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BLKÖ:Liechtenstein, Friedrich Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 15 (1866), ab Seite: 146. (Quelle)
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Liechtenstein, Friedrich Fürst (General der Cavallerie und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 21. September 1807). Sohn des Fürsten Johann Joseph aus dessen Ehe mit Josepha Sophie geb. Landgräfin Fürstenberg, Bruder der Fürsten Alois [S. 140], Franz [S. 143], Eduard [S. 121, Nr. 13]. Im Alter von zwanzig Jahren trat der Fürst in die kaiserliche Armee und zwar als Unterlieutenant bei Schwarzenberg-Uhlanen, kam im April 1828 als Oberlieutenant in das bestandene Szekler-Huszaren-Regiment, in welchem er Ende September 1831 zum Seconde-Rittmeister vorgerückt war. Am 10. September d. J. kam der Fürst in gleicher Eigenschaft zu dem Huszaren-Regiments Erzherzog Ferdinand d’Este Nr. 3 und wurde in diesem Ende October 1832 Escadronscommandant. Mit 15. Juni 1838 zum Major im Huszaren-Regimente Fürst Reuß Nr. 7 ernannt, rückte er in demselben im October 1839 zum Oberstlieutenant und am 31. August 1840 zum Obersten vor. Zu Anfang 1848 zum General-Major befördert, erhielt er eine Brigade im 2. Armeecorps, welches in Italien aufgestellt war. Als der Feldmarschall Radetzky die Offensive ergriff, stieß der Fürst bei Verona mit seiner Brigade zum Heere. Noch vor Beginn der Operationen hatte der Fürst den erhaltenen Auftrag, die Gegend von Montebello, welche von Insurgentenhaufen beunruhigt wurde, zu säubern, mit Energie ausgeführt, Sorio mit Sturm genommen und bei dieser Gelegenheit zwei Geschütze erbeutet. Bei Santa Lucia, am 6. Mai, war des Fürsten Friedrich Brigade eine von den dreien, welche den heftigen Sturm des linken Flügels abwehrte; eine Erinnerung an sein ausgezeichnetes Verhalten an diesem Tage bietet noch die vorletzte Redoute vom linken zum rechten Flügel auf dem Rideau vorwärts Verona, welche nach ihm Friedrich Liechtenstein heißt. Insbesondere aber that sich der Fürst bei Montanara (26. Mai) und bei La Volta (26. Juli) hervor. Auf die Einnahme von Montanara war der fernere Operationsplan basirt, also die Ausführung dieses Vorhabens von Wichtigkeit. Der bisherige Angriff der Brigade Clam war nicht vollendet gelungen, es mußte zu einem zweiten geschritten werden. Der Fürst hatte den Auftrag dazu erhalten. Auf einem kürzeren Wege, als es jener war, der ihm bezeichnet worden, brachte der Fürst seine Brigade in’s Gefecht, wobei sich ihm noch der Vortheil bot, den Feind vielleicht im Rücken angreifen und so zwischen zwei Feuer bringen zu können. Das Infanterie-Regiment Erzherzog Franz Karl, das Kaiserjäger-Regiment und das 9. Jäger-Bataillon sollten in den Kampf rücken, während das 8. Jäger-Bataillon seinen Rücken deckend, Badina und Strozza besetzten. Indem also der Fürst auf der Rückzugslinie des Feindes vorrückte, vier Geschütze auf und neben der Hauptstraße aufstellte und links und rechts derselben Sturmcolonnen formirte, begann [147] er zuerst sein Geschützfeuer auf die vor ihm sichtbar gewordenen Linien des Feindes und drang dann mit den Angriffscolonnen rasch vorwärts. Nun begann der Feind auch seine Geschütze, welche ein mörderisches Kreuzfeuer eröffneten, wirken zu lassen. Mehrere von dem Gegner besetzte Puncte, als Casa Vilari, Rocca, Casa nuova, mußten, jeder einzeln, im Sturm genommen werden. Der Fürst nahm sie; die Sturmcolonnen von Erzherzog Franz Karl-Infanterie, des 9. Jäger-Bataillons und des Kaiserjäger-Regiments entwickelten eine Bravour ohne gleichen. Der Feind wurde auf allen Seiten geworfen, die Kanonen desselben erobert, 100 Feinde getödtet und über 150 Gefangene gemacht. Indessen war der von der Brigade Clam erneuert unternommene Sturm auf Montanara auch gelungen und nun fielen über Tausend der fliehenden Feinde in die Hände unserer, von beiden Seiten vordringenden Sturmcolonnen. Nach der Schlacht von Custozza hatte der Fürst Befehl erhalten, den Mincio zu überschreiten, nach Volta vorzurücken, den ihm aufstoßenden Feind anzugreifen, Volta zu besetzen, den Marsch nach Foreste fortzusetzen und dort ein Lager zu beziehen. Am 26. Juli nach 6 Uhr näherte sich die von dem Fürsten geführte Colonne dem Orte Volta. Landleute, denen man auf dem Wege begegnet war, versicherten, der Feind habe in der vergangenen Nacht Volta geräumt. Der Fürst entsendete den Hauptmann John [s. d. Bd. X, S. 233] zur Recognoscirung. [Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf die biographische Skizze