Urkundlich wurde 1148 eine Kirche genannt. Nach einem Brand von 1413 erfolgte ein Neubau und ab 1478 Erweiterungen. Nach einem Brand von 1504 wurde ein spätgotischer Umbau begonnen, der Chor nennt 1513, 1523/1524 erfolgte die Wölbung des Kirchenschiffes durch den Meister Hans Schwab, die Kirche wurde 1537 geweiht. Nach 1602 wurde durch Anton Vasall eine Westempore eingebaut. Nach einem Brand von 1670 erfolgte unter Verwendung des gotischen Kirchenbaus ein Wiederaufbau durch den Stiftsbaumeister Domenico Sciassia von St. Lambrecht mit einer Wandpfeilerkirche mit Kapellen und darüberliegenden Emporen. Nach dem Tod Sciassias 1679 wurden die Bauarbeiten vom Judenburger Stadtbaumeister Christian Jaudenegger weitergeführt, von ihm stammt wohl die neue Westempore. Der erst teilweise fertiggestellte Kirchenbau wurde 1694 geweiht, die Bauarbeiten wurden 1707 abgeschlossen. Von 1899 bis 1902 erfolgte eine Umgestaltung des Äußeren in historisierenden Formen nach den Plänen von Hans Pascher. 1953 war eine Restaurierung, 1973 außen.
Das Langhaus ist eine vierjochige Wandpfeilerkirche mit Seitenkapellen und darüberliegenden Emporen unter einem Stichkappentonnengewölbe auf Gurten aus Wandpilastern, das Emporenjoch ist tonnengewölbt, das Gewölbe hat Stuckleistenfelder. Die dreiachsige Westempore hat an der Brüstung Stuck und zwei Nischen. Der eingezogene zweijochige Chor hat einen gotischen Fünfachtelschluss, der Chor wurde im Barock erhöht, außen zeigt der Chor gotische Strebepfeiler und die Inschrift 1513 sowie die Inschrift Hans Pascher 1901. Die zwei- und dreibahnigen erneuerten Maßwerkfenster haben eine figürliche Scheibenverglasung der Tiroler Glasmalerei 1901. Über dem Fronbogen befindet sich der Dachreiter.
Außen an der Westfassade befindet sich in einer Nische das Sandsteinrelief Christus am Ölberg um 1420.
In den Nordemporen befindet sich seit 1970 eine Kunstsammlung von Werken aus dem Judenburger Kirchenbesitz, darunter eine Kalksteinmadonna aus der Zeit um 1420, mehrere Arbeiten der Judenburger Bildschnitzerwerkstätte des 18. Jahrhunderts, vor allen aus der Kalvarienbergkirche Judenburg. Ebendort steht ein Orgelpositiv von Johann Lilling aus 1690 ursprünglich für die Martinikirche, seit 1730 in der Kalvarienbergkirche, 1970 restauriert.
Die Stadtpfarrkirche erhielt 1608 durch Paul Grueber 1608 eine Orgel auf der neuerrichteten Westempore des Vorgängerbaus. 1706 bis 1708 erfolgte mit der Fertigstellung des barocken Neubaus auch der Bau einer neuen Orgel mit elf Registern durch den aus Zug in der Schweiz stammenden Joseph Ignatz Meyenberg mit folgender Disposition:[1]
Manual
1.
Principal
8′
2.
Copel
8′
3.
Octav
4′
4.
Flötten
4′
5.
Superoctav
2′
6.
Quint
11⁄3‘
7.
Opertun
2′
8.
Mixtur IV
Pedal
09.
Gross Bass
16′
10.
Pedalcopl
16′
11.
Pedaloctav
08′
1827 wurde Simon Anton Hölzl mit einem Orgelneubau von 20 Registern beauftragt. Die Orgel fand Aufstellung auf der Westempore mit einem zweigeteilten Prospekt, das die Sicht auf die Fensterrose freiließ.
I. Manual C–f3
1.
Principal
08′
2.
Viola Baritona
16′
3.
Flauto principale
08′
4.
Flauto baritona
08′
5.
Octave
04′
6.
Flauto piccolo
04′
7.
Superoctave
02′
8.
Mixtur III–IV
02′
II. Manual C–f3
09.
Principal dolce
8’
10.
Echo baritona
8′
11.
Violino Soprano
8′
12.
Flauto dolce
8′
13.
Flauto dolce
4′
14.
Flageolett
2′
Pedal CDEFGA–cis1
15.
Contrabaß
16′
16.
Subbaß
16′
17.
Principalbaß
08′
18.
Violoncello
08′
19.
Quintbaß
051⁄3‘
20.
Bombarde
16‘
1901 kam es zu einem Neubau der Orgel im bestehenden Prospekt durch die Firma Matthäus Mauracher. Größere Reparaturen wurden 1928 durch Erwin Aigner aus Innsbruck und 1933 durch Konrad Hopferwieser ausgeführt, 1952 erfolgte ein Umbau durch Max Dreher aus Salzburg. 2019 wurde durch Francesco Zanin in Codroipo bei Udine eine weitgehende Rückführung der Disposition auf den Zustand von 1901 als ein Denkmal der Orgelromantik vorgenommen:
I. Manual C–g3
01.
Bordun
16′ H/M
02.
Gamba
16′ M
03.
Principal
08′ M/D
04.
Offenflöte
08′ H/M
05.
Gedackt
08′ H/M
06.
Salicional
08′ H/M
07.
Viola Baritona
08′ H
08.
Octave
04′ m/M/D
09.
Rohrflöte
04′ H/M
10.
Rauschquint
022⁄3‘ + 2′ Z
11.
Mixtur V
02′ M
12.
Trompete
08′ M
II. Schwellwerk C–g3
13.
Quintadena
16′ D
14.
Principale Amabile
08′ Z
15.
Flauto camino
08’ Z
16.
Ottava
04’ Z
17.
Flauto
04’ D
18.
Nazardo
022⁄3’ D
19.
Cornetta
013⁄5′ D
20.
Octava
01′ D/Z
21.
Ripieno III
01′ D
22.
Dulziana
08′ Z
Tremulant
III. Oberwerk C–g3
23.
Flötenprincipal
8′ M/D
23.
Lieblich Gedackt
8′ H/M
23.
Philomela
8′ H/M
23.
Aeoline
8′ M
23.
Vox coelestis
8′ M
23.
Violino soprano
4′ H/M
23.
Flautino
2′ H/M
Pedal C–f1
24.
Principal
16′ H
25.
Violon
16′ H/M
26.
Subbass
16′ H/M
27.
Octavbass
08′ H/M
28.
Cello
08′ M
29.
Posaune
16′ M/D
Koppeln: II/I, III/I, II/III, I/P, II/P, III/P, Super III/I, Sub III/I, Super II, Sub II, Super III, Sub III, Super P, Super I/P, Sub I/P
Judenburg, Stadtpfarrkirche hl. Nikolaus, mit Grundriss- und Gewölbedarstellung, Stadtturm freistehend beim NW-Eck der Pfarrkirche, Pfarrhof. S. 193–194. In: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Steiermark (ohne Graz) 1982.