Olympische Winterspiele 1948/Eiskunstlauf

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Eiskunstlauf bei den
Olympischen Winterspielen 1948
Information
Austragungsort Schweiz St. Moritz
Wettkampfstätte Badrutts Park / Kulm Eisbahn
Nationen 12
Athleten 64 (27 , 37 )
Datum 2.–6. Februar 1948
Entscheidungen 3
Garmisch 1936

Bei den V. Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz fanden drei Wettbewerbe im Eiskunstlauf statt. Austragungsorte waren das Olympia-Eisstadion Badrutts Park sowie der Kulm Eisbahn für die Pflichtläufe der Männer und Frauen. Die Kunsteisbahnen besaßen die standardisierte Größe von 60 × 30 m. Die Bewerbe mussten allesamt bei Tag stattfinden, da eine geeignete Lichtanlage für Abendveranstaltungen fehlte.

Medaillenspiegel

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Platz Land Gold Silber Bronze Gesamt
1 Kanada 1921 Kanada 1 1 2
2 Belgien Belgien 1 1
Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten 1 1
4 Osterreich Österreich 1 1 2
5 Schweiz Schweiz 1 1
Ungarn 1946 Ungarn 1 1
7 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1 1

Medaillengewinner

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Konkurrenz Gold Silber Bronze
Herren Vereinigte Staaten 48 Richard Button Schweiz Hans Gerschwiler OsterreichÖsterreich Edi Rada
Damen Kanada 1921 Barbara Ann Scott OsterreichÖsterreich Eva Pawlik Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jeannette Altwegg
Paare Belgien Micheline Lannoy / Pierre Baugniet Ungarn 1946 Andrea Kékesy / Ede Király Kanada 1921 Suzanne Morrow / Wallace Diestelmeyer
  • K = Kür
  • P = Pflicht
  • Pz = Platzziffer
  • Pkt. = Punkte
Platz Land Sportler P K Pz Pkt.
1 Vereinigte Staaten 48 USA Richard Button 01 01 010 191,177
2 Schweiz SUI Hans Gerschwiler 02 03 023 181,122
3 Osterreich AUT Edi Rada 03 04 033 178,133
4 Vereinigte Staaten 48 USA John Lettengarver 04 02 036 176,400
5 Ungarn 1946 HUN Ede Király 03 05 042 174,400
6 Vereinigte Staaten 48 USA James Grogan 09 06 062 168,711
7 Vereinigtes Konigreich GBR Graham Sharp 06 08 067 167,044
8 Osterreich AUT Hellmut May 07 07 068 165,666
9 Osterreich AUT Helmut Seibt 08 12 079 162,655
10 Tschechoslowakei TCH Vladislav Čáp 10 11 096 160,233
11 Belgien BEL Fernand Leemans 11 14 104 157,822
12 Kanada 1921 CAN Wallace Diestelmeyer 13 09 110 156,322
13 Tschechoslowakei TCH Zdeněk Fikar 12 13 114 154,155
14 Schweiz SUI Karl Enderlin 14 10 110 154,244
15 Italien ITA Carlo Fassi 16 15 135 145,966
16 Danemark DEN Per Cock-Clausen 15 16 135 145,533

Pflicht: 2. Februar, 9:30 Uhr
Kür: 5. Februar, 14:45 Uhr

An diesem Wettbewerb nahmen 16 Eiskunstläufer aus 10 Ländern teil. Gezeigt werden musste eine Pflicht mit fünf Figuren sowie eine fünf Minuten dauernde Kür. Die verlangten Pflichtfiguren waren: Wende, Gegenwende, Doppeldreier-Paragraph, Schlingen-Paragraph, Gegendreier-Paragraph (siehe auch: Eiskunstlaufelemente).

Als Favoriten galten der amtierende Weltmeister Hans Gerschwiler aus der Schweiz und der amtierende Europameister Richard Button aus den USA. Button führte überraschenderweise schon im Pflichtlaufen in fast allen Figuren. In der Kür zeigte sich auch seine überlegene Sprungtechnik. Er sprang als erster Läufer einen doppelten Axel und zeigte auch Elemente, die man sonst nur aus Bodenübungen kannte. So war etwa ein Grätschsprung mit 1,50 m Höhe Teil seiner Vorführung. Überlegen wurde er Olympiasieger vor Gerschwiler und dem Österreicher Edi Rada. Zum Kürbewerb waren zehntausend Zuseher ins Eisstadion gekommen und Tausende standen mit Feldstechern und Operngläsen auf den umliegenden Hängen. Das Eis war weich.[1] Ein kleines Malheur gab es beim Vortrag von Vladislav Čáp, als plötzlich die Schallplatte ihren Dienst versagte und er gezwungen war, sein Programm ohne musikalische Untermalung vorzutragen.[2]