John’s hingewiesen. bei welcher die ganze taktische Darstellung des Angriffes auf Volta ausführlich erzählt ist.] Die von dem Fürsten getroffenen Dispositionen wurden vom günstigsten Erfolge gekrönt. Der Kampf mit einem in seiner Stellung und an Stärke uns überlegenen Feinde hatte zwei Stunden bereits gedauert und die Truppen, wieder Erzherzog Franz Karl-Infanterie, das 9. Jäger-Bataillon und das Kaiserjäger-Regiment, hatten ihre bereits in den früheren Gefechten erprobte Bravour von neuem bewiesen, als endlich die Brigade Kerpan zur Unterstützung herankam und alle weiteren Versuche des Feindes vereitelte. Nun, nachdem noch einer der mörderischesten nächtlichen Straßenkämpfe, in welchem der Fürst eine unerschütterliche Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit an den Tag legte, zu überstehen war, wurde es den Unseren möglich, Volta zu halten. Der Fürst selbst ergriff schon Tags darauf die Offensive und trieb den Feind bis vor die Thore Mailands. Als Anfangs August Mailand von Radetzky genommen wurde, schickte der Feldmarschall den Fürsten Friedrich mit den Schlüsseln der Stadt in das damals zu Innsbruck befindliche kaiserliche Hoflager, bei welcher Gelegenheit der Fürst von Sr. Majestät mit dem Orden der eisernen Krone 2. Classe ausgezeichnet wurde. Als aber nach beendetem italienischen Feldzuge am 27. November 1848 das (151.) Capitel des Maria Theresien-Ordens zusammentrat, wurde auch Fürst Friedrich unter die Ritter desselben aufgenommen. Im folgenden Jahre, nach Beendigung des mit Piemont geschlossenen Waffenstillstandes, wurde der Fürst mit seiner Brigade in der Division des Feldmarschall-Lieutenants Graf Schaafgotsche im 2. Armeecorps eingetheilt, nahm ferner an der Expedition der unter dem Feldzeugmeister Baron d’Aspre zur Intervenirung in das toscanische und römische Gebiet entsendeten Truppen thätigen [148] Antheil. Durch mobile Colonnen unterwarf er von Foligno aus alles umliegende Land bis zur neapolitanischen und wieder andererseits bis zur toscanischen Grenze der Herrschaft des Papstes. Dieser Zug galt dem nachmals hochgefeierten Garibaldi, der mit seinen an 6000 Mann starken Banden sich an der toscanisch-römischen Grenze durchzuschlagen versuchte. Der Fürst zersprengte sie in kurzer Zeit. Am 20. Juli 1849 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, übernahm der Fürst den Befehl einer Division im 6. Armeecorps, blieb längere Zeit Commandant der kaiserlichen Besatzungstruppen in Florenz, wurde dann Commandant des 6. Armeecorps, dessen Hauptquartier sich in Gratz befindet, und nach dem Ableben des Feldzeugmeisters Fürsten Karl Schwarzenberg im September 1858 zum Gouverneur und commandirenden General in Siebenbürgen ernannt. Am 14. Mai 1861 wurde der Fürst General der Cavallerie, darauf Gouverneur und commandirender General im Banat und in der serbischen Wojwodschaft und zuletzt commandirender General in Ungarn, in welcher Stellung er sich noch zur Stunde befindet. Außer den schon erwähnten Auszeichnungen erhielt der Fürst noch die 1. Classe des Ordens der eisernen Krone, von Rußland den weißen Adler-Orden mit den Schwertern und außerdem Decorationen von Sr. Heiligkeit dem Papste, von Preußen und Toscana. Die Stadt Hermannstadt verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht. Der Fürst ist (seit 15. September 1848) mit der zu ihrer Zeit als Sängerin hochgefeierten Sophie Löwe (geb. 24. März 1815) vermält, aus welcher Ehe jedoch keine Kinder vorhanden sind.

Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee. Nach k. k. Feldacten und anderen gedruckten Quellen (Wien 1850, J. Beck, 8°.) S. 561. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 1528 u. 1752. – Transilvania. Beiblatt zum Siebenbürger Boten (Hermannstadt, gr. 4°.) 1858, Nr. 38. – Der Satellit. Conversationsblatt zur Kronstädter Zeitung (Kronstadt, 4°.) Jahrg. 1858, Nr. 125. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld und Meynert (Wien, kl. 8°.) IV. Jahrg. (1853), S. 238. [Der wenigen, den Fürsten Friedrich betreffenden, daselbst vorkommenden Zeilen würde hier nicht gedacht werden, wenn diese Angaben der verschiedenen Stellungen des Fürsten in der kais. Armee von anderen nicht völlig abwichen. Nach diesem war der Fürst schon im Jahre 1832 Major im 7. Huszaren-Regimente – also schon im Alter von 25 Jahren, was doch nicht recht wahrscheinlich ist – im Jahre 1835 Oberstlieutenant im 5. Huszaren-Regimente und im Jahre 1840 Oberst in demselben.] – Porträt. Lithographirt von Kriehuber (Wien, bei Neumann, in Folio und in 4°.).