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ADB:Knar, Joseph

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Artikel „Knar, Joseph“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 269, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knar,_Joseph&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 11:40 Uhr UTC)
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Knar: Joseph K., Mathematiker, geb. am 1. Januar 1800 zu Hartberg (Steiermark), † am 1. Juni 1864 zu Graz. Aus unbemittelter Familie entsprossen, erhielt K. einen Freiplatz im Convicte der Landeshauptstadt und absolvirte daselbst sowol das Gymnasium als auch die Universität, an welcher er Mathematik und Jurisprudenz studirte. Schon mit 19 Jahren erhielt er, der damals bereits in beiden Rechten, sowie in der Philosophie zum Doctor promovirt war, die Stelle eines Supplenten der Mathematik an der Grazer Hochschule; zwei Jahre darauf ward er ordentlicher Professor und bekleidete die Professur bis zu seinem Tode. Bis zur Aufhebung derselben war ihm auch die Professur der Technologie übertragen. Die Ruhe wissenschaftlicher Arbeit ward für K. unterbrochen durch die Stürme des Jahres 1848; seine Vaterstadt Hartberg sandte ihn als ihren Abgeordneten in das Frankfurter Parlament. Seit jener Zeit wandte er der Ausbildung des österreichischen Versicherungswesens besondere Sorgfalt zu: die allgemeine Versorgungsanstalt in Wien dankt ihm ihre Reorganisation und von drei anderen Anstalten, der Wiener Sparkasse, der steirischen Sparkasse und der in Graz domicilirenden österreichischen Feuerversicherungsanstalt war er theils wirklicher, theils Ehrendirector. Glücklich verheirathet (seit 1826), von drei Söhnen und fünf Töchtern betrauert, erlag er im 65. Lebensjahre einem Schlagflusse, ohne daß eine längere Krankheit voraus gegangen wäre. Von Knar’s selbständig im Buchhandel erschienenen Werken ist das besonders für Praktiker bestimmte Schriftchen „Neues, sehr einfaches Verfahren zur Ausziehung der Wurzeln aus bestimmten Zahlen“ (Graz 1824) sowie das zweibändige „Lehrbuch der Elementarmathematik“ (Graz 1828–29) zu nennen. In der von Baumgartner und v. Ettingshausen redigirten „Zeitschrift für Physik und Mathematik“ veröffentlichte er mehrere analytische Abhandlungen, ganz besonders aber eine originelle Theorie der Parallellinien (Jahrgang 1828). Bedeutender noch ist seine Analyse des von ihm neu geschaffenen Begriffs der „hypercyklischen Functionen“ im 27. Bande von Grunert’s Archiv; indem er daselbst die Eigenschaften jener Reihen studirte, welche aus den gewöhnlichen goniometrischen Reihen für Sinus und Cosinus durch gesetzmäßiges Ueberspringen gewisser Glieder gebildet werden, arbeitete er späteren Forschungen von Glaisher, Schapira und Yvon Villarceau in anerkennenswerthester, leider zu wenig gewürdigter, Weise vor. Ein Muster sorgfältiger Arbeit ist nicht minder die im Todesjahre erschienene „Theorie der harmonischen Reihen“ (Grunert’s Archiv, 41. Bd.). Liebevolles Versenken in den Gegenstand sammt seinen Einzelheiten, genaue Kenntniß der Litteratur und Geschichte der Wissenschaft zeichnen Knar’s litterarische Arbeiten ebenso aus, wie sie nach den Angaben von Ohrenzeugen für seine akademische Lehrart charakteristisch gewesen sind.

Grazer Tagespost vom 21. Juni 1864. – Gedruckte Todesanzeige vom 2. Juni 1864. – Privatmittheilungen von Prof. Dr. Rogner in Graz.