PragerU
Prager University | |
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Rechtsform | 501(c)(3) organization |
Gründung | 22. August 2010 |
Gründer | Dennis Prager Allen Estrin |
Sitz | USA |
Aktionsraum | weltweit (online) |
Umsatz | 36.188.194 US-Dollar (2020) |
Website | prageru.com |
PragerU (Abkürzung für Prager University oder die Prager University Foundation) ist eine als Non-Profit-Organisation konzipierte US-amerikanische Interessengruppe und Medienorganisation, die Videos zu politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen mit einem rechtskonservativen und rechtspopulistischen Betrachtungswinkel erstellt.[1][2] Sie steht dem rechten Flügel der Republikanischen Partei nahe. Obwohl PragerU den Titel „Universität“ im Namen trägt, ist sie keine akademische Einrichtung und ist nicht zur Vergabe von Zertifikaten oder Diplomen befugt.[3]
Geschichte und Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die PragerU wurde 2009 durch den Autor und Radio-Moderator Dennis Prager und dem Radioproduzenten und Drehbuchautor Allen Estrin gegründet,[4] um rechtskonservativen Ansichten eine Stimme zu verleihen und der in ihren Augen „links unterwanderten“ Hochschulbildung und Wissenschaft entgegenzuwirken.[5] Unter anderem werden der moderne Feminismus und Säkularismus als Irrwege dargestellt; Atheisten wird unterstellt, grundsätzlich amoralisch zu sein. Einen bedeutenden Programmpunkt der PragerU stellt die Verteidigung des Staates Israel und des Zionismus dar,[5] andere Videos wenden sich gegen den Sozialstaat oder die Evolutionstheorie und propagieren kreationistische Positionen. Zielgruppe sind amerikanische Teenager und junge Erwachsene, denen eine rechtskonservative und (nach Auslegung von PragerU) dezidiert jüdisch-christliche, religiös fundierte Weltsicht nahegelegt werden soll.
Die Videos werden vornehmlich auf YouTube gepostet und durch unterschiedliche Sprecher innerhalb von etwa 4–5 Minuten vorgetragen.[6] Zu den Sprechern zählten auch prominente Persönlichkeiten wie Anders Fogh Rasmussen, Alan Dershowitz, George Will, Jordan Peterson, Jonah Goldberg, Ben Shapiro, Charles Krauthammer, Michael Medved, Yoram Hazony oder Ayaan Hirsi Ali.[7]
Die von Prager University als neutrale Bildungsvideos bezeichneten Videos sind häufig provokativ und attackieren regelmäßig Muslime, die Gleichstellung von LGBTQ, Abtreibung, Feminismus, Waffenkontrolle und die Reform der US-Wahlkampffinanzierung, außerdem leugnen sie den menschengemachten Klimawandel.[8] Unter anderem behauptete Prager University, die unter anderem von der fossilen Energiebranche finanziert wird, dass Fossile Energie die „grünste Energie“ von allen sei. Eine Analyse aus dem Jahr 2022 kam zu dem Ergebnis, dass Prager University einer der „größten Verbreiter von Klimakrisenleugnung“ im Internet sei.[9]
Die Vereinigung ist im San Fernando Valley ansässig und hatte im März 2018 mehr als 20 Mitarbeiter.
Finanzierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 2018 und 2022 nahm PragerU 196 Mio. US-Dollar ein, wobei die Summe von 17,9 Mio. Dollar 2018 auf 65,1 Millionen 2022 stieg. Zu den wichtigsten Geldgebern zählen Sponsoren mit dezidiert US-amerikanisch-konservativen politischen Zielen wie Dan and Farris Wilks, zwei Milliardäre, die ihr Vermögen mit Erdöl und Erdgas erworben haben. Weitere wichtige Geldgeber waren die Lynde and Harry Bradley Foundation, die National Christian Charitable Foundation und die Dick and Betsy DeVos Foundation.[10] Zwei Mitglieder der Familie Wilks sitzen im Vorstand von PragerU.
