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ADB:Bardeleben, Karl Alexander von

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Artikel „Bardeleben, Karl Alexander von“ von Richard von Bardeleben in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 52–53, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bardeleben,_Karl_Alexander_von&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 17:50 Uhr UTC)
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Bardeleben: Karl Alexander v. B., geb. 21. Dec. 1770 in Riesenwalde bei Riesenberg in Preußen, auf dem Stammgute seiner Voreltern, † 1813, verlor kaum 1 Jahr alt seinen Vater Ludwig Wichmann, der aus Begeisterung für Friedrich den Großen einen Theil des siebenjährigen Krieges in einem sehr jugendlichen Alter mitgemacht und sich dabei eine chronische Brustkrankheit zugezogen hatte; dieselbe raffte ihn bereits vor seinem 30. Jahre dahin. Seine Wittwe heirathete in zweiter Ehe einen Hauptmann v. d. Marwitz, und da ihr Sohn Karl die leidenschaftliche Heftigkeit seines Stiefvaters nicht ertragen konnte, so wurde er zu einem Baron v. Buddenbrock auf Powaerben bei Königsberg i. Pr. gegeben und mit dessen mit ihm in gleichem Alter stehenden Sohne erzogen.

Nach der Sitte jener Zeit trat er noch sehr jung, im Alter von 14 bis 15 Jahren, in die Armee, und zwar in das damalige Werther’sche Dragoner-Regiment, jetzige 3. Kürassier-Regiment. 1794 verließ er jedoch bereits den Militärdienst, verkaufte sein ererbtes Stammgut Riesenwalde, kaufte dagegen die Rinau'schen Güter bei Königsberg und vermählte sich mit Dorothea Prentzel, der zweiten Tochter des Kriegs- und Domänen-Raths Prentzel. Von nun an beschäftigte er sich nicht allein auf das thätigste und umsichtigste mit der Verbesserung seiner Güter, sondern auch bei seinem großen Drange nach geistiger Thätigkeit und wissenschaftlicher Fortbildung mit dem Studium der Geschichte, der militärischen Wissenschaften und mit der damals immer noch beliebten französischen Litteratur. 1804 unternahm er mit seiner Familie eine Reise nach der Schweiz, die er im Herbst desselben Jahres nach Paris ausdehnte. Es zog ihn dorthin wol hauptsächlich die Absicht, aus eigener Anschauung die Zustände Frankreichs kennen zu lernen, das durch das Genie und die militärischen Erfolge Napoleons I. so eben wiederum zu einer Monarchie umgestaltet worden war. Er kam dort in häufige Berührung mit Notabilitäten des neuen Kaiserreichs, und es entging seinem klaren Verstande nicht, daß Napoleons unbezähmbarer Ehrgeiz ihn bald immer weiter auf der Bahn der Eroberungen und zunächst wieder gegen Deutschland treiben werde. Nach der Schweiz zurückgekehrt, äußerte [53] er diese Befürchtungen gegen seine Freunde mit dem Hinzufügen, daß zur Abwehr der französischen Invasion stehende Heere allein nicht mehr ausreichend seien, sondern daß dies nur durch einen großartigen dem Volke gegebenen Impuls und durch eine allgemeine Bewaffnung desselben geschehen könne. Diese Ideen befestigten sich bei ihm, als nach der Niederlage Oesterreichs auch über Preußen das Verhängniß hereinbrach, und in der Schule des Unglücks die Wiedergeburt des preußischen Volkes ihren Anfang nahm.

Als 1812 der Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Rußland den Durchmarsch der großen französischen Armee durch Preußen zur Folge hatte, begleitete v. B. im Auftrage der Regierung verschiedene französische Armeecorps von der Weichsel bis zur russischen Grenze als Civilcommissarius, und es gelang ihm durch Umsicht und Energie unnöthige Bedrückungen von den ohnehin schwer geprüften Bevölkerungen abzuwenden. Die furchtbare Katastrophe, welche das Heer Napoleons in Rußland ereilte, und dessen tragischer Rückzug belebten in v. B. die Hoffnung, die Fremdherrschaft durch eine allgemeine Erhebung und Bewaffnung des Volkes zu brechen. Der erste Schritt zur Erfüllung derselben geschah durch den denkwürdigen Landtag, der gleich nach der Räumung Königsbergs Seitens der Franzosen in dieser Stadt zusammentrat, und den Beschluß faßte, in dem östlich von der Weichsel gelegenen Landestheile 20000 Mann auf Kosten der Provinz aufzustellen. Das Vertrauen der Stände berief den Grafen Louis Dohna und v. B. zu Inspectoren der zu formirenden zwei Landwehr-Divisionen. Da der erstere zur Einholung der königlichen Bestätigung dieses Beschlusses nach Breslau, wo Friedrich Wilhelm III. damals weilte, gesendet worden war, lag die Aufgabe der Formation, Equipirung und Armirung dieses bedeutenden Truppencorps v. B. allein ob. Die Schwierigkeiten, mit denen er dabei zu kämpfen hatte, waren grenzenlos und konnten nur durch die patriotische Begeisterung, die alle Volksschichten beseelte, überwunden werden. Schon nach wenigen Monaten waren zwei Divisionen Landwehr, darunter 4 Cavallerieregimenter und mehrere Batterien, marschfertig.

Durch königl. Cabinetsordre vom 5. Juli 1813 erhielt v. B. das Commando über die zweite Division und den Befehl, zum Blockadecorps von Küstrin zu stoßen, und am 6. Aug. wurde ihm die belobende Anerkennung des Königs für den Eifer zu Theil, den er bei der Formation der Landwehr bewiesen. Nach Ablauf des Waffenstillstandes eröffnete die französische Besatzung von Küstrin die Feindseligkeiten durch einen sehr heftigen Ausfall, der die schwachen vorgeschobenen Piquets der Landwehr im ersten Anlauf aus ihren Stellungen drängte; v. B., der erst kurz vor Eröffnung des Gefechts von einer Recognoscirung in sein Hauptquartier Tamsel zurückgekehrt war, eilte, sobald die ersten Schüsse ertönten, auf den Kampfplatz und stellte sich an die Spitze der Landwehr, die angefeuert durch sein Beispiel und durch seinen Heldenmuth, der, wie sein Adjutant nach dem Gefechte berichtete, keine Grenze kannte, den Feind in die Festung zurückwarf. Doch dieser Erfolg wurde theuer mit dem Verlust des tapferen Führers erkauft. v. B. wurde durch eine Flintenkugel am Kopfe getroffen und erlag dieser Wunde drei Tage darauf am 25. Aug. in Landsberg a. W.