Platz Land Sportler P K Pz Pkt.
1 Kanada 1921 CAN Barbara Ann Scott 01 01 011 163,077
2 Osterreich AUT Eva Pawlik 03 02 024 157,588
3 Vereinigtes Konigreich GBR Jeannette Altwegg 02 06 028 156,166
4 Tschechoslowakei TCH Jiřina Nekolová 04 04 034 154,088
5 Tschechoslowakei TCH Alena Vrzáňová 07 03 044 153,044
6 Vereinigte Staaten 48 USA Yvonne Sherman 08 05 062 149,833
7 Vereinigtes Konigreich GBR Bridget Adams 05 16 069 148,644
8 Vereinigte Staaten 48 USA Gretchen Merrill 06 11 073 148,466
9 Osterreich AUT Martha Bachem 14 07 103 144,456
10 Vereinigtes Konigreich GBR Marion Davies 11 12 104 144,766
11 Vereinigte Staaten 48 USA Eileen Seigh 10 10 110 144,111
12 Kanada 1921 CAN Marilyn Ruth Take 12 13 110,5 143,722
13 Tschechoslowakei TCH Dagmar Lerchová 15 08 112 144,433
14 Kanada 1921 CAN Suzanne Morrow 09 15 117 143,655
15 Schweiz SUI Maja Hug 13 19 137 141,522
16 Frankreich 1946 FRA Jacqueline du Bief 16 21 147,5 139,022
17 Ungarn 1946 HUN Mária Saáry 17 14 142 140,944
18 Osterreich AUT Hildegard Appeltauer 18 20 155 139,300
19 Vereinigtes Konigreich GBR Jill Hood-Linzee 19 18 145 140,200
20 Osterreich AUT Ingeborg Solar 23 09 186 135,444
21 Ungarn 1946 HUN Éva Lindner 22 17 192 134,188
22 Norwegen NOR Marit Henie 21 23 194 133,111
23 Schweiz SUI Lotti Höner 23 20 186 134,211
24 Italien ITA Grazia Barcellona 25 24 218 122,211
25 Schweiz SUI Doris Blanc 24 25 221 122,622

Pflicht: 3. Februar, 9:00 Uhr und 5. Februar
Kür: 6. Februar, 7:30 Uhr

Es nahmen 25 Eiskunstläuferinnen aus 10 Ländern an diesem Wettbewerb teil. In der Pflicht mussten diese fünf Figuren zeigen, gefolgt von einer vierminütigen Kür. Es wurden dieselben Pflichtelemente verlangt wie bei den Herren.

Die plötzlich wärmeren Temperaturen brachten nicht nur bei den 10.000 m-Eisschnelllaufbewerben und im Eishockey, sondern auch in der Damenpflicht Probleme, da die Athletinnen schon nach der ersten Pflichtübung im weichen Eis stecken blieben.[3] So konnte die Pflicht nach einer witterungsbedingten Unterbrechung von anderthalb Tagen erst am Vormittag des 5. Februar fortgesetzt werden. Es waren noch drei Figuren nachzuholen. Bei der Kür gab es einen erneuten Zuschauerrekord. Es waren keine großen Überraschungen mehr zu erwarten, die Favoritinnen hatten sich schon nach der Pflicht in die vorderen Ränge geschoben. Es gelang einzig Pawlik und Vrzáňová, noch auf Rang 2 bzw. 5 vorzustoßen.

Die Kanadierin Barbara Ann Scott, die als klare Favoritin gegolten hatte, lief gesamthaft betrachtet die beste Kür. Es gab Läuferinnen, die höher sprangen, noch bessere Pirouetten drehten und im Aufbau ihrer Kombinationen mehr zu zeigen hatten. Aber alles zusammengerechnet war Scott am besten. Allgemein war die Leistungssteigerung unverkennbar. Dies zeigte sich nicht allein in der großen Zahl von Doppelsprüngen, neuartigen Pirouetten und schweren Verbindungsschritten, sondern auch in der Sicherheit, wie diese Schwierigkeiten rhythmisch gemeistert wurden. Einige Stürze waren nur zum geringen Teil auf Unsicherheiten, sondern eher auf die Eisverhältnisse zurückzuführen, die nicht gerade ideal waren, ohne jedoch einen ausschlaggebenden Einfluss auf die Konkurrenz zu haben.

Es gab unterschiedliche Darbietungen, wobei die sportliche Auffassung bei weitem überragte. Vereinzelt gab es Vorträge, die in Richtung Ballett und Varieté, Eistanzen oder Schaunummern gingen. In der Notengebung wurden eher bescheidene Läuferinnen wie z. B. Lerchová, Hug und Solar gedrückt. Die Leistungen der drei Schweizerinnen waren nicht ganz zufriedenstellend, denn sie hatten bei den nationalen Meisterschaften bewiesen, dass ihr Standard auf höherer Stufe stand.[4]

