,00g 64,90g 64,90g
Gustav Sule Estland Estland 64,90g 64,90g 64,90g
7 Lennart Atterwall Schweden Schweden 64,40g 64,40g 64,40g
8 Gerhard Stöck Deutsches Reich NS Deutsches Reich 63,50g 63,50g 63,50g
9 Gottfried Weimann Deutsches Reich NS Deutsches Reich 63,20g 63,20g 63,20g
10 Walter Turczyk Polen 1928 Polen 63,10g 59,00g x 63,10g
11 Oto Jurģis Lettland Lettland 61,90g 58,00g 61,70g 61,90g
12 Jaap van der Poll Niederlande Niederlande 61,70g 58,00g 61,70g 61,70g
13 Alton Terry Vereinigte Staaten 48 USA 61,50g 61,50g 61,50g
14 Lee Bartlett Vereinigte Staaten 48 USA 60,80g 60,80g 60,80g
15 Jim Courtright Kanada 1921 Kanada 60,30g x 60,30g 60,30g
Friedrich Gerdes Deutsches Reich NS Deutsches Reich 60,30g x 60,30g 60,30g
17 Malcolm Metcalf Vereinigte Staaten 48 USA 60,20g 60,20g 60,20g
18 Ibrahim Okasha Agypten 1922 Ägypten 58,00g 50,00g x 58,00g
19 Konstantinos Metaxas Königreich Griechenland Griechenland 56,00g 50,00g 56,00g 56,00g
20 Noboru Ueno Japan 1870Japan Japan 55,00g 54,00g 55,00g 55,00g
Rudolf Markušić Jugoslawien Konigreich 1918 Jugoslawien 55,00g 50,00g 55,00g 55,00g
22 Josef Neumann Schweiz Schweiz 52,00g 52,00g 50,00g 52,00g
Kristján Vattnes Island Island 52,00g 46,00g 52,00g 52,00g
Napoleon Papageorgiou Königreich Griechenland Griechenland 52,00g 50,00g 52,00g 52,00g
25 Josef Klein Tschechoslowakei 1920 Tschechoslowakei 50,00g 50,00g x 50,00g
26 Hoh Chunde China Republik 1928 China 48,00g 48,00g 40,00g 48,00g
Pavol Mal'a Tschechoslowakei 1920 Tschechoslowakei 48,00g x 48,00g 48,00g
28 Pascal Gutiérrez Mexiko 1934 Mexiko 35,00g 31,10g 35,00g 35,00g
Eugeniusz Lokajski verletzte sich und scheiterte als Siebter im Vorkampf

6. August 1936, 15:15 Uhr
Wetterbedingungen: aufklarend, 18 °C, Rückenwind von ca. 1,9 m/s[2]

Anmerkung:
Von den Werfern, die sich nicht für das Finale qualifizieren konnten, sind nur die Bestweiten bekannt.

Platz Name Nation 1. Versuch
(m)
2. Versuch
(m)
3. Versuch
(m)
Resultat
(m)
1 Yrjö Nikkanen Finnland Finnland x 70,77 x 70,77
2 Lennart Atterwall Schweden Schweden 67,15 69,20 x 69,20
3 Matti Järvinen Finnland Finnland 68,30 69,18 x 69,18
4 Kalervo Toivonen Finnland Finnland 62,00 67,00 68,76 68,76
5 Gerhard Stöck Deutsches Reich NS Deutsches Reich x 68,11 65,50 68,11
6 Alton Terry Vereinigte Staaten 48 USA 67,10 67,15 x 67,15
7 Eugeniusz Lokajski Polen 1928 Polen k. A. 66,39
8 József Várszegi Ungarn 1918 Ungarn 65,30
9 Gottfried Weimann Deutsches Reich NS Deutsches Reich 63,58
10 Walter Turczyk Polen 1928 Polen 63,36
11 Gustav Sule Estland Estland 63,26
12 Lee Bartlett Vereinigte Staaten 48 USA 61,15
13 Oto Jurģis Lettland Lettland 60,71
14 Jim Courtright Kanada 1921 Kanada 60,54
15 Malcolm Metcalf Vereinigte Staaten 48 USA 58,20
16 Jaap van der Poll Niederlande Niederlande 56,25
17 Friedrich Gerdes Deutsches Reich NS Deutsches Reich 55,93
Die Medaillengewinner im Speerwurf (v. l. n. r.): Yrjö Nikkanen, Gerhard Stöck, Kalervo Toivonen

6. August 1936, im Anschluss an den Vorkampf
Wetterbedingungen: aufklarend, 18 °C, Rückenwind von ca. 1,9 m/s[2]

Anmerkung:
Im Finale wurde Weiten, die eindeutig erkennbar unter der vorherigen Bestweite des Werfers lagen, nicht exakt vermessen, sondern nur geschätzt.

Finale
Platz Name Nation Vorkampfweite 1. Versuch
(m)
2. Versuch
(m)
3. Versuch
(m)
Endresultat
(m)
1 Gerhard Stöck Deutsches Reich NS Deutsches Reich 68,11 66,00g 71,840 65,00g 71,84
2 Yrjö Nikkanen Finnland Finnland 70,77 62,00g 62,00g 63,00g 70,77
3 Kalervo Toivonen Finnland Finnland 68,76 x 70,720 x 70,72
4 Lennart Atterwall Schweden Schweden 69,20 65,00g 61,00g 62,00g 69,20
5 Matti Järvinen Finnland Finnland 69,18 64,00g x x 69,18
6 Alton Terry Vereinigte Staaten 48 USA 67,15 64,00g 65,00g 62,00g 67,15
7 Eugeniusz Lokajski Polen 1928 Polen 66,39 nicht im Finale 66,39
8 József Várszegi Ungarn 1918 Ungarn 65,30 65,30

Die Weltrangliste von 1936 führte der Finne Matti Järvinen mit seiner Weltrekordweite von 77,23 m mit deutlichem Vorsprung an. Dahinter lagen Werfer aus Finnland, Deutschland, Polen und Schweden mit knappen Abständen untereinander. Järvinen, auch Olympiasieger von 1932 war wegen einer Rückenverletzung nicht in der Verfassung für ganz große Weiten und landete schließlich auf Platz fünf. Der Weltranglistenzweite Yrjö Nikkanen übertraf im zweiten Durchgang als erster die 70-Meter-Marke, was auch seinem Landsmann Kalervo Toivonen im fünften Versuch gelang. Doch Gerhard Stöck, der im Kugelstoßen bereits die Bronzemedaille gewonnen hatte, erwischte ebenfalls in Durchgang fünf einen guten Wind und nutzte die Bedingungen zu einem Wurf auf 71,84 m. Er schätzte die Windbedingungen richtig ein und warf den Speer flach ab, was ihm als Weltranglistendritten den Olympiasieg vor den beiden Finnen einbrachte.[3]

Gerhard Stöck errang den ersten deutschen Olympiasieg und zugleich den ersten Medaillengewinn für Deutschland im Speerwurf.

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 298f

Einzelnachweise

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  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Javelin throw – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 11. Januar 2022
  2. a b c The XIth Olympic Games Berlin 1936, S. 674, digital.la84.org, englisch (PDF; 60.845 KB), abgerufen am 17. Juli 2021
  3. Athletics at the 1936 Berlin Summer Games: Men's javelin throw, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 21. September 2017