Kontroversen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2015 kam es zu rechtlichen Auseinandersetzungen mit der Firma Google als Dachgesellschaft von YouTube.[11] PragerU warf dem Konzern Zensur vor; Kritiker halten umgekehrt PragerU vor, gezielt Desinformation und Verschwörungstheorien zu verbreiten. Im November 2018 umfasste der YouTube-Kanal 482 Videos, die im Jahr 2018 insgesamt eine Milliarde Aufrufe erreichten.[4][12] Im August 2018 entfernte Facebook zwei PragerU-Videos von seiner Plattform und gab später an, die Videos seien versehentlich entfernt worden.[13]
Im August 2019 schränkte YouTube mehrere Videos von PragerU als „restricted“ ein. Damit wurde der Zugriff erschwert, insbesondere von Endgeräten mit einem entsprechenden Filter wie zum Beispiel Jugendschutzfilter. Facebook soll zudem mehrere Videos aufgrund unangemessenen Inhalts gelöscht haben. Außerdem lehnen diverse Plattformen PragerU als Werbepartner ab, darunter Twitter und Spotify.[14] PragerU bezeichnete dies als Zensur und richtete zum Ausdruck des Protests auf der eigenen Webseite eine Online-Petition ein.[15]
Zu den wichtigsten Geldgebern zählen, wie erwähnt, die Brüder Dan Howard Wilks und Farris Cullen Wilks, deren Firma Wilks Brothers LLC insbesondere Fracking betreibt. 2023 veröffentlichte PragerU „Unterrichtsvideos“, in denen Klimawandelleugnung betrieben wird. In diesen Videos, die sich an Kindergartenkinder bis hin zur Fünftklässlern richten, wird unter anderem kontrafaktisch behauptet, dass Wind- und Solarenergie die Umwelt verschmutzten und für Verarmung sorgten, dass Klimaaktivisten mit den Nationalsozialisten vergleichbar seien und dass die seit Jahren beobachteten globalen und regionalen Hitzerekorde von natürlichen Klimaschwankungen herrührten. Von Bildungsexperten werden die Videos als „gefährliche Propaganda“ eingeordnet, die sich besonders an Kinder richteten, die in einer besonders beeinflussbaren Phase ihrer Entwicklung befinden. 2023 erlaubte Florida unter Gouverneur Ron DeSantis als erster US-Bundesstaat, dass diese Videos im Schulunterricht eingesetzt werden dürfen.[16]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Francesca Tripodi: Searching for Alternative Facts. Analyzing Scriptural Inference in Conservative News Practices. In: Data&Society, 2018.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Facebook apologises to right-wing site In: BBC News, 20. August 2018. Abgerufen am 23. August 2018 (britisches Englisch).
- ↑ Sinje Stadtlich: Medien-Organisation „PragerU“ – Wachsende Reichweite mit rechtsextremen Inhalten. Deutschlandfunk, Sendung Mediasres, 3. Februar 2020.
- ↑ Frequently Asked Questions In: PragerU, 5. September 2015. Abgerufen am 5. September 2022 (englisch).
- ↑ a b Mark Oppenheimer: Inside the right-wing YouTube empire that's quietly turning millennials into conservatives In: Mother Jones, März–April 2018. Abgerufen am 25. Mai 2018 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b Lisa Klug: Super-conservative PragerU aims to arm pro-Israel students for their campus ‘wastelands’ In: The Times of Israel, 14. Juni 2017. Abgerufen am 28. August 2017 (englisch).
- ↑ "YouTube restricts access to Alan Dershowitz video". Boston Globe, Hiawatha Bray, 14. Oktober 2016, abgerufen am 2. August 2019.
- ↑ List of Presenters In: PragerU, 5. September 2015. Abgerufen am 20. Juli 2018 (englisch).
- ↑ Another Court Throws Out PragerU’s Preposterous YouTube Lawsuit. In: Slate, 26. Februar 2020. Abgerufen am 8. August 2023.
- ↑ How Fracking Billionaires, Ben Shapiro, and PragerU Built a Climate Crisis–Denial Empire. In: Vice, 25. August 2022. Abgerufen am 8. August 2023.
- ↑ US ‘university’ spreads climate lies and receives millions from rightwing donors. In: The Guardian, 6. September 2023. Abgerufen am 8. September 2023.
- ↑ Rechtsstreit Google vs. Prager University In: Reuters, 5. September 2015. Abgerufen am 20. Juli 2018 (englisch).
- ↑ Uploads from PragerU. In: YouTube. Abgerufen am 14. November 2018.
- ↑ Isobel Asher Hamilton: Facebook apologizes to right-wing group PragerU after being accused of censoring its videos In: Business Insider, 21. August 2018. Abgerufen am 23. August 2018 (englisch).
- ↑ PragerU: We are BANNED from advertising on Twitter. We are BANNED from advertising on Spotify. Over 100 PragerU videos are restricted on Youtube. Several of our videos have been deleted on Facebook. Sign the petition to help us fight censorship, and RETWEET! In: @prageru. 20. August 2019, abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
- ↑ YouTube continues to restrict many PragerU videos. Fight back. Abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
- ↑ In DeSantis’ Fla., schools get OK for climate-denial videos. In: E&E News, 7. August 2023. Abgerufen am 8. August 2023.