Platz Land Paar Pz Pkt.
1 Belgien BEL Micheline Lannoy / Pierre Baugniet 017,5 11,227
2 Ungarn 1946 HUN Andrea Kékesy / Ede Király 026,0 11,109
3 Kanada 1921 CAN Suzanne Morrow / Wallace Diestelmeyer 031,0 11,000
4 Vereinigte Staaten 48 USA Yvonne Sherman / Robert Swenning 053,0 10,581
5 Vereinigtes Konigreich GBR Winifred Silverthorne / Dennis Silverthorne 053,0 10,572
6 Vereinigte Staaten 48 USA Karol Kennedy / Peter Kennedy 059,5 10,536
7 Ungarn 1946 HUN Marianna Nagy / László Nagy 089,0 09,909
8 Vereinigtes Konigreich GBR Jennifer Nicks / John Nicks 098,0 09,700
9 Osterreich AUT Herta Ratzenhofer / Emil Ratzenhofer 111,5 09,436
10 Norwegen NOR Margot Walle / Allan Fjeldheim 118,5 09,281
11 Osterreich AUT Susanne Giebisch / Helmut Seibt 117,5 09,117
12 Schweiz SUI Luny Unold / Hans Kuster 120,0 09,281
13 Italien ITA Grazia Barcellona / Carlo Fassi 121,5 09,263
14 Frankreich 1946 FRA Denise Favart / Jacques Favart 139,0 08,700
Tschechoslowakei TCH Blažena Knittlová / Karel Vosátka zurückgezogen

Kür: 7. Februar, 13:00 Uhr

Der Wettbewerb im Paarlaufen, an dem 15 Paare aus 11 Ländern teilnahmen, bestand aus einer fünfminütigen Kür. Die Leistungen wurden von elf Wertungsrichtern beurteilt. Die Belgier Micheline Lannoy und Pierre Baugniet gewannen die erste und bisher einzige olympische Goldmedaille im Eiskunstlauf für ihr Land, indem sie die Ungarn Andrea Kékesy und Ede Király sowie die Kanadier Suzanne Morrow und Wallace Diestelmeyer auf die Plätze verwiesen.

Während des Bewerbs herrschte Schneetreiben, welches die auftretenden Paare behinderte.[5] Aber auch unter Berücksichtigung dieser ungünstigen Wetterbedingungen war zu konstatieren, dass das Paarlaufen jener Zweig des Kunstlaufkonkurrenzen war, der am wenigsten Fortschritte gemacht hatte. Es fehlten momentan Spitzenkönner von Format der ehemaligen Weltklasse. Kein einziges Paar lief wie aus einem Guss, drehte die verschiedenen Pirouetten in völlig gleicher Geschwindigkeit oder war in der Ausführung der Sprünge gleichwertig. Trotz diesen Einschränkungen kamen aber die Schönheiten, die dem Paarlaufen innewohnten, deutlich zum Vorschein. Dies galt besonders für die Kür des belgischen Siegerpaares, das nicht nur flüssig und elegant, sondern auch sein mit großen Schwierigkeiten gespicktes Programm exakt zum Vortrag brachte. Kleine Unebenheiten konnten aber den Gesamteindruck nicht verwischen, dass in Inhalt wie Ausführung diese Vorführung die beste war. Am nächsten kamen Kékesy/Király. Das kanadische Paar Morrow/Diestelmeyer demonstrierte einen ausgesprochen modernen Paarlaufstil.

Wie schon bei den Einzelkonkurrenzen war auch hier das Bestreben unverkennbar, auf Kosten der Dauerleistung während der ganzen fünf Minuten sich auf einige Glanzproduktionen zu konzentrieren und zwischendurch Erholungspausen einzuschalten, was Leerlauf bedeutete und in der Wirkung den Gesamteindruck stark beeinträchtigte. Einige begannen im vollen Tempo mit Anhäufung von Schwierigkeiten und fielen gegen den Schluss hin stark ab, andere gingen umgekehrt an die Lösung ihrer Aufgabe heran, und die besten hielten ein hohes Niveau vom Anfang bis Ende durch. Darin zeigten sich die Unterschiede im Können oft noch mehr als in den aufgezeigten Noten, die manchmal nach merkwürdigen Gesichtspunkten gegeben wurden, aber den Ausgang der Konkurrenz nicht wesentlich haben beeinflussen können.[6]

Einzelnachweise

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  1. «Der Tag der Kunstläufer». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 6. Februar 1948, S. 4.
  2. «Offenbarungen im Herren-Eiskunstlaufen»; Sport Zürich, Nr. 18 vom 6. Februar 1948, S. 6.
  3. «Auch in St. Moritz Warmwetter». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 4. Februar 1948, S. 4.
  4. «Eiskunstlauf-Grazien verursachten neuen Zuschauerrekord»; Sport Zürich, Nr. 20 vom 9. Februar 1948, S. 4 und 5
  5. «Der neue Paarlaufstil». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 8. Februar 1948, S. 5.
  6. «Eine „Goldene“ für Belgien»; Sport Zürich, Nr. 20 vom 9. Februar 1948, S. 5.